Zwischenbericht 2002
Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel

Zuwendungsempfänger: Universität Kaiserslautern, Fachgebiet Pädagogik
Prof. Dr. Rolf Arnold

Berichtszeitraum: 05/2001 bis 04/2002

 

1. Aufzählung der wichtigsten wissenschaftlich-technischen Ergebnisse und anderer wesentlicher Ereignisse

1.1 Projektbeschreibung

Im Rahmen des Projektes „Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel“ werden einerseits die Selbstlernstrategien bzw. Selbstlern­kom­petenzen bei Lernenden in der Erwachsenenbildung und bei Studierenden in Anfangssemestern analysiert und Möglichkeiten einer gezielten Förderung ent­wickelt. Der Fragestellung liegt dabei die Annahme zugrunde, dass Menschen nur dann lebenslang lernen, wenn dieser Prozess systematisch begleitet und durch die Förderung von Selbstlernkompetenzen unterstützt wird.

Andererseits wird in Kooperation mit dem Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB) des Landes Rheinland-Pfalz ein Qualitäts­management-System erarbeitet und in der Folge ein Qualitätshandbuch erstellt sowie Qualitätszirkel organisiert und durchgeführt.

Durch die Kombination der Analyse und Entwicklung von Möglichkeiten, Selbstlern­kompetenzen bei erwachsenen Lernenden zu fördern und der Erweiterung der päd­ago­gischen Professionalität von Lehrenden und Disponierenden hinsichtlich ihrer pädagogischen und planerischen Fähigkeiten kann dem geforderten Lernkultur­wandel entsprochen werden.

Für Lehrende in Schule, Studium und Weiterbildung eröffnen sich damit neue Aufgabenfelder. Sie sind für die Schaffung der Voraussetzungen für das Lernen bzw. das Arrangieren der Lernumgebung und das Planen von Lernprozessen professionell zuständig, um den Lernenden die Möglichkeit zu geben, sich individuell und aktiv, also selbstgesteuert, Wissen erschließen und aneignen zu können.


1.2 Bisheriger Stand der Arbeit:

Inzwischen ist die Analyse und Entwicklung von Selbstlernkompetenzen dahin­gehend vorangeschritten, dass nach der Konzeption des theoretischen Rahmens und des Fragebogens (siehe Arbeitsbericht 1) im Rahmen der Fragebogenerhebung verschiedene Teilkompetenzen identifiziert werden konnten, die für das selbst­gesteuerte Lernen eine Bedeutung zu haben scheinen. In die Auswertung, die inzwischen abgeschlossen ist, gingen 318 Fragebogen ein (ca. 50% Rücklauf). Als Ergebnis zeichnet sich ab, dass sich neben den methodischen Kompetenzen vor allem emotionale und personale Kompetenzen für Lernprozesse als relevant erweisen. Im Überblick stellen sich die Bestandteile der Selbst­lernkompetenz, die sich für die eher selbstgesteuert Lernenden als relevant heraus­gestellt haben (sig: >0.05) folgendermaßen dar:

Methodische Kompetenz: Planung von Lerninhalten, lernbegleitende Maßnahmen, Strukturierungshilfen beim Lernen, optische Strukturie­rungs­hilfen, Transferwissen, Lernumgebung, traditionelle Lernmedien, Überprüfen, Zeitmanagement

Personale Kompetenz:       Vollendungswunsch, Konkurrenzdenken, Anstrengung, Intrin­sische Motivation

Emotionale Kompetenz:     Soziale Anerkennung, Positives Selbstwertgefühl, Steue­rung der Rahmenbedingungen

Die detaillierten Ergebnisse dieser Untersuchung werden im Mai/Juni in einem Arbeitsbericht veröffentlicht werden.

Als aktueller Schritt steht nun die Entwicklung und Erprobung eines methodenorien­tierten Konzeptes zur Förderung von Selbstlernkompetenz bei Lernenden an. Hierzu wird derzeit mit Studierenden der Universität Trier ein Seminar zur Erprobung von Methoden für das selbstgesteuerte Lernen durchgeführt, das für zwei weitere Erwachsenenbildungsveranstaltungen im September und Oktober 2002 als Vorunter­suchung dient. Das so überprüfte Konzept zur Förderung von Selbstlernkompetenz soll anschließend in Form eines Methodenhandbuchs zur Förderung der Selbstlern­kompetenz von erwachsenen Lernenden vorliegen. Damit wird der Annahme Rechnung getragen, dass die Frage, wie selbstgesteuerte Lernprozesse ablaufen, zum großen Teil von der professionellen methodischen Gestaltung des Lern­arrange­ments abhängt.

Dieser Problembereich wird in der Zusammenarbeit mit dem Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung (IFB) des Landes Rheinland-Pfalz zunehmend wichtiger. Im Jahr 2001 konnten institutsinterne Multiplikatoren zu Mode­ra­toren (s. Zwischenbericht 2001) der einzurichtenden dezentralen Qualitäts­zirkel qualifiziert werden. Diese Moderatoren stehen nun vor der Aufgabe, selbst­gesteuerte Lernprozesse in den Qualitätszirkeln zu initiieren, zu fördern und dabei ihre Rolle als einerseits Lehrende und andererseits Disponierende zu reflektieren. Die Haupt­aufgabe der Qualitätszirkel an den IFB-Standorten besteht in der ständigen Weiterarbeit an den Kern- und Supportprozessen und deren Verbesserung (konti­nuierliche Verbesserung).

