Zwischenbericht
Zuwendungsempfänger: Ministerium
für Bildung, Jugend und Sport Land
Brandenburg Referat
25 Steinstraße
104-106 14480 Potsdam
|
Vorhabenbezeichnung: Selbstgesteuertes Lernen
und Organisationsentwicklung in Weiterbildungseinrichtungen |
Laufzeit des Vorhabens:
01.09.2000 – 31.08.2003 |
Berichtszeitraum: 01.01.2001 – 31.12.2001 |
Projekt-Homepage: http://www.brandenburg.de/land/mbjs/kurse/selog/mitte.html |
1. Wichtigste Ergebnisse und
wesentliche Ereignisse
1.1. Einordnung in die
Projektplanung und Darstellung wesentlicher Ziele für den Berichtszeitraum
Das
Projekt SeLOG wird im Rahmen des Modellversuchsprogramms „Lebenslanges Lernen“
der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung
durchgeführt. Seine Laufzeit ist auf drei Jahre, von September 2000 bis August
2003, geplant. Es ist in sechs Phasen gegliedert. In den Berichtszeitraum
fielen die Initiierungs- und Pilotphase ( 01 bis 08/ 2001) und der überwiegende
Teil der Umsetzungsphase 1 ( 09/ 2001 bis 02/2002). SeLOG wird
länderübergreifend im Großraum Berlin-Brandenburg in drei ausgewählten
Lernregionen durchgeführt und in drei Themenbereichen umgesetzt.
In
einer sich verändernden Gesellschaft hat die Forderung nach lebenslangem Lernen
einen zentralen Stellenwert gewonnen. Das Konzept des lebenslangen Lernens
basiert wesentlich auf der Eigenverantwortung und Selbststeuerung der
Lernenden; die Umsetzung eines solchen Konzepts erfordert für die Arbeit der
Weiterbildungseinrichtungen und der Lernenden geeignete, unterstützende
Rahmenbedingungen.
Ziel
des Projekts SeLOG ist es, die traditionelle angebotsorientierte Weiterbildung
um neue Lernarrangements im Sinne des selbstgesteuerten Lernens zu erweitern
und diese dauerhaft in den Weiterbildungsinstitutionen zu verankern.
Für
den Berichtszeitraum standen folgende Arbeitsschwerpunkte im Zentrum:
·
Entwicklung von Konzepten für neue Lernarrangements im Sinne des
selbstgesteuerten Lernens für die ausgesuchten Themenfelder in den jeweiligen
Lernregionen und Vorbereitung entsprechender Rahmenbedingungen (Initiierungs-
und Pilotphase)
·
Erprobungen der verschiedenen Lernarrangements und erste Reflexionen
(Umsetzungsphase 1)
In
beiden Phasen waren die begleitende Qualifizierung der in das Projekt
einbezogenen Personen sowie wirksame Formen der Teilnehmergewinnung und
Öffentlichkeitsarbeit ein übergreifendes Ziel.
Im Verlauf der Projektentwicklung stand die
Auseinandersetzung zum Selbstverständnis „ Was ist selbstgesteuertes Lernen?“
auf Projektebene, aber auch auf der Ebene der regionalen Standorte im Mittelpunkt.
Das schloss die Verständigung zu Voraussetzungen und
Konsequenzen eines veränderten Lehr- und Lernverständnisses ein. Innerhalb des
Berichtszeitraums wurde deutlich ( wie auch die gesellschaftliche Diskussion
zum Thema „Lebenslanges Lernen“ zeigt), dass Veränderungen auf mehreren Ebenen
erforderlich sind, die die Lernenden, die Lernbegleiter, die Lernarrangements
und die Rahmenbedingungen betreffen.
Für die
Konzipierung von Lernarrangements mit erhöhter Selbststeuerung wurden sieben
Kategorien zur Abgrenzung von herkömmlichen Lernformen herangezogen ( vgl.
Konzertierte Aktion Weiterbildung: Selbstgesteuertes Lernen. Möglichkeiten,
Beispiele, Lösungsansätze, Probleme, Bonn, 1998).
·
Orientierung des
Lerngeschehens (Lerner- vs. Lehrerorientierung)
·
Aktivitätsgrad
des Lernenden (agierender vs. konsumierender Lerner)
·
Zeitliche
Flexibilität des Lernenden (flexible vs. gebundene Lernzeiten)
·
Räumliche
Flexibilität des Lernenden (variable vs. feste Lernorte)
·
Entscheidungsfreiheit
über Lernziele (Lernzielautonomie vs. vorgegebene Lernziele)
·
Entscheidungsfreiheit
über Lerninhalte (Wahlfreiheit über Lerninhalte vs. vorgegebene Inhalte)
·
Überprüfung des
Lernerfolgs (Selbstkontrolle vs. Fremdkontrolle).
Die von
F.G. Deitering im Handbuch Selbstorganisiertes Lernen, Göttingen, 1998
angeführten Grundwerte und Ziele des selbstgesteuerten Lernens waren für die
Projektarbeit leitend:
·
mündiger Mensch
·
Selbstbestimmung
·
Selbstverantwortung
·
Autonomie im
Lernen
·
Selbstständigkeit
im Denken und Handeln
·
Förderung der
Lernkompetenz
·
Vorbereitung auf
lebenslanges Lernen
·
Kritikfähig- und
–willigkeit
·
Förderung von
sozialer Kompetenz
·
Kommunikationsfähigkeit
·
Konfliktfähigkeit
·
Selbstvertrauen
·
Freiheit von
Status- und dogmatischem Hierarchiedenken
·
Selbstbewusstsein
·
Problemlösefähigkeit
Vor
dem Hintergrund des einheitlichen Projektansatzes und der Übereinstimmung in
den Zielstellungen der Projekte in Brandenburg und Berlin stellte sich die
Entwicklung an den einzelnen regionalen Standorten jedoch unterschiedlich dar.
In
der Zusammenarbeit mit den Projektmitarbeitern und im kontinuierlichen
Austausch über die Prozessentwicklung innerhalb der unterschiedlichen Standorte
wurde deutlich, dass die unterschiedliche Struktur der Standorte mit ihren materiellen
und personellen Rahmenbedingungen, mit ihrer verschiedenen regionalen
Einbindung zu voneinander abweichenden Entwicklungsprozessen führt.
1.2. Darstellungen
zu den einzelnen Standorten
Die Brandenburger Projektstandorte erwiesen sich auch im Jahre 2001 als stabil und verteilten sich auf die Region Elbe Elster und die Brückenregion Oder-Spree, sie konzentrierten sich inhaltlich auf drei Themenbereiche : Fremdsprachlernen, Grafikprogramme für PC und politische Bildung.
