Glossar historischer Begriffe zur Erwachsenenbildung

Das erste Lehrbuch zur Berufsausbildung
Berg- und Hüttenkunde (1556)
Verfasst wurde das in lateinischer Sprache geschriebene Werk „De re metallica libri XII“ von dem gebürtigen Schweizer Georgius Agricola. 200 Jahre galt dieses Handbuch als ein Standardwerk zur Montanwissenschaft und des praktischen Bergbaus. Es umfasst auch 292 Holzschnitte, die zur Illustration der jeweiligen Materie dienten. Das Lehrbuch wurde in viele Sprachen übersetzt.
Brechts Gedicht "Lob des Lernens" (1932)
Quellentext
Das von Bertolt Brecht verfasste, nachfolgende Gedicht "Lob des Lernens" appelliert an die unterprivilegierten und ausgeschlossenen Menschen, in allen Kulturbereichen zu lernen.
Arbeiterbildung
Die ersten Ansätze zur Gründung von Arbeiterbildungsvereinen lassen sich schon vor der 1848er Revolution belegen. Ihre Mitglieder waren von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Deklassierung bedroht. Sie suchten in den Vereinen nach Foren zur Selbstorganisation und Interessenartikulation
Die Rhetorik (4.Jahrhundert v. Chr.)
Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff bedeutet übersetzt die Redekunst, sowohl im Sinne der Überredungskunst als auch als die Wissenschaft vom wirksamen Reden. Sie ist in verschiedene Redegattungen unterteilt.
Erfahrungslernen
Karl Philipp Moritz "Magazin der Erfahrungsseelenkunde" 1783-1793
Die Zeitschrift „Magazin der Erfahrungsseelenkunde“ ist eine der ersten psychologischen Zeitschriften, in denen Fallgeschichten zum Thema Lernen dargestellt werden. Herausgeber der Zeitung war unter anderem Karl Philipp Moritz.
Berufsorientiertes Lernen
Die Patriotische Gesellschaft Hamburg (1765)
Die Gründung der „Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (Patriotische Gesellschaft)“ erfolgte nach englischem und französischem Vorbild. Im Laufe ihrer fast 250 jährigen Geschichte haben die Patriotische Gesellschaft und ihre Mitglieder eine große Zahl von Innovationen und Gründungen angeregt.
Erwachsenenlernen im Rahmen der Nationalerziehung
Das Konzept Wilhelm von Humblodt (1809)
Wilhelm von Humboldt wird als der Begründer des neohumanistischen Bildungsbegriffs mit seiner strikten Trennung von allgemeiner und beruflicher Bildung im Gymnasial- und Hochschulbereich angesehen. Er wirkte zudem am Aufbau des öffentlichen Bildungssystems in Preußen mit.
Erwachsenenlernen in städtischen Privatschulen
ein Werbebild von Holbein (1518)
Erwachsene konnten notwendige Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen in der frühen Neuzeit in den größeren Handelsstädten an städtischen Privatschulen erwerben. In der nachfolgenden Quelle wird über ein Werbeschild einer solchen Privatschule, gemalt von Hans und Ambrosius Holbein, berichtet.
Gesundheitsbildung als Volksaufklärung (um1800)
Quellentext
Bernhard Christian Faust und Johann August Unzer griffen auf, auf Unterhaltung ausgerichtete, literarische Gattungen zurück, um Wissen zu vermitteln. Die nachfolgenden Quellen zeigen Textauszüge aus ihren Arbeiten.
Lernen an Irritationen - Platon (4.Jh. v. Chr.)
Quellentext
Das um 370 v.Chr. von Platon verfasste "Höhlengleichnis" ist einer der weltgeschichtlich bekanntesten philosophischen Texte und thematisiert die Perspektivengebundenheit der Wahrnehmung und ihren meist projektiven Charakter. Zudem beschreibt er, wie schwer es ist, sich aus diesen Verengungen zu befreien und was notwendig ist, um eine dauerhafte Verhaltensänderung zu erringen.
Kaufmännisches Lernen im Spätmittelalter
Überblick
Das Lernen im Mittelalter war gebunden an das christliche Bildungsmonopol und den normativ dominanten Bildungsinhalten – und zielen des Christentums. Demnach galt kaufmännische Gewinnerzielung als unlauter, und körperliche Arbeit als minderwertig. In den großen Städten wurde dies anders gesehen. Insbesondere der Fernhandel der Kaufleute führte zu differenzierten Anforderungen, was die Kenntnisse von Sprachen, Rechtsrahmen und der Buchhaltung anbelangten
Lernen am Misserfolg
Rochnows "Märkische Ökonomische Gesellschaft" (1791)
Friedrich Eberhard von Rochnow war 1791 Mitbegründer der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam und wurde ihr erster Direktor. Die Gesellschaft beschäftigte sich mit allen zeitgenössischen Themen zur Hebung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Produktion.
