Herausgeber
Käpplinger, Bernd Schrader, Josef
Titel
Beratung und Regulation
Zeitschrift
Zeitschrift für Weiterbildungsforschung
Ausgabe
2/2015
Ort
Wiesbaden
Verlag
VS Verlag für Sozalwissenschaften
Zitierlink
http://www.die-bonn.de/id/31638
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Abstract
Bildung und Beratung sind seit der Aufklärung dadurch bestimmt, dass sie die Selbstbestimmung des Individuums unterstützen sollen. Dies ist eine Leitidee des pädagogischen Denkens – beginnend bei Immanuel Kants Definition der Aufklärung als „Ausgang aus der selbstver-schuldeten Unmündigkeit“ (1784) bis hin zum Ziel des nationalen Bildungsberichts, dass „Selbst-regulation“ unterstützt werden soll (Konsortium Bildungsberichterstattung 2005).
Diese Leitidee findet sich in Beratungsansätzen wieder, so z.B. beim klientenorientierten Ansatz, der den Beraterinnen und Beratern eine entscheidungsunterstützende Funktion zuweist. Vergleichbares kann man bei systemischen, lösungs- und ressourcenorientierten Beratungs-ansätzen nachzeichnen. Analysiert man die vielfältigen Praxen von Beratung, zeigen sich Herausforderungen, Diskrepanzen und Ambivalenzen in der Umsetzung. Im Mehrebenensystem der Weiterbildung (Schrader 2010) beginnt dies auf der bildungspolitischen Ebene, wo vonseiten der Politik Ziele an die Beratung herangetragen werden (z.B. die Erhöhung der Weiterbildungs-beteiligung oder der Erreichen bestimmter Zielgruppen). Auf Organisationsebene können den Beratenden Kennzahlen (z.B. Zahl der Beratungen pro Tag) betriebswirtschaftlich vorgegeben werden. Im Beratungsprozess selbst aber hat die beratende Person eine regulierende Ver-antwortung für den Verlauf des Gesprächs.
Bei den genannten Beispielen wird die Herausforderung sichtbar, einen professionellen Umgang zu finden, der die diverse Vorgaben und die gleichzeitig anzustrebende Offenheit ausbalanciert. Dieses Themenheft des REPORT möchte verschiedene Forschungsergebnisse versammeln und zu einer weiterführenden Diskussion von Befunden anregen. Die einzureichenden Beiträge sollen über die Formulierung von Prinzipien und Prämissen hinausgehen und möglichst empirische, analytische Auseinandersetzungen mit Ambivalenzen und Antinomien im Feld der Beratung in der Weiterbildung darstellen.
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Inhalt

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Käpplinger, Bernd; Schrader, Josef

Editorial

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Käpplinger, Bernd; Maier-Gutheil, Cornelia

Ansätze und Ergebnisse zur Beratung(sforschung) in der Erwachsenen- und Weiterbildung

Eine Systematisierung
Der Beitrag gibt einen systematisierenden Überblick über aktuelle methodische Ansätze und Ergebnisse der Beratungsforschung. Sowohl qualitative als auch quantitative Zugänge werden sondiert und hinsichtlich ihrer jeweiligen Erkenntnisse eingeordnet. Es zeigen sich unterschiedliche, aber auch komplementäre Befunde. Abschließend wird für einen weiteren Ausbau der Beratungsforschung in der Erwachsenenbildung plädiert. Dabei sollte auf einen wechselseitigen Bezug von Studien und eine gemeinsame Begrifflichkeit geachtet werden. Evaluationsergebnisse sollten seriös von der Bildungspolitik und -administration rezipiert werden. Befunde der Forschung sind intensiv in die Aus- und Fortbildung im Beratungsfeld einzubinden.
183
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Pätzold, Henning; Ulm, Susanne