Ländliche Region
Brandenburg: Lernregion Elbe-Elster
Der Landkreis Elbe-Elster liegt im Südwesten des
Landes Brandenburg. Er gehört zu den dünner besiedelten Landkreisen mit einer
durchschnittlichen Bevölkerungsdichte von 70 Einwohnern pro km2.
Hohe Arbeitslosigkeit und Wegzug von Fachkräften sind kennzeichnend für die
Region. Die Zahl der Bildungsträger ist eher gering, ihre Verteilung
konzentriert sich auf wenige Standorte.
Voraussetzung für die Arbeit in der Lernregion waren
Grundsatzentscheidungen, die bereits in der Vorphase des Projektes (September
bis Dezember 2000) getroffen wurden. Sie betrafen Festlegungen zu den
federführenden Einrichtungen, zu Kooperationspartnern, Themenbereichen und
Erprobungsstandorten (vgl. Zwischenbericht 2000).
Im Januar 2001 fand eine Zusammenkunft der
Lernregion Elbe-Elster zum weiteren Vorgehen im Rahmen des Projektes SeLOG
statt. Daran nahmen Vertreter der federführenden Einrichtungen
-Kreisvolkshochschule Elbe-Elster (KVHS EE), Gesellschaft zur Förderung der
Erwachsenenbildung Land Brandenburg gGmbH (GfEB)-, des Landkreises –Kulturamt-,
regionale Kooperationspartner -Kreismedienzentrum, Informations- und
Weiterbildungsberatungsstelle der Landesagentur für Struktur und Arbeit
Brandenburg GmbH (LASA) - sowie Projektvertreter teil.
Neben der Festlegung konkreter Arbeitsschritte wurde
die Einbindung der Brandenburger Projektmitarbeiterin „vor Ort“ bei der
Vorbereitung und Erprobung neuer Angebote vereinbart.
Als Vorhaben für die Umsetzungsphase wurden im
einzelnen bestätigt bzw. konkretisiert:
KVHS EE: Erprobungen für Englisch (2-3 Kurse), Französisch und Spanisch
an den
Standorten Bad Liebenwerda
und Finsterwalde
GfEB: - Erprobung im
Bereich Grafikprogramme für PC (Power Point, Photoshop)
Die Kursmodule sollen in
arbeitsamtsgeförderte Maßnahmen integriert sein und in
Bad Liebenwerda, Stolzenhain
und Elsterwerda erprobt werden.
Als
Arbeitsgremium konstituierte sich im Januar 2001 eine Entwicklungsgruppe an der
Volkshochschule. Ihr gehören neben engagierten freiberuflichen
Fremdsprachendozenten auch der Leiter der Kreisvolkshochschule, der Regionalstellenleiter
des Erprobungsstandortes Finsterwalde, regionale Partner sowie die
Brandenburger Projektmitarbeiterin an. Zu den Aufgaben im Berichtszeitraum
zählten (und zählen teilweise weiterhin)
-
die Entwicklung eines Lernarrangements mit erhöhter Selbststeuerung als
Basismodul für Angebote in Englisch, Spanisch und Französisch,
-
die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung der Erprobung dieser
neuen Kursstruktur für Englisch, Französisch und Spanisch während der 1.
Umsetzungsphase,
-
die begleitende Reflexion der Umsetzung.
Die Entwicklungsgruppe etablierte sich im Prozess als Forum des Austauschs und der Entwicklung von Ideen sowie als Ort der inhaltlichen Auseinandersetzung mit einem veränderten Lern- und Lehrverständnis und des kontinuierlichen kollegialen Austausches.
Im
Verlaufe des Entwicklungsprozesses wurden Fragen des Selbstgesteuerten Lernens
(SGL) intensiv diskutiert, wie z.B.:
-
Wie sollte/ könnte die Grundstruktur für die neuen
Kursangebote aussehen?
- Wie bzw. wie weit soll die Öffnung für Elemente des SGL erfolgen?
-
Wann
und in
welchen Formen soll und kann im Kursverlauf selbstgesteuertes Lernen
stattfinden?
-
Wie können günstige Rahmenbedingungen für selbstgesteuertes
Lernen gestaltet werden ?
-
Welche Medien sollen einbezogen werden, welche Lernmaterialien sind
geeignet ?
-
Auf welche neuen Situationen und Anforderungen müssen sich die Kursleiterinnen
und Kursleiter einstellen ? Wie verändert sich ihre Rolle ?
-
Welche organisatorischen Voraussetzungen sind von der Einrichtung
zu schaffen und zu sichern ?
-
Welche Zielgruppe(n) soll(en) angesprochen werden ?
-
Wie kann im Vorfeld verstärkt über diese Kurse informiert und dafür
geworben werden ?
Relativ
zeitig entschieden sich die Mitglieder der Entwicklungsgruppe dafür, ein
einheitliches Kurskonzept als Basismodul zu erarbeiten, das auf
unterschiedliche Sprachen, verschiedene Themenbereiche und unterschiedliche
sprachliche Niveaustufen , aber auch auf verschiedene Zielgruppen übertragen
und dafür modifiziert werden kann.
Im
Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses wurde ein Kursansatz entwickelt,
der eine Kombination aus Phasen individuellen Lernens (mit selbstgewähltem Ort
und Zeitpunkt) und Lernen in der Gruppe (zu festen Kursterminen) darstellt, der
neben traditionellen Lernmaterialien moderne (Lern)Medien einbezieht und der die Lernaktivitäten der Teilnehmerinnen
und Teilnehmer durch unterschiedliche Formen der Lernbegleitung unterstützt.
Bereits in der Praxis anderer Weiterbildungseinrichtungen erprobte Kursformen
wurden aufgegriffen und auf die Bedingungen der Einrichtung sowie auf regionale
Besonderheiten zugeschnitten. (Beispielhaft sei hier das Erfahrungsmodell der
VHS Hamburg zum Online-Lernen Spanisch erwähnt, das im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung
des Projekts vorgestellt wurde. Vgl. hierzu unter Punkt 1.3. „Wichtige
Ereignisse“ den Workshop mit Rainer Tamchina.)
Die Einbindung
neuer Medien zielt darauf, intensives Selbstlernen mit Hilfe geeigneter
Software zu ermöglichen. Zugleich sichert der begleitende Austausch per E-Mail
den individuellen Lernsupport und eine schnelle, flexible Kommunikation der
Lernenden untereinander und mit ihrem Kursleiter/ ihrer Kursleiterin.
