November 2009 bis Oktober 2012

Fragestellung

Wie differenziert sich der Grad der Literalität der deutsch sprechenden Bevölkerung auf den unteren Kompetenzbereichen?

Das Forschungsprojekt „leo. – Level-One Studie“ untersucht den Grad der Literalität der deutsch sprechenden Bevölkerung und fokussiert dabei auf den unteren Level. Diese Art von Levels werden in der International Adult Literacy Survey (IALS), und auch im Programme for the Assessment of Adult Competencies (PIAAC) verwendet. Während es dort um alle Kompetenzniveaus geht, zielt leo. ausschließlich auf das untere Kompetenzniveau, den so genannten Level One.

Projektziel

Die Level-One Studie hat das Ziel, ein Benchmark zur Größenordnung des Analphabetismus bei deutsch sprechenden Erwachsenen zu definieren. Um das Benchmark einordnen und bewerten zu können, werden Zusammenhänge zu bereits bestehenden Erhebungen zur Literalität, wie z.B. IALS hergestellt. Selbst das unterste Level der IALS Studie, IALS-Level 1, gilt als fast zu voraussetzungsreich für Personen, die in den Volkshochschulen als Analphabet/innen die Schriftsprache erwerben. Deshalb soll sich das Benchmark unterhalb oder höchstens knapp innerhalb der aus diesen Studien bekannten Levels befinden.

Analphabetismus im hier gebrauchten Sinne beinhaltet die oft paradoxe Kombination eines früheren Schulbesuchs und trotzdem unzureichender Schriftsprachkenntnisse. Die angewandte Definition orientiert sich an der UNESCO Definition von 1978:

"A Person is illiterate who cannot with understanding both read and write a short simple statement on his everyday life. (...)

A Person is functionally illiterate who cannot engage in all those activities in which literacy is required for effective functioning of his group and community and also for enabling him to continue to use reading, writing and calculation for his own and the community's development." (http://portal.unesco.org/en/ev.php-URL_ID=13136&URL_DO=DO_TOPIC&URL_SECTION=201.html)

Innerhalb der leo. – Level-One Studie wird Literalität über die Fähigkeit des Schreibens als auch des Lesens definiert. Dies entspricht der Förderungspraxis und den Erfahrungen aus Alphabetisieurngskursen.

Gefördert wird leo. durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Es ist an der Universität Hamburg angesiedelt und steht unter der Leitung von Prof. Dr. Anke Grotlüschen und Wibke Riekmann. Als Kooperationspartner sind Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Rainer Lehmann von der Humboldt-Universität zu Berlin und Prof. Dr. Johannes Hartig vom DIPF in Frankfurt am Projekt beteiligt sowie Frauke Bilger, Dr. Robert Jäckle und Bernhard von Rosenbladt von TNS Infratest Sozialforschung, München, welches die Erhebung durchführt.

Auf Basis von vorhandenen Theorien des Schriftspracherwerbs lassen sich so genannte Alpha-Levels herleiten, die die vorhandenen Stufungen der Schulforschung an die Lage im Erwachsenenalter anpassen. Diese Theoriearbeit wurde bereits im Projekt „lea. Literalitätsentwicklung von Arbeitskräften“ geleistet.

Um ein oben erwähntes Benchmark zur Größenordnung des Analphabetismus definieren zu können, muss ein Test entwickelt werden, dessen Aufgaben ein differenziertes Bild der Lese- und Schreibkompetenzen abbilden. Die Skalierung der Items ist bereits durch einen Skalierungspretest in Hamburg und Berlin (n=327) und einen bundesweiten Verfahrenspretest (n=513), durchgeführt von TNS Infratest, erfolgt.

Durch die Durchführung der Befragungen von 8.436 Personen wurden Personenfähigkeiten zur Schriftsprache in den unteren Literalitätsbereichen erfasst. Dabei wurden die bisher skalierten Items auch entlang der deutsch sprechenden, erwachsenen Wohnbevölkerung normiert.

Zur Teilnahme an einem solchen Test muss motiviert werden. Die freiwillige Teilnahme kann bei geringen Lese- und Schreibkompetenzen durch Ängste und Sorgen über die mögliche Entdeckung der eigenen Schwachstellen gehemmt sein. Die Items wurden daher unterhaltsam und erwachsenengerecht gestaltet. Sie basieren auf Eigentexten Erwachsener, auf fotografierten Schriftzügen, auf Aphorismen und Kunstwerken, teils eingebettet in Charaktere der Arbeitswelt. Die Aufmachung der Aufgaben ähnelt weniger Büronotizen oder Formularen (wie in der IALS), sondern vielmehr farbigen Rätselseiten (wie in Illustrierten und Magazinen).

Beteiligte Personen

  • Buddeberg, Klaus (Mitarbeit)
  • Grotlüschen, Anke, Prof. Dr. (Leitung)
    • Universität Hamburg
  • Riekmann, Wibke, Dipl. Päd. (Leitung)

Beteiligte Institutionen

  • Universität Hamburg - Lehrstuhl Erwachsenenbildung - Fakultät für Erziehungswissenschaft - Universität Hamburg

Publikationen

Geographischer Raum, auf den sich das Projekt bezieht

Bundesrepublik Deutschland

Datenerhebung

  • Psychologischer Test
  • Standardisierte Befragung (face to face, telefonisch, schriftlich, online)

Datenauswertung

  • analytisch

Forschungsart

  • Geförderte Forschung

Förderung

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)