Kurzbeschreibung

 

BLK-Modellversuchsprogramm „Lebenslanges Lernen“

 

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (DIE) − Programmträger

 

 

Mit dem BLK-Modellversuchsprogramm „Lebenslanges Lernen“ (LLL) sollen an erster Stelle die Lernenden gestärkt werden, damit sie in ihren Lernprozessen selbst bestimmter agieren können. Das Programm fördert Konzepte zum selbst gesteuerten Lernen in organisierten Bildungsveranstaltungen. Untersuchungsgegenstand sind auch informelle Lernprozesse. In vielen Projekten wird dazu an Konzepten zur neuen Lehrerrolle (von der Vermittlung zur Beratung) gearbeitet. Es existiert das länderübergreifendes Verbundprojekt, mit dem ein Bildungspass entwickelt und erprobt wird, der ebenfalls die Lernenden stärken und insbesondere auch informelles Lernen zertifizieren soll („Weiterbildungspass mit Zertifizierung informellen Lernens“/ProfilPASS).  

Das zweite Hauptziel des Programms besteht in der Etablierung von Netzwerken von Bildungsanbietern, die bildungsbereichsübergreifend zu neuen Angebotsfeldern, zu höherer Transparenz, zu Modularisierung und zu besserer Angebotsabstimmung führen sollen.

 

Das LLL-Programm steht im Kontext bildungspolitischer Anstrengungen von Bund und Ländern, das Bildungssystem im Sinne der Konzepte des „Lebenslangen Lernens“ zu reformieren. Es hat enge Berührungspunkte mit dem Programm „Lernende Regionen – Förderung von Netzwerken“ des BMBF, das auf eine umfassende Bildungsvernetzung in den Regionen zielt, während bei den LLL-Projekten nur Teilbereiche vernetzt sind. Außergewöhnlich für die BLK-Programme ist das Prinzip, ‚Lebenslanges Lernen’ nicht nur an einer Bildungssäule (z. B. Weiterbildung) festzumachen, sondern Projekte aus allen Bildungsbereichen und nach Möglichkeit darüber hinaus Projekte, die Kooperationen über Bildungsbereiche (z. B. Schule-Berufsbildung-Hochschule) eingehen, aufzunehmen. Damit sollen Reformanstöße geleistet werden, die auf die gesamte Bildungslandschaft zurückwirken, um notwendige Veränderungen unter der Perspektive einer größeren Durchlässigkeit, besserer Zusammenarbeit und besserer Bildungsverschränkung zwischen den verschiedenen Aus- und Weiterbildungsphasen zu erreichen.

 

Die 22 LLL-Projekte lassen sich thematisch in folgende Gruppen beschreiben:

In Weiterbildungsnetzwerken, die unterschiedliche Träger von Bildungs- und intermediären Einrichtungen regional verbinden, wurden erfolgreich themenorientierte Verbünde zur Verbesserung der Transparenz und Nachfrageorientierung der Bildungsangebote entwickelt und umgesetzt. In Projekten der allgemeinen Schulbildung und Berufsbildung wurden Konzepte zum selbst gesteuerten Lernen in Kooperation mit außerschulischen Partnern erprobt, die insbesondere durch mediengestütztes Lernen mit außerschulischen Inhalten zu neuen Lernmotivationen auch für Bildungsbenachteiligte führten. Weil höhere Lernautonomie auch ein verändertes Lehrverhalten erfordert, konzentrierte sich eine Gruppe von Projekten auf „train the trainer“-Konzepte. Hierbei wurden Lehrende und Lehramtsstudenten zur Teamforschung angeleitet, Weiterbildende organisierten sich in Kompetenzateliers, Lernumgebungen zum „selbst sorgenden Lernen“ wurden entwickelt. Immer mussten die „Trainer“ die neuen Verfahren selbst erproben, um damit eine kompetentere Praxis zu erlangen. Weitere Projekte beförderten die Organisationsentwicklung im Sinne lernender Organisationen, woraus neue Beratungsmodelle und veränderte Angebotsstrukturen der Einrichtungen resultieren. Ein Projekt unterstützte Lerner-Gruppen von Senioren im Internet, die in Eigenregie professionelle Homepages zu Alltagsthemen errichtet haben.