Die
Selbststeuerung der Lernenden bezieht sich innerhalb des Lernarrangements
durchgängig auf die eigenständige Festlegung von Teilzielen, die Auswahl von
Lerninhalten, auf das selbstgewählte Tempo des Lernfortschritts, die Intensität
des Lernens sowie die Auswahl von Lernmaterialien. Individuelle Lernwege werden
„zugelassen“ und unterstützt. Die Lernzielautonomie ordnet sich dabei aber dem
vorgegebenen, übergreifenden Rahmenziel der Sprachkurse unter: die
(Weiter-)Entwicklung von Sprachfähigkeiten und –fertigkeiten in der jeweiligen
Fremdsprache, ausgehend von einem erforderlichen sprachlichen Grundniveau,
gerichtet auf eine angestrebte höhere Niveaustufe der Sprachbeherrschung.
Anhand
des geplanten Kursverlaufs sollen die intendierten Komponenten des
Selbstgesteuerten Lernens dargestellt werden.
Vor Kursbeginn
erfolgt eine ausführliche Beratungsphase:
Interessenten
sollen sich durch eine unverbindliche, ausführliche individuelle Beratung und
Einführung in Kursphilosophie und Kursaufbau bewusst für oder gegen dieses Lernarrangement entscheiden.
Dauer
und Grundstruktur des Kursablaufs mit Anzahl und Frequenz der Präsenztermine
werden vorgegeben. Ebenso die Lernsoftware als ein grundlegendes Lernmaterial.
Zu Beginn des Kurses kommen alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einem
ersten Präsenztermin zusammen, der einen besonderen Stellenwert besitzt. Es werden
zum einen konkrete Vereinbarungen zu weiteren Terminen getroffen ( geeigneter
Wochentag, Uhrzeit, Dauer der Treffen). Die Zusammenkunft bietet Raum, sich in
der Gruppe über Zielvorstellungen und Erwartungen an den Kurs zu verständigen,
aber auch in Einzelgesprächen mit dem Lernbegleiter eigene Lernbedürfnisse,
-erfahrungen, -schwerpunkte zu ermitteln und Möglichkeiten der Planung der
Vorgehensweise zu beraten. Auf Wunsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kann
eine erste Einführung in die Lernsoftware erfolgen. Als Option können die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich einem Einstufungstest unterziehen, der
individuell mit dem Lernbegleiter ausgewertet wird.
In
den Phasen des individuellen Lernens legt der Lernende fest, wann und
wie lange er lernt, welche Inhalte und Schwerpunkte der Lernsoftware er
auswählt und in welcher Reihenfolge er sie bearbeiten möchte, welche Lernziele/
Ergebnisse er in welchem Zeitraum erreichen will. Von den Lernbegleitern wird
als Orientierung ein Minimum an zeitlichem Aufwand z.B. pro Woche benannt. In
dieser Phase kann eine individuelle tutorielle Betreuung durch den Kursleiter
je nach Bedarf in Anspruch genommen werden. Die Kommunikation erfolgt per
E-Mail oder zu festgelegten Zeiten per Telefon. So können z.B. Einsendeaufgaben
der Lernenden vom Tutor/ Lernbegleiter korrigiert, fachliche Fragen an ihn
gerichtet, aber auch Impulse bei signalisierten Lernproblemen durch den
Lernbegleiter vermittelt werden.
Im
Ergebnis der stark ausgeprägten selbstgesteuerten Lernprozesse in diesen Phasen
ergeben sich unterschiedliche Lernstände. Für die alle drei Wochen
stattfindenden Präsenztermine hat das Konsequenzen. Der Individualisierung von
selbstgesteuerten Lernprozessen folgend, ist es nicht Ziel der Zusammenkünfte,
diese Differenzierungen durch eine Curriculumstruktur wieder „auszugleichen“.
Vielmehr wird der Charakter der Zusammenkünfte durch die Initiativen der
Lernenden und durch ihre selbstgewählten Aktivitäten geprägt. Sie
verständigen sich in der Gruppe darüber, welche Probleme und Lehrinhalte ins
Zentrum des Präsenztermins gestellt werden sollen. Der Lernbegleiter moderiert
diesen Prozess, erfragt Lerninteressen, bietet methodische Varianten an, geht
auf Initiativen der TN ein. Es gibt keine feste Planung vorab.
Seit Oktober
2001 werden von der Kreisvolkshochschule Elbe-Elster folgende ergänzende Kurse
nach diesem Konzept für den
Fremdsprachenbereich angeboten und erprobt:
-
Englisch-Kommunikation am Arbeitsplatz (Finsterwalde)
-
Spanisch für Anfänger oder Interessierte mit geringen Vorkenntnissen
(Finsterwalde)
-
Aufbaukurs Englisch (Bad Liebenwerda)
Eine
Differenzierung erfolgte bei den sprachlichen Niveaustufen (Anfängerkurse und
Aufbaukurse auf dem Niveau pre-intermediate bzw. intermediate) sowie einer
stärker berufsbezogenen oder allgemeinsprachlichen Ausrichtung.
Als Zielgruppe
wurden jeweils solche potentiellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer angesprochen,
die - aus unterschiedlichen Gründen - bisher übliche Angebote mit ihren
festgelegten Kursterminen nicht nutzen konnten oder wollten, die zeitlich und
örtlich flexibler sein möchten, an neuen Lernformen interessiert sind und
modernen Medien aufgeschlossen gegenüber stehen.
Die
Angebote sind auf 60 Stunden angelegt und laufen mit je 5 Teilnehmerinnen und
Teilnehmern. Der erste Erprobungsdurchlauf wird Anfang April 2002 abgeschlossen
sein. Eine schriftliche Auswertung der Erprobung durch die Kursleiterinnen und
–leiter erfolgt bis Mitte April.
In
der Zwischenauswertung zeigen sich folgende Erfahrungen und Probleme:
Die
Lernenden müssen sich – trotz umfangreicher Vorberatung und Erläuterung des
Kursansatzes – erst auf diese neue Lernform und die Einbindung moderner (Lern-)
Medien einstellen.
Vor
der eigentlichen Hinwendung zum Sprachenlernen stand die Auseinandersetzung mit
der Lernsoftware, mit technischen Problemen ihrer Installation. Der PC mit
seinen Möglichkeiten, einschließlich E-Mail-Kommunikation, war für fast alle
Teilnehmenden zunächst Gegenstand des Lernens, ehe er Werkzeug zum Lernen
werden konnte (Stichwort Medienkompetenz).
Dies
war vermutlich ein entscheidender Grund, warum Aktivitäten der Lernenden und
Unterstützungsanforderungen an die Lehrenden anfangs nur zögerlich einsetzten.
