Peter Hanß-Klinkhammer, November 1997


Vortrag auf der Tagung "Eine Zukunft für Frauen und Männer", 12.-14. November 1997. Vollständige Dokumentation der Tagung

Die Männerfrage in der Politik

Einladung

Die Männerfrage in der Politik – gibt es nicht!

Beim ersten Überlegen habe ich das auch behauptet, weil Männer in der Politik nicht fragen, sondern entscheiden. Und zwar „Zum Wohle des Volkes". Das ist keine Frage. Es gibt einige Männer in der deutschen Männerbewegung, die Zusammenhänge von Politik und Männerbewegung als wichtiges Thema begreifen und der Politik Fragen stellen. Deshalb setze ich das Thema in eine Forderung um: Die Männerfrage in die Politik!

So war die erste Anfrage von Hans-Joachim Lenz für mich zunächst sehr aufregend, sollte ich doch bei der Tagung ein Thema bearbeiten, das meines Erachtens ein Mauerblümchendasein führt. Zugleich sah ich die Chance, für dieses Thema in gewissen Maßen und in einem bestimmten Rahmen Fürsprache zu nehmen und es aus dem Schatten der therapeutischen Männerarbeit treten zu lassen.

Zudem ist mir bewußt, daß ich meine durch fast 13jährige Männerarbeit erworbenen Erfahrungen und Kompetenzen an andere weitergeben kann.

Auch das ist für mich politische Arbeit.

Einstimmung

„Männer profitieren vordergründig von der ungleichen Verteilung der Macht, der Lebens- und Gefühlswelten im Patriarchat, aber auch sie zahlen einen Preis dafür: den Verlust des wahren Selbst. Der äußeren Abwertung des Weiblichen entspricht die Abwertung der männlichen Innenwelt, der weichen Anteile des Mannes. Im Patriarchat lernen Männer nicht, mit ihrem Innenleben sorgsam umzugehen, sie kennen es meistens gar nicht. Männer finden ihre Persönlichkeit eher im ‘Image der Stärke, der Entschlossenheit, der Macht und Furchtlosigkeit, des Wissens und der Kontrolle’." (Grün 1990)

„Durch die Kritik am Androzentrismus wird Männlichkeit entlarvt und relativiert, damit aber auch für kritische und zugleich verständnisvolle Selbstreflexion freigesetzt. In männlicher Verantwortung für die Geschichte und Gegenwart männlicher Gewalt liegt die zentrale Voraussetzung für den Frieden zwischen den Geschlechtern und den Menschen überhaupt. Erst wenn Männer ihr Zivilisationsschicksal anerkennen, wenn sie es persönlich in die Hand nehmen und kollektiv verändern, erst dann können sie sich wirklich mit ihrem eigenen Geschlecht versöhnen und sich aus der Verstrickung in die Gewalt befreien." (Krell 1994)

Eindrücke und Erfahrungen: Individuelle Beobachtungen aus fünf verschiedenen Männergruppen an verschiedenen Orten der BRD

Wuppertal – 1. Gruppe 1985 bis 1987

Mein Weg in eine und meine Interessen an einer Männergruppe haben ihren Anfang in persönlichen Begebenheiten, die Otto-Normal-Mann auch gewöhnlich für Niederlagen im Leben hält. Nach dem Lösen meiner Ehe und dem Zusammenbruch der Beziehung sah ich mich veranlaßt, meinen Anteil daran zu benennen. Mit Hilfe einer Therapie wurde mir bewußt, wie ich durch meine Sozialisation in eine Rolle geraten war, die den Verlauf der Dinge bestimmte. Nicht ich führte mein Leben, sondern die vorgegebenen Verhaltensmuster. Tradition, unreflektierte Erziehung und (bis dorthin) unreflektiertes Leben hatten ein subtiles Rollendiktat („Mann muß so sein!") möglich gemacht. Es kamen Fragen auf, die mich zwangen, nach möglichen Lösungen und neuen Wegen zu suchen.

In meiner ersten Not bekam ich zufällig eine Publikation von Hans-Peter Lütjen in die Hände (Vorgänge 1985), in der er das neue Projekt „Männer gegen Männergewalt" in Hamburg vorstellte und einige Thesen zur Männergewalt entwickelte. Da ich mich in den wenigen Sätzen selber erkannte, rief ich spontan in Hamburg unter der angegebenen Rufnummer an. Aus diesem telefonischen Kontakt zu Hans-Peter Lütjen erwuchs die erste Männergruppe in Wuppertal. Er bat mich, für das Hamburger Projekt in Wuppertal eine Informationsveranstaltung zu organisieren. Die Werbung für diese Veranstaltung betrieb ich mit kleinen Plakaten und kostenlosen Anzeigen in Werbeblättern – erste Öffentlichkeit für ein bisher in Wuppertal nicht diskutiertes Thema.

Es gelang, 40 Frauen und 30 Männer für den ersten Abend anzusprechen. Nach meiner Begrüßung mit einer kurzen Einführung folgte die Vorstellung der Hamburger Gruppe und ihrer Arbeit durch Hans-Peter Lütjen. Nach zum Teil heftigen Diskussionen waren fast vier Stunden vergangen. Der Abend drohte ohne konkretes Ergebnis zu Ende zu gehen, quasi wie eine Eintagsfliege.

