Zwischenbericht

Lehren und Lernen im Netzwerk Weiterbildung

 

 

Zuwendungsempfänger: Mecklenburg-Vorpommern

Laufzeit des Vorhabens: 01.04.2000 – 31.03.2005

Berichtszeitraum: 01.01.2002 – 31.12.2002

Projekt-Homepage: http://netzwerk-mv.com

 

 

1.         Aufzählung der wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse und andere wesentliche Ereignisse mit einem Abschnitt zum Stand des Transfers der Modellversuchsergebnisse

 

Die Zielstellung der Projektphase III (01.01.2002 – 31.12.2002) bestand im Wesentlichen in der Erarbeitung und Erprobung von Curricula im Netzwerk der beteiligten Weiterbildungseinrichtungen, der Dokumentation und Evaluation von Ergebnissen, der Konzipierung und Durchführung trägerübergreifender Fortbildungsangebote. Zudem sollte durch die Verbreitung von Projektergebnissen ein Prozess des Handlungswillens und der Handlungstätigkeit sowohl bei den Projektbeteiligten als auch bei Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit eingeleitet werden.

 

Folgende Konzepte und Curricula konnten im Jahr 2002 durch vernetztes Arbeiten der ProjektpartnerInnnen erarbeitet und erprobt werden:

 

Konzeption Gendermainstream - Praxismodule für den kommunalen Bereich

 

Thematisierung von Geschlechterfragen am Bespiel kultureller Bildungsangebote

 

Seminarkonzept „Das Fremde verstehen lernen“

 

Online-Beratung für Jugendliche „Das Fremde verstehen lernen“

 

Konzept für die Erstellung eines methodisch-didaktischen Leitfadens für historisch-politische Bildung in  Mecklenburg-Vorpommern

 

Seminarmodell: Verknüpfung regionaler und globaler Ansätze am Thema Zwangsarbeit und Restitution

 

Konzeptionelle Ansätze zur Verknüpfung von Erinnerungsarbeit und Zukunftsgestaltung

 

Konzeption zur generationenübergreifenden Medienbildung

 

Konzeption zur Förderung von Elternbildung und Medienkompetenz

 

Die Konzeptionen und Curricula konnten z.T. bereits erprobt werden, einige Erprobungen laufen über einen längeren Zeitraum. Die Konzeptionen zur generationenübergreifenden Medienbildung sowie Elternbildung und Medienkompetenz konnten in Kooperation mit dem Projekt „Lernende Region Ostvorpommern-Greifswald – Uecker-Randow“ eine Realisierung erfahren. Dies förderte insbesondere den fachlichen Austausch der Beteiligten an beiden Projekten. Eine große Anzahl von Erprobungen fand in Form von Modellseminaren und Modellworkshops statt. Mit der Konzeption „GenderMainstream-Praxismodule für den kommunalen Bereich“ beteiligten sich die NetzwerkpartnerInnnen

am Aktionsprogramm der Landesregierung zur Implementierung von Gendermainstreaming. Die Konzeption erhielt als eine unter 11 von 29 eingereichten Vorschlägen eine Bewilligung zur Realisierung. Somit ist hier eine Erprobung in einem eigenständigen Projektrahmen mit einem Finanzvolumen von ca. 200.000 € möglich (01.10. 2002 – 30.09.2004). Nach der Konzeption für eine virtuelle Lernumgebung zum Thema „Mit Konflikten leben“ , die gegenwärtig eine eigenständige Realisierung in der EU-Programmlinie Minerva erfährt, ist es im Verlauf des Modellversuchs ein weiteres Mal der Fall, dass von den PartnerInnnen gemeinsam entwickelte Konzepte eine eigenständige Projektrealisierung erfahren. Dies steigert nicht nur den Transfer der Projektansätze zum lebenslangen Lernen – in unserem Fall a) die Verknüpfung politischer Bildungsansätze mit der Nutzung neuer Medien und b) die Verknüpfung von GenderMainstream-Ansätzen und Lernmodulen, sondern öffnet auch  in erheblichem Maße den finanziellen Gestaltungsrahmen für Ansätze lebenslangen Lernens.

 

Eine Zwischenbilanz weist aus, dass seit dem 01.04.2000 bis zum 31.12.2002 durch das vernetzte Arbeiten der Projektbeteiligten (ohne die bereits erwähnten beiden eigenständigen Projekte) ein zusätzliches Finanzvolumen von ca. 61.000 € für die Erprobung von Modulen und die Durchführung von Veranstaltungsreihen unter dem Blickwinkel neuer Lehr- und Lernformen gemeinsam aquiriert und genutzt werden konnte. Dieser Ansatz sicherte insbesondere, dass Lernende („EndnutzerInnen“) die entwickelten Angebote nutzen konnten und insbesondere die kleineren beteiligten Weiterbildungseinrichtungen einen unmittelbaren, konkreten Nutzen verzeichnen konnten, was ihre Motivation steigerte, sich am Gesamtprojekt aktiv zu beteiligen.

