Schule und Basisqualifikation

Lesen, Schreiben und Rechnen lernt jedes Kind in der Schule. Damit besitzt jeder Mensch in der BRD die im Alltag benötigten Grundqualifikationen.

Dieser Glaube ist sicherlich noch weit verbreitet, obwohl bereits erwiesen ist, dass nicht alle Menschen nach ihrer Schulzeit in der Lage sind, so zu lesen, zu schreiben oder zu rechnen, dass es für die Bewältigung des Alltags ausreichend ist.


Welche Rolle spielt "Schule" in dieser Problematik?

"Kernaufgabe der Schule bleibt es, die Basisqualifikationen zu vermitteln; diese sollen möglichst alle Jugendlichen am Ende des 16. Lebensjahres beherrschen. Dazu gehören die Kulturtechniken einschließlich der Informations- und Kommunikationstechniken, aber auch die Fremdsprachen - mindestens eine, nach Möglichkeit zwei oder drei. Die Fähigkeit zu lernen wird an Inhalten erworben. Die Vergabe von Zertifikaten muss an feststellbare Qualifikationen gebunden sein."

Aus: Hans Böckler Stiftung: Diskussionspapiere Nr. 3, 1999, S. 21.



Zum Thema "Chancengleichheit und Schule" ist nachzulesen:

"Was Schule allerdings leisten muss, ist zum einen, alle Jugendlichen bestmöglich zu fördern, also Benachteiligungen soweit möglich auszugleichen, daher muss das Streben nach Chancengleichheit Grundlage der pädagogischen Arbeit sein"

Aus: Hans Böckler Stiftung: Diskussionspapiere Nr. 3, 1999, S. 23.



Kritik am System Schule wird von vielen Seiten vernommen:

Das allgemeinbildende Schulsystem

"‘Das Gemäuer der alten Bildungsanstalten hat Risse bekommen’ (ZEITPunkte 2/96, 7). Überall wird kritisiert und unter die Lupe genommen, dass und warum Schulen kaum (noch) in der Lage sind, ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag bei den heutigen Jugendlichen angemessen zu erfüllen.Gerade an der Schnittstelle zwischen Schule und Beruf zeigt sich am deutlichsten, dass Schule ihren Bildungs- und Erziehungsauftrag für einen Teil der jugendlichen nicht ausreichend erfüllen kann. So wird kritisiert, dass viele Schülerinnen und Schüler selbst nach 10 Jahren Schule noch nicht einmal die Grundrechenarten beherrschen. Oder es wird bemängelt, dass viele Schüler/innen nur eingeschränkte Fähigkeiten zur schriftlichen und mündlichen Kommunikation haben, Vorgänge nicht beschreiben oder selbst einfache Sachverhalte nicht schildern können. Aufgrund der Veränderungen der Produktionsstrukturen und Qualifikationsanforderungen erhalten solche ‘berufsübergreifenden’ Qualifikationen eine große Bedeutung. Jugendliche, die diese in der Schule nicht lernten, haben bei der Suche nach Lehrstellen meist schlechtere Startchancen und bedürfen deshalb einer besonderen Förderung."

Aus: bmb+f: Berufliche Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher. Bonn 1999, S. 15.



Wie nun kann mit der geäußerten Kritik konstruktiv weiterverfahren werden:

Veränderte Lebenswelten der Schüler/innen bedeutet gleichzeitig veränderte Problemfelder, in denen sich Lehrer/innen auskennen und Lösungsstrategien anwenden bzw. aufzeigen können müssen.


Unzureichende Aus- und Weiterbildung des Personals

"Anleiter/innen, aber auch Lehrer/innen sind durch ihre Vorbildung nur bedingt auf die Zielgruppe vorbereitet. Die hohen pädagogischen Anforderungen machen eine (Regel) Fortbildung notwendig, z. B. zu Fragen der Zielgruppenkompetenz oder methodisch-didaktischer Vorschläge. (Eine solche Regelfortbildung wird in der Berufsausbildung für benachteiligte Jugendliche seit langem angeboten.) Die personellen Probleme werden besonders dringlich, wenn aufgrund der unsicheren Arbeitsplatze eine hohe Fluktuation herrscht. Neben einer geregelten Weiterbildung des Personals wird auch Praxisbegleitung und/oder Supervision als Unterstützungsangebot gefordert."

Aus: bmb+f: Berufliche Qualifizierung benachteiligter Jugendlicher. Bonn 1999, S. 37.



Es gilt demnach zu berücksichtigen:

  • dass sich veränderte Problemfelder als Inhalt in der Ausbildung von Lehrer/innen wiederfindet;

  • dass Schule so organisiert ist, dass individuell auf jedes Kind eingegangen werden kann;

  • dass spezielle Unterstützung und Förderung möglich ist, d. h. im System Schule integriert ist;

  • dass Lehrer/innen die Möglichkeit haben, sich durch Fortbildung zusätzliches Wissen anzueignen;

  • dass Lehrer/innen durch Supervision oder Beratung, Klärung und Unterstützung in ihrer eigenen Arbeit erhalten.