Kommunikation & Netiquette
 

Online Begegnungen

Medien hatten stets eine Funktion als unterstützendes Werkzeug der Kommunikation, etwa in Form des Briefes oder des Telefons, aber auch in der pädagogischen Kommunikation in Form der Wandtafel oder des Tageslichtprojektors. Was sich nun durch die Weiterentwicklung der Informationstechnologien gewandelt hat, ist die Multilateralität verbunden mit einer stärkeren Interaktivität neuer Medien und ihre Bedeutung für die interpersonelle Kommunikation über größere räumliche und zeitliche Distanzen. Dies hat auch zu qualitativen Veränderungen in der Kommunikation selber beigetragen: Wie der Brief dazu geführt hat, dass es Brieffreundschaften gab, so gibt es nun virtuelle Bekanntschaften: Seien dies wissenschaftliche Zusammenschlüsse, die ihre Erkenntnisse über Newsgroups und Mailinglisten kommunizieren oder Liebespaare, die sich das erste Mal im Netz begegnen.

Das Internet gewährt verschiedene Möglichkeiten kurzfristiger oder langfristiger Kommunikation. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal dieser Kommunikationsangebote ist deren Zeitlichkeit. So werden zeitgleiche von zeitversetzten Kommunikationsmöglichkeiten unterschieden. Für uns von Interesse sind im Bereich der zeitversetzten Möglichkeiten E-Mails und Mailinglisten und im Bereich der zeitgleich verlaufenden Kommunikationsangebote die Chats, außerdem sind für uns noch sog. Diskussionsforen von Bedeutung, die gewissermaßen zwischen beiden Formen der Kommunikation vermitteln.

Bei der Kritik am elektronischen Kommunikationsmittel steht immer wieder das Fehlen non-verbaler Äußerungen im Vordergrund. Hierbei ist zu bedenken, dass die Internetkommunikation nicht den Anspruch erhebt, eine bessere Kommunikationsform zu sein als das persönliche Gespräch oder der Brief - aber eine andere, die andere Umgangsformen, andere soziale Kompetenzen, andere Ausdrucksmittel verlangt. So kann man heute sagen, dass gerade der E-Mail-Austausch zu ganz neuen Umgangsformen des Miteinanders geführt hat. Im geschäft- lichen Bereich herrscht teilweise ein lockererer Kommunikationsstil als er durch Telefon und Brief geprägt war, eine Anfrage per E-Mail hat bei weitem nicht den offiziellen Touch eines Briefes und man muss nicht wie beim Telefon befürchten, gerade einen unpassenden Augenblick erwischt zu haben. Wo es darum geht, zusätzlich zum Schreibstil emotionale Akzente zu setzen, hat sich die Verwendung sog. Emoticons etabliert, mit denen sich Stimmungen durch ein Lächeln oder ein ironisches Augenzwinkern vermitteln lassen:

Die Standard-Emoticons:

 

Um die Kommunikation im Netz zu regeln und zu gestalten gibt es verschiedene Hilfestellungen. In weiten Teilen der Netzsozietät haben sich z. B. Umgangsformen durchgesetzt, die unter dem Begriff der Netiquette, einer Art Verhaltenskodex, eine Etiquette des Netzes beschreiben:

Die 10 Grundregeln der Netiquette

Vergiss nie, dass auf der anderen Seite ein Mensch sitzt Die elektronische Kommunikation beschränkt sich auf geschriebene Worte, welche leicht missverstanden
werden können. Ergo sollte man sich, bevor man etwas mailt oder postet, zuerst fragen, ob
man dem Gesprächspartner das, was man geschrieben hat, auch ins Gesicht sagen würde. Wenn
nicht, sollte man den Text noch einmal durchdenken und gegebenenfalls umformulieren oder neu
schreiben.
Handle online nach den gleichen Werten, denen du auch im richtigen Leben folgst Im Cyberspace scheinen die Chancen, bei etwas Illegalem erwischt zu werden, oft gering. Dies
bedeutet jedoch nicht, dass man sich als Netizen im Cyberspace in einem rechtsfreien Raum befindet.
Sowohl gesetzeswidriges als auch unethisches Handeln widersprechen der Netiquette.
Wisse immer, wo du dich im Cyberspace befindest Es ist wichtig zu wissen, wo man sich im Cyberspace gerade befindet, da sich Umgangsformen und
Gepflogenheiten von Domain zu Domain unterscheiden. Verhaltensweisen, die in einem Bereich
vollkommen akzeptabel sind, können in einem anderen als unverschämt angesehen werden.
Aus diesem Grunde gilt „lurk before you leap“, was so viel wie „erst beobachten, dann teilnehmen“
heißt. Man sollte sich also auf unbekanntem Terrain, wie z. B. einer neuen Newsgroup, zunächst
erst einmal umsehen, d. h. die FAQ und Archive lesen oder dem Chat eine Weile zuhören, um ein
Gefühl für die Umgangsformen auf diesem Gebiet zu entwickeln, bevor man aktiv am Geschehen
partizipiert.
Respektiere die Zeit und Übertragungskapazität anderer Wann immer man E-Mails versendet oder in Newsgroups Beiträge postet, beansprucht man Zeit
und Übertragungskapazität derer, die diese lesen. Es liegt in der Verantwortung des Autors, dass
die zum Lesen benötigte Zeit nicht vergeudet ist. Weiterhin sollte man nicht vergessen, dass man
selbst nicht das Zentrum des Cyberspace ist. Aus diesem Grunde sollte man beispielsweise auf
eine gestellte Frage nicht immer eine umgehende Antwort erwarten, denn andere haben schließlich
auch ihre eigenen, meist vorrangigen Interessen.

