Herausgeber
Nuissl von Rein, Ekkehard
Titel
Bildung und Zeit
Zeitschrift
DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung
Ausgabe
1/2008
Ort
Bielefeld
Verlag
wbv
Zitierlink
http://www.die-bonn.de/id/3973
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Abstract
Gesellschaft und Bildung brauchen einen neuen Umgang mit der Zeit: Obwohl in der beschleunigten Gesellschaft allenthalben Zeitgewinne auf Kommunikations- oder Reisewegen zu verzeichnen sind, ist der subjektiv empfundene Zeitdruck nicht gesunken, im Gegenteil. Das Heft bietet zeittheoretische, bildungstheoretische und didaktische Perspektiven von Hartmut Rosa, Peter Faulstich, Andreas Dörpinghaus, Joachim Hasebrook u. a. Stichworte aus dem Inhalt sind »Effektivität« und »Effizienz«, aber auch »Muße« und »Verzögerung«.
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Inhalt

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Brandt, Peter

Das Normalarbeitsverhältnis: Sündenbock oder Rettungsring?

Ein »DIE-Forum« zu Teilhabechancen und der Rolle von Weiterbildung
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Brandt, Peter

Weiterbildung und Zeit

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Brandt, Peter

Von der Effizienz zur Effektivität

Im Gespräch mit Joachim Hasebrook
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Rosa, Hartmut

Immer mehr verpasste Optionen

Zeitstrukturen in der Beschleunigungsgesellschaft
Immer mehr verpasste Optionen. Zeitstrukturen in der Beschleunigungsgesellschaft
Der Autor diagnostiziert eine dreifache Beschleunigungsdynamik unserer Gesellschaft: eine technische Beschleunigung mit der Folge einer »Raumvernichtung«, ein beschleunigter sozialer Wandel, der in eine »Gegenwartsschrumpfung« mündet, sowie – als Resultat aus beidem – eine Beschleunigung in der subjektiven Zeitwahrnehmung. Die Bewegungsgesellschaft erzeuge so einen Druck, möglichst viele Optionen des Lebens zu realisieren. Der Autor zeigt auf, dass nur der Verzicht auf die Optionsausschöpfung eine Steigerung der Lebens- und Erlebnisqualität bewirken kann. Denn prinzipiell werde das Verhältnis von verwirklichten zu verwirklichbaren Optionen immer ungünstiger. Erlebnisse ließen sich aber gerade auch durch Entschleunigung und Verlangsamung intensivieren.
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Faulstich, Peter

Temporalstrukturen "lebenslangen" Lernens

Lebenslängliche Zumutung und lebensentfaltendes Potenzial
Das Konzept des Lebenslangen Lernens (lifelong learning) prägt das Strukturprinzip neu aus, nach dem Lernen in den Zeitstrukturen der Gesellschaft organisiert ist. Dabei werden lange schulische Verweilzeiten flexibilisiert, kürzere Abschnitte von geordneten Lernzeiten über die gesamte Lebenszeit verteilt und fließendere Übergänge zwischen Arbeiten und Lernen ermöglicht. Das Dreiphasenschema der Erwerbsbiographie von Ausbildung, Einsatz und Ruhestand wird flexibilisiert. Das Konzept LLL kann gelesen werden als Niederschlag ökonomischer Notwendigkeit permanenter Anpassung. Es ermöglicht aber auch neue Gestaltungsmöglichkeiten der eigenen Lebenszeit, Lern- und Berufsbiographie. Um diesen Aspekt auch begrifflich stärker zu machen, plädiert der Autor für die Verwendung des Begriffs »lebensentfaltende Bildung«.
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Hribernik, Christiana