Die
im Kursansatz gewählte Kombination von Distanz- und Präsenzphasen hat sich
bewährt. Die Gruppentermine bekamen eine stark strukturierende und die
Motivation der Akteure stärkende Funktion mit hohem Stellenwert im Kursablauf.
Im Vergleich zu konventionellen Angebotsformen veränderte sich ihr Charakter
stark. Standen zunächst Erfahrungen zur Anwendung der neuen Software und der
neuen Medien im Mittelpunkt, nutzten die Lernenden zunehmend ihre
Entscheidungsfreiheiten. Dies äußerte sich u.a. in Vorschlägen für
Kommunikationsthemen in der Fremdsprache, Lerndefizite wurden genauer benannt
und verstärkt punktgenaue Unterstützung eingefordert. Die Lernenden
verständigten sich im Vorfeld der Zusammenkünfte per E-Mail bzw. zu Beginn der
Präsenztermine über anstehende Themen und Schwerpunkte, die ins Zentrum zu
stellen sind. Für alle Erprobungskurse ergab sich von Lernerseite z.B.der
Bedarf, Grammatikkenntnisse aufzufrischen bzw. zu erweitern. Auf Wunsch der
Akteure erfolgte hier punktuell eine Vermittlung im Frontalunterricht.
Die
Lehrenden benannten in der Zwischenauswertung u.a. folgende Aspekte einer neuen
Anforderungssituation:
-
Eine herkömmliche Unterrichts- oder Kursplanung greift nicht. Vielmehr müssen
sie sich auf unterschiedliche Szenarien einstellen, je nach den Vorschlägen der
Teilnehmenden.
-
Insbesondere zu Beginn des Kurses, als Supportstrukturen von den Lernenden noch
zögerlich genutzt wurden, stellten sich Zweifel ein, ob die von den Teilnehmern
ausgehenden Aktivitäten den Kurs tragen.
-
Die Balance zwischen Gewährenlassen (Raum für Selbststeuerung) und notwendigen
steuernden Impulsen muss in den unterschiedlichen Lehr-Lern-Situationen immer
wieder hergestellt, auch „ausgehalten“ und reflektiert werden.
-
Rational hatten sich die Lehrenden mit einer veränderten Haltung als Lernbegleiter
auseinandergesetzt. In der Umsetzung fiel es aber dennoch schwer, die
Verantwortung für das Lerngeschehen stärker bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
zu sehen und Verzögerungen sich nicht selbst als Lehrendem anzulasten. Von
Projektseite wurde die Aufarbeitung damit verbundener Fragen durch eine
angeleitete Praxisreflexion (externe professionelle Beratung) unterstützt.
-
Von allen Lernbegleitern wurde die zunehmend offene Kursatmosphäre und
Kommunikationsbereitschaft der Lernenden hervorgehoben.
-
Die Inanspruchnahme individueller Lernunterstützung zwischen den
Präsenzterminen nahm in allen Kursverläufen stark zu. Es ist abzusehen, dass
das mit der VHS vereinbarte Stundenvolumen für die Kursleiter überschritten
wird.
-
Als wichtige Rahmenbedingung für einen günstigen Kursverlauf wurde der ständige
Zugang zur PC –Technik auch bei den Präsenzterminen eingeschätzt, um Fragen der
Softwarenutzung praktisch behandeln zu können.
Für
die Angebotsentwicklung, Konzipierung und Aufbereitung von Erfahrungen wurden
Honorarverträge abgeschlossen.
Eine
prozessbegleitende Unterstützung durch die Projektmitarbeiterin erfolgte
insbesondere durch Sichten, Auswählen und Bereitstellen von Informationen,
Moderieren von Diskussionen, Aufbereiten von Vorschlägen und Diskussionsergebnissen,
Rückkoppeln mit der Entwicklungsgruppe, durch Hilfestellung bei der Recherche
und Auswahl von Lernmedien (CD-ROM, Lehrbücher...), die für selbstgesteuerte
Lernprozesse geeignet sind. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit nahm sie an
einem Pressegespräch teil und wirkte an der Erarbeitung eines Flyers zu den
neuen Kursangeboten mit ( vgl. Anlage 5) Thematische Workshops im Rahmen des
Projekts dienten der Qualifizierung der Beteiligten.
Um neben der Erprobungsphase neuer Kursmodelle auch
strukturelle Aspekte stärker in den Blick zu nehmen, wurde eine Mitarbeiterin
der Kreisvolkshochschule Elbe-Elster mit der Konzeptentwicklung eines
Lernzentrums an der Volkshochschule Bad Liebenwerda beauftragt. Daraus leiten
sich nächste Arbeitsschritte für die Etablierung und angestrebte schrittweise
Erweiterung eines regionalen Lernzentrums ab. Die Ergebnisse liegen in
schriftlicher Form vor (vgl. Anlage 6).
Für die
Erprobung von Elementen selbstgesteuerten Lernens durch die
Weiterbildungseinrichtung GfEB wurde ein Kursmodul „Power Point“ im Rahmen
einer vom Arbeitsamt geförderten Trainingsmaßnahme „Mittleres Management“ am
Standort Bad Liebenwerda ausgewählt. Ziel dieser Maßnahme war es, die Eignung
der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für einen späteren Einsatz im Bereich des
mittleren Managements festzustellen und eine Fortbildung in diesem Bereich
vorzubereiten. Für die Umsetzung des Kursmodul Power Point waren innerhalb des
12wöchigen Gesamtkurses 40 Stunden geplant. Im Vorfeld musste die besondere
Gestaltung dieses Kursabschnitts mit dem Arbeitsamt abgestimmt werden, da bei
der Genehmigung von Kursen üblicherweise festgelegte Curricula vorzulegen sind.
Diese
Ausgangskonstellation stellt nach 0.Schäffter als „fremdbestimmte Entscheidung zum Lernen in Verbindung mit fremdorganisierten Lernarrangements
.....einen Kontext dar, in dem selbstgesteuertes
Lernen als didaktische Anforderung aufgestellt und kontextuell (fremdbestimmt)
durchgesetzt wird.“ (Vgl. die Kurzfassung des Beitrags „Selbstgesteuertes
Lernen- eine Herausforderung für die institutionalisierte Erwachsenenbildung“,
Oktober 2001, S.4.) Dieser Kontext überwiegt in Weiterbildungsmaßnahmen, die
durch das Arbeitsamt gefördert werden. Trotz der scheinbar paradoxen
Voraussetzungen sollte die Erprobung des selbstgesteuerten Lernens in diesen
Kursen nicht ausgeklammert werden, da die Veränderung bestehender Praxis auch
als Auftrag des Modellprojektes bewertet wird.
