Ausgangslage
Der
Workshop „Im Labyrinth der Begriffe“ fand am 15. und 16. September unter der
Mitwirkung von 13 Vertreter/innen aus den LLL-Projekten, der wissenschaftlichen
Begleitung (WB) des Modellversuchs (vertreten durch die Professoren Dürr und
Jäger und die Mitarbeiterinnen Petra Aisenbrey, Doris Jäger-Flor und Friederike
Nicklas) und des Projektträgers (vertreten durch Frau Schubert und Herrn Apel)
im GSI in Bonn statt.
Motiviert
wurde dieser Workshop durch die Beobachtung der wissenschaftlichen Begleitung,
dass bezüglich der „tragenden“ Begrifflichkeiten des Modellversuchs (die vor
allem aus der Programmbeschreibung stammen) große semantische Uneinigkeit
besteht, die sich auch in sehr unterschiedlichen Umsetzungsversuchen innerhalb
der Projektarbeiten niederschlägt.
Manifestiert
hatte sich diese Beobachtung bei der letzten Befragungsrunde der WB, in der die
Strukturlegetechnik (SLT) als Methode zur Bedeutungserhellung und
Konsensbildung bezüglich des innerhalb des MV-LLL verwendeten Vokabulars
eingesetzt worden war.
An
die Erfahrungen und Ergebnisse der SLT in den Modellprojekten, die zum
Zeitpunkt des letzten Berichts der WB (April 2003) noch nicht differenziert
ausgeführt wurden, konnte im Workshop angeknüpft werden.
Die
Methode der SLT bildete innerhalb des Workshops die Grundlage für eine
weitergehende Beschäftigung mit den Begrifflichkeiten, genauso aber auch ein
konstruktives Weiterarbeiten an den innerhalb des Workshops erarbeiteten Definitionsversuchen.
Die
Erwartungen der Teilnehmer/innen an den Workshop lassen sich mit den Begriffen
Neugier, Wunsch nach Vertiefung der Erfahrungen mit SLT aber auch mit dem
starken Wunsch eines themenbezogenen oder projektbezogenen
Erfahrungsaustausches charakterisieren.
Ein
durch Leitfragen strukturierter Rundgang durch die in der Galerie des Tagungsgebäudes
von den teilnehmenden Projekten ausgestellten SLT-Strukturen (nahezu alle
Projekte hatten mit der SLT bereits gearbeitet) stimmte auf die thematische
Erarbeitung ein und frischte die projektinternen Konsensbildungsprozesse auf.
In einem „Begriffe-Rating“ wurden den Teilnehmer/innen die Begrifflichkeiten
des Modellversuchs[1]
mit der Bitte um deren Bewertung nach Stand des Klärungsbedürfnisses vorgelegt:
drei Klebepunkte sollten zur Charakterisierung derjenigen Begriffe vergeben
werden, die den Teilnehmer/innen „am wenigsten klar“ erschienen. Dies waren
die Begriffe „selbstgesteuertes Lernen“, „neue Lernkulturen“, „Vernetzung“
und „Rahmenbedingungen“. In Kleingruppen wurde zu den ersten drei Begriffen,
deren Bedeutungsfeld und den Implikationen für die eigene Projektarbeit diskutiert.
Die
Gruppenarbeit verlief intensiv und zeigte deutlich, das sich die
unterschiedlichen Perspektiven und das jeweils vertretene „Projekt-Paradigma“
in den Begriffsdefinitionen und -auslegungen widerspiegeln. So zeigte sich z.B.
in der Gruppe zum Begriff „Vernetzung“ eine deutliche Diskrepanz in den
Definitionen zwischen den Vertreter/innen der Erwachsenenbildung und den Vertreter/innen
der „Schul-Projekte“. Im Vordergrund stand der Prozess der Konsensbildung als
eine letztendliche „gelungene“ definitorische Festlegung. Erhellend wirkte die
Einbettung der Konsensbildungen durch die Hinzuziehung des jeweiligen Kontextes
aus den unterschiedlichen Projekten, was an der Platzierung der Begriffe
innerhalb der SLT-Struktur exemplarisch aufgezeigt und aufgegriffen werden
konnte.
Die
auf die Kleingruppenarbeit folgende Vorstellung der Ergebnisse im Plenum
verdeutlichte zweierlei: einerseits die Weite des semantischen Raumes und der
praktischen Implikationen der zur Diskussion gestellten Begriffe und anderseits
das empfundene Unbehagen angesichts einer endgültigen und umfassenden
Definition, die allen gerecht wird.
Der
Abend des ersten Tages stand im Zeichen eines kollegialen Austausches und
konnte in einem dafür bereitgestellten Raum des GSI ausklingen.
Der
zweite Tag
des Workshops widmete sich dem Begriff der Rahmenbedingungen, der bereits
am ersten Tag unter den „Klärungsbedürftigen“ aufgetaucht war.