Die entscheidende Frage, ob denn Männer anwesend seien, die an solch einem Thema innerhalb einer Gruppe arbeiten wollten, regte die eingeschlafene Diskussion wieder an. Es fanden sich zunächst zehn Männer, die für sich selbst etwas tun wollten und bereit waren, innerhalb der nächsten sechs Wochen den Kontakt untereinander zu pflegen, um einen nächsten Treffpunkt auszumachen. Daraus entstand die erste Männergruppe „Männer gegen Gewalt Wuppertal". Zaghafte Mund-zu-Mund-Propaganda für unsere Gruppe wurde meist von Frauen als sehr interessant empfunden, Männer hingegen lehnten das Angebot durchweg ab und erstickten mit harschen Bemerkungen jede Diskussion. Meist war in privaten Gesprächen zu hören: „Ich gehöre nicht zu den Männern, die Gewalt ausüben."

Innerhalb der Gruppe hatten wir uns zur Aufgabe gemacht, uns mit dem Thema Gewalt, den verschiedenen Begriffen darüber und ihren unterschiedlichen Interpretationen auseinanderzusetzen. Nach Art einer Selbsthilfegruppe hatten wir vereinbart, daß aktuelle Probleme Vorrang hätten. Jedoch stellten sich nach den ersten Treffen konträre Sicht- und Verhaltensweisen ein. Männer sagten ihre Teilnahme zu, erschienen aber nicht zu den vereinbarten Terminen. Zwei Frauen zeigten Interesse, unsere Gruppe zu „begleiten". Sie sammelten Material für ihre Diplomarbeit. Die Mitgliederzahl reduzierte sich auf vier Männer. Zwischenzeitlich hatten die Medien, auch durch „Männer gegen Männergewalt" Hamburg, Kenntnis von der Existenz unserer Gruppe erhalten. Mit steigendem Interesse der Medien ließ das Interesse der anderen Männer an dieser Gruppe nach. Hinzu kam, daß nach fast 17 Monaten und 14tägigen Treffen unsere privaten Probleme weitgehend bekannt waren. Es schlich sich Langeweile in die Gruppenabende ein, und die ersten Forderungen nach Öffnung wurden laut. Dies bewirkte, daß sich auch die letzten verbliebenen Männer noch mehr zurückzogen. Da sich mittlerweile neben der „Zeit" auch die „Rheinische Post" und der Westdeutsche Rundfunk (mit fünf Redakteuren) an uns wandten, wir aber innerhalb Wuppertals nur im privaten Bereich bekannt waren, bot sich gezielte Öffentlichkeit an. Der abgesprochene Drehtermin kam noch zustande, aber nach der Ausstrahlung der Sendung durch den WDR gab es keine Treffen mehr.

Das Projekt „Männer gegen Männergewalt Wuppertal" war an/mit dem Punkt Öffentlichkeit beendet.

Wuppertal – 2. Gruppe 1987 bis 1990

Nach dem Ende der ersten Gruppe gab es im meinem näheren Umfeld zunächst kein Interesse, nochmals eine solche Gruppe zu organisieren. Durch private Kontakte wußte ich von anderen Männern, daß im Kreisverband der GRÜNEN ein Mann sein sollte, der zu diesem Thema arbeiten wollte, aber in der Vergangenheit den Kontakt zu unserer bis dahin existierenden Gruppe nicht aufgenommen hatte. Ich machte mich auf die Suche nach ihm, und gemeinsam gründeten wir eine neue Gruppe. Zunächst verbrachten wir ein halbes Jahr damit, unsere Vorstellungen über ein Projekt zu konkretisieren. Um unsere Arbeit zu finanzieren, schrieben wir in einem Rundbrief ca. 70 Banken, Galerien, Firmen, Betriebsräte, Parteien und bekannte Privatpersonen an, stellten unser Projekt vor und baten um finanzielle Unterstützung. Zugleich betrieben wir vorsichtige Öffentlichkeitsarbeit in Form von Kleinanzeigen und (zum ersten Mal) Teilnahme an Demonstrationen. Bei der 1.-Mai-Demonstration wurden wir mit Buhrufen bedacht. Wir hatten uns Plakate wie „Sandwiches" an den Körper gebunden mit der Aufschrift:

150 ständig überfüllte Frauenhäuser – 300000 sexuell mißbrauchte Kinder – alle 7 Minuten wird in der BRD eine Frau vergewaltigt – die Täter – Männer; wir kündigen die ungewollte Komplizenschaft – Männer gegen Männergewalt Wuppertal 0202/780148

