Dass es für Einrichtungen der Erwachsenenbildung notwendig ist, ihre Lernkulturen zu verändern und neue Angebotsformen zu entwickeln, ist eine Einsicht, die heute allgemein geteilt wird. Wie dies jedoch praktisch umgesetzt werden kann, ist in weiten Teilen noch ziemlich unklar. Mit einem neuen Projekt wird das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) nun an der Umsetzung neuer Lernkulturen in Einrichtungen der Erwachsenenbildung arbeiten. In dem im Oktober 2001 gestarteten Projekt "SELBER " Service Institutionenberatung zur Öffnung für neue Lernkulturen und Beratung bei neuen Angebotsformen“ werden Fortbildungsreihen und Organisationsberatung angeboten, verschiedene Teilaspekte des Themas wissenschaftlich untersucht und eine internetbasierte Supportstruktur zur Vernetzung von Einrichtungen aufgebaut. Gefördert wird das DIE-Projekt, in dem Erfahrungen aus den bisherigen Forschungsarbeiten des DIE und der durchgeführten Modellprojekte zu diesem Thema zusammengeführt und umgesetzt werden, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung für drei Jahre.

Die Notwendigkeit für Bildungsinstitutionen, eine neue Lernkultur zu entwickeln, ist in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus der Diskussion gerückt. Sie wurde schon unter den Stichworten „selbstgesteuertes“ bzw. „selbstorganisiertes“ und „lebenslanges Lernen“ breit diskutiert. Wenngleich allgemein Einigkeit darüber herrscht, dass diesem Wandel ein sehr hoher Stellenwert zukommt, sind für die Praxis nach wie vor viele Fragen offen: die Frage, was an dieser Diskussion „neu“ sei, die Frage, wie eine solche Veränderung der Lernkultur gestaltet werden könnte, die Frage, wie dieser Wandel vollzogen werden und – schließlich – wie er finanziert werden kann. Was den Einrichtungen also fehlt, ist die konkrete Unterstützung. Die bisherige Diskussion hat demgegenüber in weiten Teilen eher programmatischen Charakter. Fragen wie etwa die nach dem didaktischen Design von Lernumgebungen und der Einbindung der Lernmaterialien, nach der Gestaltung von Lernberatung und Lernunterstützung oder nach Strategien zur Erhöhung der Reichweite des institutionellen Angebots werden hier häufig noch allgemein und meist im Zusammenhang mit den neuen medialen Möglichkeiten unkritisch optimistisch behandelt. Für die Praxis bedeutet die Veränderung der Lernkultur vor allem eine stärkere Verzahnung institutionellen und informellen Lernens. Es ist erforderlich, nicht nur Weiterbildungsangebote zu machen, sondern zusätzlich Service-Angebote für Lernprozesse zu entwickeln, die unterschiedlichste Supportleistungen für eine Vielzahl von Lernformen umfassen. Dabei geht es darum, traditionelle Unterrichtsformen wie Frontalunterricht zugunsten selbstgesteuerter Lernformen zu reduzieren, ein spezifisches Lehr- und Lernverständnis zu entwickeln, die Eigenverantwortlichkeit der Lernenden stärker zu fördern und umfangreiche Supportstrukturen für individuelle Lernvorhaben zu entwickeln und dauerhaft bereitzustellen. Hierzu gehören zum Beispiel Lernberatung, Lernquellenpools mit unterschiedlichsten Medien und Lernmaterialien sowie veränderte Kurs- und Organisationsstrukturen. In dem nun gestarteten DIE-Projekt wird eine exemplarische Auswahl von Weiterbildungseinrichtungen in diesem Prozess der Veränderung unterstützt. Dazu müssen zunächst die notwendigen Strukturen und Kompetenzen aufgebaut werden, die eine sukzessive Veränderung der Lernkultur ermöglichen. Diese Veränderung – so zeigen die Erfahrungen aus den einschlägigen Modellprojekten – vollzieht sich nicht von heute auf morgen. Im Projekt wird sich durch ein differenziertes Supportangebot von Fortbildung und Beratung unterstützt. Insbesondere die erforderliche Veränderung der Rahmenbedingungen und der Organisationskultur in den Weiterbildungseinrichtungen stelltsich als markantes Problem. Mit dem Projekt SELBER wird das DIE nun gemeinsam mit ausgewählten Erwachsenenbildungseinrichtungen Veränderungen der Lernkultur in Abhängigkeit von den konkreten Rahmenbedingungen der jeweiligen Einrichtungen umsetzen. Dazu werden in spezifischen Fortbildungsreihen und mit einer Organisationsberatung für die beteiligten Institutionen zunächst die notwendigen organisatorischen und makrodidaktischen Bedingungen geschaffen und die erforderlichen Kompetenzen aufgebaut. Ziel ist es, in den Einrichtungen eine permanente Weiterentwicklung der Angebotsstruktur zu ermöglichen und der Fachöffentlichkeit die Erfahrungen aus diesen Prozessen zugänglich zu machen. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit drei Universitäten bedeutsame Teilaspekte des Themas erforscht, zu denen bislang noch wenig Erkenntnisse vorliegen: – Welche Selektionswirkung hat das selbstgesteuerte Lernen und wie bekommt das Angebot eine größere Reichweite (insbesondere im Hinblick auf bildungsferne Schichten)? – Wie können die Angebote didaktisch und methodisch gestaltet werden und welche Möglichkeiten sind hinsichtlich der Einbindung der Lernmaterialien umzusetzen? – Was sind die Spezifika der Lernprozesse aus Sicht der Lernenden und wie muss folglich die Lernberatung und die Unterstützung des selbstgesteuerten Lernens durch die „Lehrenden“, „Lernbegleiter“ oder „facilitators“ gestaltet werden? Für die beteiligten Einrichtungen sowie für interessierte Institutionen und Fachleute aus Wissenschaft und Praxis wird in dem DIE-Projekt eine internet-basierte Supportstruktur aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit den Institutionen beginnt in 2002. Information Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Stephan Dietrich, Hermann-Ehlers-Straße 10, 53113 Bonn, Fon 0228/249913-0, Fax 0228/ 249913-1499, E-Mail: dietrich@die-frankfurt.de Das DIE gehört mit 77 anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen zur Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz e.V. (WGL). Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär. Sie sind von überregionaler Bedeutung, betreiben Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse und werden deshalb von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter: http://www.wgl.de

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