Lernen bei Augustinus (4.Jh.)
Augustinus als Dialog angelegter Text „De magistro“ unterscheidet und differenziert das menschliche Lernen, indem dargestellt wird, dass Worte nur Zeichen sind. Die das Lernen anregende Wirksamkeit des Lehrens gründet demnach weniger in den Worten als in der Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Damit ist „De magistro“ die erste ausdrücklich dem Lehren und Lehrersein gewidmeten Monographie der abendländischen Geistesgeschichte.
Lernen für die Aufklärung
Die Preisfrage der Preußischen Akademie der Wissenschaften (1780)
Im Jahr 1780 ließ der preußische König Friedrich der Zweite eine Preisfrage ausschreiben, die sowohl eine philosophische als auch politische Brisanz mit sich brachte. Die nachfolgende Textstelle zeigt, dass Immanuel Kant die Herausforderung von Freiheit und Herrschaft in einem aufklärerischen Sinne als die eines gelehrten Standes und nicht als die aller Menschen angesehen hat.
Lernen in der Antike
Überblick
Typisch für das antike Lernen waren die auf fragloses Wiederholen ausgerichteten Lernaufgaben. Zu dieser Zeit gab es kaum Raum für Individualität.
Lernen in der Renaissance (15./16. Jahrhundert)
Überblick
In der Renaissance wurden Teile der Antike wiederbelebt und mit Elementen der Gegenwart verschmolzen. So entstanden neue mentale, soziale und kulturelle Strukturen. Als zwei sich polar gegenüberstehende Protagonisten, von denen die weitere Entwicklung des Lernens stark beeinflusst wurde, können Johann Amos Comenius und Francis Bacon aufgefasst werden.
Lernen von Bauern
Celler Landwirtschaftsgesellschaft (1764)
Die Celler Landwirtschaftsgesellschaft leistete mit der ökonomischen Aufklärung über die Innovationsmöglichkeiten für arbeitsintensive Feldbaumethoden einen entscheidenden Beitrag zur Behebung der latenten Arbeitslosigkeit unter den besitzschwachen Schichten der frühmodernen Dorfgesellschaft ihrer Region.
Lernen von Frauen vor 1800
Bereits in der Antike gibt es Belege dafür, dass Frauen berufstätig waren. Ihre beruflichen Tätigkeiten und ihr Lernen wurden aber selten in schriftlichen Dokumenten festgehalten.
Lesen und Schreiben lernen
Alphabetisierung
In der älteren Forschung zur Alphabetisierung herrschte eine defizitorientierte Betrachtungsweise der illiteraten einfachen Menschen vor. Sie orientierte sich ausschließlich an der Teilhabe an den schriftlichen literarischen Produkten der Hochkultur.
Naturwissenschaftliches Lernen - "Das Rässonirende Dorfkonvent" (1788)
Quellentext
Die politische Zeitung spielte als Lesestoff der unteren Stände eine wichtige Rolle im späten 18. und im 19. Jahrhundert. Die Zeitschrift der „Rässonirende Dorfkonvent, eine gemeinnützige ökonomisch-moralische-politische Schrift für den Bürger und Landmann“, die von Johann C. Thon 1786 bis 1788 herausgegeben wurde, war solch ein volksaufklärerisches Medium. Im nachfolgenden wird ein Beispiel aus der Zeitung vorgestellt.
Politische Erwachsenenbildung - Lernen für die Republik (1792)
Quellentext
Georg von Wedekind (1761-1831) formulierte in der nachfolgenden Ansprache von 1792 zentrale Lernaufgaben- und Lernfelder für die Bürger einer Republik.
Sokratische Methode (5./4. Jahrhundert v. Chr.)
Quellentext
Kurz zusammengefasst handelt die Sokratische Methode von der Kunst, einem Gesprächspartner Wissen zu vermitteln, indem man ihn nicht belehrt. Der nachfolgende Quellentext veranschaulicht den Weg dieser Vermittlungsform.
Sprache lernen Ende des 18. Jahrhunderts
Quellentext
Die „Deutsche Sprachlehre für die Damen“, die Karl Philipp Moritz im Jahr 1792 verfasste, war eine Sprachlehre in Briefen für gebildete Frauen. Nachfolgend ein Beispiel.
Leben im Lebensvollzug - Goethes "Wilhelm Meisters Wanderjahre" (1821)
Quellentext
Der Roman "Wilhelm Meisters Wanderjahre" von Goethe ist ein deutscher Bildungsroman mit didaktischer Struktur. Nachfolgend ein Auszug daraus.