Verschiedene Männer nannten uns Idioten oder Spinner, ein älterer Mann rief, man habe wohl vergessen, uns in den KZs zu vergasen. Wir hatten Kritik und Gelächter erwartet, solche Beschimpfungen aber nicht. Trotzdem waren wir guten Mutes. Der erste Einbruch kam, als unsere „Bettelaktion" keinen Rücklauf hatte. Von den angeschriebenen 70 Personen und Institutionen gab es nur eine negative Antwort. Ohne Geld keine Aktionen. Durch kostenlose Anzeigen konnten wir noch zwei Männer begeistern. Wir beantragten Geld für unserer Arbeit beim Kreisverband der GRÜNEN Wuppertal und bekamen nach hitzigen Diskussionen in einer extra dafür einberufenen Mitgliederversammlung 1500 DM zugesprochen. (Der Vorstand sah sich außerstande, uns ohne Mitgliedervotum diesen Zuschuß zukommen zu lassen, obgleich andere Projekte ungleich stärker unterstützt wurden. Die Mitgliederversammlung behandelte zunächst aktuelle tagespolitische Themen, und der eigentliche Tagesordnungspunkt, weswegen die Mitgliederversammlung einberufen worden war, rückte immer weiter nach hinten.) Mit den mit knapper Mehrheit bewilligten Finanzen konnten wir die geplanten nächsten Schritte durchführen: Kauf eines Anrufbeantworters, Einrichtung eines Telefonanschlusses mit regelmäßiger Erreichbarkeit und Deckung der Kosten unseres Briefportos sowie die Anmietung eines Raumes, damit wir auch geographisch gut erreichbar waren. Da uns schon bei den ersten Schritten klar war, daß dieses Geld nur für einen bestimmten Zeitraum reichte, suchten wir neue Quellen und hofften, diese in der Form eines Vereins zu erschließen. Mit der Gründung des „Wuppertaler Männerzentrums – WUMZ e. V." begannen erneute Probleme. Wegen der Arbeit, die das Konstrukt Verein machte, blieb uns immer weniger Zeit, uns um die inhaltliche Arbeit zu kümmern. Verschiedene Männer versuchten dies mit einer größeren Öffentlichkeit zu kompensieren, zeitweise war sogar „bedingungslose Öffentlichkeit" favorisiert. Zugleich gewannen die Machtkämpfe um die verschiedenen Positionen sowie um die besseren Außendarstellungen der einzelnen Mitarbeiter zunehmend Raum und Zeit und gipfelten darin, daß die Hauptorganisatoren den Verein verließen, bis er schließlich aufgelöst wurde.

Das Projekt „Wuppertaler Männerzentrum" war an/mit dem Punkt Öffentlichkeit beendet.

Mainz – Gruppe 1991 bis 1992

Im Februar 1991 zog ich nach Oberwesel/Mittelrhein (Nähe Loreley). Ich hatte mir vor dem Umzug einige Gedanken gemacht, wie ich eine neue Männergruppe auf dem Land organisieren könnte, traf jedoch auf eisenharte Strukturen. Da ich nun in der „Männergruppendiaspora" gelandet war, mußte ich erst mal tief Luft holen und besuchte ein Seminar „Die Kraft der Männer" in Bad Orb. Mir fiel auf, daß ungewöhnlich viele Männer aus dem Rhein-Main-Gebiet anwesend waren. Ich ergriff die Gelegenheit und sammelte mit dem Hintergedanken Adressen, eine neue Männergruppe zu organisieren. Ich dachte mir schon einen Namen aus und hoffte auf neuen Wind in der niedergehenden Männergruppen-Landschaft. Nach einigen Vortreffen kam auch eine Gruppe zustande. Wir trafen uns unter der Anleitung eines Therapeuten zehn Mal mit der Vereinbarung, daß keine Öffentlichkeit hergestellt werde: Therapiegruppe oder keine Gruppe. Wir besuchten die Gruppe und gingen danach wieder auseinander. Kontakte gibt es nicht mehr.

Das Projekt „Mainzer Männer" konnte nur ohne Öffentlichkeit stattfinden.

Neuss – Gruppe 1992 bis 1994

Nach einem erneuten Umzug wohnte ich ab Oktober 1992 am linken Rheinufer von Düsseldorf in Neuss. Erste Versuche, Kontakte zu mir aus der bundesweiten Arbeit bekannten Projekten zu knüpfen, blieben aus verschiedenen Gründen ohne Erfolg.

Meiner Einstellung folgend, in meiner nächsten Umgebung mit der politischen (Männer-)Arbeit wieder zu beginnen, suchte ich nach Männergruppen an meinem neuen Wohnort. Ich konnte mich an Veröffentlichungen in „Switchboard" erinnern, daß es hier einiges an Männerarbeit geben sollte – zumindest wurden monatlich überdurchschnittlich viele Angebote dazu abgedruckt.

Erste Kontakte mit den bereits agierenden Männern brachten schnell die Erkenntnis, daß in einem allgemein konservativen Rahmen Männerarbeit wenig gefragt ist – jedoch gerade hier unbedingt notwendig ist. Die Schützenhauptstadt Deutschlands beherbergt jede Menge Männergruppen, jedoch mit einem anderen Selbstverständnis als für eine rollenkritische (Eigen-)Betrachtung gefragt ist.

Ich stellte mit einem anderen „suchenden" Mann ein Gesprächsangebot mit niedriger Hemmschwelle zusammen: „Mann trifft sich in Neuss". Diese Arbeit wurde zeitweise sehr stark angenommen. In Zeiten von Besucherhöchstzahlen interessierten sich 20 Männer für Abende, an denen es „nur" darum ging, sich mit anderen Männern, weg von Stammtischweisheiten und Kraftgeprotze, vertrauensvoll über eigene Ansichten, Gefühle und Ängste auszutauschen.

Männertreffen dieser Art waren innerhalb der Angebotspalette einer katholischen Familien-Beratungsstelle eingebunden. Eigene Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gab es nur zaghaft und mußte innerhalb der Beratungsstelle abgesprochen werden. Im Umfeld dieser Einrichtung wurden rollenkritische Männer und deren Hinterfragungen nur insoweit geduldet, als daß sie als exotisches Werbeschild für die ganze Beratungsstelle nützlich sein konnten.