Freiwilligkeit in der erwachsenenpädagogischen Beratung

In der erwachsenen- und sozialpädagogischen Theorie und Praxis wird Freiwilligkeit als ein wenn nicht unbedingt notwendiges, so doch zumindest wünschenswertes Merkmal von Beratung betrachtet. Freiwilligkeit sollte damit auch ein wesentlicher Bestandteil der Planung, Gestaltung und Reflexion von Beratungsprozessen sein. Also benötigen professionelle Beraterinnen und Berater die Möglichkeit, auf entsprechende Reflexionsvorlagen und Strukturierungsangebote zurückgreifen zu können. Innerhalb der einschlägigen Literatur zeigt sich jedoch ein wenig präzises Bild der Dimension Freiwilligkeit in Beratungskontexten. So häufig, wie sie genannt wird, so selten wird sie präzise definiert. In diesem Artikel wird daher der Versuch unternommen, tiefer auf die unterschiedlichen Merkmale und Abstufungen von Freiwilligkeit in Beratungssituationen einzugehen und diese sinnvoll zu strukturieren. Konkretisiert werden die Ergebnisse, indem am Beispiel der Standards des Nationalen Forums Beratung Bezüge zu pädagogischen und professionellen Wertorientierungen hergestellt und diskutiert werden. Damit wird aufgezeigt, wie ein erwachsenenpädagogischer Umgang mit Freiwilligkeit konstruktiv bearbeitet werden kann.
197
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Stanik, Tim

Institutionelle Anbieterkontexte und Regulation von Beratungen in der Weiterbildung

Der Beitrag beschäftigt sich mit Beratungen in der Weiterbildung als institutionelle Interaktionsform. In einer vergleichenden Fallstudie wurden verschiedene Daten erhoben, um zu untersuchen, inwiefern die institutionellen Kontexte die Beratungen beeinflussen. Auf der einen Seite definieren die Beratungsanbieter die Beratungsgegenstände und wählen entsprechende Beratende aus. Außerdem verfolgen sie institutionelle Zielsetzungen mit den Gesprächen. Auf der anderen Seite haben die Ratsuchenden eigene Beratungsanliegen und -ziele, mit denen die Beratenden umgehen müssen. Auch wird gezeigt, dass der Beratungsort (ein Anbieter hat seinen Sitz in einem Jobcenter) beeinflusst, wie die Beteiligten miteinander interagieren. Die Ergebnisse machen deutlich, dass sich Beratungen in einem Spannungsverhältnis von institutionellen Kontexten, Erwartungen der Ratsuchenden und dem professionellen Selbstverständnis der Beratenden bewegen.
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Buddeberg, Klaus

Beratung durch das persönliche Umfeld funktionaler Analphabeten und Analphabetinnen

Obwohl Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben gemeinhin als Tabuthema gelten, lässt sich auf Basis neuer empirischer Ergebnisse zeigen, dass ein breites „Mitwissen“ über Lese- und Schreibprobleme existiert. Rund 40 Prozent der Erwachsenen kennen jemanden, der oder die auffällig fehlerhaft schreibt oder sogar sehr ernsthafte Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben hat. Dieses Wissen, das in verschiedenen Lebensbereichen besteht (Familie, Beruf, Freundeskreis), bietet theoretisch ein hohes Potenzial dafür, dass das mitwissende Umfeld die Betroffenen über Lernmöglichkeiten informiert. In diesem Beitrag wird dies als informelle Weiterbildungsberatung beschrieben. Das beschriebene Potenzial wird jedoch nur in geringem Umfang genutzt. Mehrheitlich weisen die mitwissenden Personen die Betroffenen nicht auf Weiterbildungsmöglichkeiten hin. Dem liegt unter anderem ein Informationsdefizit bei den Mitwissenden zugrunde. Nicht nur Betroffene, sondern auch deren Umfeld sind durch Informationskampagnen zu adressieren, um diese Informationslücken zu schließen.
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Gieseke, Wiltrud; Stimm, Maria

Die professionellen Praktiken in der Berufs- und Weiterbildungsberatung – ein komplexes Innenleben

Der Artikel setzt sich grundlagentheoretisch mit der Bedeutung von Entscheidungsprozessen bezogen auf die professionellen Praktiken in der Berufs- und Weiterbildungsberatung auseinander. Über eine empirische Detailanalyse werden Beratungsverläufe dargestellt. Diese Analyse stützt sich auf Beratungsgespräche, die von den Beratenden selbst ausgewählt und zur Verfügung gestellt worden sind. Die Beratungsgespräche spiegeln somit die stattfindende Praxis der Beratung wider. Die Analyseergebnisse im Rahmen einer dem Gegenstand angepassten Dialogmusteranalyse werden an die theoretischen Grundlegungen rückgebunden.
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Bengtsson, Anki

