BLK Modellversuch „Lebenslanges forschendes Lernen im Kooperationsverbund Schule-Seminar-Universität“

Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg

 

(Laufzeit: 1.10.2000- 31.3.2005)

 

 

Zwischenbericht für den Zeitraum 1.1.2001 - 31.12.2001

 

Zielsetzung

In einem neu herzustellenden Kooperationsverbundes von Schule, Seminar, Fortbildungsträgern und Universität soll eine Praxis lebenslangen forschenden Lernens aufgebaut werden, die die Beteiligten zur selbständigen und wissenschaftsorientierten Weiterbildung und zur systematischen Qualitätssicherung und Evaluation befähigt.

 

Zur Ausgestaltung des Netzwerks gehört die Bildung kleiner, phasenübergreifend zusammengesetzter Teams von Lehrerinnen und Lehrern, Referendarinnen und Referendaren bzw. Anwärterinnen und Anwärtern und/oder Studierenden. Diese Kleingruppen führen thematisch überschaubare, in 6 bis 9 Monaten zu bearbeitende Forschungsvorhaben zu verschiedenen Aspekten lebenslangen Lernens durch, die sie zur eigenen Professionalisierung im Lehrberuf nutzen, deren Ergebnisse sie aber auch in den Schul-, den Seminar- und den Hochschulentwicklungsprozess einbringen. Der Prozess lebenslangen Lernens wird durch den Aufbau des Netzwerkes unterstützt und verstetigt.

 

Um diese selbständig arbeitenden Teams herum wird ein Unterstützungssystem (Forschungswerkstatt, Fortbildungs- und Beratungsangebote schulübergreifende Gesprächskreise, Qualitätszirkel) aufgebaut, das die erforderlichen methodischen und inhaltlichen Hilfen für Prozesse lebenslangen Lernens bezogen auf die individuelle Aus- und Weiterbildung sowie für systemisch-organisatorische Entwicklungen der Schulen bietet. Eine koordinierende Aufgabe hat dabei die Steuergruppe dieses Modellversuchs, in der die beteiligten Institutionen mit Sitz und Stimmrecht vertreten sind.

 

Die Aufgabe der in den Kooperationsverbund integrierten wissenschaftlichen Begleitung soll erstens die Erarbeitung eines praxiswirksamen Konzepts lebenslangen wis­senschaftsorientierten Lernens, zweitens die Analyse der beim phasenübergreifenden selbständigen Lernen eintretenden Professionalisierungsprozesse und drittens die Überprüfung der Übertragbarkeit des Ansatzes in andere Regionen sein.

Wissenschaftliche Ergebnisse/wesentliche Ereignisse/ Produkte

·         Start des Modellversuchs mit einer Auftaktveranstaltung in Aurich am 22.2.2001 mit der Vorstellung der beteiligten Institutionen und ihrer Forschungsinteressen

·         Einrichtung der Homepage: www.uni-oldenburg.de/ fb1/teamforschung/ 

·         Erarbeitung und Bereitstellung folgender Skripte, die Grundlage für die beiden Curriculumbausteine "Einführung in die Teamforschung zu lebenslangem Lernen" sowie "Methoden der Teamforschung" sind:

 

Nr1:     Was ist Teamforschung?

Nr.2:    Handlungsforschung

Nr.3     Oldenburger Team-Forschung

Nr.4     Das Forschungstagebuch

Nr.5     Ratschläge und Fragen zur Anlage eines Exposés

Nr.6     Forschungsmethoden

Nr:6a   Ratschläge zur Durchführung eines Analysegesprächs

Nr.7a   Gruppendiskussion als Forschungsmethode

Nr.7b   Beobachtung

Nr.7c   Forschungsmethode Interview

Nr.7d   Strukturlegetechnik/ Clusterbildung

Nr. 8    Der ethische Kode in der Teamforschung

Nr. 9    Der Forschungsbericht

·         Durchführung von 2 zweitägigen Workshops mit jeweils 50 TeilnehmerInnen am 23./ 24.3.2001 sowie am 20./ 21.4.2001

