BLK Modellversuch „Lebenslanges forschendes Lernen im Kooperationsverbund Schule-Seminar-Universität

(Laufzeit: 1.10.2000- 31.3.2005)

Prof. Dr. Hilbert Meyer                                                   15.März 2003

Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg

 

Zwischenbericht für den Zeitraum 1.1.2002 - 31.12.2002

Projekt-Homepage: www.uni-oldenburg.de/ fb1/teamforschung/

 

 

1.) Zielsetzung

In einem eingerichteten Kooperationsverbund von Schule, Seminar, Fortbildungs­trägern und Universität soll eine Praxis lebenslangen forschenden Lernens aufgebaut werden, die die Beteiligten zur selbständigen und wissenschaftsorientierten Weiterbildung und zur systematischen Qualitätssicherung und Evaluation befähigt.

 

Zur Ausgestaltung des Netzwerks gehört die jährliche Bildung kleiner, phasenübergreifend zusammengesetzter Teams von Lehrerinnen und Lehrern, Referendarinnen und Referendaren bzw. Anwärterinnen und Anwärtern und/oder Studierenden. Diese Kleingruppen führen thematisch überschaubare, in 6 bis 9 Monaten zu bearbeitende Forschungsvorhaben zu verschiedenen Aspekten lebenslangen Lernens durch, die sie zur eigenen Professionalisierung im Lehrberuf nutzen, deren Ergebnisse sie aber auch in den Schul-, den Seminar- und den Hochschulentwicklungsprozess einbringen. Der Prozess lebenslangen Lernens wird durch den Aufbau des Netzwerkes unterstützt und verstetigt.

 

Um diese selbständig arbeitenden Teams herum ist ein Unterstützungssystem (Forschungswerkstatt, Fortbildungs- und Beratungsangebote schulübergreifende Gesprächskreise, Qualitätszirkel) aufgebaut, das die erforderlichen methodischen und inhaltlichen Hilfen für Prozesse lebenslangen Lernens bezogen auf die individuelle Aus- und Weiterbildung sowie für systemisch-organisatorische Entwicklungen der Schulen bietet. Eine koordinierende Aufgabe übernimmt die Steuergruppe dieses Modellversuchs, in der die beteiligten Institutionen mit Sitz und Stimmrecht vertreten sind.

 

Die Aufgabe der vom Projektleiter verantworteten wissenschaftlichen Begleitung ist erstens die Erarbeitung eines praxiswirksamen Konzepts lebenslangen wis­senschaftsorientierten Lernens, zweitens die Analyse der beim phasenübergreifenden selbständigen Lernen eintretenden Professionalisierungsprozesse und drittens die Überprüfung der Übertragbarkeit des Ansatzes in andere Regionen.

 

2.) Wissenschaftliche Ergebnisse/wesentliche Ereignisse/ Produkte

 

2.1 Die Veröffentlichung der Modellversuchs-Publikationen:

·        Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf/ Junghans, Carola/ Meyer, Hilbert: Einführung in die Oldenburger Teamforschung (Oldenburg Vordrucke Nr.451). Oldenburg 2002 (41 Seiten)

·        Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf: Jahrbuch I der Oldenburger Teamforschung (Oldenburger Vordrucke 464). Oldenburg 2002 (138 Seiten)

·        Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf/ Meyer, Hilbert/ Obolenski, Alexandra: Oldenburger Teamforschung und lebenslanges Lernen. In: Einblicke – Forschungsmagazin der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 16 (2002) Heft 36, 14- 17

 

 

2.2 Unterhaltung der Homepage: www.uni-oldenburg.de/ fb1/teamforschung/ 

Weiterentwicklung von Skripten, die Grundlage für die beiden Curriculumbausteine "Einführung in die Teamforschung zu lebenslangem Lernen" sowie "Methoden der Teamforschung" sind.

 

2.3 Durchführung von 2 zweitägigen Workshops und einem eintägigen Workshop mit jeweils 50 TeilnehmerInnen am 15./ 16.3.2002, 19./ 20.4.2002 sowie 31.8.2002

 

2.4 Initiierung, Begleitung und Unterstützung von 8 in der Regel fünfköpfigen Forschungsteams an den beteiligten Institutionen, Begleitung und Organisation der durchschnittlich ca. 12 (bis 20) Teamsitzungen jedes Teams, Organisation der Schulbesuche der Teams, Hilfen bei der Datenerhebung,- aufbereitung und –auswertung.