Ziel der
Erprobung war es daher , in einem extrem vordefinierten Rahmen Elemente des
selbstgesteuerten Lernens zu ermöglichen, um die Eigenständigkeit der
Zielgruppe und ihr eigenverantwortliches Handeln schrittweise zu erhöhen In der
Umsetzung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Trainingsmaßnahme vor
Beginn des Power-Point-Moduls zum Ansatz des selbstgesteuerten Lernens informiert
und auf die veränderte Kursgestaltung vorbereitet.
Elemente des
selbstgesteuerten Lernens machten sich daran fest, dass die Lernenden
orientiert wurden, sich eigenständig Präsentationsaufgaben auszuwählen und sie
mit Hilfe von Power Point umzusetzen. Sie wurden aber nicht durch einen
curricular aufgebauten Kurs darauf vorbereit, sondern trafen nach einer
impulsgebenden Einführungsstunde zum Gestaltungsprogramm ihre Entscheidung
bereits zu Beginn des Maßnahmeabschnitts. Im Prozess der Bearbeitung ihrer
individuellen Vorhaben legten die Lernenden jeweils ihre Ziele und
Arbeitsschritte fest und erschlossen sich aufgabenbezogen Funktionen des
Programms. Durch den Abgleich des Arbeitsstandes mit ihrer Zielvorstellung
erfolgte eine Selbstkontrolle der Ergebnisse. Dieser für den Kursverlauf
gewählte Ansatz hatte zur Folge, dass die Teilnehmenden erfassten und erfuhren,
dass es keine einheitliche „Messlatte“ für Erfolg oder Misserfolg gab, sondern
sich am Ende des Kurses für jeden ein unterschiedlicher Beherrschungsgrad für
das Programm ergeben konnte und individuell geprägte Lernerfahrungen möglich
waren.
Als
Lernbegleiter standen zwei Dozenten ständig als Ansprechpartner zur Verfügung.
Sie ermutigten, die Möglichkeiten des Programms selbständig zu erkunden, sie
vermittelten Impulse für Realisierungsvarianten, ohne Lösungen vorzugeben.(Vgl.
Konzeption für die Erprobung des Kursmoduls Power Point, Anlage 7.)
Nach
anfänglicher Skepsis der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber der neuen
Lernform konnten sie innerhalb der relativ kurzen Zeitspanne zunehmend besser
mit der „Lernfreiheit“ umgehen und die Freiräume nutzen. Das Spektrum der
bearbeiteten Ideen und Themen war sehr vielfältig, fast durchgängig
entschlossen sich die Beteiligten, nach einer ersten (leichteren) Aufgabe eine
zweite Präsentation mit höherem Schwierigkeitsgrad zu bearbeiten. Von den
Akteuren wurden Möglichkeiten einer programmübergreifenden Einbindung anderer
Software stark genutzt, so dass der Wunsch entstand, das Kursmodul zeitlich
auszubauen. Die Einrichtung erweiterte deshalb den Umfang von 40 auf 56
Stunden.
Eine
erste Auswertung der Erprobung bezieht sich schwerpunktmäßig auf Erfahrungen
bei der Vorbereitung der Teilnehmer, auf die Akzeptanz des selbstgesteuerten
Lernens, auf Lernbarrieren bei einzelnen Teilnehmern und den Umgang damit, auf
die Rolle des Lernbegleiters im Prozess sowie auf besondere Rahmenbedingungen
einer geförderten Maßnahme. Durch die Diskussion um die Effektivität der
Arbeitsverwaltung und der von ihr geförderten Weiterbildung gewinnt die
Zielsetzung, Eigenverantwortung der Teilnehmer auch durch das methodische
Vorgehen zu fördern, aktuelle Bedeutung.
Folgende
Erfahrungen und Ergebnisse sollen an dieser Stelle beispielhaft benannt werden,
die bei einer Weiterentwicklung und einem Ausbau der Kursform zu verfolgen
sind:
-
Es bestätigte sich ein Ergebnis aus dem Projekt „Selbstgesteuertes
Lernen“ (SeGeL) des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung:
„Selbstgesteuertes Lernen dauert länger – aber es geht schneller“( vgl. Beitrag
von Stephan Dietrich „Erfahrungen aus dem DIE - Projekt „Selbstgesteuertes
Lernen“ auf der DIE -Fachtagung „Selbstgesteuertes Lernen im Kontext
Lebenslangen Lernens“ am 12.11.2001 in Frankfurt am Main).Die Spanne bis zum
ersten Erfolg schob sich innerhalb des Modulverlaufs etwas nach hinten, dies
wurde jedoch danach durch schnellere Erfolge und anwendungsbereiteres Wissen
ausgeglichen.
-
Es wird für erforderlich gehalten, das stark exemplarische,
aufgabenbezogene selbstgesteuerte Lernen durch systematisch vermitteltes
Basiswissen zu ergänzen.
-
Die Möglichkeit, andere Lernorte außerhalb der
Weiterbildungseinrichtung zu nutzen, wurde von den Teilnehmern so gut wie nicht
genutzt. Es ist zu vermuten, dass die organisatorischen Rahmenbedingungen einer
arbeitsamtsgeförderten Maßnahme sich auch auf das Teilnehmerverhalten auswirken
(z.B. An- und Abmeldeverhalten, Versicherungsschutz, Präsenzzeiten).
-
Nicht
von allen Teilnehmern wurde selbstgesteuertes Lernen positiv bewertet, einige
hatten während des Modul durchgängig Orientierungsschwierigkeiten mit dieser
Lernmethode. Sie blieben bei ihrem konventionellen Lernverhalten und fassten
die als Hilfestellung gegebenen Impulse als feste „Vorgaben“ auf.
Vor
Modulbeginn sowie nach seinem Abschluss erfolgte eine Befragung zu
individuellen Lernerfahrungen bzw. zur Einschätzung der Kursgestaltung aus
Teilnehmersicht. Vertiefende Aussagen und Einschätzungen zu Veränderungen in
der Lernhaltung und zu Lernwiderständen der Teilnehmenden, zu konkreten
Anforderungssituationen für die Lernbegleiter und ihre Bewältigung sowie zum
Entstehungszusammenhang des Lernarrangements sollen durch leitfadengestützte Interviews
mit den Dozenten sowie den Vertretern der Einrichtung gewonnen werden. Ein
ausführlicher Abschlussbericht wird im Mai vorgelegt.
Eine
Unterstützung der Prozesse erfolgte von Seiten der SeLOG-Mitarbeiterin und des
Projektes durch begleitende Beratungen, durch Fortbildungsangebote sowie durch
Honorarverträge für die Entwicklung eines Kurskonzepts und eine erste
Auswertung der Erprobung.
