DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung

Nach der Abonnentenbefragung 2005

Peter Brandt / Alf Scheidgen

Grundlagen für eine Weiterentwicklung der „DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung“

Die DIE Zeitschrift hat im Dezember 2005 mit dem „Glücksheft“ still und heimlich ein Jubiläum gefeiert. Es war dies die 50. Ausgabe der 1993 gegründeten Institutszeitschrift. Da Jubiläen immer auch Gelegenheiten der Rückschau und des Ausblicks sind, könnte der Zeitpunkt für die Reflexion der Ergebnisse einer Abonnentenbefragung nicht besser sein. DIE-Redakteur Peter Brandt und Alf Scheidgen als zuständiger Analyst präsentieren im folgenden zentrale Ergebnisse der Befragung 2005 als Grundlagen für eine Weiterentwicklung der Zeitschrift.

1 Zum Hintergrund der Befragung

Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) vergewissert sich immer wieder der Zielgenauigkeit und Nutzerfreundlichkeit seiner Serviceangebote. Vor diesem Hintergrund ist die Befragung zu sehen, die das DIE im April 2005 bei den Abonnenten der DIE Zeitschrift gestartet hat. Die Analyse wurde im Rahmen einer Diplomarbeit an der Universität zu Köln erstellt und vom W. Bertelsmann Verlag unterstützt. Sie steht in der Tradition einer kontinuierlichen Datenermittlung zur Nutzung von Institutsprodukten. Ein Blick in die Jahresberichte des DIE bestätigt dies, und auch die externe Institutsevaluation im Jahre 2004 (vgl.www.wgl.de:8080/wgl/Dokument//Senatsstellungnahmen/Dok-627/DIE.pdf) hat die Auswertung von Nutzerstatistiken eigener Produkte als Aspekt hausinternen Qualitätsmanagements wahrgenommen (vgl. a.a.O. unter B 7).

Auch ohne spezielle Leser- oder Abonnentenbefragungen verfügt die Redaktion über ein Grundgerüst an Daten: Die Abonnemententwicklung kann über Verkaufsdaten des Verlages W. Bertelsmann in Bielefeld, bei dem die Zeitschrift erscheint, ebenso verfolgt werden wie der Absatz von Einzelheften. Diese Daten sind jedoch rein quantitativer Art und geben keine Anhaltspunkte für das Warum einer Abonnemententscheidung oder einer Kündigung.

Als weitere Informationsquelle stellt der Verlag dem DIE regelmäßig Daten zur Verfügung, aus denen hervorgeht, zu welchen Kundengruppen die Abonnenten gehören. Diese Daten sind für die Redaktion allerdings nur bedingt aussagekräftig: Die im Rahmen der üblichen Marktforschung des Verlages vorgenommene Strukturierung des Kundenfeldes ermöglicht keine Erkenntnisse zur Positionierung zwischen Theorie und Praxis. So wird innerhalb der Kundengruppe „Bildungseinrichtung“ nicht zwischen Weiterbildungseinrichtung und Hochschule differenziert und in der Gruppe der Privatkunden nicht nach einer (subjektiven) Zuordnung zu einem Bildungsbereich. Diese beiden Kundengruppen sind aber für das Institut besonders interessant.

Daraus ergibt sich der Bedarf an genaueren Erkenntnissen zu Nutzerinteressen und -zufriedenheit. Die Befragung von 2005 ist nicht die erste ihrer Art. Bereits 2001 hat eine Leserbefragung Erkenntnisse zu Präferenzen und Entwicklungsbedarfen ans Licht gebracht. Das inhaltliche Konzept, die Schwerpunktthemen und zentralen Rubriken wurden mehrheitlich positiv bewertet. Es wurde jedoch in der Analyse von Antworten auf offene Fragen deutlich, dass besonders im Hinblick auf die innere Gestaltung Verbesserungen angezeigt schienen (vgl. DIE H. 1/2002, S. 11). Zentrale Schlussfolgerungen aus der Befragung 2001 waren (internes Dokument, Auswahl):

Der im Anschluss erfolgte Relaunch hat diese Anregungen der Befragung 2001 aufgegriffen: Seit 2003 haben die Hefte ein luftigeres und leserfreundlicheres Innenlayout, das mit einer Navigationsleiste die Orientierung im Heft erleichtert und Rubriken mit strukturierenden grafischen Elementen trennschärfer präsentiert. Die 2005er Befragung ist u.a. auch die Nagelprobe für die Akzeptanz des Relaunch.