 

2.5 Erarbeitung und Betreuung von 8 Forschungsberichten, die zum Abschluss der Kohorte 2002 im Januar 2003 vorgelegt worden sind und im ‚Jahrbuch II der Oldenburger Teamforschung’ veröffentlicht werden.

 

Präsentation und Diskussion der Ergebnisse mit allen Beteiligten mit externen ExpertInnen in einer eintägigen Veranstaltung in der Alexander-von-Humboldt Schule Wittmund am 29.11.2002

 

 

Die Themen der Anfang 2003 vorgelegten Forschungsberichte der 2. Kohorte lauten:

 

·        Beeinflussen Teamarbeit und Erziehungsverständnis von Lehrerinnen ihre Unterrichtmethoden? (Grundschulen Nadorst und Klingenberstr. in Oldenburg)

 

·        Welche Lernmethoden wenden SchülerInnen mit welchem Erfolg bei Vokabelmethoden  im Englischunterricht und bei der Textaneignung im Deutschunterricht erfolgreich an? (Hauptschule Moordorf)

 

·        Wodurch sind SchülerInnen der 10. Klasse im Gymnasial-Zweig in ihrer Entwicklung während der 7. bis 9. Klasse gefördert worden? (Alexander-von-Humboldt Schule Wittmund)

 

·        Wodurch sind SchülerInnen der 10. Klasse im Gymnasial-Zweig aus der Perspektive ihrer LehrerInnen in ihrer Entwicklung gefördert worden? (Alexander-von-Humboldt Schule Wittmund)

 

·        Welche Faktoren bestimmen zu Beginn der Sekundarstufe I eine gute Klassengemeinschaft? (Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer)

 

·        Welche Chancen und Risiken bietet der Einbezug eines außerunterrichtlichen Lernortes SchülerInnen des 11. Jahrgangs? (Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer)

 

·        Entspricht das “Gespräch zum Ausbildungsstand“ den Erwartungen der Lehr-amtsanwärterInnnen? (Studienseminar Aurich,)

 

·        Welche Startkompetenzen besitzen ReferendarInnen zu Beginn der II. Phase? (Studienseminar Leer)

 

2.6 Interne Evaluationsberichte wurden von Frau Dr. Ute Warm vom 17.7.2002 und vom 29.11.2002 verfasst. Grundlage dieser bei Bedarf einzusehenden Berichte waren standardisierte, schon bei der 1. Kohorte erfolgreich eingesetzte und selbst entwickelte Fragebogen zu den Themen:

Der Fragebogen enthält neben einem allgemeinen Teil differenzierte Abschnitte für Studierende, ReferendarInnen und LehrerInnen.

 

2.7 Steuergruppe: Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von 3 Steuergruppensitzungen mit den LeiterInnen der am Modellversuch beteiligten Institutionen

 

2.8 Organisation und Durchführung einer Arbeitsgruppe zum Thema „Forschungswege in der LehrerInnenausbildung – Dokumente aus der Praxis für die Praxis?“ auf dem 18. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) am 26.3.2002 in der Ludwig-Maximilians-Universität München (darin enthalten ein Beitrag von Hilbert Meyer/ Ulf Gebken zum Thema „Lebenslanges forschendes Lernen im Kooperationsverbund Schule-Seminar-Universität“)

 

2.9 Organisation und Durchführung eines Thementages „Schul- und Unterrichtsentwicklung durch forschendes Lernen– Startpunkte und Stolpersteine“ am 20.9.2002 innerhalb der vom Didaktischen Zentrum der Universität Oldenburg überregional ausgerichteten Pädagogischen Woche mit den von Mitgliedern unseres Modellversuches gestalteten Workshops-/ Arbeitskreisangeboten „Unterrichtsstörungen erforschen“, „Time-Out – die Konzentrationsinsel zur Beruhigung“, „Der Klassenrat“, „Der Wahlpflichtbereich in der Sekundarstufe I – eine Evaluation im Rahmen der Schulentwicklung“ und „Methoden für selbstgesteuertes Lernen“

 

2.10 Mitwirkung bei der 7. Norddeutschen Arbeitstagung der Schulbegleitforschung am 14.11.2002 in Bremen

Im Bremer Landesinstitut für Schule haben die Forschungsteams der Hauptschule Moordorf zum Thema „Klassenrat“ und des Ubbo-Emmius-Gymnasium zum Thema „Einstellung der SchülerInnen zum Chemieunterricht“ sowie der Alexander von Humboldt Schule Wittmund zum Thema „Beitrag der Teamforschung zur Schulentwicklung in komplexen Systemen“ in drei gut besuchten Workshops ihre Arbeitsergebnisse vorgestellt.