Zeichen dafür waren die überaus hitzige Diskussion nach Nennung des Begriffs „Antisexistische Jungenarbeit" und die mehrheitlich abwehrende Haltung beim Versuch, Angebote für schwule Männer „nur" zu diskutieren, nachdem mit der Anfrage einer Gruppe schwuler Männer Forderungen nach Auseinandersetzungen mit anderslebenden Männern im Raume standen.

Die Mehrheit der Männer, die in der parallel zur Angebotsgruppe stattfindenden Organisationsgruppe tätig waren, wollte die vorgegebene Struktur nicht als Problem sehen und lehnte jede Reflexion darüber ab. Stundenlange Diskussionen über Finanzen und Organisationsstrukturen blieben ergebnislos, inhaltlich wurde weder diskutiert noch gehandelt. Auch erste und zweite Männertage in der Weise, daß verschiedene Veranstaltungen von Männern für Männer über einen Zeitraum von ca. drei Wochen kontinuierlich angeboten wurden, konnten keine Veränderung herbeiführen.

Den Männern, die zu uns stießen, meist nach oder während einer Beratung in Familienangelegenheiten (zum Beispiel Partnerschaftsprobleme, Trennung, Scheidung), wurde subtil vermittelt, daß wir ihnen schon beistehen. Dieses Helfersyndrom hatte Vorrang und wurde immer wieder bevorzugt. Das Politische der Männerarbeit wurde in der Beratungsstelle nicht gesehen.

Nach erneuten Männertagen am Ort verabschiedeten sich 1995 neun aktive Männer innerhalb von sechs Monaten aus dieser Art der Männerarbeit. Seither ist es stiller geworden.

Mehr Öffentlichkeit für die Männerarbeit war hier an konservativer Einstellung und fehlender Eigenreflexion gescheitert.

Resümee

Die oben geschilderten Eindrücke stehen exemplarisch für meine Erfahrungen in deutschen Männergruppen und sind sehr kurz gefaßt.

Allen Gruppen, auch den „kleineren" von kürzerer Dauer, war ein Merkmal gleich: Am Punkt Öffentlichkeit kam die Gruppe ins Schlingern, ja, es endeten die Zusammenkünfte. Ich hatte und habe den Eindruck, daß die Männer vorherrschendes Interesse an der Stärkung ihrer angegriffenen Person hatten, um im Konkurrenzalltag besser bestehen zu können. Die Hinterfragung der Struktur, in der mann sich bewegt, war in der Priorität der Themenliste weit hinten angesiedelt und erfuhr bei ihrer Thematisierung heftigsten Widerspruch. In der Terminologie verschieden, aber im Sinn immer eins wurde so argumentiert, daß man nicht die Politik verändern wolle, schon gar nicht könne, sondern nur sich selbst. Jedoch glaube ich, daß mann das eine nicht vom anderen trennen kann, sonst endet mann in der dualistischen Spalterei der patriarchalen Reparaturwerkstatt.

Meine Vision ist eine politische: Ich muß meine Männerrolle in der existierenden Struktur reflektieren. Damit fängt die politische Männerarbeit an.

Die ganz normale Rechnung:

Gewalt
+ Benutzung
+ Stummheit
+ Alleinsein
+ Rationalität
+ Körperferne
+ Kontrolle

= das Patriarchat

Gründe, auf der politischen Ebene zu agieren oder: Kennen Sie „Pfefferprinz"?

Die oben angeführte Frage werden mit Sicherheit die meisten Menschen verneinen oder auf den Erbe eines Gewürzimperiums verweisen.

Um Pfefferprinz zu kennen, muß mann schon „Insider" sein. Pfefferprinz ist angetreten, um mehr Vernetzung und Öffentlichkeit für die Männerbewegung in der Bundesrepublik herzustellen und dadurch politisch zu wirken. Dies ist bisher kaum gelungen. Deshalb gibt es bei wenig erfahrenen Männern prompt die Gegenfrage: Wer ist denn Pfefferprinz überhaupt? Deshalb sehe ich nach wie vor die Notwendigkeit, politisch zu handeln, und zeige im folgenden einige Gründe dafür auf.

Wir Männer haben die patriarchalen Strukturen verinnerlicht. Es bedarf, um den notwendigen Wandel herbeizuführen, der Aktion auf drei verschiedenen Ebenen.

1. Therapie und Selbsterfahrung

Im persönlichen Umfeld und in seiner eigenen Persönlichkeit Veränderung herbeizuführen, ist zunächst Aufgabe eines jeden einzelnen Mannes. Da wir immer noch (und das wird zu wenig reflektiert und allzu leicht wieder vergessen) im patriarchalen System leben, genügt es nicht, nur seine Innenwelt verändern zu wollen.

Einzelne Männer werden nicht durch ihre individuelle Veränderung das Patriarchat abändern können.

Da sie in ihrer Lebenskonzeption sowieso auf Einzelgängertum setzen, ist eine gemeinsame Veränderung auch als Lernprozeß mit sozialem Charakter ein gutes Ziel, als Trainingsraum ein gutes Angebot.

2. Politik

Außenwelt und Innenwelt bedingen einander.

Durch die patriarchale Gesellschaft ist das Leben der Männer mittels Rollenvorgabe schon geprägt. Der Weg „Außenwelt bestimmt Innenwelt" ist damit beschritten. Jedoch „Innenwelt bestimmt Außenwelt" ist der wesentlich schwieriger zu beschreitende Weg und wird in Männergruppen als Aufgabe wenig thematisiert.