Sorge dafür, dass du online gut aussiehst
Die meisten Menschen, die online kommunizieren, möchten akzeptiert und anerkannt werden. Im
Cyberspace wird man nach dem beurteilt, was man schriftlich von sich gibt. Aus diesem Grunde
sollte man auf Grammatik, Rechtschreibung, Logik, Einfachheit und inhaltliche Korrektheit seiner
Beiträge achten. Letzteres ist besonders wichtig, da sich Informationen, also auch falsche, im Cyberspace
wie Lauffeuer verbreiten können.
Auch offensive Ausdrucksweise sollte vermieden und Höflichkeit der Vorrang gewährt werden.
Lasse andere an deinem Wissen teilhaben Der Austausch von Wissen hat im Internet eine lange Tradition. Sollte man bei der Suche nach
Antworten auf eine Frage im Internet fündig werden, ist es sicherlich hilfreich, eine Zusammenfassung
der Antworten für andere ins Netz zu stellen.
Auch wenn man über Spezialwissen auf einem bestimmten Fachgebiet verfügt, sollte man über
dessen Veröffentlichung im Netz nachdenken, damit andere davon profitieren können.
Hilf’, „flame wars“ unter Kontrolle zu halten „Flaming“ nennt man das, was Leute tun, wenn sie eine Meinung, von der sie absolut überzeugt
sind, zum Ausdruck bringen, ohne dabei ihre Gefühle zu verbergen. „Flaming“ ist eine alte Tradition
und muss nicht gegen die Netiquette verstoßen.
Anders sieht es mit sogenannten „flame wars“ aus. Dabei handelt es sich um einen schriftlichen
Schlagabtausch zwischen zwei oder mehr Personen unter Verwendung meist sehr offensiver
Schreibweise. Solche Kleinkriege können die Atmosphäre einer Diskussionsgruppe schnell verderben
und behandeln diejenigen unfair, die daran unbeteiligt sind, aber dadurch belästigt werden.
Respektiere die Privatsphäre anderer Das Herumstöbern in den Daten anderer, ob Dateien, E-Mails, o. Ä. verstößt gegen die Netiquette.
Dies beinhaltet sowohl das Durchstöbern der E-Mails des Arbeitskollegen während dessen Mittagspause
als auch das unbefugte Eindringen in fremde Systeme durch Hacker vom heimischen PC
aus.
Missbrauche nicht deine Rechte Manche Leute im Cyberspace wie z. B. Systemadministratoren oder Diskussionsmoderatoren haben
mehr Rechte als andere. Dies erlaubt ihnen allerdings nicht, sie zu missbrauchen, um anderen
Schaden zuzufügen oder von ihnen ungerechtfertigt zu profitieren.
Vergib’ anderen ihre Fehler Sollte man jemandem begegnen, dem während der Unterhaltung in einer Newsgroup ein Fehler
unterläuft, muss man ihn nicht um jeden Preis öffentlich zurechtweisen. Vielleicht ist er Newbie
oder es war einfach nur ein Versehen.
Sollte man trotzdem das Verlangen haben, auf diesen Fehler zu reagieren, dann ohne den Betreffenden
vor den anderen Diskussionsteilnehmern bloßzustellen. Eine persönliche Email mit dem Hinweis
auf den Fauxpas reicht vollkommen aus.

Quelle: http://server02.is.uni-sb.de/courses/ident/themen/netikette/#k3)