Interkulturelle Weiterbildung in kleinen und mittleren Unternehmen

Kurzfassung des Schlussberichts

Projekt NRW, Unna

 

Das Projekt hat sich einem zentralen Thema bei der Implementierung lebenslangen Lernens (LLL) gewidmet: mit arbeitsplatznaher Weiterbildung die Beschäftigungsfähigkeit der Menschen zu fördern durch gleichzeitige Förderung ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Teilhabefähigkeit. Den Schwerpunkt der Bemühungen bildete interkulturelle Weiterbildung, da sie in beruflichen Zusammenhängen Elemente allgemeiner und beruflicher Weiterbildung verbinden muss und sich deshalb für diesen umfassenden Ansatz von LLL besonders eignet. Adressaten der Projektarbeit waren kleine und mittlere Unternehmen (KMU), weil dort Weiterbildung noch nicht den erwünschten Vorrang einnimmt, den sie in diesen Unternehmen mit ihrer großen Bedeutung für den Arbeitsmarkt eigentlich haben sollte.

 

Zusätzliche weiterbildungspolitische Bedeutung für NRW hatte das Projekt insofern, als zeitgleich eine fünfjährige Entwicklungs- und Erprobungsphase des novellierten NRW-Weiterbildungsgesetzes gerade auch zu stärkerer Zusammenführung von allgemeiner und beruflicher Weiterbildung und zur Forcierung interkultureller Weiterbildung führen sollte.

 

Ein weiterer – weniger aufwändig betriebener – Schwerpunkt des Projekts war darauf gerichtet, in schulabschlussbezogenen Lehrgängen von Volkshochschulen und Weiterbildungskollegs Verbindungen mit berufsqualifizierenden, speziell  interkulturellen Elementen zu schaffen, aber auch Lernmotivation und Lernselbständigkeit zu stärken.

 

Ausgehend von den Ergebnissen einer anfänglichen Bedarfsermittlung, bei der sich einige KMU unter der Voraussetzung an unseren Weiterbildungsangeboten interessiert zeigten, dass diese zeitlich unmittelbar anschließen konnten, wurde die geplante Netzwerkarbeit des Projekts entsprechend operationalisiert: Interessierte Weiterbildungseinrichtungen konnten mit Projekthilfe allein oder im Verbund ggf. auch mit Supporteinrichtungen Teilprojekte durchführen, die zusammen mit Unternehmen geplant worden waren. Die Ergebnisse wurden in den Netzwerkzusammenhang zurückgespiegelt, der auch zum Austausch von wichtigen themenbezogenen Erfahrungen aus anderen Projekten diente.

 

Auf diese Weise konnten Lehrgänge und Seminare in verschiedenen Formen geplant, erprobt und ausgewertet werden, die einen Großteil des Kompetenzspektrums im interkulturellen Bereich abdeckten. Inhaltlich ging es um Teamentwicklung, Spracherwerb, Sprach-, Kommunikations- und Konfliktbewältigungstrainings in Verbindung mit Persönlichkeitsentwicklung, kulturelle Sensibilität und andere Aspekte im Bereich von Kundenorientierung. Von den Teilprojekten erfasst wurden Unternehmen im Bereich der industriellen technischen Dienstleistungen, Bauunternehmen, Krankenhäuser, kleine von Migranten geführte Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsbetriebe sowie ein Busunternehmen. Im schulabschlussbezogenen Bereich konnten sowohl wichtige Bausteine zur Lerngruppenintegration von jüngeren Zugewanderten und zu ihrer Berufsqualifizierung entwickelt und erprobt werden als auch wichtige Erfahrungen dazu gesammelt werden, wie und in welchen Lernarrangements weniger gut motivierte und vorgebildete Lernende neu und besser motiviert werden können und unter welchen Bedingungen sie zu selbständigerem Lernen ermuntert werden können. Die hierfür notwendige Neuorientierung und Ausstattung von Lehrenden wurde eingeleitet durch den Entwurf einer Fortbildungsreihe und die Erprobung daraus ausgewählter Aspekte.

 

Das Projekt hat in vier Veröffentlichungen ausgesuchte Teilprojekte in Entstehung, Planung, Durchführung und Auswertung beschrieben und jeder Veröffentlichung weiterführende Empfehlungen beigefügt, die von Weiterbildungs- und Beratungsanbietern in KMU für eigene Vorhaben genutzt werden können. Die Themen der vier Hefte sind Teamentwicklung, Persönlichkeitsentwicklung und (interkulturelle) Kommunikation, kultursensible Pflege sowie Spracherwerb und Sprachtraining, wobei es um Deutsch für Zugewanderte ebenso geht wie um Englisch im internationalen Geschäftsverkehr. Weitere im Rahmen des Projekts entstandene Planungsentwürfe zur interkulturellen Schulung von Führungskräftenachwuchs in KMU und zu Lernberatung und Lernbegleitung sind der Langfassung des Abschlussberichts in Anlage beigefügt.

 

Darüber hinaus hat das Projekt eine Fülle von Erkenntnissen zur Lernbereitschaft von Lernenden in KMU, zur Akzeptanz von Weiterbildungsangeboten bei KMU-Leitungen und zu den zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für Weiterbildung in KMU gesammelt, die in den Veröffentlichungen wie auch im Abschlussbericht ausführlich entfaltet sind. Diese Erkenntnisse lassen sich so zusammenfassen,

·        dass KMU-Leitungen wie auch KMU-Mitarbeiter mit hinreichender Ausdauer und abgestimmten Angeboten für Weiterbildung generell und – häufig implizit – auch für interkulturelle Weiterbildung gewonnen werden können,

·        dass aber die Verstetigung der im Projekt und anderswo erarbeiteten Ansätze durch ein engagiertes Anreizsystem unterstützt werden sollte, zu dem das Gutachten der Expertenkommission Finanzierung Lebenslangen Lernens die notwendigen Anregungen enthält.

 

Neben der Produktion der erwähnten Veröffentlichungen und ihrer Verteilung in der Fachöffentlichkeit sind die Projektzwischen- und -endergebnisse fortlaufend auch auf Transferveranstaltungen vorgestellt und erörtert worden, insbesondere auf dem jährlichen Weiterbildungstag Ruhr der Bezirksregierung Arnsberg und auf der vom LfQ NRW veranstalteten Weiterbildungskonferenz der Landesregierung. Beide Institutionen, LfQ und Bezirksregierung, waren auch maßgebend an der Prozessberatung und am Monitoring im Rahmen des Projekts beteiligt. Die ständige Arbeitsgruppe aus den Landesverbänden und anderen wichtigen Dachorganisationen der Weiterbildung, die sich zur Vor- und Nachbereitung der Weiterbildungstage Ruhr gebildet hat, ist ein wichtiger Garant für die Sicherung und weitere Verbreitung der Projektansätze der Projektergebnisse.

 

Weitere wichtige Eckpfeiler des Transfers von Projektergebnissen bilden die mittlerweile auch durch andere Programme (EQUAL, Lernende Regionen) vielfältig vernetzte Weiterbildungsregion Kreis Unna und ein Einrichtungsverbund der evangelischen Erwachsenenbildung für gemeinsame interkulturelle Arbeit. Nicht zuletzt garantiert das unmittelbar anschließende Landesprojekt „Neue Impulse für Lernen und Leben (NEILL)“ durch personelle Kontinuität (Projektleitung), dass die Projektergebnisse in einen erweiterten Bildungszusammenhang – von der schulischen Sekundarstufe I über Ausbildung in Weiterbildung – eingebracht werden.