Zunächst
wurden jedoch Rückmeldungen über den vergangenen Tag eingeholt. Es zeigte sich,
dass die Ergebnisse des ersten Tages noch einer Analyse bedurften. Die
Teilnehmer/innen wünschten sich mehr inhaltlichen Input und Rahmenvorgaben bzw.
im konkreten Fall Vorschläge für Begriffsdefinitionen von der
wissenschaftlichen Begleitung, mit denen sie in ihren Projekten weiterarbeiten
können. Hierin spiegelt sich die nach wie vor schwierige und zum Teil
ungeklärte Rolle der Programmevaluation nieder. Für die Evaluatoren als auch
die Projektmitarbeiter/innen stellt dies immer wieder eine Herausforderung und
erneute Klärung der Erwartungen (Beratung, wissenschaftlicher Input und
Unterstützung) und Aufgabenstellungen bzw. des Auftrages der Wissenschaftlichen
Begleitung im Sinne der Programmevaluation (Analyse der Projektarbeiten und
Sicherung der Ergebnisse im Sinne der Programmziele und Rückmeldung an
politische Entscheidungsträger) dar. Im Workshop wurde versucht, hierfür wieder
etwas mehr Klarheit und Verständnis zu schaffen.
Die
Rahmenbedingungen als Querschnittthema der wissenschaftlichen Evaluation stehen
im Jahr 2003 sowohl im Interesse der Evaluatoren als auch im Interesse der
Projektmitarbeiter/innen, wie das „Begriffe-Rating“ am ersten Workshop-Tag
bereits gezeigt hatte. Zunächst musste aber ein Konsens dahingehend geschaffen
werden, ob dieses Thema auch als „Wunsch der Teilnehmer“ zur Weiterarbeit am 2.
Workshoptag gelten kann.
Nach
einer diskursiven Einigung wurde das Thema „Rahmenbedingungen“ aufgegriffen und
unter Zuhilfenahme der SLT mit dem dazugehörigen methodischen Repertoire und
der Operatoren versucht, den Begriff aufzuschlüsseln bzw. „abzustecken“. Zwei
Gruppen arbeiteten parallel an dieser Thematik.
Es
zeigte sich wiederum, dass eine Erfassung der Begrifflichkeit sowie deren
Beleuchtung aus den unterschiedlichen Projektperspektiven eine schwierige
Aufgabe ist, welche deutlich mehr Zeit erfordert. Auch wurden in diesem
Zusammenhang die Grenzen der SLT deutlich, welche in Einzelarbeit oder in
Zusammenarbeit von max. 3 Personen sehr gewinnbringend und erhellend wirken
kann, aber für die Arbeit in größeren Gruppen zuviel Zeit und
Abstimmungsaufwand in Anspruch nimmt. So konnten die Gruppenarbeiten in der zur
Verfügung stehenden Zeit nicht zu einem befriedigenden Abschluss reifen. Dies
zeigte sich auch in der Besprechung der Gruppenergebnisse im Plenum, bei der
mehr Fragen als Antworten das Resultat darstellten. Eine Zusammenführung der
präsentierten Gruppenergebnisse im Sinne einer konsensuellen Einigung zum
Begriff der „Rahmenbedingungen“ konnte aus Zeitgründen leider nicht mehr
erfolgen.
Als
ein Fazit
aus diesem Workshop kann gezogen werden, dass der Blick für den Umgang mit
Vorgaben im MV, die sich stark an Begrifflichkeiten festmachen, zumindest
dahingehend geschärft wurde, dass der stillschweigende und vordergründige
Konsens bezüglich der Bedeutung tragender Aspekte des MV aufgebrochen wurde.
Weiterhin
wurde die WB in ihrem Vorhaben bestärkt, die Ergebnisse dieses Workshops in
Verbindung mit den Resultaten der laufenden Untersuchungen zu den
„Rahmenbedingungen“ des MV zu verschränken. Hieraus wird der Grundstein für
eine Fachtagung gelegt, die sich unter Mitwirkung der Projektgruppen und der
politischen Entscheidungsträger aus dem Lenkungsausschuss die Aufgabe einer
Ableitung von Maßnahmen stellt, welche Rahmenbedingungen nachhaltig und im
positiven Sinne angegangen und verändert werden können.
[1] Rahmenbedingungen, Förderung individueller Voraussetzungen,
Vernetzung, Selbstgesteuertes Lernen, Kooperation, Organisationsentwicklung,
Nachhaltigkeit von Lernen, Neue Medien, Neue Lernkulturen, Komplexe
Lernergebnisse, Innovative Angebote, Evaluation/Qualitätssicherung, Nachfrage
nach Bildung, Angebotsqualität, Nutzer, Pädagogischer Dienstleister,
Lernorganisation,