2 Die Befragung 2005

Der Fragebogen ging den Abonnenten des DIE-Zeitschriften-Abos sowie des umfangreicheren „Großen DIE-Abos“ mit der Lieferung im April 2005 zu. Im Anschreiben wurde das Erkenntnis- und Handlungsinteresse wie folgt beschrieben: die Zeitschrift „möchte Sie als Leser/innen kennen lernen und in Erfahrung bringen, wie Sie die DIE Zeitschrift nutzen. So können wir sie inhaltlich und formal besser auf Ihre Bedürfnisse abstimmen.“

2.1 Zur Anlage der Befragung

Für die standardisierte schriftliche Abonnentenbefragung wurde ein mehrdimensionaler Fragebogen eingesetzt. Er besteht aus den Teilbereichen soziodemographische Angaben, Leseverhalten, Rubrikenbewertung sowie Meinungen und Einstellungen zu einzelnen Elementen der Zeitschrift.

Die standardisierte schriftliche Befragung der DIE Zeitschrift Abonnenten fand zwischen dem 8. April und dem 24. Mai 2005 statt. Der Ausgabe II/2005 waren jeweils ein Fragebogen und ein Rücksendeumschlag beigelegt. Die Rücklaufquote entsprach 7,2 Prozent.

Um auch  individuelle Aspekte der Nutzung in Erfahrung zu bringen,  kamen im Anschluss an die Befragung mittels Fragebogen qualitative Forschungsmethoden in Form von Leitfadenorientierten Interviews zur Anwendung. Auf dem der DIE Zeitschrift beigelegten Bogen hatten die Abonnenten die Möglichkeit, auf einem abtrennbaren Abschnitt ihren Namen und ihre Telefonnummer anzugeben, sofern sie daran interessiert waren, an einem Telefoninterview teilzunehmen. Von den 76 Teilnehmenden der standardisierten Befragung machten 22 Personen diese Angaben. Die Telefonnummern der 22 potentiellen Interviewpartner wurden nummeriert und per Zufall sechs Interviewpartner ausgewählt. Die Interviews fanden zwischen dem 21. und dem 26. September 2005 statt. Bei den Gesprächspartnern handelte es sich eine Studentin, einen Gewerkschaftsmitarbeiter, einen Volkshochschulleiter, einen Geschäftsführer der IHK, einen leitenden Angestellten der katholischen Erwachsenenbildung und eine Mitarbeiterin eines außeruniversitären Forschungsinstituts.

2.2 Soziodemographische Faktoren

Alterstruktur: Das Durchschnittsalter der antwortenden Abonnenten beträgt 47 Jahre. Die Altersspanne reicht von 22 bis 76 Jahren. Nach der Klassifizierung der Daten wird deutlich, dass eine große Anzahl der Abonnenten im mittleren bis höheren Alter sind (41–60 Jahre). Erstaunlich ist das Ergebnis für die Klasse der 31- bis 40-Jährigen, die mit 12 Prozent den kleinsten Anteil unter den antwortenden Abonnenten ausmacht (vgl. Abb.1). Vergleicht man die Daten mit der Leserbefragung aus dem Jahr 2001, ist ein deutlicher Zuwachs in den beiden Randkategorien (‚bis 30’ und ‚über 60’) festzustellen.

