Die AG Erwachsenenbildung und Raum hat sich 2012 innerhalb der Sektion Erwachsenenbildung gegründet,
um (raum)theoretische Diskussionen und eine Auseinandersetzung mit empirischen Zugängen zum Phänomen Raum in seinen verschiedenen Facetten innerhalb der Erwachsenenbildung zu führen. Bisher hat sie dazu insgesamt 10 Veranstaltungen in unterschiedlichen Formaten organisiert. 2022 führt sie am Donnerstag, 23. Juni 2022, eine online-Tagung durch und lädt hiermit zur Einreichung von Beiträgen für diese Tagung bis zum 14. April 2022 ein.

Thematik

Mit heute – gestern – morgen themasiert die Tagung die Abhängigkeit des Raumbezugs vom Zeitverlauf.
Erwachsenenbildung findet im Raum statt und konstituiert spezifische Räume, was sich als räumliche Dimension der Erwachsenenbildung bezeichnen lässt. Diese räumliche Dimension der Erwachsenenbildung erfährt wiederum historisch je spezifische Ausprägungen. Raum ist dabei nicht nur als Phänomen prozesshaft zu denken, auch Orte und Räume verändern sich, die Begriffe und Vorstellungen von Raum sowie auch konkrete Fragen, mit denen die räumliche Dimension von Erwachsenenbildung bearbeitet wird.

Mit Erwachsenenbildung im Raum nimmt die Arbeitsgruppe Erwachsenenbildung und Raum diese zeitbezogene Einordnung von Raumphänomenen im Rahmen einer Tagung auf. Vom "Heute" aus wird in die Vergangenheit und in die Zukunft geschaut – im Wissen darum, dass diese Sichtweisen immer von der je gegenwärtigen Situation geprägt sind. Die Tagung greift Schwerpunkthemen auf, die als Raumphänomene durch aktuelle Entwicklungen (wieder) in den Vordergrund gerückt sind und thematisiert diese – soweit möglich – in einer Zeitverlaufsperspektive, die nicht nur das Phänomen selbst, sondern ebenso seine bisherige Entwicklung in den Blick nimmt und die Offenheit einer Entwicklung in ein künftiges Heute mitdenkt.

spezifische Themenschwerpunkte 

A: Räumliche Kontexte im Lehren und Lernen

Die einschneidende Erfahrung des plötzlichen Verlusts von Präsenzveranstaltungen während der Covid-19-Pandemie hat eine intensive Diskussion über die Bedeutung des Lernens in nicht-digitaler Präsenz hervorgebracht. Diesem Phänomen wollen wir uns mit dem Themenschwerpunkt (a) Räumliche Kontexte im Lehren und Lernen zuwenden: Erwachsene lernen in unterschiedlichsten Kontexten, deren räumliche Verortung vom Kursraum eines Anbieters über eine Bibliothek bis hin zum eigenen Wohnumfeld reichen kann. Den Wechsel zwischen diesen Orten organisieren und gestalten die Lernenden und entwickeln dabei für sich eine individuelle "Raumkarte" des Lernens, wobei die meisten dieser Orte für Lern- und Bildungsprozesse in nicht-digitaler Präsenz genutzt und um digitale Möglichkeiten erweitert werden. Gleichzeitig ist das pädagogische Handeln in diesen Räumen zu (neu) zu verorten.

B: Präsenz und Absenz im Horizont "technisierter Räume"

Technisierte Räume sind allgegenwärtig. Mit dem Themenschwerpunkt (b) Präsenz und Absenz im Horizont
"technisierter Räume" vertiefen wir die Frage der Anwesen- und Abwesenheit. Die Zuwendung zu technisierten Räumen unter der Frage von An- und Abwesenheit lohnt sich, weil sie im Horizont medialer Wissensvermittlung und medial vermitelter Lern- und Bildungsprozesse eine konstitutive Rolle spielen. Zugleich eröffnet sich damit ein Gegenstandsbereich, der das Zusammenspiel von Technik, Medialität und Bildung in den Fokus nimmt und damit für den (de)regulierenden, (de)reglementierenden und (verun)sichernden Einsatz von Technik sensibilisiert.