Die vielfältigen Gründe fokussieren sich in der uneindeutigen Haltung der Männer. Am patriarchalen Leben teilzunehmen bringt immer noch Vorteile, zum Beispiel finanzielle. Dabei ist es besonders wichtig, sich in Männergruppen zur Veränderung der gesellschaftlichen Faktoren zu vernetzen und für ein geschlechterdemokratisches Rollenbild einzustehen.

Männer in Männergruppen, die nur ohne Öffentlichkeit für ihre eigene Veränderung sorgen und Politik und Öffentlichkeit vergessen, beschreiten weiterhin den Weg der (inneren) Spaltung und werden dadurch zu Helfern in der Reparaturwerkstatt des (patriarchalen) Systems. Deshalb muß unbedingt parallel zur Veränderung der inneren Welt die äußere verändert werden. Dies beginnt mit einer Öffentlichkeitsarbeit, die auf politische Arbeit abzielt.

3. Vorbild für kommende Generationen

Wir Männer sind Väter, auch wenn der einzelne die biologische Variante der Sichtweise noch nicht realisiert hat. Durch Sozialisation und Rollenzuschreibung haben wir auch dann die Verantwortung für Jungen, wenn sie nicht unsere leiblichen Kinder sind. Deshalb ist es notwendig, mit Blick auf die Gesamtheit der nachwachsenden Männer Vorbild zu sein und für veränderte Rollenbilder zu stehen. Die Echtheit (Authentizität) der Person nehmen Kinder am deutlichsten wahr und sind für Veränderungen am empfänglichsten. Um die patriarchalen Rollenmuster nicht ständig weiterzugeben ist es wichtig, diese Echtheit vor Jungen zu zeigen und nicht in die alten Rollenbilder zu verfallen.

Eine konkrete „Jungenarbeit" ist erforderlich. Ansätze zu geschlechterbezogener Bildungsarbeit liefert die Heimvolkshochschule Frille.

Hinterfragen des Systems

Das patriarchale System ist gekennzeichnet vom Gönnertum und von Almosenabgaben. Das heißt, daß die herrschende besitzende Schicht zunächst an das Vermehren ihre Habseligkeiten denkt und nur so weit zu Zugeständnissen bereit ist, so lange sie keine Abgaben schmerzlich vermißt. In der BRD ist dies zur Zeit eindeutig zu beobachten. Die Unternehmensgewinne mehren sich in den Prozentregionen, in denen auch die Arbeitslosenzahlen steigen, und das Jammern der Unternehmensverbände über Verluste übertönt zuweilen die Not der Arbeitslosen, der Asylsuchenden und auch der Kranken in diesem unserem Lande.

„Die Aufgabe der Wirtschaft ist es nicht, wohltätig zu sein. Die Perversion besteht darin, sie als die ‘dynamischen Kräfte’ darzustellen, die primär moralischen und sozialen Geboten folgen, die offen für das allgemeine Wohl sind. Sie müssen zwar einer Pflicht, einer Ethik genügen, aber dabei handelt es sich um die Pflicht, Gewinn zu machen, was vollkommen statthaft und juristisch ohne Tadel ist." (Forrester 1997, S. 122)

Jemanden etwas gönnen ist weit weg von gerechter Verteilung. Nur wer im Überfluß hat, „gönnt" den anderen etwas, und leider oft genug nur deshalb, um das eigene Image aufzuwerten. Gönnertum ist gekennzeichnet durch Abhängigkeit. Forderungen nach einem gerechten Anteil werden heute zum Teil mit übelsten Beschimpfungen erwidert (siehe Nestle-Manager Maucher, der Arbeitslose und Kranke als „Wohlstandsmüll" bezeichnete).

Echtes Teilen gibt es nicht. Ein Beispiel: In Zeiten der knappen Kassen „muß der Staat schlanker werden", die sozialen Bereiche werden finanziell ausgetrocknet, „Leistung soll sich wieder lohnen". Almosenabgaben werden gar noch steuerlich geltend gemacht und dienen so der Profitmaximierung.

„Von Levi-Strauss (...) wissen wir, daß die Logik der Reziprozität und die Logik der Klassifikation sich gegenseitig bedingen und stützen. Durch eine Gabe wird immer ein Verhältnis gestiftet – je nach Form des Gabentausches ein egalitäres oder ein hierarchisches. (...) man könnte die Formulierung für diesen Kontext wie folgt erweitern: ‘Gaben schaffen Hierarchie, und Hierarchie bedarf der Gaben’.

Die Verwischung von Kategorien ist daher gerade für eine auf höfischer Wirtschaft basierende Ökonomie problematisch (...)." (Schiffauer 1997, S. 25)

Die politische Männerarbeit bietet uns die Möglichkeit, mit konkreten Forderungen diese Struktur in sich selbst in Frage zu stellen und sich auch davon zu verabschieden.