 

Eine wichtige Eigenheit von BLK-Programmen besteht darin, dass mit den Fördermitteln modellhaft Konzepte entwickelt und erprobt werden sollen, die dazu bestimmt sind, über den Förderraum in zeitlicher und regionaler Hinsicht zu wirken. Diese anspruchsvolle Zielsetzung der Entwicklung, Analyse und Verbreitung der Projektergebnisse kann nicht von den Projekten allein geleistet werden. Damit der Transfer der Konzepte besser funktioniert, gibt es einen „Programmträger“ (das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung), der für Öffentlichkeitsarbeit, fachliche Beratung, Controlling und den Synergismus zwischen den Projekten sorgen soll. Eine wissenschaftliche Begleitung (Koordinator Prof. Dr. Reinhold S. Jäger, ZEPF/Universität Koblenz-Landau) evaluiert über die Einzelprojekte hinaus den Gesamtzusammenhang und formuliert bildungspolitische Empfehlungen aus ihren Analysen.

So ist es gelungen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die meisten Netzwerke nach der Förderperiode weiter existieren werden. Auf Landesebene werden Organisationsmodelle (z. B. die Einrichtung der Kompetenzateliers) weiter gepflegt, Konzeptbausteine fließen in die Lehrerfortbildung ein. Im Hinblick auf die Schulprojekte weisen die Erfahrungen zu förderlichen und hinderlichen Rahmenbedingungen auf bildungspolitische Handlungsempfehlungen, die von den beteiligten Ländervertretern zukünftig umgesetzt werden können.

 

Ergebnisse:

In der Anlaufphase des Programms bedurfte es eines länger währenden Verständigungsprozesses darüber, was die Begrifflichkeiten des „Lebenslangen Lernens“ konkret bedeuten, so z. B. die Fragen: Was ist die neue Lehrerrolle? Was heißt selbst gesteuertes Lernen? Wie weit geht die Nachfrageorientierung von Bildungseinrichtungen? Was heißt Lernberatung?  Da alle diese Begriffe auch in der Literatur nicht eindeutig definiert sind, und sie in den Feldern Schule, Weiterbildung Hochschule z. T. unterschiedlich gesehen werden, war der Verständigungsprozess darüber eine wichtige Voraussetzung, vor Ort das Problembewusstsein bzgl. neuer Lernkulturen zu schärfen. Die Diskurse haben den Lernenden wieder stärker ins Zentrum der Bildungsbemühungen gerückt und mehr Offenheit für die Übergänge zu den übrigen Bildungsbereiche entwickelt. Viele pädagogische Konzepte, die in den Projekten entwickelt und erprobt wurden, sind aus Lehrbüchern als „best practice“ bekannt. Das heißt,  der Schwerpunkt lag nicht darin, eine „neue Pädagogik“ zu entwickeln, sondern nach den Bedingungen zu fragen, wie gute Praxis besser in den Bildungsalltag integriert werden kann und wie dabei insbesondere die Übergänge zwischen den Bildungssystemen zum Nutzen der Lernenden verbessert werden können. Das bedingt, dass das Programm eine Fülle konkreter Einsichten geliefert hat, die in Kurzformeln nicht zu fassen sind.