Die
Brückenregion Berlin-Brandenburg wurde als eine länderübergreifende Lernregion
geplant, um das Zusammenwachsen der in einem Ballungsraum und in einem
Flächenland tätigen Weiterbildungseinrichtungen zu fördern. Ziel war es auch,
eine Vergleichbarkeit zwischen der Projektarbeit in einem großstädtischen
Ballungsraum und einer brandenburgischen Kleinstadt (Fürstenwalde) zu
ermöglichen.
Die
Aufnahme und Entwicklung offener Angebotsformen im Bereich der politischen
Bildung soll bei vergleichbaren Zielgruppen im unterschiedlichen regionalen
Kontext unterstützt und beobachtet werden, um daran ggf. unterschiedliche
Strategien sowohl für die inhaltliche und konzeptionelle Arbeit, als auch für
Organisationsentwicklung ableiten zu können.
Lernregion Oder-Spree:
Der
Landkreis liegt an der Ländergrenze zu Berlin, im S-Bahn nahen Bereich. Die
durchschnittliche Einwohnerdichte beläuft sich auf 88 Einwohner pro km2,
wobei sie im östlichen Teil des Landkreises (Grenze zu Polen) darunter liegt.
Fremdenfeindliche
Erscheinungen im Landkreis, auch mit rechtsextremem Hintergrund, können nicht
als Einzelfälle abgetan werden. Gegen rechtsextremes Denken und Handeln, für
ein demokratisches Gemeinwesen engagiert sich z.B. das Forum „Plattform gegen
Rechts“ in Fürstenwalde. Es stellt einen Zusammenschluss von natürlichen
Personen, Einrichtungen, Vereinen und Organisationen dar, zu dem auch die
Kreisvolkshochschule gehört.
„Moritat“ ist der Arbeitstitel für den Versuch, im
Rahmen des Projektes SeLOG politische Bildung als attraktives Angebot für die
Weiterbildung zu erschließen, dabei selbstgesteuerte Lernprozesse zu unterstützen
und eigenverantwortliches Handeln zu erproben. Das Projekt knüpft an
Entwicklungsprozesse an, die von der Volkshochschule Fürstenwalde schon vor
Projektbeginn in modifizierter Form initiiert wurden. Daher bezogen sich
Vorgaben auf einen thematischen Rahmen (zunächst „Ausländer in Deutschland“)
und auf das Ziel einer öffentlichen Aufführung von Spielszenen zu diesem Thema
als „Moritat“. Die selbständige Auseinandersetzung mit dem Thema, die
gemeinsame Erarbeitung von Inhalt, Text, Musik sollte die Akteure - Jugendliche
und junge Erwachsene aus Fürstenwalde und Umgebung - zur Verwirklichung einer
Aktion der politischen Bildung führen. Aufführungen von Spielszenen sollen für
die Gruppe der Beteiligten selbst und für das Publikum Informations- und Handlungsmöglichkeiten
für Toleranz und gegen Hass und Gewalt aufzeigen und entwickeln.
Im
Verlaufe der Projektarbeit im Jahr 2001 zeigten sich für „Moritat“ folgende
Entwicklungen und Ergebnisse ( vgl. Zwischenberichte der KVHS Oder-Spree,
Anlage 8):
Der Kreis der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzt sich überwiegend aus schon politisch
interessierten jungen Leuten zusammen, die Stellung beziehen wollen zu
aktuellen Fragen und Spaß am Experimentieren und sich Ausprobieren haben. Als
offenes Angebot der Volkshochschule ist „Moritat“ aber allen Jugendlichen und
jungen Erwachsenen zugänglich.
Als Resultat
eines selbstgesteuerten Diskussions- und Lernprozesses zu Beginn des Projektes
entschieden sich die Akteure für eine thematische Umorientierung: von
„Ausländer in Deutschland“ nunmehr hin zu „Toleranz“ und von der Aufführungsform
einer „Moritat“ im engen Sinne hin zu einem politisch aktuellen
„Straßentheater“, das politische Bildungsprozesse der Passanten anregen soll.
Der Titel „Moritat“ wurde für das Gesamtvorhaben aber beibehalten.
Die
thematische Erkundungsphase und die Bestimmung inhaltlicher Dimensionen des
Themas „Toleranz“ sowie die Auseinandersetzung mit Formen alltäglicher
Diskriminierung war durch hohe Aktivität der Beteiligten gekennzeichnet. Anstöße
für selbstgeschriebene Texte gingen von den Jugendlichen aus, in der Gruppe
wurden erste Ergebnisse diskutiert und Vorschläge für eine Weiterentwicklung
besprochen. Die Verständigung über öffentliche Darbietungs- und Aktionsformen
erstreckte sich über den gesamten Zeitraum.
Für
die darstellerische Weiterentwicklung von Szenen bis zur Aufführungsreife wurde
die fachliche Unterstützung durch einen Schauspieler von den Akteuren in
Anspruch genommen.
Aus
dem Arbeitszusammenhang ergaben sich themenbezogene Diskussionen ( z.B.
Vorurteile, Zivilcourage, Holocaust, Diskriminierungsformen gegenüber
Behinderten, Frauen, Ausländern). Die fachlichen Begleiter gaben Impulse für
den Prozess der Auseinandersetzung, z.B. durch die Vorstellung und Diskussion
literarischer Texte, durch Kontakte zu anderen Jugendeinrichtungen. Dies regte
einzelne Akteure zum Schreiben neuer Spielszenen an bzw. zum Nachlesen und zur
selbständigen Auswahl ihnen geeignet und wichtig erscheinender Texte.
Phasen mit
hoher, von den Akteuren ausgehender Aktivität und Dynamik wechselten mit
Abschnitten, in denen Prozesse langsamer verliefen und eher auf Impulse durch
die Lernbegleiter reagiert wurde. Fragen nach dem Verhältnis von
Selbststeuerung als Anspruch und dem (erforderlichen) Maß an Impulsen und
fachlicher Unterstützung sowie nach Zielvereinbarungen und ihrer
Verbindlichkeit gewannen im Umsetzungsprozess an Bedeutung.
Im
Prozessverlauf zeigte sich , insbesondere im zweiten Halbjahr, dass von der
Aufführung einzelner Spielszenen ein „Aktivierungsschub“ für die Jugendlichen
und jungen Erwachsenen ausging. Reaktionen des Publikums, Erfahrungen mit der
öffentlichen Auftrittssituation und – in einem konkreten Fall –Diskussionen im
Vorfeld und im Anschluss an eine Veranstaltung stärkten das Engagement bei den
Mitwirkenden und förderten die Auseinandersetzung mit der von ihnen gewählten
Thematik „Toleranz“. Entscheidungen für weitere Auftritte gingen/ gehen von den
Jugendlichen aus.
