Rahel Varnhagen von Ense (1771-1833) begründete einen der wichtigsten deutschen Salons. Sie bemühte sich die zeittypischen Beschränkungen weiblicher Bildungsmöglichkeiten zu umgehen und auch die gesellschaftliche Ausgrenzung der Juden zu überwinden. Sie gehörte der Epoche der Romantik an und war Teil der Aufklärung.

Ihr Leben, mit der topographischen Verortung in Berlin, skizziert folgende Kurzbeschreibung: Bekannt durch ihre Salons und ihren Briefwechsel, gehörte sie zu den wichtigsten Protagonisten der Spätromantik und übte starken Einfluss auf das literarische Leben Berlins aus. 1802 besuchte sie Vorlesungen von August Wilhelm Schlegel und 1807 von Johann Gottlieb Fichte an der Akademie der Wissenschaften. V. eröffnete 1793 ihren ersten literarischen Salon in der Jägerstraße 54 und 1819 einen Salon in der Französischen Straße 20. Hier weilten u. a. Heinrich Heine, Prinz Louis Ferdinand von Preußen (1772–1806), Wilhelm von Humboldt und seine Frau Caroline (1766–1829), Leopold von Ranke, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Alexander von Humboldt und Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871). Das Geburtshaus von V. befand sich in der Spandauer Straße 26. Ab 1784 wohnte sie Heiligegeiststraße 23, ab Februar 1790 Poststraße 6, ab 1793 Jägerstraße 54 (mit erstem Salon in der Dachstube), ab 1808 Charlottenstraße 32, von 1810 bis 1813 Behrenstraße 48, ab 1814 Behrenstraße 45, ab 1819 Französische Straße 20 (mit zweitem Salon) und von 1827 bis 1833 Mauerstraße 36. V., die jüdischer Herkunft war, trat zum Christentum über und war seit 1814 mit dem Schriftsteller und Diplomaten Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858) verheiratet. Beigesetzt wurde sie am 14. 3. 1833 in einem Gewölbe des Kreuzberger Dreifaltigkeitsfriedhofs (Ehrengrab). In Kreuzberg wurde auch die Rahel-Varnhagen-Promenade nach ihr benannt. Eine Bronzetafel mit Reliefporträt und Inschrift wurde am 28. 2. 1997 in der Jägerstraße 54 enthüllt.“ (Berliner Bezirkslexikon 2002)

Eindrücklich und einfühlsam hat z.B. Herbert Scurla ihr zentrales Lebensmotiv beschrieben: „Rahel ist weder durch eine bildende Schule gegangen noch durch das Elternhaus erzogen worden. Sie verdankte Kenntnisse und Wissen, ihre Einstellung zum Leben, ihr Verhalten zu den Werten und Problemen des menschlichen Daseins überwiegend eigener, unablässiger Arbeit an sich selbst. Zeit- und Lebensumstände zwangen sie zu einer solchen Selbstbildung...als das „Selbstdenken“, die von Lessing geforderte und von Rahel für sich in Anspruch genommenen Fähigkeit des Menschen, von sich allein aus zu „Vernunftwahrheiten“ zu gelangen, vom Drang des „Selbstleben“ verdrängt wurde, wie man das lebenshungrige Sich-Entfalten der Persönlichkeit in der romantischen Epoche bezeichnen könnte.“ (Scurla 1966, 69)

Archive:

Archiv der Varnhagen Gesellschaft, Köln

Bestand Rachel Varnhagen in der Biblioteka Jagiellonska, Krakau

Literatur:

Arendt, Hannah (2001): Rahel Varnhagen, Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik. München

Brockhaus-Enzyklopädie (1973): Salon

Hertz, Deborah (1991): Die jüdischen Salons im alten Berlin. Frankfurt am Main

Hyden-Rynsch von der, Verena (1992): Europäische Salons. Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur. München

Sparre, Sulamith (2007): Rahel Levin Varnhagen (1771-1833). Salonière, Aufklärerin, Selbstdenkerin, romantische Idealistin, Jüdin. Lich

Scurla, Herbert (1966): Begegnungen mit Rahel. De Salon der Rahel Levin. Berlin

Siegert, Reinhart (2005): Volksbildung im 18. Jahrhundert; in: Handbuch der Bildungsgeschichte Band 2. München, S.443-483

Thomann-Tewarson, Heidi (1988): Rahel Varnhagen. Reinbek

Varnhagen, Karl August (Hg.) (1833): Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Berlin; Die Ausgabe von 1834 in 3 Bde. online, unter: http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/varnhagen_rahel01_1834  ; http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/varnhagen_rahel02_1834  ; http://www.deutschestextarchiv.de/book/show/varnhagen_rahel03_1834

Internetquellen:

Kurzbiografie Rahel Varnhagen, in: Berliner Bezirkslexikon, Mitte (2002): unter:: http://www.luise-berlin.de/lexikon/mitte/v/varnhagen_von_ense_rahel.htm  (21.11.2014)

Kurzbiografie Rahel Varnhagen, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Rahel_Varnhagen_von_Ense

Illustrationsmaterial:

Rahel Varnhagen von Ense, Zugriff am 13.04.2017. Verfügbar unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rahel_Levin.png.

Kurzlink zu dieser Seite:
die-bonn.de/li/517

Klaus Heuer