In den Projekten von Berlin und Brandburg[1] wurden am Beispiel mediengestützten Sprachenlernens festgestellt, dass Lernunerfahrene mit der Herausforderung einer höheren Lernerautonomie in mediengestützten Lernprozessen, also mit der Anforderung selbst gesteuerten Lernens, überfordert sind. In einem Bremer Projekt[2] hat man dagegen bewusst zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Hauptschülern mit und ohne Abschluss auf selbst gesteuerte Lerntechniken durch Entwicklung von Internetkompetenzen gesetzt und damit sehr gute Erfolge erzielt. In beiden Ergebnissen liegt kein Widerspruch, sondern die Erkenntnis, dass es vom Lernsetting und den Rahmenbedingungen abhängt, ob eine bestimmte Methode sinnvoll eingesetzt werden kann. In vielen Projekten wurden in sehr unterschiedlichen Formen Teamansätze erprobt. Auch das ist kein pädagogisches Neuland, aber doch eine Rarität in der vorherrschenden Bildungspraxis. In einem Hamburger Projekt[3] bestanden Lernerteams aus Studenten, Lehrlingen und Schülern. Diese Triade von Hochschule, Betrieb und Schule hat funktioniert, zu hohen Lernleistungen geführt und den Beteiligten sehr viel Freude bereitet. Es funktioniert also - das ist auch eine wichtige Botschaft des Programms.

Etliche Projekte berichten, dass die Verwirklichung ihrer Anätze an lokalen oder landespolitischen Rahmenbedingungen scheitern bzw. nur mühsam gegen diese durchgesetzt werden können. Das Programm weist sehr deutlich darauf hin, dass Innovationen im Bildungswesen einerseits die Initiative der lokalen Akteure erfordert, andererseits aber auch in die strukturellen Rahmenbedingungen eingebettet sein muss. Jedem Projekt eines Bundeslandes ist ein Landesvertreter aus der bildungspolitischen Administration zugeordnet. Mit seiner Hilfestellung können entsprechende Schritte eingeleitet werden. Das ist aufgrund der komplizierten Bund-/Länderzuständigkeiten im Bildungswesens nicht immer einfach. Wer von den Einrichtungen verlangt, bildungsbereichsübergreifend zu agieren, darf auch von der Politik verlangen, dass sie Bildungsressort übergreifende LLL-Organisationsstrukturen einrichtet.

 

Das Ziel, den Transfers der entwickelten Konzepte in die Bildungslandschaft zu erreichen, hängt wesentlich von drei Dingen ab: Es müssen Konzepte entwickelt werden, diese müssen transfergeeignet beschrieben und aktiv gefördert werden, und es muss die Politik für aufnahmefähige Rahmenbedingungen sorgen. Den ersten Punkt darf man als gegeben betrachten. Die Transfereignung der erstellten Produkte könnte besser sein, die politische Einbettung ist – wie voran stehend beschrieben - auch verbesserungsbedürftig. Eine wichtige Erkenntnis dieses Programms besteht darin, dass der Transfer von Programmergebnissen kein Selbstläufer ist. Der Transferanspruch muss von vornherein in eine Programmstruktur stärker eingebunden sein. Man muss davon ausgehen, dass Projekte mit einer Person nicht zugleich Konzeptentwickler, Evaluator ihrer Ergebnisse und darüber hinaus noch Transferexperten sein können. Die größten bildungspolitischen Wirkungen erreichen deshalb die Projekte immer noch in ihrem eigenen Umfeld. Bezüglich der Verstetigung der Maßnahmen über den Förderzeitraum hinaus liegen akzeptable Werte vor. Die Wirkung nach außen vollzieht sich mehr punktuell über Veröffentlichungen und insbesondere darüber, dass allgemein an der Veränderung der Lernkulturen gearbeitet wird. Das Programm LLL hat hierzu einige weitere wichtige Voraussetzungen geschaffen.

 

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Programmträger LLL

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Dr. Heino Apel

Friedrich- Ebert-Allee 38

53113 Bonn

Tel.: 0228 / 3294-131 / 132

Fax: 0228 / 3294 – 399

E-Mail: apel@die-bonn.de

 



[1] Projekt „Selbstgesteuertes Lernen und Organisationsentwicklung in Weiterbildungseinrichtungen (SeLOG)

[2] Projekt „Passagen lebenslangen Lernens in beruflichen Qualifizierungsprozessen von bildungsbenachteiligten Zielgruppen (LeiLa)

[3] Förderung selbst gesteuerten Lernens durch Vernetzung verschiedener Lernorte zu einem „Netzwerk Lernkultur“ (NW-LK)