Die
Projektarbeit im Rahmen des Vorhabens „Moritat“ fand im wesentlichen bei den
wöchentlichen Treffen aller Beteiligten in der Kulturfabrik Fürstenwalde statt
( jeweils ca. 1,5 Stunden), in die die SeLOG-Mitarbeiterin vor Ort einbezogen
ist. Dieser fixe Organisationsrahmen wurde in Absprache mit den Jugendlichen
vom Leiter der Kreisvolkshochschule festgelegt und gilt als verbindlich. Über
„Moritat-Rundbriefe“ werden alle Beteiligten von ihm informiert, zugleich
stärkt diese Form der Kommunikation das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die
fachliche Begleitung und Unterstützung wurde personell gesichert durch einen
Schauspieler, einen Musiklehrer sowie eine Deutschlehrerin und durch den Leiter
der KVHS Oder-Spree.
Zur Unterstützung der Entwicklungs- und
Umsetzungsprozesse sowie zur Aufbereitung von Erfahrungen erfolgte eine
gemeinsame Reflexion, Honorarverträge wurden abgeschlossen, Workshops angeboten
und Materialien für die Requisitenherstellung finanziert.
Um als offenes Angebot auch in die Region
auszustrahlen sowie zur inhaltlichen und eventuell personellen Erweiterung
wurden Kontakte zu Jugendeinrichtungen und regionalen Initiativen sowohl durch
den Leiter der Kreisvolkshochschule als auch auf Anregung der Akteure
hergestellt.
Der Verein für Jugendhilfe und Sozialarbeit
Fürstenwalde schied als Kooperationspartner aus, nachdem er feststellen musste,
dass seine finanziellen Erwartungen, die er an die Mitwirkung im Projekt SeLOG
knüpfte, unangemessen waren. Dabei spielt auch der Status als freier Träger
eine Rolle.
Nachdem im ersten Halbjahr die
Kooperationsbeziehungen zum Brückenpartner Volkshochschule Treptow - Köpenick
sowie zu weiteren Einrichtungen des Berliner Teils der Brückenregion
(Stadtbezirk Treptow - Köpenick) locker geknüpft waren, entwickelten sich im
zweiten Halbjahr konkrete Anknüpfungspunkte für eine Zusammenarbeit. Impulsgebend
für das Zusammenrücken der „Brückepartner“ war insbesondere der Projektworkshop
zum „Selbstgesteuerten Lernen im Rahmen von SeLOG“ im Oktober 2001. Ein Schritt
des Aufeinanderzugehens bestand darin, sich gegenseitig die unterschiedlichen
Ansätze selbstgesteuerten Lernens im Bereich der Politischen Bildung
darzustellen. In der Entwicklungsgruppe Treptow-Köpenick ist der Standort
Oder-Spree regelmäßig durch den Leiter der Kreisvolkshochschule in Fürstenwalde
vertreten. So wurden z.B. Vorschläge für die Gestaltung eines gemeinsamen
Workshops zwischen den Partnern abgestimmt und die Umsetzung für den
22./23.02.2002 festgelegt.
1.3.
Ereignisse
Im
Berichtszeitraum fanden zwei Beratungen des Sachbeirats statt:
08.06.2001, Potsdam, Ministerium für
Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg
Protokoll
(s. Anlage)
07.12.2002, Berlin, Senatsverwaltung
für Schule, Jugend und Sport
Protokoll
(s. Anlage)
Die
Wissenschaftliche Begleitung wurde in der Form weitergeführt, wie im
Zwischenbericht für das Jahr 2000 dargestellt. Sie wurde ab Oktober 2001 durch
Erkrankung von Prof. Dr. Schäffter unterbrochen.
2.Workshop
(Themenbereich Fremdsprachen) am 23.03.2001
Kommunikativer
Sprachunterricht im Medienmix:
Gruppenunterricht
face-to-face & Online Tutorials/Chats & Selbstlernen mit Buch, Lernsoftware
und Materialien aus dem Netz.
Ein
Bericht aus der Praxis der Hamburger telenet-Lernen-Kurse
Spanisch mit Beispielen on- und offline, Diskussion und Erfahrungsaustausch zu
Konzept- und Umsetzungsfragen wie
·
Welche Lernziele lassen sich realisieren? In welchem Zeitraum? Mit
welcher Effektivität?
·
Welches ist die Zielgruppe, wie lässt sie sich gewinnen?
·
Welche Kompetenzen brauchen Kursleitende und Programmverantwortliche?
·
Welches sind die Chancen, welches die Grenzen des Medienmixes?
·
Welche Vorteile sehen Teilnehmende, welche Probleme haben sie?
·
Wie kann die Kosten- und Entgeltkalkulation aussehen?
·
Ein Anfang ohne Ende?
