Lernberatungsgespräch
Die Veränderung des Teilnehmerkreises hat uns Mitarbeiter immer wieder an die eigenen Grenzen geführt, so auch an die, zu erkennen, dass das vertraute pädagogische, methodisch-didaktische Handwerkszeug nicht mehr ausreicht. Die höchst unterschiedlichen Lernvoraussetzungen des Teilnehmerkreises sind von vielen einzelnen Faktoren der persönlichen Lebens- und Lerngeschichte geprägt. Für die Unterrichtsplanung bedeutet das, unser Handwerkszeug auf das Umgehen mit offenen Situationen zu überprüfen und zu entwickeln. (Lernberatungsgespräch) Akut wird der Bedarf nach Lernberatung vieler Teilnehmer vor Klassenarbeiten, bei Zwischen- oder Abschlussprüfungen oder generell bei jeglicher Leistungsanforderung. Die Bausteine Anforderungsmodell und Angebotskatalog aus dem jeweiligen Berufsfeld sind Grundlagen, die in Förderkonferenzen von Mitarbeitern genutzt werden können, um in einer Zusammenschau Facetten zu einer möglichst genauen Erarbeitung eines Lernleitfadens entstehen zu lassen.Dem einzelnen Teilnehmer wird (bisher noch nach Bedarf und Bedürfnis) Lernberatung angeboten mit dem Ziel der gemeinsamen Erarbeitung eines Lernleitfadens. Mit diesem Instrument soll das Lernen in eigener Verantwortung systematisch aufgebaut und gefördert werden. Entlang eines Leitfadeninstrumentariums wird an den drei Schwerpunkten
eine der jeweiligen Person angemessene Festlegung auf einen Lernleitfaden zwischen Berater und Teilnehmer verabredet und in eine Zeitplanung eingebunden. Die Ziele, die wir verfolgen, sind auf den Aufbau der Lernkompetenzen ausgerichtet. Dazu gehören:
Methodisches Handwerkszeug zum Führen eines Lernberatungsgesprächs
ist das Leitfrageninstrumentarium. Es erleichtert uns den dialogischen Gesprächsverlauf mit dem
Teilnehmer und eröffnet die Chance eines gemeinsamen Reflexionsprozesses.
Deshalb haben wir versucht, bei unserem Fragenkatalog den Interviewcharakter zu vermeiden.
Stattdessen ist uns die Möglichkeit der Identifizierung mit dem Inhalt des Fragenkomplexes wichtig.
In diesem Prozess erleben wir oft, dass die meisten Teilnehmer wenig positive Erfahrung haben
von anderen angehört zu werden. Sie sind wenig geübt sich einzubringen,
sie haben es nicht gelernt Wünsche mit Sprache , die sich an ein Gegenüber richtet,
auszudrücken. Die wenigsten wissen, wie sie Fragen stellen können. Wie schon erwähnt,
geht es uns bei der Arbeit mit den Leitfragen einerseits um einen dialogischen Gesprächsverlauf,
andererseits haben wir bei der Auswahl der Fragen auch darauf geachtet, dass diese geeignet sind,
konkrete Verabredungen am Ende eines Gespräches herbei zu führen.
Welches (berufliche) Ziel verfolge ich eigentlich? Wie bin ich auf dieses Ziel gekommen (Leitbilder/Vorstellungen)? Was erwarte und erhoffe ich hier in der Einrichtung? Was möchte ich von anderen? Was erwarte ich von mir selbst? Welche Chancen sehe ich, mein Ziel zu erreichen? Hindernisse, die auf meinem Weg sehe oder vermute! Was kann ich tun, um meinem Berufsziel näher zu kommen? Was kann ich tun, um dem Unterricht zu folgen? Was kann ich tun, um eine gute Klassenarbeit zu schreiben? Welche Hilfen brauche ich? Fragen, die ich an meinen Lehrer stellen könnte!
Was brauche ich, um gut lernen zu können? Was stört mich beim Lernen? Ein Erlebnis (soll nicht nur auf schulisches Lernen bezogen werden), bei dem mir Lernen Spaß gemacht hat. Ein Lernerlebnis, das mir Angst gemacht hat. Bei diesem Fragenkomplex geht es darum, Lernerfahrungen ernst zu nehmen, den negativen Erlebnissen Raum zu lassen, wenn dieser Raum gewünscht wird. Ziel ist es, an den positiven Erfahrungen anzuknüpfen, sie zu stärken und weiter zu entwickeln.
Aus der Reflexion seiner Lernerfahrungen lautet der Hinweis zur Organisation seines Lernprozesses an uns: "Es genügt nicht, nur Worte zu begreifen, man muss sie auch bildlich sehen."
Wie lerne ich eigentlich? Wie lerne ich für eine Klassenarbeit? Wie lerne ich, wenn ich mich auf eine Prüfung vorbereite? Habe ich feste Lernzeiten? Wann sind die? Gestatte ich mir Pausen? Was mache ich eigentlich in diesen Pausen? Lerne ich am Wochenende? Habe ich eine feste Tageszeit? Lerne ich gern alleine? Lerne ich lieber mit anderen? Wie gestalte ich mir meine Lernumgebung?
Das komplexe Thema "Aufbau der Metalle" muss untergliedert werden in einzelne Unterthemen Die Lerntechniken müssen geklärt werden Der Zeitrahmen muss abgesteckt werden
Gemeinsam getroffene Verabredungen für einen konkreten Lernschritt haben nur einen Sinn, wenn die Grundlagen für das Einhalten klar sind. Ein solcher Schritt erhöht die eigene Gestaltungsfähigkeit und die Möglichkeit, sich der eigenen Verantwortung bewusst zu werden und sie übernehmen zu lernen. Diese Wege können nur im Konkreten geplant, getan, überprüft und weiterentwickelt werden. "Selbstorganisation bedeutet keineswegs Beliebigkeit. Verabredungen und Rituale werden wichtiger". In der Diskussion um die berufliche Grundbildung wird nach meiner Meinung die Bedeutung des Wechselspiels von Lehren und Lernen zwischen Lehrenden und Lernenden wachsen. Der Lernprozess wird sich in seinem Gesamtergebnis weniger an fertig abrufbaren Produkten messen lassen können als vielmehr an den Fähigkeiten, den nächsten konkreten Lernschritt zu erkennen, ihn mit Hilfe von verfügbarem methodischem Handwerkszeug zu gehen, dafür die Verantwortung zu übernehmen und den gemachten Schritt reflektierend zu bewerten. |