Neben den Transferprodukten wie Dokumentationen, Publikationen, eine virtuelle Lernumgebung, Präsentationen, Modellworkshops befördert insbesondere die Heterogenität der beteiligten PartnerInnen den eigenständigen Lernprozess innerhalb und außerhalb des Projektes. Somit beschränkt sich das vernetzte Arbeiten nicht auf eine bloße Produktorientierung, sondern befördert Prozesse vernetzten Denkens und Arbeitens, die so vorher nicht denkbar waren. Die Anzahl der am Projekt beteiligten Einrichtungen erhöhte sich von 12 (im Jahr 2000) auf mittlerweile 25 (im Jahr 2002), wobei einzelne Partner wiederum Beteiligte an weiteren proklamierten oder nicht proklamierten Netzwerken sind.

 

Die Arbeit im Themenfeld „Erinnern und Gegenwart gestalten“ im Jahr 2002 soll exemplarisch belegen, wie sich über gemeinsames konzeptionelles Arbeiten der Träger,

gemeinsames Erproben von Modellen Chancen für die Veränderung von Qualität, Strukturen und Rahmenbedingungen ergeben können.

Eine erste Auswertung des Berichtes politische Bildung 2002 Was wollen Bürger? Eine Marktanalyse zur außerschulischen politischen Bildung in Deutschland. Potenzial, Bedarf, Erwartungen, Motive, Bildungsträger zeigt, dass die Projektbeteiligten bei ihrer Schwerpunktsetzung im Themenfeld aufgrund ihrer Praxiserfahrung von Projektbeginn an auf zwei Bereiche setzten, die sich der Berichtsanalyse als Aufgabenstellungen (insbesondere dem Mecklenburg-Vorpommern zugeordneten Nielsen VI-Gebiet) entnehmen lassen:

 

-         Vernetztes Arbeiten zu nutzen, um Bürgerinnen und Bürger ereignisnah, aktuell Hintergrundinformationen und tiefgründiges Wissen bieten zu können (welche Strukturen, Ressourcen können dazu genutzt werden? , was hemmt?, was befördert?)

-         Der Bericht weist für BürgerInnen unseres Untersuchungsgebietes ein großes Interesse an historischen Zusammenhängen aus, konstatiert aber ein überdurchschnittlich geringes Interesse an Fragen zu Europa, Globalisierung, internationalen Zusammenhängen. Im Themenfeld „Erinnern und Gegenwart gestalten“ setzten die Projektbeteiligten von Anbeginn an auf die Verknüpfung von historischen/regionalen Zusammenhängen mit aktuellen/ globalen. Die erfolgreiche Erprobung einzelner Veranstaltungsmodule sowie die Befunde des Berichtes politische Bildung 2002 bestärken die Projektakteure in ihrem Ansatz

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Durch das verstärkte vernetzte Agieren im Rahmen des Modellprojektes und dessen Ergebnisse erhöhte sich die Akzeptanz der Projektakteure unter den Trägern politischer Weiterbildung im Land Mecklenburg-Vorpommern. Die Projektleiterin wurde gebeten, ab Januar 2003 im SprecherInnenrat der Trägergemeinschaft (mit 23 Trägern) mitzuwirken und hier die Ansätze einer qualitätsorientierten zeitgemäßen politischen Bildungsarbeit unter Berücksichtigung neuer Lehr- und Lernformen zu implementieren. Im Projekt wurde ein Fragebogen entwickelt, der eine erste qualitative Beschreibung der Landschaft politischer Bildung in Mecklenburg-Vorpommern ermöglichen soll. Die dabei von politischen BildnerInnen gewählten Metaphern für politische Bildung in Mecklenburg- Vorpommern widerspiegeln die gegenwärtige Situation u.a. so: Politische Bildung in Mecklenburg-Vorpommern = „kleine Wasserlöcher in vertrockneter Landschaft“, „Stiefkind der Gesellschaft“, „Sandburgenbau“, „Wenn du ein Pferd reitest - steig ab, wenn es zu sterben droht“, „parteien-politisch zerpflückter verdörrter Apfel, den kein ‚Kunde’ essen oder kaufen möchte“, „Ungeliebtes Stiefkind, wird zu besonderen Anlässen herausgeputzt, ansonsten in die Ecke gestellt oder vergessen; dieses Kind sieht sich aber selbstbewusst als wichtig und notwendig an; es kann und tut es auch manchmal: Licht, Einsicht, Freude bringen“, „Sag’s mir und ich werde vergessen – informiere mich, ich werde verändern- zeig’s mir und ich werde erinnern- beteilige mich, und ich werde verstehen.“ Die Metaphern zeigen, welchem schwierigen Arbeitsfeld die Projektakteure des Themenfeldes „Erinnern und Gegenwart gestalten“ sich verschrieben haben. Durch die Akzeptanz bei den Trägern politischer Weiterbildung können die  Erfahrungen des Projektes für den gegenwärtigen Neustrukturierungsprozess der politischen Bildung in Mecklenburg-Vorpommern genutzt werden. Mithilfe der Fragebogenaktion und des Berichtes politische Bildung 2002 wird das Projekt zum Trägertag im Frühjahr 2003 eine

Beschreibung der Landschaft politischer Bildung nach Verortung der Träger, ihrer Einbindung und Rechtsform, ihrem Angebotsradius, ihren Angebotsformaten und der Interessenlage von BürgerInnen in MV an politischen und gesellschaftlichen Themenfeldern vorlegen können.