Übersicht und Distanz gewinnen

Zeit als Gegenstand des Lernens
Der Beitrag klärt darüber auf, welche Wege Erwachsene einschlagen können, um ein reflexives Verhältnis zur Zeit zu erlernen und es dabei nicht bei einer zweckrationalen Verbesserung ihres Zeitmanagements zu belassen. Zunächst beschreibt sie in Anlehnung an Holzkamp, welcher Art ein solches »Lernen der Zeit« sein müsste, bevor sie aus österreichischer Perspektive geeignete Lernmöglichkeiten benennt, die sie v.a. in Büchern, aber auch in Vortragsveranstaltungen und Aktivitäten einschlägiger Vereine sieht. Schließlich benennt sie auch die Grenzen individueller Befassung mit dem Thema Zeit: Eine echte Veränderung von Handeln und Leben bleibe meistens aus; es überwiege die Sorge, Anschlüsse und Wahlmöglichkeiten im Leben zu verpassen.
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Schmidt-Lauff, Sabine

Mühsam aufgebracht, hart umkämpft

Lernzeiten in individueller Perspektive
Der Beitrag stellt Ergebnisse eines empirischen Forschungsvorhabens dar, bei dem Weiterbildungsteilnehmende und Beschäftigte nach ihren Lernzeiten befragt wurden. Dabei zeigt sich: (1) Weiterbildung ist in großem Umfang aus privaten Zeitanteilen co-finanziert. (2) Die Individuen zeigen Flexibilität und Engagement in der Realisierung eigene Lern- und Weiterbildungszeiten. (3) Zuordnungen von Zeiten zu »Lernen« und »Arbeiten« sind selbst aus subjektiver Sicht nicht mehr eindeutig vorzunehmen. (4) Rahmungen und neue Formen der Formalisierung werden als hilfreich betrachtet. (5) Lernen wird als abgewertet empfunden, wenn es einer ökonomischen Resultatslogik unterzogen wird. Dies ist Ausdruck davon, dass Arbeiten und Lernen verschiedene Zeitordnungen haben. Umso wichtiger wird es, Zeit als erwachsenenpädagogischen Grundbegriff zu entwickeln.
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Dörpinghaus, Andreas

Schonräume der Langsamkeit

Grundzüge einer temporalphänomenologischen Erwachsenenpädagogik
Erfahrungen brauchen Zeit. Dieser Aspekt rückt ins Zentrum der Betrachtung, wenn Bildungszeit nicht unter dem Gesichtspunkt ihrer Ausnutzung, sondern ihrer Ermöglichung thematisiert wird. Der Beitrag fasst die Bildungszeit Erwachsener als eine qualitative Größe, die inhaltlich gestaltet werden muss. Die Struktur von Bildungszeit wird dabei als Moment der Verzögerung gefasst. Verzögerung wird nicht verstanden als passives Untätigsein, sondern als angestrengtes Tätigsein gegen den Druck der Zeit. Eine temporalphänomenologische Erwachsenenpädagogik hat vor diesem Hintergrund Verzögerungsprozesse zu ermöglichen. Didaktisch gewendet stellt der Autor Praktiken der Verzögerung vor, die er anhand der Punkte Zeitorganisaton, Wiederholungen, Gespräche und Pausen, Kunst, Frage-Antwort-Gefüge und Kultur durchspielt.
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Ambos, Ingrid; Reichart, Elisabeth

Kürzer und kompakter

Veränderungen von Zeitstrukturen bei VHS-Veranstaltungen
Kürzer und kompakter: Veränderungen von Zeitstrukturen bei VHS-Veranstaltungen
Die Daten der seit 1962 geführten Volkshochschulstatistik zeigen – im historischen Längsschnitt – interessante Ergebnisse zu Zeitformen von Veranstaltungen der von Volkshochschulen vorgehaltenen Erwachsenenbildung: (1) Die insgesamt beobachtbare Zunahme von Weiterbildungsaktivitäten schlägt sich nur bei kursförmigen Angeboten nieder, nicht bei Einzelveranstaltungen. (2) Die durchschnittliche Kursdauer hat in den letzten 20 Jahren um 20 Prozent abgenommen. (3) Bei den Zeitorganisationsformen verliert der einmal wöchentlich stattfindende Abendkurs an Bedeutung. Im Gegenzug sind Zuwächse bei Tagesveranstaltungen und mehrmals wöchentlich stattfindenden Tageskursen zu beobachten. Die Ergebnisse werden nach Themenbereichen differenziert vorgestellt.