Rahmenbedingungen für Männerarbeit mit geschlechterdemokratischen Zielen

Männer, die an rollenkritischem Verhalten arbeiten, die ihre eigene Rolle hinterfragen, befinden sich (auch wenn sie zeitweise in Organisationen arbeiten) samt den Vereinen in unserer Gesellschaft in „freier Wildbahn". Sie müssen sich immer wieder für ihre Arbeit der Rollenkritik einen Freiraum schaffen, sich selbst den Schutz erarbeiten und können nicht auf geschaffene Rahmenbedingungen zurückgreifen. Die Zuwendungen aus öffentlicher Hand garantieren keine kontinuierliche Arbeit, weil sie jederzeit wieder rückgängig gemacht werden können. Zudem werden solche Almosen zögerlich und konkurrierend zur Frauenbewegung vergeben. Projekte sind allzuoft von Einzelpersonen abhängig.

Politische Männerarbeit hat die Aufgabe, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Männerarbeit unterstützen.

Eine Aufgabe sehe ich in der Entwicklung neuer Organisationsformen für rollenkritische Männerarbeit. Das Vereinsrecht wird zwar allgemein als Mittel der Demokratie umschrieben, gelebt wird diese jedoch nicht. Und als Zugabe werden noch patriarchale Formen im Vereinsrecht festgeschrieben (zum Beispiel die Möglichkeit des „geborenen" Vorstandsmitgliedes). Ich glaube, daß Demokratie im Verein nicht gelebt werden kann, weil die Organisation „Verein" ein Konstrukt des patriarchalen Systems ist und dieses sich auch im Verein(-srecht) spiegelt.

Die Abmachungen in der Vereinsform basieren auch auf der Basis eines gewissen Mißtrauens, das wiederum Konkurrenzverhalten züchtet. Der Verein als Basis der handelnden Männer untereinander hat ausgedient, sobald verläßliche Beziehungen unter den Männern gepflegt werden.

Der Verein kann als Vehikel genutzt werden. Jedoch unterliegen zu oft die handelnden Männer der Vereinsmeierei, die inhaltliche Seite der Männerarbeit kommt dann zu kurz.

Da Form und Inhalt meines Erachtens hier so stark wie in keiner anderen Arbeit miteinander korrespondieren, dominiert die Formvorgabe schnell den (fehlenden) Inhalt und wird so zum eigentlichen Inhalt der Arbeit. Männer, die in Vereinen arbeiten, verhalten sich auffallend anders als Männer, die ohne „offizielle" Organisationsform arbeiten. Dies zeigt sich am deutlichsten, wenn sich Männer als „Leiter eines Männerbüros" vorstellen; ein Hinweis auf die Hierarchie, die es zu hinterfragen gilt. Hier halte ich Standards in der Männerarbeit für hilfreich, manchmal gar für notwendig:

Eine demokratische Umgangsweise unter uns Männern läßt zu, daß mein Gegenüber mir mehr Achtung entgegenbringt als die bisherigen hierarchischen Verhaltensformen, und ermöglicht so viel eher ein Hinterfragen meiner Arbeit. Sowohl die Arbeit selbst als auch Überlegungen und Fragen dazu sind dringend notwendig. Männerarbeit ist meines Erachtens Multiplikatorenarbeit und bedarf der Reflexion. Dies wird auch Auswirkung auf die Arbeit mit Frauen haben, die an einem Weg zur Geschlechterdemokratie arbeiten.

Wie steht es um die Bewertung einer solchen Männerarbeit?

Zuweilen ist zu beobachten, daß Männerarbeit nur anerkannt wird, wenn sie von diplomierten Absolventen der Gesellschaftswissenschaften durchgeführt wird, ohne daß diese Männer einen Ansatz von rollenkritischem Verhalten oder rollenkritischer Arbeit erkennen lassen. Psychologen, Soziologen, Sozialarbeiter haben für ihren Abschluß zum Teil nicht wenig Theorien gelernt und sind Kraft ausgehändigtem Prüfungsschein „befähigt". Das Kriterium ist hier ein Berufs- oder Ausbildungsabschluß, der nicht zwingend mit Männerarbeit in Zusammenhang zu bringen ist. Oft genug wird diese als vermeintlich letzte Nische im Berufseinstiegskampf besetzt.

Wenn in dieser Nische, nach Ausschluß anderer, die Arbeit nur zum Broterwerb genutzt wird, kommt sie von diesem Status nicht mehr weg. Die Arbeit wird vom alltäglichen Kampf ums Einkommen und um die Nische bestimmt. Spätestens wenn Männer ihren Vereinsnamen rechtlich schützen lassen („Männer gegen Männergewalt" Heidelberg mußte sich nach entsprechenden Schritten der gleichnamigen Einrichtung in Hamburg neu benennen), wird offensichtlich, daß der Kampf um die Nischen stattfindet und in welchem System wir uns bewegen (echtes Teilen gibt es nicht..., siehe oben).

Ich sehe darin eine Fessel der patriarchatskritischen politischen Männerarbeit und zugleich ihre Aufgabe, dies zu verändern. Die Bewertungskriterien sind fremdbestimmt und von Männern mit solchen Strukturen vorgegeben, die es zu hinterfragen gilt. Die politische Männerarbeit muß meines Erachtens darauf hinwirken, diese fremdbestimmten Kriterien aufzuweichen und sie nicht mehr zur Geltung kommen zu lassen.

Männergruppen als neues Klientel für Therapeuten

Die bisherige Männerarbeit ist geprägt durch das klassische Helfersyndrom. Der Helfer braucht immer ein Gegenüber, dem er helfen kann. Es ergibt sich eine Abhängigkeitsbeziehung. Derjenige, der hilfsbedürftig ist, wird als schwächer definiert, der, der hilft, ist der stärkere Mann.