 

2.11 Eine weitere Fortbildung mit 40 KollegInnen wurde im Regionalen Pädagogischen Zentrum Aurich (RPZ) am 18.1.2002 zum Thema „SchülerInnen-Feedback“ von Ulf Gebken/ Hilbert Meyer durchgeführt.

 

Im Berichtszeitraum wurden die Newsletter Nr. 7 und 8 herausgegeben.

 

 

3. Weitere Veröffentlichungen von Mitgliedern aus dem Kontext des BLK-Modellversuchs:

 

Blaser, Elisabeth: Time-out: Die Konzentrationsinsel zur Beruhigung. In: Friedrich Jahresheft 2002, S. 120- 122

 

Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf/ Obolenski, Alexandra: Entwicklungen und Perspektiven der Oldenburger Teamforschung. In. Dirks, U./ Hansmann, W.: (Hg.): Forschendes Lernen in der Lehrerbildung (Klinkhard Verlag). Bad Heilbrunn 2002, S.

 

 

 

Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf: Teamforschung als Beitrag zur kooperativen Schulentwicklung. In: Ackermann, Heike/ Rahm, Sibylle (Hrsg.): Kooperative Schulentwicklung (Leske + Budrich). Opaladen 2003 (im Druck)

 

Fichten, Wolfgang/ Dreier, Birgit: Triangulation der Subjektivität. In: Forum Qualitative Sozialforschung. (erscheint Mai 2003)

 

Obolenski, Alexandra/ Meyer, Hilbert (Hrsg.): Forschendes Lernen. Konzeptionen einer professionellen LehrerInnenausbildung (Klinkhardt). Bad Heilbrunn 2003 (im Druck)

 

4. Examensarbeiten, die durch die Mitarbeit im BLK-Modellversuchs initiiert und durch das Forschungsprojekt direkt unterstützt wurden:

 

Behm, Tanja: Stationenlernen. Ein Impuls zur Neuformulierung der LehrerInnenrolle?. Mai 2002

 

Böden, Helga: Zum Stellenwert des plattdeutschen Unterrichts für die Eltern einer ostfriesischen Grundschule. Juli 2002

 

Oelbermann, Friederike: Teamforschung zum Thema Unterrichtsstörungen an der IGS Flötenteich. Juli 2002

 

Rapin, Andrea: Zur Frage der „Betreuung“ im Rahmen der Verlässlichen Grundschule unter Berücksichtigung einer Erkundung bei ausgewählten BetreuerInnen. Mai 2002

 

Schmidt, Gisela: Theoretische Überlegungen und praktische Umsetzung der integrativen Arbeit an der Grundschule Dietrichsfeld in Oldenburg. Juli 2002

 

Schmücker, Sarah: Schülerinnen und Schüler als Lehrende .Eine Untersuchung am Beispiel des Breakdance im Schulsport Sekundarstufe I. Juli 2002

 

Wahsner, Maren: Gruppendiskussion mit SchülerInnen als Forschungsmethode. Eine Untersuchung am Beispiel einer Teamforschung an der KGS Wittmund. Juni 2002

 

 

 

 

 

 

 

5. Innovative Effekte

5.1 Evaluation

Die von Frau Ute Warm durchgeführten Evaluationen der 44 TeilnehmerInnen aus der Kohorte 2002 ergab folgendes Bild:

  1. Die Teammitglieder sind durchweg zufrieden mit der Teamarbeit und die Teams haben effizient, ergebnisorientiert, sehr zuverlässig und in guter Arbeitsatmosphäre gearbeitet.
  2. Die Einführung in die Instrumente geeigneter Arbeitsprozesse wie z.B. Moderationsfunktion, „Zeitnehmer“, Strukturierung des Sitzungsablaufes) zu Beginn der Teamarbeit hat sich bewährt.
  3. Ebenso bewährt hat sich die Erstellung oder Fortschreibung eines Arbeitsplanes und die Vereinbarung eines Teamkontraktes oder Arbeitsbündnisses, weil diese Arbeitsinstrumente für Teams in hohem Maße die Zuverlässigkeit der einzelnen Teammitglieder mit beeinflussen und den Arbeitsprozess transparenter und überschaubar machen.
  4. Im Einzelnen fällt auf, dass die Rückmeldungen zur Teamarbeit überdurchschnittlich positiv ausfallen..
  5. Mit den Anforderungen und Ergebnissen der 3 Workshops waren die Befragten sehr zufrieden.