Abb. 1  Verteilung nach Altersklassen (N=75)

Kundengruppen: Erwartungsgemäß beziehen vornehmlich Weiterbildungseinrichtungen und Träger der Erwachsenenbildung die DIE Zeitschrift (53 %). Die nächsthäufig genannte Kategorie ‚Sonstiges’ (20 %) setzt sich mehrheitlich aus Studenten, freiberuflichen Trainern und extern Promovierenden zusammen. Es handelt sich dabei vor allem um Privatkunden. 16 % der Abonnenten sind an Fachhochschulen und Universitäten tätig (vgl. Abb.2).

Abb. 2  DIE Zeitschrift: Absatz nach Kundengruppen (N=74)

Regionale Verteilung: Die überwiegende Mehrheit der im Rücklauf vertretenen Abonnenten kommt aus dem „mittleren Westen“ des Landes, aus den Postleitzahlregionen 3, 4, 5 und 6. Das deckt sich mit der Bevölkerungsdichte, kann aber auch über die unmittelbare Nähe zu Dienstsitzen des DIE (bis 2003: Frankfurt, seither: Bonn) vermittelt sein. Jedenfalls finden sich auffällig wenige Abonnenten aus den südöstlichen Postleitzahlregionen acht und neun im Rücklauf, insbesondere auch aus dem Ballungsraum München. Deutlich unterrepräsentiert sind Abonnenten aus den Neuen Bundesländern im Rücklauf.

2.3 Leseverhalten der Abonnenten

Allein- und Mitleser: Der Anteil jener Kunden, der die Zeitschrift ausschließlich selbst liest, ist bei der DIE Zeitschrift mit rund 43 Prozent sehr hoch. Der Prozentsatz überschreitet  bei weitem jenen der Privatkunden (~20 %) unter den Abonnenten. Das bedeutet, dass auch Abonnenten, die die DIE Zeitschrift über die Dienststelle beziehen, zum Teil allein lesen. Die übrigen 57 Prozent der Abonnenten verteilen sich annähernd normal um die Kategorie ‚3-5 Mitleser’, die mit rund 22 Prozent am zweithäufigsten gewählt wurde (vgl. Abb. 3).

Abb. 3: Mitleser je Abonnent (N=73)

Lesedauer: Die Angaben zur Lesedauer deuten darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit der DIE Zeitschrift in zeitlicher Hinsicht intensiv ist. Die bei der DIE Zeitschrift am häufigsten genannte Dauer (47 %) ist anderthalb Stunden und mehr. Lesedauern unter einer Stunde werden nur von 28 Prozent der Abonnenten genannt (vgl. Abb. 4).

Abb. 4: Lesedauer pro Ausgabe (N=71)

DIE im Verhältnis zu anderen Zeitschriften: Die drei Zeitschriften, die von DIE Zeitschrift Abonnenten mit deutlichem Abstand favorisiert werden, sind erstens ‚Hessische Blätter für Volksbildung’ (39,5 %), zweitens  ‚dis.kurs’ (36,8 %) und drittens ‚GdWZ’[1] mit einem Anteil von 35,5 Prozent. Auffällig ist, dass die ersten beiden Zeitschriften in unmittelbarem Zusammenhang mit einem Landesverband und dem Bundesverband der Volkshochschulen stehen. Die Verbindung der Abonnenten zur Volkshochschule ist offenbar sehr eng.

Bei der mit 27,6 Prozent am vierthäufigsten gewählten Option ‚Sonstige’ ergeben die freien Antworten kein einheitliches Bild. Viermal ist das Periodikum ‚Praxis Politische Bildung’, dreimal ‚REPORT’ und zweimal ‚Manager Seminare’ genannt. Alle anderen Nennungen treten nur einmal auf. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass rund 16 Prozent der Abonnenten keine weiteren Fachorgane außer der DIE Zeitschrift lesen (vgl. Abb. 5).