Eduard Weitsch (1926): Lehrerfrage der Volkshochschule
Quellentext
Der Text von Eduard Weitsch (1883-1951) ist eine praxisbezogene Darstellung der Aufgabenstellungen eines (Heim-)Volkshochschullehrers. Zudem klärt er unklare Laufbahn- und Besoldungsfragen.
Aufruf zur Gründung der Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung (1871)
Quellentext
Der Aufruf ist ein Dokument der Loyalität mit dem undemokratischen Kaiserreich als notwendigen paternalistischen und fürsorglichen Rahmen. Die zitierten Stellen sind des Weiteren Ausdruck von Ängsten gegenüber einer Massendemokratie und ihrer liberalen Steuerbarkeit.
Darmstädter Arbeiterbildungsverein
Quellentext
Die nachfolgende Zeitungsmeldung zeigt, wie sich die neu gegründeten Arbeiterbildungsvereine der Öffentlichkeit präsentierten.
Arbeiterbildungsverein
Die Arbeiterbildungsvereine waren eine Antwort auf die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen, die insbesondere für die verarmten Unterschichten zu bewältigen waren. Die Vereine boten seinen Mitgliedern ein breites Bildungsangebot. Im ganzen 19. Jahrhundert waren die sozialdemokratischen Bildungsvereine Ziel der staatlichen Verfolgung.
Höhere Bauernschule in Rendsburg
Die Höhere Bauernschule wird in der zeitgenössischen Bezeichnung „Pflanzschule für tüchtige Communevorsteher und Ständedeputierte“ (1841) genannt. Ihr geistiger Begründer war Carl Friedrich Hermann Klenze (1795-1878). Sie war die erste Heimvolkshochschule in Deutschland, bestand jedoch nur bis 1849. Der pädagogische Ansatz der „Pflanzschule“ kann als ein früher Versuch der Integration politisch-allgemeiner und beruflicher Fortbildung gelten.
Emil Adolph Roßmäßler
Emil Adolph Roßmäßler kann als erster freier Dozent der Erwachsenenbildung gelten. Anfang der 1860er Jahre war er Mitgründer des Leipziger Arbeiterbildungsvereins und ein entschiedener Kritiker Ferdinand Lassalles. Für ihn war die Natur der Schlüssel von Emanzipation. Politisch-kulturell vermisste E. A. Roßmäßler insbesondere einen in der Selbstachtung begründeten Freiheitsbegriff in Deutschland.
Franz Pöggeler
Franz Pöggeler (1926 -2009), war einer der produktivsten Pädagogen des 20. Jahrhunderts. Das gilt sowohl für die Breite der Themengebiete, mit denen er sich beschäftigte, als auch für die vielfältigen Publikationsorte, an denen er veröffentlichte, und die hohe Anzahl der Veröffentlichungen, die nachgewiesen werden konnten. Das Diktum der besonderen Produktivität gilt auch für die große Palette seines praktischen Engagements für die (Erwachsenen-) Pädagogik.
Heinrich Stephani
Heinrich Stephani setzte die Einführung der Lautiermethode zum Lesen lernen, mit seiner mehr als 100000 mal gedruckten Hand- und Wandfibel, mit durch. Außerdem entwickelte er einen, das ganze Leben umfassenden, Nationalerziehungsplan, den er 1805 unter dem Titel: „System der öffentlichen Erziehung“ publik machte
Anna Siemsen
Anna Siemsen beschäftigte sich mit einem arbeitsbezogenen Bildungsbegriff und der doppelten Herausforderung der Frauenbildung als hauswirtschaftliche und berufsbildende Aufgabenstellung. Zwischen 1923 und 1933 war sie in vielfältigen Zusammenhängen der Erwachsenenbildung einbezogen. Ihr bedeutendster Artikel zur Erwachsenenbildung „Extensive und intensive Bildung“, indem sie ihre sozialistische Position im Richtungsstreit darlegte, erschien in der Zeitschrift „Sozialistische Bildung“ (1929).
Settlement-Movement
Quellentext
Der Text von einem der ersten Bewohner der Toynbee-Hall in London, beschreibt die soziale Verantwortung der reicheren Schichten gegenüber den Arbeitern in der Großstadt. Er drückt die Überzeugung aus, dass sich die sozialen Probleme der Zeit nur lösen lassen, wenn die gebildeteren und wohlhabenderen Bevölkerungsschichten um die Lebensbedingungen in den Elendsquartieren wissen und sie zu einem gewissen Teil auch selbst erleben.
