Herausgeber
Nuissl von Rein, Ekkehard
Titel
Zuwanderung
Zeitschrift
DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung
Ausgabe
4/2002
Ort
Bielefeld
Verlag
wbv
Zitierlink
http://www.die-bonn.de/id/470
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Abstract
Die bundesdeutsche Debatte um das Zuwanderungsgesetz betrifft die Erwachsenenbildung in mehreren Hinsichten. Ganz konkret bedeuten die Gesetzentwürfe Handlungsbedarf bei der Konzeption und Durchführung von Integrationskursen für Zugewanderte.
Lale Akgün formuliert im Gespräch die Forderung, Kurse müssten neben Sprache auch den „Code der Gesellschaft“ erlernbar machen. Zudem ist im Heft der Umgang mit dem Anderen sehr grundsätzlich im Blick: Alheit beschreibt „Fremdheitskonstruktionen“ in den Köpfen der Ostdeutschen. Wenn der Theologe Wohlmuth das Konzept eines „gastlichen Subjekts“ vorstellt, dann steht dies dazu in großer Spannung. „Interkulturelle Kompetenz“ jedenfalls bleibt ein wichtiges Ziel von Weiterbildung.
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Inhalt

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Bosswick, Wolfgang

Strukturen künftiger Migrationssozialarbeit

Das Zuwanderungsgesetz macht eine Restrukturierung und Koordination bestehender Maßnahmen der Migrationssozialarbeit erforderlich. Wolfgang Bosswick trägt hierzu ein ganzes Maßnahmenbündel zusammen, in das Erkenntnisse zweier Gutachten eingeflossen sind, die er für die Zuwanderungskommission und das hessische Sozialministerium erstellt hat. Er empfiehlt eine ständige interministerielle Arbeitsgruppe Integration des Bundes und der Länder. Bestehende Segmentierungen sollen aufgehoben, Verfahren vereinfacht werden. Zur besseren Vernetzung sollen auf kommunaler Ebene Integrationsleitstellen eingerichtet werden. Die Migrationssozialarbeit wäre grundsätzlich zu differenzieren in Regel- Fach- und Spezialdienste.
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Akgün, Lale; Brandt, Peter

Gespräch Den Code der Gesellschaft beherrschen lernen

Gespräch mit Lale Akgün
Dr. Lale Akgün leitet das Landeszentrum für Zuwanderung Nordrhein-Westfalen und war Jurymitglied beim Integrationswettbewerb des Bundespräsidenten. Im Gespräch mit Dr. Peter Brandt spricht sie über das neue Zuwanderungsgesetz und die Frage, was die Ziele von Integration sein sollten. Was kann von Erwachsenenbildung erwartet werden, welche Möglichkeiten professioneller pädagogischer Arbeit gibt es und wo sind ihre Grenzen?
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Wohlmuth, Josef

Der Andere ist vor mir da!

Der Beitrag leuchtet die klassischen Vorstellungen der Beziehung von „Gastgeber“ und „Gast“, vom „Ich“ und dem „Anderen“ neu aus. Hierzu befragt Wolmuth zwei der wichtigsten Gestalten der zeitgenössischen französischen Philosophie jüdischer Provenienz. Emmanuel Levinas und sein Interpret Jacques Derrida legen eine Philosophie der Gastlichkeit vor, die zu denken und bis hinein in die politischen Konsequenzen verantwortlich zu handeln (auf-) gibt. Da sie fundamental vom Menschen handelt, kann der (erwachsenen-)pädagogische Diskurs hiervon nicht unbeeindruckt bleiben: Niemand lebt zuerst seine Subjektivität aus, um dann zu entscheiden, sich dem Anderen zu öffnen. Vielmehr ist das Ich schon vor aller persönlichen Entscheidung „angesprochen“ durch den Anderen.
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Alheit, Peter

Ostdeutsche Fremdheitskonstruktionen

Was ist dran am Klischee des fremdenfeindlichen und gewaltbereiten Ostdeutschen? Mehr, als vielen lieb ist: Drei Modernisierungs- und Informalisierungsdefekte machen Abwehrmechanismen des Fremden verständlicher, die in der Ex-DDR-Gesellschaft verbreiteter sind als in Tschechien und Polen:
· eine gewisse „intergenerationale Modernisierungsresistenz“,
· ein DDR-typischer „egalitärer Habitus“ und
· ein innnerfamiliales „Tradierungsmilieu“ für subtil rassistische Einstellungen.
Die Thematisierung der Fremdheitskonstruktionen könnte Gegenstand internationaler politischer Bildungsprojekte mit den östlichen Nachbarn werden.
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Paleit, Dagmar