·         Initiierung, Begleitung und Unterstützung  von 8 in der Regel fünfköpfigen Forschungsteams an den beteiligten Institutionen

·         Erarbeitung und Betreuung von 8 Forschungsberichten, die zum Abschluss der Kohorte 2001 im Januar 2002 vorgelegt worden sind. Präsentation und Diskussion der Ergebnisse in einer eintägigen Veranstaltung im Bibliothekssaal der Universität Oldenburg am 19.10.2001

·         Interner Evaluationsbericht von Frau Dr. Ute Warm im November 2001

Die Themen der Forschungsberichte lauten:

 

·        Beeinflussen Teamarbeit und Erziehungsverständnis von Lehrerinnen ihre Unterrichtmethoden? (Grundschulen Nadorst und Klingenbergstr. in Oldenburg, 85 Seiten)

 

·        Erleben SchülerInnen und LehrerInnen die Einführung des Klassenrates in den Schulalltag als Verbesserung des sozialen Klimas in der Klasse? (Hauptschule Moordorf, 32 Seiten)

 

·        Welche Kriterien beeinflussen das Wahlverhalten der SchülerInnen im Wahlpflichtbereich? (KGS Wittmund, 80 Seiten)

 

·        Welche Faktoren beeinflussen SchülerInnen in ihrer Einstellung zum Chemieunterricht? (Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer, 31 Seiten)

 

·        Wie schätzen die SchülerInnen ihren individuellen Lernfortschritt in Bezug auf Methodenkompetenz ein? (Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer, 28 Seiten)

 

·        Wie sieht das Eingangsprofil der LehramtsanwärterInnen aus? (Ausbildungsseminar Aurich, 20 Seiten)

 

·        Welche Anforderungen stellen AnwärterInnen an ein gutes Beratungsgespräch in der Zweiten Phase? (Ausbildungsseminar Aurich, 35 Seiten)

 

·        Welche Medienkompetenz besitzen die LehramtsanwärterInnen zu Beginn ihrer Ausbildung? (Ausbildungsseminar Aurich, 23 Seiten)

 

Innovative Effekte

Erste Interviews mit den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern, Referendarinnen und Referendaren bzw. Anwärterinnen und Anwärtern, Studierenden und ihrer Fachseminarleiterinnen und Fachseminarleiter bzw. Fachleiterinnen und Fachleiter zeigen ein gesteigertes Interesse an der individuellen Fort- und Weiterbildung. Nachhaltiger sind aber die Effekte für die Entwicklung der beteiligten Schulen. Die Rückmeldungen aus den vorgelegten Forschungsberichten, den mit den Forschungen befassten Gesamtkonferenzen und den Sitzungen der Steuergruppe, zeigen insbesondere für die einzelnen Institutionen innovative Auswirkungen. Verdeutlichen lässt sich dieses an der Arbeit von zwei beteiligten Schulen. Das Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer hat in Folge der Arbeit der ersten Kohorte die Einführung jahrgangsbezogener Methodenschulungen der SchülerInnen beschlossen und begonnen, diese umzusetzen. Im Mittelpunkt steht dabei das selbstgesteuerte Lernen der SchülerInnen. An der Hauptschule Moordorf mit Orientierungsstufe steht die Bewältigung der erzieherischen Aufgabe im Mittelpunkt der Arbeit am Schulprofil. Hier konnten die Beteiligten selbstgesteuert und in Eigeninitiative das Konzept des Klassenrats entwickeln und schulübergreifend umsetzen. Bei allen beteiligten Institutionen ist auffällig, dass nicht externes Expertentum, sondern die Autonomie der lebenslangen Lerner für die Veränderungen an den Schulen verantwortlich sind.

 

Als eher mühselig fällt die erste Zwischenbilanz hinsichtlich der Integration der Zweiten Phase der LehrerInnenbildung aus. Zwar haben sich drei Forschungsthemen intensiv mit der zweiten Phase auseinandergesetzt, nur geben die Spielräume in der zweiten Phase den ReferendarInnen und AnwärterInnen kaum die Möglichkeit, sich mit innovativen Konzepten, die die Selbststeuerungskompetenz, Eigenverantwortlichkeit und somit das lebenslange Lernen fördern, intensiver zu beschäftigen.