 

5.2 Ubbo-Emmius Gymnasium Leer

 

Nachhaltiger sind die Teamforschungseffekte für die Entwicklung der beteiligten Schulen. Die Rückmeldungen aus den vorgelegten Forschungsberichten, den mit den Forschungen befassten Gesamtkonferenzen und den Sitzungen der Steuergruppe zeigen insbesondere für die einzelnen Institutionen innovative Auswirkungen.

 

Das Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer hat auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des Teams „Ubbo-Emmius I“begonnen, die SchülerInnenperspektive beim Übergang von der Orientierungsstufe zur Sekundarstufe I stärker zu berücksichtigen. Rückgängige Anmeldezahlen führten zu der Frage, inwieweit sich die Kinder und Jugendlichen in ihrer Klasse und Schule wohlfühlen. Eine umfangreiche Fragebogenerhebung und eine Gruppendiskussion ergaben, dass die SchülerInnen mit ihrem unmittelbaren Lernumfeld zufrieden waren. Als problematisch erwies sich aber die Integration möglicher AußenseiterInnen. Durch das Forschen im generationsübergreifenden Team gelingt es eher, die Einschätzung der SchülerInnen zu erfassen. Auch bei der zweiten forschenden Gruppe, die sich am Ubbo-Emmius-Gymnasium Leer mit den Chancen und Risiken außerschulischer Lernorte auseinandergesetzt hat, wird durch das generationsübergreifende Forschen deutlich, dass sich SchülerInnen der 11. Klasse eine umfassende Vorbereitung auf den externen Lernort und eine kontinuierliche Anbindung an die bisherigen Lerninhalte erwarten. Prinzipien und Konzepte der Erwachsenenbildung werden on ihnen angemahnt. Die Schule ist bemüht, die Forschungsergebnisse zu nutzen, um die Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten auszubauen.

 

Die Forschungsergebnisse des UEG aus der Kohorte 2001 führten 2002 zur dauerhaften Etablierung eines „Methodenprojekts“ im Unterricht der Sekundarstufe I. Die damals verantwortliche Lehrerin hat zwischenzeitlich eine Funktionsstelle übernommen.

 

5.3 Hauptschule Moordorf

 

Die Forschungen an der Hauptschule Moordorf mit Orientierungsstufe hatten das Ziel, die aus Sicht der beteiligten LehrerInnen und SchülerInnen erfolgreichen Lernstrategien zu erforschen. Dabei zeigte sich, das die tätigen LehrerInnen in ihrer Ausbildung, aber auch in den bisher angebotenen Fortbildungen unzureichend auf diese Aufgabe vorbereitet worden sind. Schulleben und Unterricht sind bisher nur marginal von entsprechenden Bemühungen geprägt, bei SchülerInnen erfolgreiche Lernstrategien zu suchen und die Anwendung zu vermitteln. In der Steuergruppe wurde deshalb vereinbart, dieses wichtige, durch die PISA-Studie verschärft ins Bewusstsein geratene Thema in der 3. Kohorte weiterzubearbeiten.

 

5.4 Alexander-von-Humboldt Schule

 

An der Alexander-von-Humboldt Schule in Wittmund wurde aufgrund einer gestiegenen Zahl von SchülerInnen, die nach der SeK. I die gymnasiale Oberstufe an einer anderen Schule besuchen möchten, die individuelle Förderung aus LehrerInnen-Sicht und in einer zweiten Untersuchung aus SchülerInnensicht erforscht. Umfangreich wurden die 34 im gymnasialen Sek I-Zweig arbeitenden KollegInnen hinsichtlich ihres Förder- und Begabungsverständnisses, ihrer Diagnosekenntnisse und der erforderlichen Ressourcen befragt und die Ergebnisse von BLK-Versuchsmitgliedern (Fichten/Ledebur) in einer pädagogischen Konferenz an das Kollegium zurückgespiegelt. Ein Ausbau der LehrerInnenfortbildung zum Themenfeld „Verfahren zur besseren Erkennung von Begabungen von Förderung“ wird angestrebt. Parallel zu dieser ersten Untersuchung veranlasste die zweite Teamforschungsgruppe 60 SchülerInnen der 10.Klassen zum Schreiben eines Aufsatzes, um die SchülerInnensicht zur Förderung an der Schule zu erfassen. Die Aufsätze wurden nach wissenschaftlichen Standards aufbereitet, analysiert und bildeten damit den Rahmen für die umfangreichen Positiv- und Negativkategorien, die der Schule einen Ausgangspunkt für die weitere Schulentwicklung bietet.

 

Die im Jahr 2001 durchgeführten Forschungen zum Wahlpflichtbereich III der KGS Wittmund führten im Jahr 2002 zu einer grundlegenden Neuorientierung des Wahlpflichtbereichs.