Ende Mai/Anfang Juni 2002 wird das Qualitätsmanagement-Handbuch des IFB fer­tig­gestellt sein und der Institutsleitung vorgestellt werden. Es wird folgende Glie­derung aufweisen:

 

Gliederungspunkt

Erläuterungen

1. Zweck und Geltungsbereich

 

2. Grundlegende Informationen

Grundlage der Arbeit des IFB ist die gültige Ge­schäftsordnung. Darin werden die sieben Aufgaben des IFB beschrieben. Sog. „mitgeltende Unter­lagen“ (Formulare, Checklisten etc.) werden in den Prozess­beschreibungen aufgeführt.

3. Managementprozesse

·         Aufgaben des Beirats

·         Qualitätspolitik des IFB:

-             Leitungsrunde

-             Dienstbesprechungen in den
   regionalen Fachbereichen

-             Qualitätsgruppen

-             Qualitätszirkel

4. Geschäftsprozesse

Die 6 Kernprozesse:

-    Schulberatung

-    Fort- und Weiterbildung

-    Einzelberatung

-    Materialien-/Medienentwicklung

-    Agenturleistungen

-    Durchführung von Modellversuchen/Projekten

5. Sonstige Regelungen

·         Vorlage wichtiger Planungskonzepte für

-      Projekte

-      Fächer

-      Schularten

-      Generalien

·         Halbjährliche Veranstaltungsplanung

·         Statistiken, Jahresberichte etc.

·         Umgang mit wichtigen Unterlagen

 

2. Vergleich des Stands des Vorhabens mit der ursprünglichen (...) Arbeits-, Zeit- und Ausgabenplanung

Die im ursprünglichen Antrag nicht absehbare organisatorische Umstrukturierung des IFB hat zu einer Zeitverzögerung geführt, da notwendige Absprachen zwischen den beiden Fachbereichen (Schulpsychologie und Fortbildung) im Zusammenhang mit der Institutsneuformierung erforderlich wurden.

Die Ausgaben wurden bisher eingehalten.

 

3.  Haben sich die Aussichten für die Erreichung der Ziele des Vor­habens innerhalb des angegebenen Ausgabenzeitraums gegenüber dem ursprünglichen Antrag geändert?

Aufgrund der Neustrukturierung des IFB ergeben sich erweiterte Zielsetzungen, die voraussichtlich in der vorgegebenen Zeit nicht bearbeitet werden können, jedoch für den Erfolg des Projektes und die praktische Umsetzung der gewonnenen Erkennt­nisse relevant sind. So müssen z.B. die geänderte Verwaltungsstruktur des IFB und neue, ge­meinsame Aufgabenbereiche der beiden Fachbereiche in die Qualitätsent­wicklung integriert werden. Im vorgesehenen Verlängerungsantrag für die Lenkungs­aus­schuss-Sitzung im Juni 2002 wird dieser Punkt näher ausgeführt.

4.  Sind inzwischen von dritter Seite Ergebnisse bekannt geworden, die für die Durchführung des Vorhabens relevant sind?

Nein. Bislang sind von dritter Seite keine Ergebnisse bekannt geworden, die für die Durchführung des Vorhabens relevant sind.

5.  Sind oder werden Änderungen in der Zielsetzung notwendig?

Siehe Punkt 3.

6. Im Berichtszeitraum des Projektes erstellte Materialien/Publikationen:

 

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Selbstlernkompetenzen. Arbeitspapier 1 des Forschungsprojekts „Selbstlernfähigkeit, pädagogische Pro­fessionalität und Lernkulturwandel“. Heft 12 der Schriftenreihe „Pädagogische Materialien der Universität Kaiserslautern. Kaiserslautern: Universität Kaisers­lautern, Fachgebiet Pädagogik. 2001.

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Die Entwicklung von Selbstlernkompetenz als didaktische Herausforderung. In: Witthaus, Udo & Wittwer, Wolfgang (Hrsg.). Selbstgesteuertes Lernen – theoretische und prak­tische Zugänge. Bielefeld: Bertelsmann. 2002 (im Druck).

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Selbstgesteuertes Lernen braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, Susanne (Hrsg.). Selbstgesteuertes Lernen in der Erwachsenen- und beruflichen Weiterbildung. Hohengehren: Schneider-Verlag. 2002 (im Druck).

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Selbstgesteuertes Lernen als Perspektive der beruflichen Bildung. In: BWP-Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis 3/2002 (im Druck).

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Selbstlernkompetenzen auf dem Prüfstand – eine empirische Untersuchung zur Bedeutung unterschiedlicher Kompetenzen für das selbstgesteuerte Lernen. In: Schriftenreihe „Pädagogische Materialien der Universität Kaiserslautern“. Kaiserslautern: Universität Kaisers­lautern, Fachgebiet Pädagogik. 2002 (erscheint im Juli).

Gómez Tutor, Claudia & Kammerer, Jutta. Selbstlernkompetenzen als Voraus­setzung des selbstgesteuerten Lernens. In: Arbeitskreis Gymnasium und Wirtschaft (Hrsg.). Lernen und Motivieren. Heft 5 der Reihe Nachhaltige Lern­motivation und schulische Bildung. München: Copyprint GmbH. 2002. S. 83-97.

Gómez Tutor, Claudia; Kammerer, Jutta & Wieckenberg, Uwe. Professionelles Handeln von Lernenden und Lehrenden – Voraussetzungen und Möglichkeiten. Erscheint in: Erwachsenenbildung 3/2002.

Wieckenberg, Uwe. Qualitätssicherung am IFB. In: ifb-intern. Heraus­gegeben vom Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Bera­tung des Landes Rheinland-Pfalz. 7/2001, S. 9-10.