Referent: Herr Rainer
Tamchina, Volkshochschule Hamburg
3.Workshop (themenbereichs-
und länderübergreifend) am 28.06.01
·
Analyse bisheriger Öffentlichkeitsarbeit
·
Neue Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit
·
Gesichtspunkte für das Verfassen und Gestalten von Texten
·
Erarbeitung, Diskussion und Auswertung eigener Ankündigungstexte
Referentin: Frau Birgit Hilliger, Humboldt
Universität zu Berlin
4.Workshop (themenbereichs- und länderübergreifend)
am 18./19.10.2001
·
Verknüpfung von theoretischem Input und Austausch von Erfahrungen zu
Fragen des SGL
·
Diskussion von Konsequenzen für die konzeptionelle Gestaltung der
einzelnen Kursvorhaben
·
SGL im Workshop – praktizieren – erfahren – reflektieren
Referentinnen:
PD
Dr. Elisabeth Bubolz-Lutz, Projekt lernEXPERT
Annette
Mörchen, Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung, Bonn
Siglinde
Naumann, Projekt lernEXPERT
-
Fachtagung der Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für
Erwachsenenbildung (KBE):Bildung im Vorübergehen ?, 12.02.2001, Bad Honnef
-
Besuch der Bildungsmesse 2001 (didacta), 23.02.2001, Hannover
-
Fortbildungsveranstaltung des Pädagogischen Landesinstituts Brandenburg
(PLIB): Unterstützung von Erwachsenen im Lernprozess-Ideenworkshop zu den Ergebnissen
der Atlasstudie-; 28./ 29.03.2001, Ludwigsfelde
-
Fachtagung der KBE : Vernetzung auf allen Ebenen, 10./11.05.2001, Bad
Honnef
-
Besuch des Lernzentrums für Fremdsprachen der VHS Schöneberg
(Mediothek)
-
Besuch des Sprachenzentrums der Viadrina, Frankfurt/ Oder, Gespräch mit
dem Geschäftsführer Herrn Dr. Vogel
-
Workshop des BLK-Projektes „Entwicklung, Erprobung und Umsetzung neuer
Lehr-und Lernarrangements in der politischen Bildung (ELLA), 11.06.2001, Jena
-
Fortbildungsveranstaltung des PLIB: „Neue Lehr- und Lernkulturen“ (Teil
1), 19./20.06.2001, Ludwigsfelde
-
Fachtagung des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) im
Rahmen des Modellversuchsprogramms „Lebenslanges Lernen“ der
Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung: „Selbstgesteuertes
Lernen im Kontext Lebenslangen Lernens“, 12.11.2001, Frankfurt/ Main
-
Symposium des Projekts Appolonius! Lernende Region Marzahn-Hellersdorf,
22.11.2001, Hellersdorf
-
Workshop des BLK-Projekts ELLA Entwicklung innovativer Lehr- und
Lernarrangements in der Politischen Bildung, 10./11.12.2001, Weimar
-
Projektbegleitende Beratungen durch das BMBF-Projekt „lernEXPERT“, Frau
Perbandt-Brun, Babelsberg
-
Teilnahme an den Zusammenkünften des Forums „Entwicklungsprozesse
lernend gestalten“ des Arbeitskreises „Strukturveränderungen in der
Weiterbildung und pädagogische Entwicklungsbegleitung“ der Humboldt-Universität
zu Berlin
2. Vergleich des Stands des Vorhabens mit der ursprünglichen (bzw. mit Zustimmung des Zuwendungsgebers geänderten) Arbeits-, Zeit- und Ausgabenplanung
Wesentliche
Aufgabenschwerpunkte für die Initiierungs- und Pilotphase sowie für die
angelaufene Umsetzungsphase 1 konnten an allen Standorten entsprechend der
vorgegebenen Arbeits- und Zeitplanung
umgesetzt werden.
Dazu
gehören die Entwicklung von Konzepten für die ausgewählten Themenfelder in den
Lernregionen sowie deren Erprobung und erste Reflexionen der abgelaufenen
Prozesse.
Es
zeigte sich allerdings, dass manche Teilschritte mehr Zeit in Anspruch nahmen,
als ursprünglich angenommen. Die Sensibilisierung für die Problematik des
lebenslangen, insbesondere des selbstgesteuerten Lernens und die Verständigung
zu Grundpositionen erfolgte in gemeinsamen Diskussionen, Beratungen,
Fortbildungen und Arbeitstreffen.
Die
Entwicklung daraus abgeleiteter erster Konzeptionen und die Schaffung
notwendiger Rahmenbedingungen und ihre erste Erprobung erfolgte wie geplant.
Erschwerend
für alle Prozesse war, dass die Entwicklungsarbeit für die Konzeptionen im
Wesentlichen in den Händen von freiberuflichen Lehrkräften lag und die
beteiligten Einrichtungen die Projektaufgaben neben ihren regulären Aufgaben
und bei geringem Personalbestand zu bewältigen hatten.
Der zur Konkretisierung des
Leitbilds geplante Workshop wurde nicht wie vorgesehen durchgeführt. Die
Behandlung damit verbundener Fragen hätte sich zu diesem Zeitpunkt noch zu weit
von konkreten Entwicklungsprozessen abgehoben, eine Diskussion wäre noch zu
abstrakt gewesen. Den Anforderungen der Projektentwicklung Rechnung tragend,
wurde deshalb die thematische Auseinandersetzung zum Selbstgesteuertem Lernen
vorangestellt.
Die Zahl der Workshops
erhöhte sich abweichend vom Projektplan. Neben standortübergreifenden Veranstaltungen
zur Verständigung über Grundfragen wurden ergänzende, themenbezogene
Fortbildungsangebote für die unterschiedlichen Erprobungsbereiche angeboten
(vgl. Übersicht zu den Veranstaltungen unter 1.3 “Ereignisse“).
Eine
in der Planung ausgewiesene Analyse der bisherigen Praxis hinsichtlich bereits
existierender Elemente selbstgesteuerten Lernens erfolgte implizit und nicht
als systematischer Soll-Ist-Vergleich.
Abweichend
vom Antrag liegen die tatsächlichen Personalausgaben 2001 höher als
veranschlagt.
Die aus 2000
übertragenen Mittel wurden in Höhe von 6.329,54 DM für die Deckung der
Personalkosten verwandt.
Für die in
2001 nicht abgerufenen Mittel wird mit der Übersendung des Zwischenberichts ein
Antrag auf Übertragung gestellt.
3. Haben sich die Aussichten
für die Erreichung der Ziele des Vorhabens innerhalb des angegebenen Aufgabenzeitraums
gegenüber dem ursprünglichen Antrag geändert (Begründung)?
Grundsätzlich haben sich die
Aussichten zur Erreichung der Ziele des Vorhabens nicht verändert.
Jedoch muss damit gerechnet
werden, dass Prozesse der Organisationsentwicklung und der nachhaltigen
Implementierung neuer Lehr- und Lernformen im Sinne selbstgesteuerten Lernens
mehr Zeit benötigen als geplant ( s. auch Punkt 2).
4. Sind inzwischen von
dritter Seite Ergebnisse bekannt geworden, die für die Durchführung des
Vorhabens relevant sind?
Nein.
5. Sind oder werden
Änderungen in der Zielsetzung notwendig?
Eine
Korrektur wesentlicher Projektziele wird zum jetzigen Zeitpunkt nicht für
erforderlich gehalten. Eine Intensivierung der wissenschaftlichen Begleitung
ist wünschenswert
6. Im Berichtszeitraum des
Projektes erstellte Materialien/Publikationen (Anlagen)
1. Dokumentation des
4.Workshops „Selbstgesteuertes Lernen im Projekt SeLOG“
2. Protokoll der
Sachbeiratssitzung vom 08.06.2001
3. Protokoll der
Sachbeiratssitzung vom 07.12.2001
4. Kurskonzept für ergänzende
Fremdsprachenangebote der KVHS Elbe-Elster
5. Flyer zu den neuen Angeboten
im Fremdsprachenbereich der KVHS Elbe-Elster
6. Konzeption für den Aufbau
eines Lernzentrums im Elbe-Elster-Kreis
7. Konzeption für die Erprobung
des Kursmoduls Power Point der GfEB
8. Zwischenberichte der KVHS
Oder-Spree zum Projekt „Moritat“
9. Projekthomepage (s. Seite 1)
Die Materialien zu den Punkten 1. bis 8. sind als
Anlagen dem Bericht beigefügt.