 

5.5 Grundschulen Nadorst und Klingenbergstr. in Oldenburg

 

An den beiden Oldenburger Grundschulen wurde mit Hilfe eines sehr umfangreich erstellten kommentierten Beobachtungsbogens die eingesetzten Unterrichtsmethoden in den an der Untersuchung beteiligten Klassen erfasst. In einem zweiten Schritt wurden die Zusammenhänge zwischen dem Erziehungsverständnis, dem Teamverständnis und der ermittelten Methodenpräferenz einer Lehrkraft analysiert. Bilanzierend ist festzustellen, dass die beteiligten LehrerInnen durch die Teamforschung ihr eigenes Team- und Erziehungsverständnis reflektierten und andere Unterrichtsmethoden eingesetzt haben. Der Beobachtungsbogen betritt wissenschaftliches Neuland, weil er ältere Sek I-spezifische (und deshalb unspezifische) Beobachtungsbögen ablöst und so neuere Entwicklungen des offenen Grundschulunterrichts einbezieht. Er wird inzwischen auch im Oldenburger Graduiertenkolleg „Didaktische Rekonstruktion“ genutzt.

 

5.6   Studienseminar Aurich

 

Am Studienseminar Aurich konzentrierte sich die Forschung auf das durch die veränderte Prüfungsverordnung neu eingeführte „Gespräch zum Ausbildungsstand“ in der zweiten Ausbildungsphase. Die LehramtswärterInnen des Studienseminars Aurich wurden mit Hilfe der SOFT-Methode, eine Methode zur Erhebung der subjektiven Sicht von LehrerInnen und SchülerInnen, vor und nach dem Gespräch befragt. Als Ergebnis ist festzustellen, dass eine differenzierte Vorbereitung der ReferendarInnen unerlässlich erscheint. Erforderlich sind neben einer bisher noch nicht offiziell verbindlichen Gesprächsmoderation durch die Seminarleitung eine individuelle Schwerpunktsetzung durch den Referendar/ die Referendarin und ein längeres und detailliertes Fazit durch die Ausbildenden am Ende des Gespräches. Als sehr positives Ergebnis ist festzuhalten, dass z.T. bei Beginn des Referendariats noch vorhandene diffuse Ängste nach Absolvieren des Gesprächs behoben werden können. Im Vorgriff auf den Zwischenbericht 2003 kann angemerkt werden, dass die SeminarleiterInnen des Studienseminars Aurich bei einer Präsentation der Forschungsergebnisse ihre Interessen an einer Intensivierung der Teamforschung bekundet haben.

 

5.7 Studienseminar Leer

 

Im Studienseminar Leer konzentrierten sich die Teamforschungen auf die Starterkompetenzen der ReferendarInnen. Die ReferendarInnen wurden zu Beginn ihrer Ausbildung und nach 6 Monaten mit Hilfe eines Fragebogens befragt. In der Selbsteinschätzung der Befragung fällt auf, dass die bisherige Vorbereitung auf Konfliktlösungen und Beratungssituationen als unzureichend eingeschätzt wird. Umfassend werden erwartete Anforderungen und Einschätzung des eigenverantwortlichen Unterrichts erörtert. Dabei erweisen sich die Anforderungen in den Bereichen Leistungsbewertung, Lernkontrollen, Unterrichtsplanung und Schülermotivation als sehr hoch. Unterstützung wird vom Seminars zu den Themen Disziplinprobleme und Umgang mit Eltern in hohem Maße erwartet.

 

5.8 Zweite Phase

 

Weniger euphorisch fällt die Zwischenbilanz hinsichtlich der Integration der Zweiten Phase der LehrerInnenbildung in die Strukturen des Modellversuchs aus. Zwar haben sich zwei Forschungsteams intensiv mit der zweiten Phase auseinandergesetzt (wobei sie von den Seminarleitungen und der beteiligten Pädagogischen Seminarleiterin nach allen Kräften unterstützt wurden), nur geben die Spielräume in der zweiten Phase den ReferendarInnen und AnwärterInnen kaum die Möglichkeit, sich in dem für die Arbeit im Team erforderlichen Zeitumfang mit innovativen Konzepten, die die Selbststeuerungskompetenz, Eigenverantwortlichkeit und somit das lebenslange Lernen fördern, intensiver zu beschäftigen.