Study Circle (1900)
Oscar Olsson war einer der treibenden Kräfte beim Aufbau von Study Circle in Schweden Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese richteten sich an die ärmere Landbevölkerung und Arbeiter. Historisch waren die Study Circle eng mit den Prinzipien der „Popular Education“ in sozialen Bewegungen, insbesondere der Arbeiterbewegung, verbunden.
Ubuntu
Ubuntu ist ein Konzept des gemeinwesenorientiertem kultursensiblem Lernens. Es nimmt die afrikanischen Traditionen des Lernens auf und ist auf die Errichtung prosozialer Gemeinschaften fokussiert. Genutzt werden sollen dabei die Ressourcen, die jeweils lokal zur Verfügung stehen und ein nützliches Lernen ermöglichen. Das Konzept wird von antikolonialen Intellektuellen seit Anfang der 1980er Jahre vertreten.
Université Populaire
Die französische Universitätsausdehnung ist eng an diverse Bewegungen gebunden. Adressaten des Programms waren Gewerkschaftler und Aktivisten der Arbeiterklasse, die eine Art autonome proletarische Elite bilden sollten. Zwischen 1899 und 1914 wurden über 230 Einrichtungen mit 50.-60.000 Teilnehmenden über das ganze Land errichtet; ein Großteil davon im ländlichen Bereich.
University Extension
Die Universitätsausdehnungsbewegung war Teil einer länger andauernden Universitätsreform sowie des Bildungswesen allgemein. Zwei Drittel der Teilnehmenden waren dabei Frauen. Insbesondere für die Lehrerbildung spielten diese Angebote eine entscheidende Rolle. Die hohen Kosten für die Kurse führten dazu, dass die Angebote stark von den Mittelklassen besucht wurden. Die beliebtesten Vorlesungs-Themen waren: Social studies, industrial and political history and economics.
Volkstümliche Universitätskurse
Durch verschiedene Faktoren kam es in Österreich zu einer Universitätsausdehnung. Die Wiener Universität hatte eine Vorbildfunktion für diese Ausdehnung und ergriff auch die Initiative zur Einrichtung des Deutschen Volkshochschultages. Eine tragende Rolle spielte zudem Ludo Moritz Hartmann.
Wiener Urania
Die Volksbildungseinrichtung Wiener Urania wurde 1898 eröffnet. Schon bald wurde sie zu einer Volksbildungseinrichtung, die die neuesten Errungenschaften der Technik, wie zum Beispiel Projektionsapparate, nutzbar machte. An ihrem anspruchsvollen Kurs- und Vortragsbetrieb beteiligten sich namhafte Professoren, Künstler und Intellektuelle.
Workers´ Educational Association (WEA)
Gegründet wurde die landesweite, und insbesondere von den Gewerkschaften geförderte Organisation 1903 von Albert Mansbridge und seiner Ehefrau Frances Jane Pringle unter dem Namen „Association to Promote the Higher Education of Working Men". 1905 folgte mit der Zulassung von Frauen die Umbenennung. In den Anfangsjahren wurde eine enge Partnerschaft mit den Universitäten aufgebaut. Heute ist sie die größte, aus Spenden finanzierte Erwachsenenbildungseinrichtung Englands.
GER – German Educational Reconstruction Committee
GER war eine freiwillige Organisation, die von 1942 bis 1958 in Großbritannien einen Beitrag zum Zusammenhalt deutscher Emigranten aus den Sozial- und Bildungsberufen leistete. Der Fokus lag dabei auf der Förderung der Erwachsenenbildung in der Nachkriegszeit.
Islamische Frauenbildung
Die historische Entwicklung der Islamischen Frauenbildung ist bis heute weitgehend ungeklärt. Zum Teil liegt dies in der fehlenden schriftlichen Überlieferungen von Selbstaussagen von Frauen und der erdrückenden Dominanz der männlichen Perspektiven begründet. Zwei trotzdem bekannte Beispiele sollen hier aufgeführt werden.
Die Ansichten des Johann Amos Comenius
Johann Amos Comenius vertritt die Ansicht, dass der Mensch nur dann zum Lernen motiviert werden kann, wenn er einsieht, dass das zu Lernende sowohl richtig als auch sinnvoll ist. Zudem muss der Bezug zu Gott hergestellt sein.
John Locke und das Glück zu lernen
Quellentext
John Locke vertrat die Meinung, dass das Lernen auf fünf Säulen basieren sollte: Lust, erfahrungsorientiert, gesunde Ernährung, viel Bewegung und ohne körperliche Bestrafung. Damit stellte er das bisherige Lernkonzept in Frage. Die nachfolgenden Zitate präsentieren einige seiner Ansichten.