European career guidance policy: A focus on subtle regulatory mechanisms

Current political strategy to reform career guidance systems in Europe is regulated by subtle practices. Using the governmentality perspective, the purpose of this article is to make sense, in theoretical terms, of governmental reason and mechanisms in reshaping of career guidance systems. The investigation draws attention to mechanisms and practices such as monitoring and evaluation which indirectly operate in the policy process to make career guidance systems amenable for management. Drawing empirically on European policy texts, the analysis focuses on policy use of “good practice” and provision of data, which work upon the attitude to performance improvement and self-improvement. This article seeks to elucidate that incentive for learning from “good practice” and evaluation is related to the present form of governance by indirect mechanisms, and that this kind of governance enables constant reconstruction of career guidance.
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Mania, Ewelina

Kompetenzorientierung in der Finanziellen Grundbildung als Grundlage für die Programmentwicklung

Die Gestaltung von Angeboten stellt die zentrale Aufgabe der Programmplanenden in der Erwachsenenbildung dar. Im Bereich Finanzielle Grundbildung gibt es bisher kaum Angebote und didaktische Grundlagen. Daher wird gefordert, Kompetenzanforderungen für Finanzielle Grundbildung zu ermitteln sowie entsprechende Lernangebote zu entwickeln. Kompetenzmodelle, welche die Handlungsanforderungen in bestimmten Situationen strukturieren, können als Grundlage für die Entwicklung von Programmen und Angeboten in der Erwachsenenbildung begriffen werden. Der Beitrag geht der Frage nach, welche Kompetenzanforderungen sich als Grundlage für die Angebotsentwicklung für die Finanzielle Grundbildung empirisch beschreiben lassen. Es wird eine theoretische und empirische Fundierung des entwickelten Kompetenzmodells Finanzielle Grundbildung vorgestellt. Abschließend werden die Potenziale des Modells für die Praxis der Erwachsenenbildung diskutiert und weitere Forschungsbedarfe aufgezeigt.
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Dörner, Olaf; Krämer, Franz; Schäffer, Burkhard

Lernen in Lebensphasen – eine Alternative zum Lebenslangen Lernen?

Die Beteiligung Erwachsener am Lebenslangen Lernen entspricht bei Weitem nicht den Erwartungen, die mit dem Programm verbunden sind. Gründe dafür sind vielfältig und unterschiedlich. Unsere These ist, dass sich Erwachsene in ihren Lernaktivitäten an Lebensphasen orientieren. Die Beteiligung an institutionalisierten Lernarrangements von Weiterbildung ist demnach weniger eine Sache der Akzeptanz Lebenslangen Lernens, sondern vielmehr eine, die in Bezug auf soziokulturelle Erwartungsmuster lebensphasenabhängig entschieden wird. Vor allem in der Erwerbsphase werden Weiterbildungsorientierungen konstituiert durch berufliche und betriebliche Positionen und deren habituelle Wahrnehmung. Wie werden Chancen und Möglichkeiten von Weiterbildung wahrgenommen und gedacht? Weiterbildung erweist sich dann als etwas, für das sich selbstverständlich entschieden werden kann, als etwas Unerreichbares, Last, Zumutung oder auch als unerheblich. Im Beitrag untermauern wir die These von der Lebensphasenabhängigkeit theoretisch unter Bezugnahme auf die Differenzierung von Biografie, Lebenslauf und Lebensverlauf sowie mit empirischen Befunden zu Lern- und Weiterbildungsorientierungen der Babyboomer.
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Bellmann, Lutz; Dummert, Sandra; Ebbinghaus, Margit; Krekel, Elisabeth M.; Leber, Ute

Qualifizierung von Beschäftigten in einfachen Tätigkeiten und Fachkräftebedarf

Bei der Suche nach Lösungen für den sich bereits heute abzeichnenden Fachkräftemangel wurden Beschäftigte mit einfachen Tätigkeiten bisher vernachlässigt. Mit einem Anteil von rd. 20?% an allen Beschäftigten stellt diese Personengruppe allerdings ein nicht unerhebliches Qualifizierungspotenzial dar. Gegenstand des nachfolgenden Beitrags ist die Frage, ob erwartete bzw. aktuell bestehende Schwierigkeiten bei der Besetzung von Fachkräftestellen dazu führen, dass Betriebe verstärkt Beschäftigte in einfachen Tätigkeiten in Weiterbildung einbeziehen. Die Analysen zeigen, dass, neben anderen Merkmalen, insbesondere auch antizipierte Fachkräfteengpässe Treiber der betrieblichen Weiterbildungsbeteiligung von Beschäftigten in einfachen Tätigkeiten sind.
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Lencer, Stefanie; Strauch, Anne

Schepers, Claudia: Wenn Kursleitende lernen. 2014

Rezension