Seit Anfang des 20. Jahrhunderts wurden von Oscar Olsson (1877-1950) in Schweden Study Circles ins Leben gerufen und dabei als Lernplattform propagiert. O. Olsson hatte diese Methode auf der Basis seiner Erfahrungen nach einem längeren Aufenthalt in England und den USA, während denen er die Mechanics´ Institutes und die Chautauqua-Summer Schools kennengelernt hatte, teilweise adaptiert.

Die Study Circle richteten sich an die ärmere Landbevölkerung und die ArbeiterInnen und grenzten sich durch ihr demokratisches Selbstorganisationsprinzip vom staatlichen Bildungssystem ab. Historisch waren die Study Circle eng mit den Prinzipien der „Popular Education“ in sozialen Bewegungen, insbesondere der Arbeiterbewegung, verbunden. Die Study Circle unterstützten die Selbstorganisationsbemühungen dieser Gruppierungen.

Nach Staffan Larssen und Henrik Nordvall hatte O.Olsson folgende Ziele mit den Study Circles:

“When the masses should be responsible for the development of the society, Olsson argued, they must have sound knowledge in political and social issues and also in useful knowledge for the popular movements’ struggles, e.g., practical matters concerning the operation of organizations within popular movements. There was one requirement that he had on all circles: it should be an informal conversation or deliberation, as it was between friends (which it often was). Olsson saw the natural and everyday talk as the cornerstone for the work in the circles, but the attitude to the issues should be more serious and deeper.” (Larssen/Nordvall, 2010)

Als Charakteristika der Study Circle lassen sich folgende Prinzipien skizzieren:

  1. die Teilnahme ist freiwillig und oft an einen besonderen Bezug zum Thema gebunden
  2. zum Teil selbstorganisiert durch die Teilnehmenden; die Teilnehmenden wählen selbst die Themenstellung und den Gesprächsleiter
  3. es gibt keine Teilnahmevoraussetzungen (in Form von Bildungsabschlüssen oder anderen Qualifikationen)
  4. entspricht den Anforderungen des selbstgesteuerten Lernens (die Teilnehmenden übernehmen folgende Aufgaben: sie diagnostizieren den Lernbedarf und formulieren Lernziele, sie identifizieren die gebrauchten Ressourcen und wählen und implementieren die angemessenen Lernstrategien und Evaluationskriterien für die erreichten Ergebnisse.
  5. Begrenzte Anzahl von Teilnehmenden, meist 5-10 (dies führt u.a. auch zu einem größeren Gefühl der Zusammengehörigkeit)
  6. Keine Zertifikate (deshalb geringeres instrumentelles Interesse der Teilnehmenden)
  7. alle Teilnehmenden sollten gleichen Anteil an der Konversation haben
  8. die Dauer ist auf 10-15 Wochen angelegt, mit nicht mehr als 3 Stunden pro Woche
  9. Treffpunkte kultureller Diversität

Heute gibt es weltweit Study Circle. Ihren Schwerpunkt haben sie aber immer noch in Schweden, in der sie die stärkste Institutionalisierung in teilweise großen „study associations“ gefunden hat.

Laut einer statistischen Erhebung für Schweden lässt sich die Entwicklung der Teilnehmeranzahl folgendermaßen abbilden:

1922               44.000 TN

1946/47        199.000 TN

1969/70     1.500.000 TN

1982/83     2.260.000 TN

2008          1.900.000 TN

Durch einen Paradigemenwechsel in der schwedischen Bildungspolitik Anfang der 1990er Jahre ist der Legitimationsdruck stark gewachsen und die Institutionalisierungsform von „Study Associations“ wurde in Frage gestellt. Von der Bildungspolitik werden die Benennung und Einhaltung von Zielvorgaben und Evaluationen von Outcomes erwartet. Mit diesen Anforderungen ist die Existenz der Study Circle gefährdet.

Larssen/Nordvall beschreiben diesen Wandel wie folgt:

“This change is part of a general change in governance. From this year, the state went from governing by rules to a system were governing is supposed to be done by formulating goals for the study circle activities and by investigating the results – to what degree they have accomplished their goals. The idea is that the study as-associations should find the best ways to reach goals without many regulations to follow. They should be focused on goals not regulations. The subsidies are, in principle, based on goal achievement.” (Larssen/Nordvall 2010)

Literatur:

Ahonen, Sirkka/Rantala, Jukka (Hg.) (2001): Nordic Lights. Education for Nation and Civic Society. Helsinki

Larsson, Staffan (2005): Study Circles in: English, Leona, M.: International Encyclopedia of Adult Education. Basingstoke, S.605-609

Larsson, Staffan/ Nordvall, Henrik (2010): "Study Circles in Sweden: An Overview with a Bibliography of International Literature." Linköping, Online unter: http://www.diva-portal.org/smash/get/diva2:328351/FULLTEXT01.pdf

Olsson, Oscar (1929): Study Circle; in: World Association of Adult Education (Hg.) International Handbook of Adult Education. London

Sturla, Bjerkaker (2006): Learning democratically. Using Study Circles. Leicester

Tuijnman, Albert/Hellström, Zenia (Hg.) (2001): Curious Minds. Nordic Adult Education Compared. Kopenhagen

Internetquellen:

Wikipedia-Eintrag Study-Circle, unter: http://en.wikipedia.org/wiki/Study_circle

 

 

 

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Klaus Heuer