John Locke: Debating Club (1700)
John Locke formulierte im Nachfolgenden, die Regeln eines Debating-Clubs. Die Teilnahme ist demnach weder an den Stand noch an Bildungsabschlüsse gebunden. Sie verlangt aber Wahrheitsliebe, Interesse an der Sache, Respekt, Verantwortungsübernahme und die Anerkennung der moralischen, religiösen und politischen Rahmenbedingungen.
Ludo Moritz Hartmann
Ludo Moritz Hartmann begründete ein Konzept der Volksbildung, bei dem die Schlagworte "Denkfähigkeit" und "Integration allgemeiner und beruflicher Weiterbildung" im Fokus standen. Er wurde zudem Leiter der universitären Volksbildungskommission und gründete ab 1900 fünf Volkshochschulen in Wien. Des Weiteren war er als Lehrender, Publizist und Funktionär in der Volksbildung aktiv.
Mechanics´ Institute (1821)
Quellentext
Die hier vorgestellten Statuten besagen, dass es im „Mechanics´ Institute insbesondere um die praktische Anwendbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse ging, die durch Vorträge vermittelt werden sollten. Zudem wird die angedachte Einrichtung vorgestellt.
Nikolai Frederik Severin Grundtvig
Nikolai Frederik Severin Grundtvig war ein Verfasser mehrerer pädagogischer Schriften. Des Weiteren entwickelte er das Konzept der Volkshochschule, welches sich stark an den christlichen Auffassungen, u.a. auch der Erweckung, orientierte und eine lebensweltbezogene Aufklärung, insbesondere auch für die Unterschichten in dänischer Sprache forderte.
Otto Neurath
Der österreichische Nationalökonom und Wissenschaftstheoretiker Otto Neurath ist insbesondere durch seine Arbeiten an bildpädagogischen Visualisierungen von Wissen und Wissenschaft bekannt geworden. Sie sind bekannt als Wiener Methode der Bildstatistik bzw. später Isotype („International System of Typographic Picture Education“).
Paulo Freire
Paulo Freire arbeitete früh in Alphabetisierungskursen mit und war in der katholischen Basisbewegung Brasiliens aktiv. Er war in seinen pädagogischen Überlegungen von der „Theologie der Befreiung“ beeinflusst. 1959 stellte P. Freire in seiner Habilitationsschrift sein Erziehungskonzept vor. Kurze Zeit später begründete er mit Studierenden und fortschrittlichen Intellektuellen die „Bewegung für Volkserziehung“.
Folk High Schools in the Nordic Countries
Im nachfolgenden Text wird das typische Programm einer Folk High School in Dänemark vorgestellt und aufgezeigt, wie ein Tagesablauf aussehen konnte.
Bluestocking
Bluestocking (zu Deutsch: Blaustrumpf) bezeichnet die informellen Literaturzirkel von gebildeten, intellektuellen Frauen in England seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu diesen Treffen wurden jedoch auch Männer eingeladen.
Frontier-College
Das Frontier-College wurde 1899 in Kanada von dem presbytanischen Pfarrer Alfred Fitzpatrick begründet. Das Ziel war es, aus den Immigranten und anderen benachteiligten Gruppen mit schlechten Sprachkenntnissen in den abgelegenen Arbeitsorten gute Kanadier zu machen. Es setze auf das Konzept des Arbeiter-Lehrers.
Fachgruppen
Die Fachgruppen waren seminarförmige, halbautonome Einrichtungen, in denen eine Wissenschaftsverbreitung für Laien, zum Teil auf universitärem Niveau, im Mittelpunkt stand. Dieser demokratische Ansatz der Wissensvermittlung war eine Wiener Besonderheit
Debating Club
Im 18. Jahrhundert waren die Debating Clubs weit verbreitet und es durfte, unabhängig vom Geschlecht, jeder, der wollte, teilnehmen. Die meisten Mitglieder gehörten jedoch der neu entstandenen Mittelschicht an. Ein berühmter Vorläufer der Debating-Clubs war der Rota Club in London. Diese Clubs hatten einen maßgeblichen Anteil an dem Aufkommen der Aufklärung.
Chautauqua
Die Erwachsenenbildungsbewegung des Chautauqua-Movements in den USA entwickelte sich um 1874 aus den methodistischen Summer-Schools. In achtwöchigen Sommerkursen sollten Inhalte der allgemeinen und religiösen Bildung vermittelt werden. In ihren Angeboten kombinierten sie unterhaltende mit bildenden Elementen.