 

  1. Forschungswerkstatt „LehrerInnenbildung und Schulentwicklung“

 

Als wirkungsvolles Instrument für die Fort- und Weiterbildung der beteiligten LehrerInnen hat sich das an der Universität Oldenburg eingerichtete Stützsystem mit der Forschungswerkstatt „LehrerInnenbildung und Schulentwicklung“ weiter etabliert. Zahlreiche Kontaktaufnahmen und Beratungsgespräche zeigen, dass es in der zweiten Kohorte weiter gelungen ist, eine arbeitsplatznahe Unterstützung und Beratung von LehrerInnen, Steuergruppen und Schulleitungen zu institutionalisieren. Dies ist auch auf die kooperative Zusammenarbeit mit dem Didaktischen Zentrum der Universität und den beiden beteiligten Lehrerfortbildungsinstitutionen zurückzuführen. Eine Regionalisierung lebenslanger Lernangebote ist durch die Beteiligung an der Pädagogischen Woche 2002 sowie an der 7. Arbeitstagung der nordwestdeutschen SchulbegleitforscherInnen eingeleitet worden. Sie soll 2003 erweitert werden.

 

Zusätzlich wurden von Wolfgang Fichten und Ulf Gebken weitere Teamforschungen mit weiteren LehrerInnen und Studierenden an der Integrierten Gesamtschule Flötenteich und in der außerschulischen Oldenburger Jugendarbeit mit Kindern und Jugendlichen aus Migrationsfamilien aufgenommen. Die Forschungen werden im Mai 2003 abgeschlossen sein. Sie stellen erste Schritte zur Implementation dar.

 

 

 

 

 

 

7. Lebenslanges Lernen

 

Der bisherige Verlauf des Forschungsvorhaben zeigt, dass die verschiedenen Facetten lebenslangen Lernens in den Ausbildungs- und Lehr-Lern-Kontexten dieser BLK-Modellmaßnahme erfolgreich aufgegriffen worden sind. Das entwickelte Konzept der Teamforschung ist ein geeignetes Werkzeug für die Initiierung, Formulierung und Verstetigung von Prozessen lebenslangen Lernens. Lebenslanges Lernen kann in Lehrberufen entscheidend gefördert werden, wenn phasen- und generationsübergreifend zusammengesetzte Teams aufgaben- und problemorientiert Fragestellungen bearbeiten und dabei zugleich wichtige Aufgaben der Schulprofilbildung, der schulinternen Evaluation und der LehrerInnenbildung übernehmen. Von wesentlicher Bedeutung wird es dabei sein, weiter arbeitsplatznahe, von Schulleitungen und/oder Gesamtkonferenzen getragene Forschungsfragen zu finden und zu präzisieren. Eine spezifische Reflexions- und Lernkultur, die bei den Beteiligten Professionalisierungsprozesse auslöst, kann bereits jetzt in mehreren Einzelteams und im Kooperationsverbund festgestellt werden. Teamforschung ist dabei ein besonders geeignetes Instrument zur Innovation in der ersten und dritten Phase der LehrerInnenbildung.

 

8. Netzwerk

 

Forschendes, lebenslanges Lernen soll in diesem BLK-Modellversuch in einer ländlichen Region eines Flächenstaates realisiert und durch die Bildung eines – in Teilen internetgestützten - Netzwerkes verstetigt werden. Wichtigstes Element sind dabei die Forschungsteams (s.o.), durch die eine personale, phasenübergreifende und thematisch fokussierte Kooperation der beteiligten Institutionen hergestellt wird. Die wichtigste Rolle im Forschungsteam haben die an den Kooperationsschulen und den Seminaren zur Mitarbeit gewonnenen berufserfahrenen Lehrerinnen und Lehrer. Die Arbeit der Forschungsteams wird durch die Forschungswerkstatt „Schule und LehrerInnenbildung“ koordiniert, unterstützt und miteinander vernetzt. In Kurzlehrgängen und Workshops, die von der Forschungswerkstatt vorbereitet und durchgeführt werden, sind Basiskompetenzen für forschendes Lernen nicht nur an die beteiligten Lehrkräfte, sondern auch an weitere Interessierte vermittelt worden.

 

Das vor allem durch die regelmäßigen Zusammenkünfte der Steuergruppe getragene Netzwerk dient dazu, die Abschottung der einzelnen Institutionen aufzuheben und tendenziell bestehende Lernbarrieren zu minimieren bzw. zu beseitigen. Die an den einzelnen Institutionen vorhandenen Ressourcen werden erschlossen. Sie werden auch für weitere schulinterne Lehrerfortbildungen (z.B. am 3./4.2.2003 in den Oldenburger Grundschulen Nadorst und Klingenbergstr.) genutzt. Ein Mitglied der Steuergruppe (Dr. H. Schröter) ist im Berichtszeitraum auf Initiative des Projektleiters zum Lehrbeauftragten ernannt worden. Der Vorsitzende der Steuergruppe nimmt als Honorarprofessor der CvO-Universiät Oldenburg regelmäßig Lehraufgaben wahr. Die beteiligten Schulen haben im Berichtszeitraum überproportional PraktikantInnen der Universität im Allgemeinen Schulpraktikum und im Fachpraktikum betreut.

