Zwischenbericht

 

 

 

Zuwendungsempfänger:

Prof. Dr. Hermann Forneck
FB 03 Sozial- und Kulturwissenschaften
Fachgebiet Erziehungswissenschaften
an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Karl-Glöckner-Str. 21 B

35394 Gießen

Förderkennzeichen: Hessen – A 6682HE01

Vorhabensbezeichnung: BLK-Programm „Lebenslanges Lernen“;

Projekt der Universität Gießen: „Netzwerk zu Implementierung selbstgesteuerten Lernens in bestehende Träger der Erwachsenen- und Weiterbildung“

 

Laufzeit des Vorhabens: 01. April 2000 bis 31. März 2005

 

Berichtszeitraum: 01. Januar 2003 bis 31. Dezember 2003

 

 

Der Zwischenbericht soll zu folgenden Punkten/Fragen kurzgefasste Angaben enthalten:

 

1.    

Aufzählung der wichtigsten wissenschaftlich-technischen Ergebnisse und anderer wesentlicher Ereignisse.

 

Im Dezember 2003 wurde der dritte Durchlauf des QINEB Weiterbildungsstudiengangs erfolgreich abgeschlossen. Weitere 10 hauptamtlich Dozierende und 9 Absolvent/-innen des Diplomstudiengangs Erziehungswissenschaft haben ein Weiterbildungsdiplom der Justus-Liebig-Universität Gießen erhalten. Die Teilnehmer/-innen haben auf der Grundlage der didaktischen Konzeption des „selbstsorgenden Lernens“, komplexe Selbstlernarchitekturen für ihren jeweiligen Praxisbereich erstellt, in der Praxis durchgeführt und zum Abschlussassessment vorgestellt.

Die Praxisbereiche der Teilnehmer/-innen und mithin die Ausrichtung der Projekte haben sich in QINEB III in starkem Maße verändert. Wir haben nun Absolventen und Absolvent/-innen aus den Bereichen Personalentwicklung, Projektmanagement und –beratung gewinnen können, deren Qualifizierung für den freien Markt eine andere inhaltliche und zeitliche Ausrichtung des Weiterbildungsstudiengangs erforderlich machte. Mit dem neuen Klientel waren wir mit Projektanfragen konfrontiert, die mit umfangreicheren und zum Teil auch über die Projektlaufzeit hinausgehenden Selbstlernarchitekturen einher gingen. Um bei diesem Klientel die gewünschten Professionalisierungseffekte erzielen zu können, war die intensive Betreuung der konzeptionellen und methodischen Herausforderungen von entscheidender Bedeutung. Erst durch diesen gesteigerten Ressourceneinsatz gelang eine fundierte Strukturierung der komplexen Selbstlernarchitekturen, wurde die Dynamik von Lernberatung, hervorgerufen durch die mehrdimensionalen Arbeitsinteraktionen realisiert und konnten professionelle Handlungsoptionen eröffnet werden.

In der Folge haben die erfolgreichen Absolvent/-innen auch Zugang zu dem passwortgeschützten Internetportal Nilintern erhalten. Dieses Ressourcennetzwerk wurde überarbeitet, technisch aktualisiert und im Sinne der Anforderungen der praktischen Handlungsfelder der Teilnehmer/-innen weiter entwickelt. Die Projektmaterialien der dritten QINEB Maßnahme werden nun der gesamten „community of pracitise“, also allen bislang qualifizierten Selbstlernarchitekt/-innen auf der Internetplattform NILintern online zur Verfügung gestellt. Der Pool an Selbstlernmaterialien soll sich auf diese Weise immer weiter verbreitern. Durch die Ausdehnung der Zielgruppe auf nun auch nicht öffentlich verwaltete Erwachsenenbildungsträger werden neue inhaltliche Felder, Einsatzmöglichkeiten und Kontakte erschlossen.

Aufgrund der Neuorientierung auf ein Klientel, dass sich jenseits öffentlich verantworteter Erwachsenenbildung positioniert, wurde innerhalb der Projektphase 1b das didaktische Arrangement des Weiterbildungsstudiengangs weiter entwickelt. Die 4 Präsenzphasen (Neue Lernkultur, Architektur von Selbstlernumgebungen, Lernberatung, Prozesssteuerung) sind konzeptionell übernommen worden, die inhaltliche Ausrichtung aber stärker an den Handlungsnotwenigkeiten des Klientel ausgerichtet. Der rational-technischen Umsetzung des didaktisch-methodischen Konzeptes in Selbstlernarchitekturen kommt dabei vor dem Hintergrund der Modernisierungsanforderungen in diesen Feldern Erwachsenenbildung eine wesentliche Bedeutung zu. Die virtuelle Lernumgebung mit integrierten (tutoriell betreuten) OnlineForen wurde weiter entwickelt und die Selbststudienmaterialien, als Grundlage der Fernlehrmaterialien wurde bis zur Publikationsreife ausgearbeitet.