Cotton Mather
Cotton Mather war ein puritanischer Geistlicher und Gelehrter. Sein pädagogisches Ziel war es, das Wissen von anderen zu erweitern und zu vertiefen. Dazu nutzte er neben den Methoden des Predigens und Lehrens, auch das Schreiben und Publizieren sowie den Aufbau und die Weiterentwicklung von Nachbarschaftsclubs. Diskussion und Freiwilligkeit waren zentral. C. Mathers 1710 veröffentlichtes Buch „Bonifacius An Essay Upon the Good…“ In diesem Buch formulierte er sein Nachbarschafts-Konzept.
Antigonish Movement
Kennzeichnend für das Antigonish Movement war es, genossenschaftliche Bestrebungen, Lernformen der Erwachsenenbildung und ländliche Gemeinwesenarbeit zusammen zu führen. Ihr Ziel war es, das Scheitern der Geschäfte zu verhindern und für jede Gemeinde ein erfolgreiches Geschäftsmodell zu entwickeln. Unterrichtet wurden genossenschaftliches Wirtschaften, Buchführung, Mathematik, Ökonomie, öffentliches Sprechen und bürgerschaftliches Engagement.
Konfuzius
Konfuzius war Gelehrter und Begründer des Konfuzianismus, Erziehungsphilosoph und Lehrer. Dem lebenslangen Lernen kommt nach Konfuzius ein zentraler Stellenwert zu. Nach ihm macht erst das Lernen den Menschen zum Menschen.
Adult Schools
Quellentext
Das Zitat aus einem exemplarischen Statut macht deutlich, dass in den Adult Schools, neben der Bibel-Lektüre, auch disziplinarische Maßnahmen eine wichtige Rolle spielten.
Benjamin Franklin: Junto Club
Quellentext
Dieser kurze Textauszug aus Franklins Autobiographie beschreibt rückblickend Inhalte, Methoden, Regeln und Auswirkungen des von ihm 1726 gegründeten Diskussionsclubs „Junto“. Parallelen zu diesem Ansatz lassen sich in späteren Konzepten wie dem selbstgesteuerten Lernen und den Study Circles wieder finden.
Das Seminar für freies Volksbildungswesen an der Universität Leipzig
Das Seminar für freies Volksbildungswesen an der Universität Leipzig bestand mit Unterbrechung von 1923 bis 1933. Als einzige universitäre Einrichtung bildete es schwerpunktmäßig Lehrkräfte der Erwachsenenbildung aus bzw. weiter. Die Seminare waren dabei auch für Teilnehmer ohne Hochschulzugang offen. Zunächst war Hermann Heller Leiter, bevor Paul Hermberg nach dessen Ausscheiden übernahm.
Deutsche Schule für Politik
Die Deutsche Schule für Politik wurde 1920 nach französischem Vorbild gegründet. Sie sollte ein Parteien übergreifendes Instrument für die politische Bildung sein. Zielgruppe waren Personen, die sich im Bereich der Politik weiterbilden wollten. In der Nachkriegszeit folgte eine stärkere Akademisierung des Studiums. In den 1950ern waren die Absolventen gefragte Aspiranten für eine berufliche Tätigkeit in den Volkshochschulen der BRD.
Deutsche Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung e.V. (1927)
Die Deutsche Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung e.V. wurde 1927 gegründet. Wilhelm Flitner und Theodor Bäuerle erarbeiteten ein Konzept, dass im Wesentlichen die Qualifizierung von Mitarbeitenden, Lobbyarbeit und Forschungen über die Bedingungen der Erwachsenenbildung vorsah. 1933 wurde sie durch das nationalsozialistische Regime geschlossen. Das Institut kann als Vorläufer des heutigen „Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz Zentrum für Lebenslanges Lernen“ angesehen werden.
Die Einführungsseminare der PAS/DVV (1959)
Die Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (PAS/DVV) wurde Ende 1957 gegründet. Hauptaufgabe war die systematische Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter der Volkshochschulen. Sie veranstalteten „Einführungsveranstaltungen“, die auch „Falkenstein-Seminare“ genannt wurden. Eine prägende Figur war Hans Tietgens. Die Seminare waren vor allem auf ein Selbststudium ausgelegt und fanden von 1959-1967 statt. Die PAS war der Vorgänger des „Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz Zentrum für Lebenslanges Lernen“.
Heimvolkshochschule Falkenstein (Hessen) (1961)
Die Heimvolkshochschule Falkenstein wurde 1961 in der Nähe von Frankfurt am Main gegründet. Entscheidende Wegbereiter waren Reinhard Wilke und Gerd Kadelbach. Die Trägerschaft wechselte mehrfach. Ihre Hauptaufgabe in der Erwachsenenbildung war die Fortbildung von Lehrenden. Sie war Austragungsort der Einführungsseminare der PAS/DVV und zudem fanden dort mehr als zwanzig internationale Fachtagungen statt. Das Institut wurde 2001 geschlossen.