Der neue Rechtsanspruch auf Deutschunterricht – Klippen bei der Verwirklichung

Die Umsetzung des Zuwanderungsgesetzes wird aus der Perspektive derjenigen beschrieben, die bisher maßgeblich mit dem Deutschunterricht für Ausländer zu tun hatten. Nach Ansicht des Sprachverbandes Deutsch e.V. in Mainz stehen bei den derzeitigen Planungen einem sinnvollen Sprachkurskonzept einige Hindernisse im Wege: Zuwanderer, die schon im Land leben, erhalten keine vergünstigten Angebote mehr; Kursangebote für Frauen mit Kindern können nicht mehr finanziert werden, ebensowenig spezielle Angebote für Jugendliche. Die Begrenzung des öffentlichen Gesamtbudgets für die Kurse dürfte zu Lasten ihrer Qualität gehen.
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Berndt, Uwe

Das strenge Gesicht von Frau Antje

Die Niederlande als Vorbild für hiesige Integrationskonzepte?
"Sprache, Sprache und nochmals Sprache" lautet das Motto niederländischer Integrationspolitik seit den 1990er Jahren. Das vorher praktizierte "Minderheitenmodell" hatte ausgedient, weil es die Kassen leerte und die Eigeninitiative der Minderheiten erlahmen ließ. Seit 1998 nun regelt das "Gesetz über Einbürgerung von Neuankömmlingen", mit welchem erwachsenenbildnerischen Programm Zuwandernde empfangen werden: Sprach- und Orientierungskurse, wie sie nun auch in Deutschland eingeführt werden. Aber das niederländische Modell ist nicht ohne Nachteile. Eine wenig maßgeschneiderte Unterrichtsqualität und hohe Abbrecherquoten trüben das Bild.
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Hunke, Regina; Wohlfart, Ursula

Probleme und Potenziale

Das Weiterbildungsangebot für Zugewanderte in Nordrhein-Westfalen
Das nordrhein-westfälische Arbeitsministerium hat über das Landesinstitut für Qualifizierung in Soest untersuchen lassen, welcher Beitrag zur Integration eigentlich von der Weiterbildung des Landes zu erwarten sei. Die wichtigsten Ergebnisse der Studie "Der Beitrag der Weiterbildung bei der Integration von Zugewanderten" lesen sich als Mängelliste: zu wenig Daten, unüberschaubarer Anbietermarkt, eindimensionale Angebotsstruktur, zu wenig Vernetzung. Einzig Großunternehmen lassen eine Praxis erkennen, die in ihrer Vernetzung mit Bildungsanbietern wegweisende Züge trägt.
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(PDF)

Drubig, Roland

Die Zielgruppe als Expertin

Methodische Anforderungen an den Umgang mit dem Fremden
Angebote für die spezielle Zielgruppe der Migranten wollen meist deren Defizite beheben helfen. Für Dr. Roland Drubig ist es dringend angezeigt, in der interkulturellen Bildung einen Wechsel des Blickwinkels zu vollziehen und die Zielgruppe als das zu betrachten, was sie ist: Expertin ihrer Situation.
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Friebe, Jens; Zalucki, Michaela

Zuwanderung in den Pflegesektor – aus der Not eine Tugend machen

Die Altenpflege in Deutschland kann derzeit nur noch dank der Zuwanderung ausländischer Haushaltshilfen und ausländischer Fachkräfte gewährleistet werden, die nicht dem bundesdeutschen Berufsbild „Altenpfleger/in“ entsprechen. Dies droht die Qualitätsstandards in der Pflege zu gefährden. Fortbildungen zugunsten einer interkulturellen Öffnung der Altenhilfe könnten einen Weg aus diesem Dilemma weisen: Ein Team, das sich aus Menschen verschiedener Herkunft zusammensetzt, kann sich mit entsprechenden Anstößen und kundiger Begleitung zu einem interkulturell kompetenten Team zu entwickeln.
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Brüning, Gerhild

Rückblicke Von der Gastarbeiterbetreuung zu Integrationskonzepten

Historischer Längsschnitt zum Thema Zuwanderung von den 50-ger Jahren bis heute.
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Farrokhzad, Schahrzad

Stichwort Zuwanderung – Migration – Einwanderung – Integration

Begriffsklärungen rund um das Thema Zuwanderung und eine Einschätzung der Bedeutung für die Erwachsenenbildung.
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Hilliger, Birgit; Jäger, Armin; Uhlmann, Michael

Lernkulturwandel als Änderung der Unternehmenskultur

Die Autoren untersuchen die Konzepte, die hinter den Begriffen Lernkultur und Unternehmensstruktur jeweils stehen. Dies wird zum Ausgangspunkt für den Nachweis, dass Organisationsentwicklung und Lernkultur im Sinne einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung von Organisationen aufeinander bezogen werden müssen.
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Peuke, Rolf; Wolf, Gertrud

Höher, schneller, weiter in die Natur

Erlebnispädagogisches zum Konflikt von Sport und Naturschutz
Seite und Sport in der Natur als Erlebnis- und Erholungswert auf der einen Seite. Seit Rio de Janairo vor 10 Jahren wird diese Diskussion vom Leitbild des Substainable Developments beeinflusst. Die Erlebnispädagogik muss wissenschaftliche Antworten zur Lösung dieser Konfrontation bieten.