Erste Empirische Ergebnisse geben deutlich Hinweise darauf, dass bereits nachhaltige und langfristige Effekte durch den mit QINEB verbundenen Professionalisierungsprozess und die damit verbundene Akzeptanz einer grundlegend veränderten Lernkultur erreicht werden konnten. Die Absolventen und Absolvent/-innen unseres Weiterbildungsstudiengangs realisieren nun als Erweiterung des bisherigen Angebots der Institutionen ein neues, eigenständiges Selbstlernangebot mit umfassenden und komplexen didaktisch-methodisch konzipierten Selbstlernarchitekturen, in denen sie ihre professionelle Rolle als Lernberater/Lernberaterin neu konstituieren. Innerhalb dieser Selbstlernarchitekturen werden Lernprozesse initiiert, die in hohem Maße Selbstlernkompetenzen entwickeln, die erst die Basis für ein selbstständiges Lernen darstellen.

Zur Begleitforschung:

·         Zum Abschlussassessment Qineb III wurden insgesamt 2 Gruppendiskussionen mit Kursleiter/-innen/Multiplikator/-innen und Studierenden getrennt durchgeführt. Diese wurden aufgezeichnet und transkribiert.

·         Professionelle Entwicklungsgeschichten wurde erhoben und als Datengrundlage aufbereitet.

·         Die im Rahmen einer Dissertation durchgeführte Analyse der Lernjournale der Teilnehmer/-innen ist abgeschlossen. Die Ergebnisse werden in 2004 publiziert.

·         Im Rahmen von internen Projektgruppen wurden Evaluationsinstrumente auf der Grundlage eines diskursanalytischen Forschungsdesigns entwickelt und in einer ersten Phase bereits Ergebnisse des Begleitforschungsprogramms erarbeitet.

·         Erste Ergebnisse dieser Evaluation beziehen sich auf das spezifische Verhältnis von Präsenzphasen und von Onlinephasen während des QINEB Weiterbildungsstudiengangs und auf Professionalisierungseffekte bei den Absolventen und Absolvent/-innen, d.h. auf die Transformation der klassischen „Vermittlungsrolle“ hin zu Lernberatung.

 

 

Stand des Transfers der Modellversuchsergebnisse (Produkte, Handlungsfelder):

·         Verfügbar und konzeptionell realisiert sind die virtuelle Selbstlernumgebung „meine Herren“ zur „Deutschen Geschichte“, sowie das Ressourcennetzwerk Nilintern, dem Netzwerk zur Implementation einer selbstgesteuerten Lernkultur:

·         Mit Abschluss der Projektphase 1b ist ein verändertes und stärker an der handlungsorientierten Interessenlage des neuen Klientel ausgerichtetes didaktisches Arrangement des Weiterbildungsstudiengangs fertig gestellt. Die 4 Präsenzphasen (Neue Lernkultur, Architektur von Selbstlernumgebungen, Lernberatung, Prozesssteuerung) sind konzeptionell weiterentwickelt, die virtuelle Lernumgebung mit integrierten (tutoriell betreuten) OnlineForen und neuen Formen der interaktiven Zusammenarbeit auf Online-Plattformen implementiert und die Selbststudienmaterialien zur publikationsreife weiterentwickelt.

·         Erweiterung der Handlungsfelder auf Bereiche nicht öffentlich verantworteter Erwachsenenbildung, stärkere Annäherung an die lehr-lerntheoretisch interessanten Handlungsfelder von Industrie und Wirtschaftsunternehmen.

·         Breite Vorstellung der Projektergebnisse auf Tagungen, Workshops und öffentlichen Veranstaltung z.B. Bildungsmesse in Köln, etc.

2.    

Vergleich des Stands des Vorhabens mit der ursprünglichen (bzw. mit Zustimmung des Zuwendungsgebers geänderten) Arbeits-, Zeit- und Ausgabenplanung.

 

 

Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich der Stand des Vorhabens für die

1.       Konzipierung,

2.       Durchführung und

3.       Evaluation

von Qineb im bewilligten Rahmen der Arbeits-, Zeit- und Ausgabenplanungen. Der dritte Durchgang des Modellversuches Qineb III wurde entsprechend der Planung konzipiert, durchgeführt und im Dezember 2003 abgeschlossen. Die Datenerhebungen haben stattgefunden und befinden sich in der Aufbereitungs- und Auswertungsphase (siehe Punkt 1). Es konnten für die Realisierung der netzbasierten Online-Lernphasen sogar über das beantragte Maß hinausgehend Innovationen vorgenommen werden, die die Lernarbeit im Netz erheblich unterstützen.