Abb. 5  Lektüre anderer Zeitschriften für Erwachsenenbildung (N=76)

Der Vergleich der Ergebnisse aus der ‚DIE Zeitschrift’ Abonnentenbefragung mit denen, die vom Luchterhand Verlag für die ‚GdWZ’ durch eine Leserbefragung ermittelt wurden verdeutlicht, dass diese beiden Fachzeitschriften eine große Anzahl Abonnenten beziehungsweise Leser teilen. Dieser Umstand legt den Schluss nahe, dass die ‚DIE Zeitschrift’ und die ‚GdWZ’ das Zentrum der Fachorgane für Weiterbildung darstellen, um das sich stärker wirtschaftlich, öffentlich (VHS), kirchlich oder wissenschaftlich ausgerichtete Periodika gruppieren. Die Leserbefragung zur GdWZ hat auch ergeben, dass deren Leser neben der DIE Zeitschrift v.a. die Lektüre wirtschaftsnäherer Medien bevorzugen.

2.4 Bewertungen zur Zeitschrift insgesamt

Gesamtwertung durch Adjektive: Die Abonnenten wurden gebeten, aus einer Auswahl von acht Adjektiven (fünf positive und drei negative) diejenigen anzukreuzen, die zur DIE Zeitschrift passen. 86,5 Prozent der Antwortenden nennen die Zeitschrift „informativ“, 54,1 Prozent finden sie „analytisch“, 37,8 Prozent „klar“ und 25,7 Prozent „geistreich“. Auf Platz fünf hat sich mit „umständlich“ das erste negative Adjektiv platziert (18,9 %). Die übrigen Werte sind: „umfassend (14,9 %), „langweilig (5,4 %), „seicht“ (2,7 %).

Relevanz: Die positive Gesamtwertung korrespondiert mit der Relevanz der Inhalte für die berufliche Tätigkeit. Eine überwältigende Mehrheit von 72 Prozent erachtet die Artikel als ‚relevant’. 7 Prozent der Abonnenten gehen soweit, dass sie die Informationen aus der DIE Zeitschrift als ‚sehr relevant’ betrachten.  Dennoch ist die Gruppe derer, die die Meinung vertreten, dass die Inhalte ‚wenig relevant’ sind, mit 19 Prozent recht groß (vgl. Abb. 6).

Abb. 6: Relevanz für berufliche Tätigkeit (N=74)

Artikellänge: Zur Einschätzung der Artikellänge lässt sich aus der Sicht der Nutzer sagen, dass ein großer Anteil von 68 Prozent zufrieden mit der Länge der Beiträge ist. Der nächst kleinere Anteil (22 %) hätte gerne mehr kurze Artikel in der DIE Zeitschrift. Rund 10 Prozent sähen lieber mehr lange Artikel im Periodikum.

Ort zwischen Theorie und Praxis: Die DIE Zeitschrift versteht sich als Diskussionsorgan zwischen Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die DIEZ nach Einschätzung der Abonnenten zwischen Theorie und Praxis positioniert sein sollte. Ein erheblicher Teil der Abonnenten (37 %) findet die Position, die DIE Zeitschrift zwischen Theorie und Praxis einnimmt, genau richtig und wären zufrieden, wenn alles bliebe, wie es ist. Fasst man die Stufen fünf bis sieben zusammen, die allesamt tendenziell in Richtung Praxis neigen, entspricht das einem Anteil von 47 Prozent. Dieser Teil wünscht sich mehr Praxisnähe. Den Extrempunkt ‚mehr Theorie’ wählt kein Abonnent. Insgesamt 16 Prozent positionieren sich auf der zweiten und dritten Stufe der Skala und wünschen einen höheren Anteil an theoretischen Beiträgen. (vgl. Abb. 7).

Abb. 7: Positionierung zwischen Theorie und Praxis (N=75)