C: Körper, Kommunikation und räumliches Inszenieren

In der Re-thematisierung von Präsenz, der Kursforschung, der Umsetzung inklusiver Bildung und der Analyse von Lernen in informellen Settings ist die Frage einer räumlich-körperlichen Inszenierung von Bildung aufgegriffen worden. Wenngleich sich Teilnahme an Erwachsenenbildung nicht in erster Linie über körperliche Präsenz manifestiert, ist der Körper im Raum doch ein wichtiges Phänomen der Erwachsenenbildung, das wir mit dem Themenschwerpunkt (c) Körper, Kommunikation und räumliches Inszenieren aufnehmen. Auch im digitalen Lernraum lässt sich die körperliche Materialität nicht ausleben, sondern bleibt als Situiertheit des Körpers im Handeln, in sozialen Interaktionen, pädagogischen Platzierungen und gesellschaftlichen Verhältnissen relevant. Dieses Themenfeld fragt nach dem Verhältnis zwischen analogen Körpern und Raum sowie körperlich-räumlichen Inszenierungen in pädagogischen wie lebensweltlichen Alltagssituationen.

D: Bildung in Gemeinschaft – Gemeinschaftsbildung

Angesichts der zunehmenden gesellschaftlichen Spannungen und der damit einhergehenden Gefährdung des
sozialen Zusammenhalts hat auch die Frage der Vergemeinschaftung wieder stark an Bedeutung gewonnen,
was wir im Themenschwerpunkt (d) Bildung in Gemeinschaft – Gemeinschaftsbildung aufgreifen möchten.
Hier kommt das Konzept des "dritten Ortes" wieder in die Diskussion und nimmt dabei sowohl vorgängige
Diskussionen in der Erwachsenenbildung wie auch sozialpädagogische Fragen der Vergemeinschaftung auf.
Wie steht es um den vergemeinschaftenden Wert von Orten und Räumen, die im weitesten Sinne der Erwachsenenbildung zugerechnet werden können? Wie kann der bildende Moment einer solchen Vergemeinschaftung bestimmt werden? Welche Bedeutung kommt den "dritten Orten", im Sinne von den Orten zwischen Familien und Arbeitswelt, zu und welche Rolle spielt hier die Erwachsenenbildung?

E: Regionale Dynamiken in der Weiterbildung

Schliesslich werden auch regionale Aspekte von Weiterbildung wieder stärker diskutiert, was im Themenschwerpunkt (e) Regionale Dynamiken in der Weiterbildung aufgenommen wird. Eine sozialräumliche Perspektive betont die Dynamik zwischen Zentrum und Peripherie und deren soziale Gestaltung. Sie fragt zugleich nach der Gestaltbarkeit des Aufbaus von regionalen Infrastrukturen oder (fehlender) Bündelung von Ressourcen in regionalen Netzwerken. Wie Weiterbildung mit ihrem Qualifizierungs-, Teilhabe- und Bildungsauftrag und ihren professionellen Handlungsstrategien des Community Developments und der Programmentwicklung in einer sich verändernden Zentrums-Peripherie-Konstellation und unter den Vorzeichen des aktuellen "Digitalisierungsschubs" bearbeitet wird, ist mit einer sozialräumlich-regionalen Perspektive analysierbar.

Organisatorische Hinweise

Einreichung von Beiträgen: Der Call for Papers läuft bis zum 14. April 2022. Abstracts zu möglichen Vorträgen
bite auf 1 Seite (max 3'500 Zeichen inkl., pdf-Format) mit Angabe von 3-5 zentralen Literaturangaben beschreiben und eine Zuordnung zu einem der Themenschwerpunkte vornehmen. Es können eher theoretische
oder empirische Beiträge eingereicht werden, auch Beiträge mit Praxisbezug sind willkommen. Für Vorträge
stehen je 20 min zur Verfügung. Abstracts bite per e-mail einreichen an: sekretariat_bwb@ife.uzh.ch

Rückmeldung zu Abstract: Eine Information zu Annahme/Ablehnung erfolgt bis Mitte Mai 2022.

Organisation der Veranstaltung: Traditionell verstehen sich die Veranstaltungen der AG Erwachsenenbildung
und Raum als Möglichkeit der Diskussion und des offenen Austauschs über Fragenstellungen zu Raum in der
Erwachsenenbildung. Daher werden die Sessions mit entsprechender Diskussionszeit organisiert. Die Veranstaltung wird digital durchgeführt und findet im Online-Format am 23.06.2022 statt.

Date/Termin:
23. Juni 2022
Venue/Ort:
Online
Adressaten:
Personen aus dem Bereich der Bildung
Fee/Kosten:
-