 

 

2.         Vergleich des Stands des Vorhabens mit der ursprünglichen (bzw. mit Zustimmung des Zuwendungsgebers geänderten) Arbeits-, Zeit- und Ausgabenplanung.

 

Das Vorhaben befindet sich mit der ursprünglich geplanten Arbeits-, Zeit- und Ausgaben-

planung in Übereinstimmung.

Nach den in den ersten Projektphasen angestrebten „Interventionen“ in Form von Veranstaltungen, die Lernanlässe schafften, der nachfolgenden Entwicklung von Konzeptionen, richtet sich der Fokus zunehmend darauf die Möglichkeiten der Einflussnahme des Projektes auf die Veränderung von Rahmenbedingungen und Strukturen zugunsten der Beförderung lebenslangen Lernens.

Die Heterogenität der NetzwerkpartnerInnen erweist sich für den Projektverlauf als besonders günstig; Netzwerke beruhen u.E. nach auf Unterschieden. Es zeigt sich, dass die Projektbeteiligten weitgehend in ihrer Vorstellung über Vernetzen als professioneller Handlungsstrategie übereinstimmen: Stärker noch als zu Projektbeginn werden bestehende soziale Netzwerke als ungenutztes Beziehungspotenzial wahrgenommen; vernetztes Arbeiten trägt zur Profilierung der einzelnen Bildungseinrichtungen bei; NutzerInnen von Bildungsangeboten können verstärkt an der Vernetzung partizipieren; die Vorteile einer Ressourcenoptimierung durch Vernetzung sind für die Projektbeteiligten spürbar.

 

Gleich mehrere Bedeutungszusammenhänge von Netzwerken werden in unserer Praxisarbeit sichtbar: Vernetztes Denken; Netzwerke über Informationstechnologie;

Netzwerk als Infrastruktur für Lernangebote.

 

Arbeitsformen im Netzwerk

Im Jahr 2002 wurde eine Angleichung der technischen Arbeitsvoraussetzungen der Projektbeteiligten erreicht, was den Kommunikationsaustausch innerhalb des Projektes, aber auch den Austausch mit anderen Projekten erleichterte.

Das Aufgabenspektrum der Koordinierungsstelle ist im Verlauf des Projektes immer umfangreicher geworden. Insbesondere durch die erfolgreiche Entwicklung und Realisierung von Konzepten nimmt der Arbeitsumfang mittlerweile enorme Ausmaße an, die lediglich mit idealistischen Ansätzen weiter zu bewältigen sind.

 

Evaluierung des Arbeitsprozesses und der Ergebnisse

Den internen Evaluierungsmöglichkeiten im Projekt sind durch den Arbeitsumfang Grenzen gesetzt. Wir stützen uns auf selbstentwickelte Raster und Checklisten, teilnehmende Beobachtungen und Dokumentationen.

Die Arbeitstreffen mit der externen wissenschaftlichen Begleitung trugen zur Selbstreflexion innerhalb des Projektes bei. Nützlich waren hier eher die kleineren Treffen und Workshops, die sich klar an den Eckpunkten des Programmes im Modellversuch „Lebenslanges Lernen“ orientierten und Arbeitscharakter trugen. Die repräsentativen großen Veranstaltungen orientierten sich u.E. eher an der Legitimation der Beteiligten als an den Programmzielen. Hier werden auch die Grenzen des Modellversuchs spürbar: Scheinbar Neues, Anderes wollen, aber dabei in alte Muster zurückfallen.

 

 

3.         Haben sich die Aussichten für die Erreichung der Ziele des Vorhabens innerhalb des angegebenen Ausgabenzeitraums gegenüber dem ursprünglichen Antrag geändert (Begründung)?

 

Die Aussichten für die Erreichung der Zielstellung des Projektes haben sich nicht geändert.

 

 

4.         Sind inzwischen von dritter Seite Ergebnisse bekannt geworden, die für die Durchführung des Vorhabens relevant sind?

 

Erfahrungen und Ergebnisse in der Erprobung neuer Lehr- und Lernformen fließen ständig in das Projekt ein. Die Projektbeteiligten tauschen sich durch

 gegenseitige Informationen, Praxis- und Literaturempfehlungen dazu aus.

 

5.         Sind oder werden Änderungen in der Zielsetzung notwendig?

 

Die Zielsetzung des Projektes erfährt durch seine Realisierung Bestätigung.

 

6.         Im Berichtszeitraum des Projektes erstellte Materialien/Publikationen

 

-         Sammlung der im Projekt erstellten Konzeptionen

-         Dokumentation des Symposiums „Inter-kulturelle Netzwerke“

-         Praxisbericht zum initiierten GenderMainstream - Prozess

-         Praxisbericht zu Erfahrungen mit dem Media - Bus

-         Praxisbericht zur Erprobung „Computerspiele und Elternbildung“