Realistische Wende in der Erwachsenenbildung - Prerower Formel (1931)
Quellentext
Vom 31.05. bis 06.06.1931 fand in im Volkshochschulheim Prerow auf dem Darß eine Arbeitstagung über das Thema „Grundfragen der Abendvolkshochschule“ statt. Die Veranstalter waren die Deutsche Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung und der Reichsverband der Volkshochschulen. Die dort verabschiedete Formel, von der im Nachfolgenden ein Auszug zu sehen ist, gilt in der Literatur als der Beleg der realistischen Wende in der Volkshochschularbeit.
Zur Situation und Aufgabe der Erwachsenenbildung (1960)
Gutachten
Das Gutachten gilt als die erste bildungspolitisch bedeutsame Darstellung der Erwachsenenbildung nach 1945. Es hatte im Sinne der Systematisierung des Aufgabenfelds und der Sichtbarkeit von Erwachsenenbildung eine längerfristige Bedeutung. Veranlasst wurde es von Hellmut Becker. Zum ersten Mal werden in diesem Dokument Profil, Öffentliche Anerkennung, Aufstiegswege, eine Ausbildung zum Volksbildner in Verbindung mit den wissenschaftlichen Hochschulen und mit den Möglichkeiten des Zweiten Bildungsweges und Lehrgänge zur Weiterbildung an einem zentralen Institut systematisierend angesprochen.
Karl Benjamin Preusker
Karl Benjamin Preusker (1786-1871) war ein bedeutender Vordenker und Wegbereiter des öffentlichen Bibliothekswesens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1828 gründete er die erste deutsche Stadtbibliothek in Großenhain. Lebenspraktische Wissensvermittlung, heimatkundliche Kenntnisse, Gemeinwohlorientierung und Hilfe zur Selbstbildung waren zentrale Bestandteile seines Volksbildungsbegriffs. Die bildungsreformerischen Bemühungen von K.B. Preusker fanden in seinen späteren Jahren auch öffentliche und staatliche Anerkennung.
Rudolph Zacharias Becker
Rudolf Zacharias Becker (1752-1822) war ein Volksschriftsteller. Er verfasste unter anderem das zweibändige „Not- und Hilfsbüchlein“, das in hohen Auflagen erschien und eins der am meisten verbreiteten Bücher im 18. Jahrhundert in Deutschland war. 1797 gründete er die Becker'sche Buchhandlung in Gotha. Er engagierte sich stark für das Freimaurertum und vertrat aufklärerisches Gedankengut.
Salon
Die Ursprünge des Salons reichen ins 17. Jahrhundert zurück. Der Salon lässt sich als Zusammenkunft von Adligen, Schriftstellern, Künstlern, Gelehrten in privaten Empfangsräumen vornehmer schöngeistiger Damen beschreiben. Die Konversation als Stil wurde hier besonders entwickelt. Es war eine europäische Erscheinung mit Schwerpunkten in Frankreich, England und Deutschland. Salons können als nicht institutionalisierte Lernorte mit einer stark selbst organisierten Lernkultur verstanden werden.
Lesegesellschaften
Die Lesegesellschaft ist eine Organisationsform literarisch interessierter Bürger im 18. Und 19. Jahrhundert. Sie kann als eine frühe Form der Erwachsenenbildung gesehen werden. Trägergruppe der Vereine war das Bürgertum. Bis zu 600 Lesegesellschaften mit 50.000 Mitgliedern werden für den Zeitraum von 1780 bis 1848 in Deutschland angenommen. Der idealtypische Aufbau umfasste: Bibliothek mit Ausrichtung auf aktuelle Literatur und Periodika, Zeitschriften und Zeitungen; Leseräume mit festen Öffnungszeiten; Konversationsraum, auch für Veranstaltungen, ein Saal für gesellige Veranstaltungen und ein Spielzimmer.
Sonntagsschule (1850)
Quellentext
V. Gedrath hat in seiner Dissertation (2003) die lokale Ausbildung der Sonntagsschulen in Duisburg detailreich und quellengesättigt herausgearbeitet. Zu den dokumentierten Funden zählt auch die Satzung des Sonntagsschul-Vereins von 1835. Die zentralen Paragraphen der Textstellen werden im Nachfolgenden erläutert.
Lesegesellschaft in Koblenz
Quellentext
Städtische Lesegesellschaften waren Ende des 18. Jahrhundert ein internationales Massenphänomen. Das zeitgenössische Dokument zum Zweck, Inhalt und Organisationsform einer geplanten Lesegesellschaft in Koblenz 1793 gibt einen guten Einblick über die Reichweite und Rahmenbedingungen dieses Konzeptes.