 

Als eher wirkungsvoll für die Fort- und Weiterbildung der beteiligten LehrerInnen hat sich das eingerichtete Stützsystem mit der Forschungswerkstatt „LehrerInnenbildung und Schulentwicklung“ gezeigt. Zahlreiche Kontaktaufnahmen und Beratungsgespräche zeigen, dass es in der ersten Kohorte gelungen ist, eine arbeitsplatznahe Unterstützung und Beratung zu institutionalisieren. Dies ist auch auf die kooperative Zusammenarbeit mit dem Zentrum für die pädagogische Berufspraxis an der Universität Oldenburg sowie den beiden beteiligten Lehrerfortbildungsinstitutionen zurückzuführen. Eine Regionalisierung lebenslanger Lernangebote hat damit eingesetzt und wird durch die Beteiligung an der Pädagogischen Woche 2002 sowie der 7. Arbeitstagung der nordwestdeutschen SchulbegleitforscherInnen fortgeführt.

 

Lebenslanges Lernen

 

Der bisherige Verlauf des Forschungsvorhaben zeigt, dass die verschiedene Facetten lebenslangen Lernens in den Ausbildungs- und Lehr-Lern-Kontext dieser BLK-Modellmaßnahme erfolgreich aufgegriffen worden ist. Das entwickelte Konzept der Teamforschung ist, so zeigen die ersten Auswertungen einer Fragebogenerhebung (s. o., Evaluation von Frau Dr. Warm) und erster Interviews (Auswertung in Vorbereitung), ein geeignetes Werkzeug für die Initiierung, Formulierung und Verstetigung von Prozessen lebenslangen Lernens. Lebenslanges Lernen kann in Lehrberufen entscheidend gefördert werden, wenn phasen- und generationsübergreifend zusammengesetzte Teams aufgaben- und problemorientiert Fragestellung bearbeiten und dabei zugleich wichtige Aufgaben der Schulprofilbildung, der schulinternen Evaluation und der LehrerInnenbildung übernehmen. Von wesentlicher Bedeutung wird es dabei sein, in den kommenden drei Jahren zu klären, wie das entsprechende Setting von individuellem lebenslangen Lernen und systemischer Schulentwicklung geknüpft werden kann. Eine spezifische Reflexions- und Lernkultur, die bei den Beteiligten Professionalisierungsprozesse auslöst, kann bereits jetzt in mehreren Einzelteams und im Kooperationsverbund insgesamt festgestellt werden. Schon jetzt wird deutlich: Teamforschung ist ein gutes Instrument zur Innovation in der 1. Phase der LehrerInnenbildung.

 

Netzwerk

 

Forschendes, lebenslanges Lernen soll in diesem BLK-Modellversuch in einer ländlichen Region eines Flächenstaates realisiert und durch die Bildung eines – in Teilen internetgestützten - Netzwerkes verstetigt werden. Wichtigstes Element sind dabei die Forschungsteams (s.u.), durch die eine personale, phasenübergreifende und thematisch fokussierte Kooperation der beteiligten Institutionen hergestellt wird. Die wichtigste Rolle im Forschungsteam haben die an den Kooperationsschulen und den Seminaren zu gewinnenden berufserfahrenen Lehrerinnen und Lehrer. Die Arbeit der Forschungsteams wird durch die Forschungswerkstatt „Schule und LehrerInnenbildung“ koordiniert, unterstützt und miteinander vernetzt. In Kurzlehrgängen und Workshops, die von der Forschungswerkstatt vorbereitet und durchgeführt werden, sind Basiskompetenzen für forschendes Lernen nicht nur an die beteiligten Lehrkräfte, sondern auc a n weitere Interessierte vermittelt worden. Eine erste weitere Fortbildung wurde im regionalen Pädagogischen Zentrum Aurich (RPZ) mit 25 interessierten KollegInnen zum Thema „SchülerInnen-Feedback“ durchgeführt. Weitere Schulen haben bereits Absichtserklärungen abgegeben, sich an dem Modellversuch in einer „abgespeckten“ Form zu beteiligen. Eine erste Konzeptualisierung liefert das Skript „Aufgaben und Entwicklungsfelder im BLK-Modellversuch“ (Fichten).