Die von uns systematisch erhobenen Rückmeldungen und Daten aus QINEB I und QINEB II führten zu erheblichen konzeptionellen Änderungen der Projektausrichtung. Es zeigte sich, dass die ursprüngliche Zielsetzung der Modernisierung öffentlicher Weiterbildung sich als problematisch gestaltetet. Es gibt punktuelle Ausnahmen, wie die evangelische Erwachsenenbildung oder die bundesrepublikanischen Berufsförderungswerke. In diesen Bereichen und der nicht öffentlich geförderten Erwachsenenbildung gibt es ein Nachfrage nach Entwicklungsperspektiven und das Problembewusstsein für die Notwendigkeit der Veränderung einschlägiger Praxisformen. Hieraus ergibt sich eine gesteigerte Anbindungsnotwenigkeit an industrielle Standards, sowohl der didaktisch-methodischen Gestaltung von Lehr-Lernsituationen, der Einbindung und Ausdehnung technischer Ressourcen sowie der öffentlichkeitswirksamen Platzierung in diesem Feld (Stichwort: Marketing & Öffentlichkeitsarbeit).

 

Begründung:

Die Etablierung sich dynamisch wandelnder Strukturen in Weiterbildungsprozessen der Erwachsenenbildung, erfordert umfangreiche Ressourcen auf mehreren Ebenen

1.)    qualitativ anspruchsvolle Planung und Durchführung der Präsenzphasen (teilweise im Teamteaching)

2.)    die gleichzeitige Weiterentwicklung des didaktischen Konzeptes

3.)    Implementierung selbstsorgender Lernprozesse in Institutionen

4.)    Betreuung deutschlandweit entwickelter Projekte

5.)    Qualitätssicherung der Angebote während der Projektentwicklung und nach Abschluss

6.)    Marketingaktivitäten für eine nicht-traditionelle Erwachsenenbildung, die ihren Schwerpunkt auf die Entwicklung von Selbstlernarchitekturen legt,

die in dem erfahrenen Ausmaß nicht vorhersehbar war.

Darüber hinaus erfordert die Erstellung innovativer virtueller netzbasierter Lernumgebungen entsprechend der didaktischen Entwicklung und der neuen Softwaremöglichkeiten eine permanente Anpassung und Weiterentwicklung. Die tutorielle Begleitung und Betreuung der Lernumgebungen erfordert eine bundesweite Betreuungsarbeit, die über das geplante Maß hinaus geht. Die Entwicklung des Netzwerkes erfordert eine spezifische Betreuung sämtlicher Anfragen sowie deren individuelle Betreuung. Dabei entsteht ein Bedarf nach technischer und didaktisch-methodischer Unterstützung, deren Umfang und Kosten nicht abzusehen waren. Um die eröffneten Entwicklungspotentiale dauerhaft und nachhaltig zu gewährleisten, sind weitreichende Investitionen nötig, die über die von uns eingeplanten Kapazitäten hinausreichen.

3.    

Haben sich die Aussichten für die Erreichung der Ziele des Vorhabens innerhalb des angegebenen Ausgabenzeitraums gegenüber dem ursprünglichen Antrag geändert (Begründung)?

 

Mit der Veränderung des Klientel des QINEB Weiterbildungsstudiengangs hat sich die Zielorientierung des Projekts erweitert. Zu Beginn des Projekts war die Zielsetzung verbunden mit einer Modernisierung der öffentlichen Weiterbildung. Ein innovatives Angebot zu neuen Lernkulturen und veränderten Formen des Lehrens und des Lernens trifft aber nur dort auf fruchtbaren Boden, wo Handlungsnotwendigkeiten und ein erhöhtes Problembewusstsein vorhanden sind. Mit der Klientel aus QINEB III sind diese Voraussetzungen gegeben, um die Potentiale einer dauerhaft und nachhaltigen Veränderung der Sinnhorizonte des selbstgesteuerten Lernens auszuschöpfen. Dies betrifft zum einen den „realistischen Bezug“ auf die Thematik, nämlich dass selbstgesteuertes Lernen keine Rationalisierungsmaßnahme für die Träger der Erwachsenenbildung bedeuten kann, sondern dass das professionelle Handeln in einer selbstgesteuerten Lernkultur sogar zeit- und kostenintensiver ist, als herkömmliche Lernformen. Die Konstruktion von Selbstlernarchitekturen und ein professioneller Umgang mit Prozesssteuerungselementen und Lernberatung erfordern eine hohe methodisch-didaktische Kompetenz auf Seiten der Dozierenden.

