„Am 23. März 1997 verstarb unsere Redaktionskollegin Dr. Ingeborg Horn-Staiger in Darmstadt. Sie wurde 1928 in Königsberg geboren, machte 1946 das Abitur in Jena und studierte hier an der Friedricht-Schiller-Universität Geschichte, Deutsch, Philosophie und Pädagogik. 1952 mit einer historiographischen Dissertation zum Dr. phil. promoviert. Der Friedrich-Schiller-Universität in Jena blieb sie verbunden als studentische Hilfskraft und später wissenschaftliche Assistentin mit Lehrauftrag bei ihrem Lehrer Prof. Dr. Karl Griewank, dessen letztes Manuskript sie nach seinem Freitod herausgab (Weimer 1955, Der neuzeitliche Revolutionsbegriff, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1969). Nach ihrer Flucht aus der damaligen DDR war sie seit 1956 in Göttingen und seit 1959 in Kassel in der Erwachsenenbildung tätig.

Im Jahr 1964 nahm Ingeborg Horn-Staiger ihre hauptberufliche Tätigkeit an der Volkshochschule der Stadt Darmstadt auf. Den Aufbau und Ausbau dieses Instituts, das sie von 1972 bis 1990 leitete, hat sie in ihrem Buch ‚35 Jahre Volkshochschule der Stadt Darmstadt’ beschrieben, das 1981 erschienen ist. Ihre letzte Edition zur Geschichte der Volkshochschule in Darmstadt aus dem Jahre 1994 hat – in Anlehnung an das Manuskript des Journalisten Klaus-Peter Reiß – den Titel ‚Erwachsenenbildung in Darmstadt als Element der Stadtkultur’ ...

Doch weit über Darmstadt hinaus hat ihr ehrenamtliches Engagement in vielen Bereichen der Erwachsenenbildung eine durch hohe andragogische Fachkompetenz ausgezeichnete bereichernde Wirkung entfaltet. Von 1968 bis 1992 war sie, mit einer Unterbrechung in den Jahren 1981-1986, Mitglied des Vorstands des Hessischen Volkshochschulverbandes (bzw. bis 1971 des Hessischen Landesverbandes für Erwachsenenbildung). Von diesem Gremium wurde sie 1970 mit dem Vorsitz des Pädagogischen Ausschusses betraut. Unter ihrer Leitung konnte der Ausschuss ‚Neue Grundsätze für die Volkshochschularbeit’ erarbeiten, die zu damaliger Zeit eine Klärung des Selbst- und Aufgabenverständnisses der Volkshochschulen herbeiführten ...

Die unter ihrer Moderation entstandenen pädagogischen Konzeptionen wurden auch in anderen Bundesländern diskutiert und in der Praxis erprobt. Als Mitglied im Pädagogischen Ausschuss des Deutschen Volkshochschul-Verbandes hat sie immer wieder Anregungen für eine zeitgemäße Erwachsenenbildungsarbeit gegeben. Eines der wichtigsten Dokumente, dessen Entstehen sie gefördert, begleitet und mitformuliert hat, war das Papier zur ‚Synthese von allgemeiner, politischer und beruflicher Bildung’, über das sie in der Verbandsversammlung des Hessischen Volkshochschulverbandes 1973 berichtete.

Eines ihrer Hauptanliegen war die Verbindung von praktischer Bildungsarbeit einerseits und wissenschaftlicher Forschung und Lehre anderseits. Sie selbst hat ihren Beitrag dazu geleistet, indem sie während vieler Semester Lehraufträge an der Technischen Hochschule Darmstadt wahrgenommen hat.

Herausgeber und Redaktion der ‚Hessischen Blätter für Volksbildung’ sind dankbar für die Mitarbeit von Ingeborg Horn-Staiger in der Redaktionskonferenz, der sie von 1968 bis zu ihrem Tode angehörte. Auch diese Mitgliedschaft ist ein Ehrenamt und daneben eine Aufgabe, die viel Mühe erfordert.

Eine große Anzahl der Vierteljahreshefte hat sie mit eigenen Schwerpunktthemen selbst redigiert. Ihre hohe Kompetenz als Historikerin kommt nicht nur in den vielen Buchbesprechungen zum Ausdruck; sie zeigte sich auch in den von ihr betreuten Themen wie ‚Die Identität der Deutschen in Ost und West’ (4/1989), ‚Einheit und Vielfalt – zur Weiterbildung in den neuen Bundesländern’ (3/1993) und schließlich ‚50 Jahre Hessischer Volkshochschuleverband’ (2/1996)."

Auszug aus einem Nachruf. In: Hessische Blätter für Volksbildung 2/1997, S. 180-181

Nachlass

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