 

Das vor allem durch die regelmäßigen Zusammenkünfte der Steuergruppe getragene Netzwerk soll dazu dienen, die Abschottung der einzelnen Institutionen untereinander im erforderlichen Umfang aufzuheben und tendenziell bestehende Lernbarrieren zu minimieren bzw. zu beseitigen. Die an den einzelnen Institutionen vorhandenen Ressourcen werden sollen erschlossen und konnten für eine eintägige schulinterne LehrerInnenfortbildung am 7.8.2001 mit 100 LehrerInnen und 15 verschiedenen Workshops an der KGS Wittmund genutzt werden.

 

Neue Medien - netzwerkinterne Öffentlichkeit

 

Für die Netzwerkbeteiligten wird eine Handreichung zur selbständigen Nutzung der im Internet zugänglichen und als besonders relevant anzusehenden Informationen zur Handlungs- bzw. LehrerInnenforschung erstellt. Ein wesentlicher Teil der Komunikation in der Teamarbeit wird bereits über das Internet abgewickelt  Diese Form der Kommunikation ist bei der Etablierung eines Netzwerkes “in der Fläche“ erforderlich, weil sie eine hohe Kommunikations­dichte trotz größerer räumlicher Entfernungen gewährleistet (Homepage: www.uni-oldenburg.de/fb1/teamforschung).

 

Professionalisierungsstudie 

 

Die zentrale These "Forschendes Lernen in phasenübergreifend zusammengesetzten Teams ermöglicht den Aufbau eines dauerhaften forschenden Habitus und motiviert zu lebenslangem Lernen" wird während der Laufzeit des Projekts ausdifferenziert, überprüft, modifiziert und ergänzt. Erste Erhebungen wurden innerhalb des Berichtszeitraums durchgeführt. Eine differenzierte Bewertung ist von unserer Seite aber noch nicht erfolgt.

 

 Es deutet sich aber an, dass

·        Methodenkompetenzen und Erfahrungswissen zur Selbstevaluation von Schulen in erheblichem Umfang entsteht,

 

Vergleich mit der ursprünglichen Arbeits-, Zeit- und Aufgabenplanung

 

Der festgelegte Zeitplan wird in seinen wesentlichen Eckpunkten umgesetzt.

 

Als wesentliche Veränderungen lassen sich folgende Aspekte benennen:

 

·        Es wird aufgrund des großen Interesses statt mit 7 mit 8 Forschungsteams gearbeitet.

·        Der Beteiligung der zweiten Phase gilt eine besondere Aufmerksamkeit, da die zeitliche Belastung der RefendarInnen und AnwärterInnen im Vorfeld des Modellversuchs unterschätzt worden ist. Ein Ausbau des Stützsystem ist bereits umgesetzt worden.

·        Die Forschungsergebnisse sollen und werden in den Lehrerfortbildungen der beteiligten Schulen in der Pädagogischen Woche vorgestellt werden.

·        Die Komplexität der „Professionalisierungsstudie“ gestaltet sich größer als angenommen und wird in der ersten Kohorte erst sukzessive in Angriff genommen.

·        Ein erstes Jahrbuch des BLK-Modellversuchs, in dem die Forschungsberichte der Teams  zusammengefasst werden, soll noch in diesem Jahr herausgegeben werden.

·        Ein Newsletter mit inzwischen 7 Ausgaben, die jeweils einen Umfang von 6-12 Sseiten haben,  ist erschienen, um die Arbeit im Modellversuch transparent zu machen.  

 

Materialien und Publikationen

 

Die in der Anlage beigelegten Skripte 1-9 sind erstellt worden. Verschiedene Veröffentlichungen sind in 2001 vorbereitet worden und werden erst in 2002 publiziert. Unterstützend wirkt dabei die Kooperation mit dem „externen“ Gutachter Prof. Dr. Walter Heinz (Universität Bremen), der uns auch in zwei Arbeitssitzungen zahlreiche, sehr hilfreiche Hinweise gegeben hat.  .