Durch das Abschneiden der politischen Männerarbeit droht die Männerbewegung als neues Klientel der Therapie vereinnahmt zu werden. Männer, die an ihre Grenzen stoßen, werden nicht mit ihren Strukturen konfrontiert, sondern im oben beschriebenen Kreislauf gehalten. Therapeuten sind auch Männer in und aus den patriarchalen Verhältnissen. Therapie kann ein Mittel sein, ein selbstbewußter Mensch zu werden. Die logische Folge daraus ist der politisch denkende Mensch. Bleibt es jedoch bei dem oben beschriebenen Kreislauf, besteht die Gefahr, daß das System Patriarchat in der Therapie reproduziert wird.

Politische Männerarbeit bietet uns die Chance, durch das Beleuchten der Strukturen die Helferabhängigkeit aufzudecken und aus dem System auszusteigen.

Einmischung

Das „Männerpolitische Forum" bei Bündnis 90/Die GRÜNEN Nordrhein-Westfalen ist nach diversen Veranstaltungen der GRÜNEN in Zusammenarbeit mit der Ökologie-Stiftung Nordrhein-Westfalen als Konsequenz aus der Tagung „Zwischen sich unterwerfen und autonom werden" mit Hans-Joachim Lenz im Juni 1996 entstanden. Das Forum ist zwar eine grünennahe Gruppe, steht jedoch allen interessierten Männern offen, die politische Arbeit im Zusammenhang mit der eigenen Rollenreflexion und der zwingend notwendigen Veränderung der gesellschaftlichen Gegebenheiten sehen. Zur Zeit arbeiten acht Männer kontinuierlich in dieser Gruppe und treffen sich jeden zweiten Monat.

Die Notwendigkeit unserer Arbeit liegt darin begründet, daß die existierende Männerbewegung kaum in der Öffentlichkeit wahrzunehmen ist und bisher politisch wenig bewirkt hat. Wir gehen davon aus, daß Männerberatung, Gewaltprophylaxe, Täterarbeit und Jungenarbeit zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wir wollen versuchen, diese Entwicklung politisch zu lancieren. Um eine Begleitung mit niedriger Hemmschwelle dieser Entwicklung, gegebenenfalls sogar Mitsteuerung zu erreichen und dabei patriarchatskritische, eine Gechlechterdemokratie fördernde Gesichtspunkte aus männlicher Sicht einbringen zu können, haben wir das Forum gegründet.

Männerveränderung kann nicht bei der individuellen Nabelschau enden und muß gesellschaftliche Veränderungen nach sich ziehen.

Wir wollen eine Politik zur Veränderung von Männern machen und damit andere Rahmenbedingungen schaffen, ohne unsere eigene Kritikfähigkeit und Reflexion zu verlieren. Dies ist der Grund dafür, daß wir als Folge des Inhaltes auch eine andere Form der Organisation suchen.

Wir führen keine Protokolle im Sinne herkömmlicher Vereinssitzungen. Gruppentreffen sind (noch) offen, deshalb auch durch Fluktuation der Mitglieder etwas schleppender als herkömmlich.

Zudem arbeiten wir alle „ehrenamtlich" und zusätzlich zu unserer „normalen" Erwerbsarbeit, so daß diese Arbeit entweder an Wochenenden oder an Abenden geleistet wird.

In den acht bisherigen zweimonatlichen Wochenendsitzungen haben wir uns damit beschäftigt, unser Arbeitsfeld zu beschreiben und zu sammeln, welches die notwendigen Themen sind, derer wir uns annehmen müssen.

Die vorläufige Gliederung unserer Plattform:

A. Präambel

Im Wendekreis des Solarplexuses

– die Stütze der Gesellschaft – ein lächerliches Geschlecht??

B. Arbeitsfelder

– einleitende Bemerkungen

B.1 Macht, Herrschaft und Gewalt

– über Ohnmacht und Wut zu Friedensfähigkeit

B.2 Sexualität

– von der Phallokratie zu Lust und Leidenschaft

B.3 Ökologie

– vom männlichen Zerstörungspotential zu einem nachhaltigen Begriff von Verantwortlichkeit

B.4 Ökonomie und Arbeit

– Kommerzialisierung und Globalisierung verstärken Diskriminierung und Abhängigkeit

B.5 Bildung und Erziehung

– vom Unvereinbarkeitsdilemma zu einem neuen Leitbild

B.6 Visionen eines neuen Männerbildes

– über männliche Patriarchatskritik zur Verwirklichung von Geschlechterdemokratie

C. Öffentliche Einmischung und weitere Arbeitsweise

Die „öffentliche Einmischung" steht dafür, daß wir Männer mit rollenkritischem Blick in der Politik noch viel zu sagen haben, deshalb uns mit Courage zu Wort melden müssen. Zuviele Lebensbereiche werden ohne die Beteiligten abgehandelt und über ihre Köpfe hinweg entschieden.

Die Öffentlichkeitsarbeit des Forums war bis September 1997 auf Presseerklärungen nach unseren Treffen sowie das Beantworten verschiedener Anfragen begrenzt. Eine neue Facette dieses Wirkens war der Start der Tagungsreihe „Politik für eine Veränderung von Männern – ist Voraussetzung zur Entstehung von Geschlechterdemokratie" in Zusammenarbeit mit der „Ökologischen Stiftung Nordrhein-Westfalen".

