Entkalkungstiefe

Viele Ausgangsgesteine sind kalkhaltig, so enthalten z.B. die meisten Moränen, aber auch Schotter mit hohem Kalkgehalt, Karbonatanteile von 40 bis 60 %. Dies reicht aus, um verdünnte Salzsäure sehr gut sichtbar zum Aufschäumen zu bringen. Als "entkalkt" bezeichnet man einen Boden dann, wenn die verdünnte Salzsäure nicht mehr reagiert.
Zum Aufschäumen kommt es durch die Freisetzung von CO2 nach der Formel:

Die Verwitterung ist zwar nicht annähernd so intensiv und aggressiv wie die verdünnte Salzsäure, doch im Laufe der Zeit sind auch die protolytischen und hydrolytischen Verwitterungsprozesse in der Lage, das Calciumkarbonat sukzessive im Boden zu lösen und mit Hilfe des Wassers abzuführen. Vor allem im Bereich der Wurzeln, wo infolge der Wurzelatmung sowie der mikrobiellen Tätigkeit viel CO2 bereit gestellt wird, kann Calciumkarbonat gut gelöst werden. Das CO2 dissoziiert in Wasser zu Kohlensäure, deren H+-Ionen das schwer lösliche Karbonat in wesentlich leichter lösliches Hydrogenkarbonat überführen. Die Entkalkung greift also parallel zur Verwitterung von oben her in den Boden ein. In beiden Fällen gilt: je tiefer der Prozeß gewirkt hat, desto älter ist das Material. Deshalb wird häufig die Entkalkungstiefe mit der Verwitterungstiefe gleichgesetzt. Die Entkalkungstiefe kennzeichnet demnach auch die Grenze zwischen verwittertem und unverwittertem Material, also zwischen entkalktem B-Horizont und kalkhaltigem C-Horizont. So kann die Lage des Ausgangsgesteins ausgemacht werden.
Zur Anwendung dieser Methode eignen sich 5- bis 15-prozentige Salzsäure, die in der Apotheke zu kaufen ist. Das Aufschäumen ist mit bloßem Auge sichtbar und i.d.R. auch gut hörbar. Die einfache Durchführung, ohne Labor und vor Ort, macht die Methode für das Gelände besonders empfehlenswert, wenngleich das Arbeiten mit der ätzenden Salzsäure durch die Schülerinnen und Schüler nicht unproblematisch ist.