Des weiteren wird die über den Ausgabenzeitraum hinausreichende Weiterführung des Ressourcennetzwerk NILinterns insbesondere davon bestimmt sein, ob sich eine unabhängige Finanzierung realisieren lässt. Entgegen der Annahmen der Netzwerkanalysen (vgl. Jütting) haben wir empirische Belege dafür, dass sich Netzwerke über einen längeren Zeitraum nur realisieren lassen, wenn sie Kosten- und Nutzenkalküle des Klientel bedienen. Die ökonomischen Interessen des Klientel stehen im Zentrum einer effektiven Netzwerknutzung. Die darin stattfindenden Interaktionen sind nutzenorientiert und dienen der Beschaffung des sozialen, kulturellen und ökonomischen Kapitals, das in dem spezifischen Praxisfeld eine Vermehrung desselben eröffnen soll.

 

 

4.    

Sind inzwischen von dritter Seite Ergebnisse bekannt geworden, die für die Durchführung des Vorhabens relevant sind? (Darstellung der aktuellen Informationsrecherchen nach Nr. 2.1 BNBest-BMBF 98).

 

Nein

5.    

Sind oder werden Änderungen in der Zielsetzung notwendig?

 

Siehe Punkt 3

6.    

Fortschreibung des Verwertungsplans. Diese soll, soweit im Einzelfall zutreffend, Angaben zu folgenden Punkten enthalten (Geschäftsgeheimnisse des Zuwendungsempfängers brauchen nicht offenbart zu werden):

 

·  

Erfindungen/Schutzrechtsanmeldungen und erteilte Schutzrechte, die vom Zuwendungsempfänger oder von am Vorhaben Beteiligten gemacht oder in Anspruch genommen wurden, sowie deren standortbezogene Verwertung (Lizenzen u.a.) und erkennbare weitere Verwertungsmöglichkeiten,

 

 

Nein

 

·  

Wirtschaftliche Erfolgsaussichten nach Projektende (mit Zeithorizont) – z.B. auch funktionale/wirtschaftliche Vorteile gegenüber Konkurrenzlösungen, Nutzen für verschiedene Anwendergruppen/-industrien am Standort Deutschland, Umsetzungs- und Transferstrategien (Angaben, soweit die Art des Vorhabens dies zulässt),

 

 

 

Durch unsere intensive Öffentlichkeitsarbeit streben wir Kooperationen mit privaten Wirtschaftsunternehmen und Verbänden an. Das Interesse an Selbstlernumgebungen und der Konzeption des Weiterbildungsstudiengangs QINEB stoßen dabei auf ein Interesse. Die Weiterbildungskonzeption QINEB zum selbstgesteuerten Lernen und zur Entwicklung von Selbstlernarchitekturen soll über den Projektzeitraum hinaus weitergeführt und als Train-the-Trainer Maßnahme auf dem Markt etabliert werden.

 

 

·  

Wissenschaftliche und/oder technische Erfolgsaussichten nach Projektende (mit Zeithorizont) – u.a. wie die geplanten Ergebnisse in anderer Weise (z.B. für öffentliche Aufgaben, Datenbanken, Netzwerke, Transferstellen etc.) genutzt werden können. Dabei ist auch eine etwaige Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, Firmen, Netzwerken, Forschungsstellen u.a. einzubeziehen,

 

 

 

Das Interesse an einer strategischen Ausrichtung auf dem Weiterbildungsmarkt soll die Weiterführung des Ressourcennetzwerkes NILintern auch über den Projektzeitraum hinaus ermöglichen. Von der Justus-Liebig-Universität im Rahmen des Projektes ausgebildete Selbstlernarchitekten und Selbstlernarchitektinnen werden als Multiplikatorinnen an eine Implemetationsstrategie für Selbstlernarchitekturen auf dem Weiterbildungsmarkt erarbeiten.

 

·  

Wissenschaftliche und wirtschaftliche Anschlussfähigkeit für eine mögliche notwendige nächste Phase bzw. die nächsten innovatorischen Schritte zur erfolgreichen Umsetzung der Ergebnisse.

 

 

Die Implementation einer „selbstgesteuerten Lernkultur“ wie wir Sie mit unser didaktischen Konzeption des selbstsorgenden Lernens und insbesondere mit den von uns entwickelten Selbstlernarchitekturen geleistet haben, muss im Anschluss an das Projekt in einem größerem Zusammenhang der Lehr-Lernforschung erforscht werden. Wir planen eine umfangreiche Untersuchung zu Fragen der Nachhaltigkeit von Prozesssteuerung, Lernberatung und metakognitiven Lernprozessen, um auf Dauer gestellte Effekte einer grundlegend veränderten Lernkultur gezielt evaluieren zu können.

 

 

 

 

Ort / Datum

 

Unterschrift