Im September fand eine Tagung statt, die das Thema „Hauptsache Arbeit" hatte, in Anlehnung an das Buch von Schnack/Gesterkamp gleichnamigen Titels. Thomas Gesterkamp trug wichtige Thesen aus dem Buch vor, die uns in unserer Arbeit voranbringen können. Die nächste Tagung in dieser Reihe wird sich mit dem Thema „Männer und Ökologie" beschäftigen.

Mit regelmäßigen Pressemitteilungen wollen wir uns einen bestimmten Bekanntheitsgrad in der Medienlandschaft erarbeiten. Dabei ist uns klar, daß wir auch hier, wie in der Männerarbeit sowieso, langen Atem zeigen müssen.

Wir beabsichtigen nach Erstellung unserer Plattform, die zugleich Arbeitsfelder der notwendig zu behandelnden Themen beschreibt sowie Ausgangspunkt für unsere nachhaltige Einmischung sein soll, an Parteien heranzutreten, und denken unter anderem an die Befragung von Kandidaten zu den Punkten Geschlechterdemokratie, Patriarchatskritik, Männerbewegung, antisexistische Jungenarbeit.

Von dieser Plattform aus wollen wir auch Einfluß nehmen auf Parteiprogramme, Bildungskonzepte, Erlasse, Gesetzgebungen.

Ein weiteres Augenmerk gilt der sogenannten Kleinarbeit: Lesen von Artikeln zu oben genannten Themen, unsere Antworten zu den Darstellungen bestimmter Vorgänge in den Medien, Zusammenhänge aufzeigen. Diese Arbeit ist sehr zeitaufwendig, und es bedarf noch einiger Mitstreiter.

Bei all der vielen Arbeit ist das Erleben der vertrauensvollen Zusammenarbeit eine Basis, die uns bisher gut trägt.

Einsicht

„Denken ist alles andere als trübsinniges Verharren, es ist vielmehr die Quintessenz des Tätigseins. Es gibt keine subversivere, keine gefürchtetere Tätigkeit. Es gibt auch nichts, was stärker verleumdet würde, und das ist weder zufällig noch harmlos: Denken ist politisch. Und zwar nicht nur das politische Denken. Bei weitem nicht.

Die bloße Tatsache zu denken ist politisch." (Forrester 1997, S. 98)

Ermutigung

Und keinem ist der Arm so lang,
auch nicht der Obrigkeit,
daß mir ein ehrlicher Gesang
im Halse stecken bleibt.
Wolln mich ein paar auch stumm, zur Stund,
und mir die Luft verpesten –
ich furz mir meine eigene, und
die ist bestimmt vom Besten.
Und draußen steigt die Sonne hoch,
und drinnen steigt der Mut.
Jetzt auf die Straße! Lacht sie aus,
die Bürokratenbrut.
Das macht mir Mut.
So muß es sein.
Und wenn Dir was weh tut,
dann mußt Du schrein.
So mancher Brave käm in Not,
würd’ man nicht schweigend sterben,
sondern, entgegen dem Gebot,
verrückt und lüstern werden.
Das knappert an den Wertpapieren,
das könnt verwundbar machen.
Ach Freunde, statt zu lamentieren,
sollten wir wieder lachen.
Und draußen steigt die Sonne hoch,
drinnen die Phantasie.
Jetzt auf die Straße! Lacht sie aus,
die Scheiß Technokratie.
Das macht mir Mut.
Das muß so sein.
Und wenn dir was weh tut,
dann mußt Du schrein.

Konstantin Wecker

Literatur

Flores d’Arcais, Paolo: Die Linke und das Individuum, Berlin 1997

Forrester, Viviane: Der Terror der Ökonomie, München 1997

Grün, Arno: Der Verat am Selbst, München 1990

Klemperer, Victor: LTI, Leipzig 1975 (LTI = Lingua Tertii Imperii)

Krell, Gert: Die Schattenseiten der Männermacht, in: Erziehung und Wissenschaft. Zeitschrift der GEW, Heft 2/1994

Lenz, Hans-Joachim/Jansen, Hannelore (Hrsg.): Widerstände gegen eine Veränderung des Männerbildes, Wiesbaden 1996

Lenz, Hans-Joachim/Jansen, Hannelore/Schacht, Konrad (Hrsg.): Männerbildung – Ein Thema für die Politische Bildung, Wiesbaden 1995

Scheskat, Thomas: Der innenverbundene Mann, Göttingen 1994

Schiffauer, Werner: Fremde in der Stadt, Frankfurt/Main 1997

Schnack, Dieter/Neutzling, Rainer: Kleine Helden in Not, Hamburg 1990

Sennet, Richard: Verfall und Ende des öffentlichen Lebens – die Tyrannei der Intimität, Frankfurt/Main 1983

Vorgänge, Nr. 77, September 1985

Weber, Max: Politik als Beruf, Stuttgart 1992

Winter, Reinhard/Willems, Horst (Hrsg.): Was fehlt, sind Männer. Ansätze praktischer Jungen- und Männerarbeit, Tübingen 1991


Peter Hanß-Klinkhammer: Die Männerfrage in der Politik – URL: http://www.die-frankfurt.de/esprid/dokumente/doc-2000/hanss-klinkhammer00_01.htm
Dokument aus dem Internet-Service des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung e. V. – http://www.die-frankfurt.de/esprid