 

9. Neue Medien - netzwerkinterne Öffentlichkeit

 

Ein wesentlicher Teil der Kommunikation in der Teamarbeit wird bereits über das Internet abgewickelt Alle Mitglieder des Kooperationsverbunds sind miteinander durch Mailing-Listen verbunden. Die Ergebnisse werden auf der Homepage veröffentlicht. Wesentliche Teile der teaminternen Arbeiten erfolgen internetbasiert. Diese Form der Kommunikation ist bei der Etablierung eines Netzwerkes “in der Fläche“ erforderlich, weil sie eine hohe Kommunikationsdichte trotz größerer räumlicher Entfernungen gewährleistet (Homepage: www.uni-oldenburg.de/fb1/teamforschung).

 

10. Professionalisierungsstudie

 

Die zentrale These des Modellversuchs lautet "Forschendes Lernen in phasenübergreifend zusammengesetzten Teams ermöglicht den Aufbau eines dauerhaften forschenden Habitus und motiviert zu lebenslangem Lernen". Diese These wird während der Laufzeit des Projekts ausdifferenziert, überprüft, modifiziert und ergänzt. In der begonnenen Untersuchung soll herausgefunden werden, in welcher Weise und in welchem Umfang die Teamforschung zu einer sich am Leitbild des reflektierenden Praktikers orientierenden Professionalisierung der Studierenden und LehrerInnen beitragen kann. Erste Teile der Professionalisierungsstudie sind fertiggestellt worden:

·        Erarbeitung eines Theorierahmens für Perspektivenwechsel (W.Fichten; Veröffentlichung in Obolenski/Meyer 2003)

·        Erarbeitung eines Stufenmodells für Forschungskompetenz von PraktikerInnen (H.Meyer; Veröffentlichung in Obolenski/Meyer)

·        Transkription von 7 Einzelinterviews und einer Gruppendiskussion zum Thema „Professionalisierung zum Thema „Professionalisierung durch Teamforschung“

 

Die von den Beteiligten erworbenen methodischen und inhaltliche Kompetenzen können sich in der Hochschule zum Beispiel durch eine kritische Einstellung und reflektierte Haltung gegenüber wissenschaftlicher Erkenntnisproduktion zeigen. In der Schule gehen wir von einer verstärkten Fähigkeit und Bereitschaft aus, sich selbst zu verändern und von einem erhöhten Interesse an Verbesserungen sowie von einer höheren Innovationen und Flexibilität im Umgang mit strukturellen und personalen Veränderungen. Durch den Teamforschungsprozess wird eine Problemlösekompetenz der Beteiligten entwickelt und ausgeformt, die dazu befähigt, berufspraktische Probleme zu bewältigen und zu lösen. Dies wiederum wirkt sich erweiternd und stabilisierend auf die Handlungskompetenz des Einzelnen. Die TeamforscherInnen erfahren quasi eine „Ausbildung zum Problemlöser“. Dies ist für die Teamforschung von besonderer Bedeutung. Es verstärkt sich unsere Annahme, dass berufliche Routinen zu einer unproduktiven Erstarrung der eigenen Sichtweise führen, die es aufzuheben gilt, damit andere, optimalere Handlungsmöglichkeiten zugänglich werden und verfügbar sind. Die jeweilige Sichtweise ist in der Regel nicht bewusst, kann nicht ohne weiteres explizit werden und muss infolgedessen zunächst einmal rekonstruiert und herausgearbeitet werden. In unserer bisherigen Arbeit kristallisiert sich immer weiter heraus, dass die Arbeit im generationsübergreifend zusammengesetzten Team es allen Beteiligten erleichtert, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und so eine produktive Distanz zum Schulalltag herzustellen. In einer vom Projektleiter betreuten Dissertation werden forschende Lehramtsstudierende aus dem Oldenburger BLK-Modellversuch mit Lehramtstudierenden der Forschungswerkstatt „Schulentwicklung“ am Fachbereich Erziehungswissenschaft der Universität Hamburg verglichen (vgl. Vorbericht von Andreas Feindt in: Dirks/ Hansmann (Hrsg.): Forschendes Lernen in der Lehrerbildung. Bad Heilbrunn 2002, S. 49- 65). Vorüberlegungen zu einer Typologie von Professionalisierungsprozessen werden angestellt. Diese Überlegungen werden weitergeführt in dem Aufsatz Feindt/ Dirks/ Meyer: Teamforschung in der LehrerInnenbildung. In: Combe/Helsper/Stelmasziyk (Hrsg.): Forum Qualitative Schulforschung 2. Opladen 2002, S. 181- 194.