Emil Adolph Roßmäßler (1874)
Quellentext
Die nachfolgende Textstelle aus Emil Adolph Roßmäßlers Autobiographie "Mein Leben und Streben im Verkehr mit der Natur und dem Volke" beschreibt sein Professionsverständnis als Erwachsenenpädagoge.
Das System der öffentlichen Erziehung (1794)
Quellentext
Die Nationalerziehungserziehungspläne lehnten sich zu dieser Zeit an das Konzept an, das Jean Marie de Condorcet 1794 in seiner Schrift „Sur l’instruction des homes“ entwickelt hatte. Im nachfolgenden Dokument werden zentrale Passagen aufgeführt.
Noth- und Hilfsbüchlein (1788)
Quellentext
Der hier aufgeführte Quellentext zeigt exemplarisch die literarischen Stilmittel, die Rudolph Zacharias Becker verwendete.
„Pflanzschule für tüchtige Communevorsteher und Ständedeputierte“ (1840)
Quellentext
C.Fr.H. Klenze beschrieb im Nachfolgenden „Offenen Brief an die Ständedeputierte“, welcher im Itzehoer Wochenblatt vom 11.09.1840 abgedruckt wurde, Aufbau, Organisationsweise und Unterrichtsinhalte.
Institut für Erwachsenenbildung
Quellentext
In ihrer Studie zur Geschichte der katholischen Erwachsenenbildung in der BRD zwischen 1945 und 1975 hat Margret Fell auch die Entwicklung und Struktur der Aus- und Fortbildungsangebote für die in der Erwachsenenbildung tätigen Mitarbeitenden im katholischen Institut für Erwachsenenbildung vorgestellt. Die folgende Zusammenstellung gibt die Themenstellungen mit Stundenzahlen wieder.
Rahel Varnhagen von Ense
Rahel Varnhagen von Ense (1771-1833) war Begründerin von einem der wichtigsten deutschen Salons. Sie bemühte sich die zeittypischen Beschränkungen weiblicher Bildungsmöglichkeiten zu umgehen und auch die gesellschaftliche Ausgrenzung der Juden zu überwinden. Sie gehörte der Epoche der Romantik an und war Teil der Aufklärung.
Johannes Tews
Johannes Tews (1860-1937) war Dorfschullehrer und Autodidakt. Er war langjähriger Vorsitzender des Dt. Lehrervereins und der Gesellschaft für Volksbildung (GfV). Im Rahmen seiner Lehrertätigkeit setzte er sich stark für eine umfassende, auf mehr Chancengleichheit basierende, Schulreform und für eine akademische Aufwertung des Volksschullehrerberufs ein. Er entwickelte zudem das Konzept der „Einheitsschule“ (1906). Im sogenannten Richtungsstreit „alte“ versus „neue“ Richtung der Volksbildung, war er der Hauptrepräsentant der „alten Richtung“.
Fritz Laack
Fritz Laack (1900-1990) war ein führender Repräsentant der deutschen Erwachsenenbildung des 20. Jahrhunderts. Er bekleidete dabei verschiedene Ämter. Zum Beispiel war er Geschäftsführer der neu gegründeten „Deutschen Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung“, und Mitherausgeber der Zeitschrift „Freie Volksbildung“ Er verfasste Grundlagenwerke zur Geschichte der Erwachsenenbildung, insbesondere zur Heimvolksschule und zur Deutschen Schule für Volksforschung und Erwachsenenbildung.
Gertrud Antonie Hermes
Gertrud Antonie Hermes (1872-1942) leistete bleibende Verdienste zur Entwicklung der Erwachsenbildung. Dabei trug sie einen erheblichen Beitrag zur Professionalisierung der Volksbildung in der Weimarer Republik bei, mit Schwerpunkt auf die lebensweltbezogene Arbeiterbildung. Unter anderem gründete sie das erste Volkshochschulheim in Leipzig-Connewitz und war die Assistentin von Hermann Heller, bevor die NS-Regierung ihr 1933 ein Berufsverbot erteilte. Danach richtete sie ihren Fokus auf historische Arbeiten zur Geschichte Europas.
Lebenslanges Lernen
Condorcets Entwurf der Education Permanente (1793)
Marie Jean Antoine de Condorcet (1743-1794) hat in seiner für die französische Nationalversammlung verfassten Schrift „Bericht und Entwurf einer Verordnung über die allgemeine Organisation des öffentlichen Unterrichtswesens“ (1792)) ein Konzept vorgelegt, nach dem organisierte Bildungsveranstaltungen jeden Menschen ein Leben lang begleiten sollten. Nach seiner Auffassung hatte Erwachsenenbildung eine kompensatorische Funktion für jene, bei denen Bildung kein Teil ihrer Jugend war.