 

Die ersten Datenerhebungen lassen erkennen, dass

·        das pädagogische Selbstbewusstseins der Beteiligten gestärkt wird,

·        ein forschender Habitus bei einigen Beteiligten entwickelt wird,

·        selbstgesteuertes Lernen initiiert wird,

·        Methodenkompetenzen und Erfahrungswissen zur Selbstevaluation von Schulen in erheblichem Umfang entsteht,

·        Teamforschung als Instrument lebenslangen Lernens und als Bindeglied zwischen den einzelnen Phasen zu einer Verstetigung lebenslangen Lernens führen kann.

 

11. Vergleich mit der ursprünglichen Arbeits-, Zeit- und Aufgabenplanung,

 

Änderung der Ziele des BLK-Modellversuchs

 

Der festgelegte Zeit- und Arbeitsplan wird in seinen wesentlichen Eckpunkten umgesetzt. Wie schon bei der ersten Kohorte gibt es auch bei der 2. (und der 3.) Kohorte deutlich mehr Lehramtsstudierende, die am Modellversuch mitarbeiten wollen, als Plätze vorhanden sind

 

Als wesentliche Veränderungen lassen sich folgende Aspekte benennen:

 

Ein eintägiger Workshop zu Fragen der Datenauswertung wurde neu eingeführt. Bislang gab es nur kurze Sequenzen zu dieser Thematik.

 

Eine dreistündige Abschlussveranstaltung im Januar 2003 wurde neu eingeführt. Alle Forschungsberichte wurden abgegeben. Allen TeilnehmerInnen wurde ein Zertifikat ausgehändigt.

 

In den Forschungsteams wurde die Besprechung eines Arbeitsplans, die Einführung von Instrumenten gelingender Arbeitsprozesse sowie die Vereinbarung eines Teamkontraktes oder Arbeitsbündnisses verpflichtend eingeführt. Die freie Mitarbeiterin Frau Dr. Ute Warm hat zu diesem Zwecke ein einstündiges Beratungsgespräch mit jedem der 8 Teams geführt. Die hier aufgezählten Maßnahmen haben sich in der Kohorte 2002 bewährt.

 

Der Beteiligung der zweiten Phase gilt weiterhin  eine besondere Aufmerksamkeit, da die zeitliche Belastung der ReferendarInnen und AnwärterInnen im Vorfeld des Modellversuchs unterschätzt worden ist und eine zeitliche Entlastung bisher nicht umzusetzen ist. Auch in der Kohorte 2002 hat es sich bewährt, Frage- und Problemstellungen der Seminare aufzugreifen und separat mit Teamforschungsgruppen zu bearbeiten. Ein zweites Jahrbuch des BLK-Modellversuchs soll noch in diesem Jahr herausgegeben werden.

Ein Newsletter mit inzwischen 9 Ausgaben, die jeweils einen Umfang von 6-12 Seiten haben, erscheint kontinuierlich, um die Arbeit im Modellversuch transparent zu machen.  

 

12. Entwicklungsaufgaben

 

Für das Jahr 2003 sind die Herausgabe eines Jahrbuches II zur Oldenburger Teamforschung, eines Readers zu „Forschungsmethoden in der Oldenburger Teamforschung“ sowie vorbereitende Arbeiten der Studien zur Implementation und zu Professionalisierungsfragen der Teamforschung geplant.

 

13. Materialien und Publikationen des BLK-Modellversuchs

 

Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf/ Junghans, Carola/ Meyer, Hilbert: Einführung in die Oldenburger Teamforschung (Oldenburg Vordrucke Nr.451). Oldenburg 2002 (41 Seiten)

Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf: Jahrbuch I der Oldenburger Teamforschung (Oldenburger Vordrucke 464). Oldenburg 2002 (138 Seiten)

Fichten, Wolfgang/ Gebken, Ulf/ Meyer, Hilbert/ Obolenski, Alexandra: Oldenburger Teamforschung und lebenslanges Lernen. In: Einblicke – Forschungsmagazin der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg 16 (2002) Heft 36, 14- 17