Grafische Gestaltung: Neben der inhaltlichen Konzeption von Zeitschriften ist die grafische Gestaltung der zweite zentrale Aspekt der redaktionellen Arbeit. Dementsprechend soll die Frage beantwortet werden, wie die Abonnenten der DIE Zeitschrift Cover, Innenlayout und die ‚Blickpunkte’ beurteilen. Auf einer Skala von eins bis sechs, wobei die Wahl der erste Stufe einer sehr schlechten und die der sechste Stufe einer sehr guten Einschätzung der graphischen Gestaltung zum Ausdruck verhelfen soll, entscheidet sich eine große Mehrheit von 43 Prozent für die fünfte Stufe. Knapp 70 Prozent der Abonnenten positionieren sich in der oberen Hälfte des Skalen-Bereichs, beurteilen also DIE Zeitschrift zu diesem Aspekt mit eher gut, gut oder sehr gut. Der mit 18 Prozent größte Anteil unter den ersten drei Stufen der Rating-Skala fällt das Urteil ‚schlecht’ über die graphische Gestaltung (vgl. Abb. 8). Der überwiegende Teil der Leser ist mit Cover, Innenlayout, und der Gestaltung der ‚Blickpunkte’ offenbar zufrieden.

Abb. 8: Bewertung der grafischen Gestaltung (N=76)

2.5 Bewertung der Rubriken

In der Abonnentenbefragung bestand die Möglichkeit, auf  Skalen die Wichtigkeit der Rubriken und die Zufriedenheit mit den Rubriken zu bewerten. Für die einzelnen Rubriken wurden die Mittelwerte gebildet und in eine Rangfolge gebracht.

Als wichtigste Rubriken wurden ermittelt: (1) Autorenbeiträge zum Schwerpunktthema, (2) Servicerubriken, (3) Berichte aus der Szene, (4) Autorenbeiträge außerhalb des Themenschwerpunkts („Forum“). Am wenigsten wichtig finden die Abonnenten das Editorial, knapp weniger unwichtig die Rubriken „Blickpunkte“ und „Nachwörter“.

Das Ranking der Zufriedenheit deckt sich mit dem der Wichtigkeit in vielen Aspekten. Setzt man die Mittelwerte zur Wichtigkeit in Bezug zu denen zur Zufriedenheit, kann eruiert werden, in welchen Rubriken die Urteile übereinstimmen und wo die Bewertungen auseinander klaffen. Zu diesem Zweck wurde die Differenz der Mittelwerte gebildet, wobei der Mittelwert der Wichtigkeit von dem der Zufriedenheit abgezogen wurde.[2] So wird deutlich, ob ein ‚Überschuss’ an Zufriedenheit besteht oder ob die Wichtigkeit die Zufriedenheit übersteigt und möglicherweise Handlungsbedarf besteht.

Jene drei Rubriken, die in den getrennt ermittelten Rangfolgen einen der ersten vier Plätze einnehmen, die ‚Autorenbeiträge zum Schwerpunkt’, die ‚Servicerubriken’ und die ‚Autorenbeiträge außerhalb des Schwerpunktes’, sind allesamt leicht im negativen Bereich. Die Differenz ist allerdings so gering, dass sie vernachlässigt werden kann. Mit den ‚Berichten aus der Szene’ sind die Abonnenten im Vergleich zur Wichtigkeit nicht sehr zufrieden. In der Rubrik scheint Handlungsbedarf zu bestehen. Deutliche ‚Zufriedenheits-Überschüsse’ können alle übrigen Rubriken verzeichnen, allen voran das ‚Editorial’, die ‚Nachwörter’ und die ‚Beiträge online’ (vgl. Abb. 9)

Abb. 9: Zufriedenheit in Abhängigkeit von der Wichtigkeit der Rubriken (N=71)

2.6 Ergebnisse der Telefoninterviews in Auswahl

Inhaltliche Ausrichtung: Die Themenwahl der DIE Zeitschrift wird als ‚volkshochschulnah’ empfunden. In der Zeitschrift erscheinen vor allem Beiträge aus dem Bereich der allgemeinen Erwachsenenbildung, und sie präsentiert sich als aktuelles, fachlich anspruchsvolles Periodikum. Gleichwohl wünscht der Volkshochschul-Interviewpartner einen deutlicheren Bezug zur direkten VHS-Praxis (z.B. Finanzierungsprobleme, Umwandlung in GmbHs und Eigenbetriebe, innovative Projektideen, um neue Zielgruppen zu erreichen). Von Seiten der katholischen Erwachsenenbildung wird der zur eben dargestellten Forderung konträr stehende Anspruch gestellt, die DIE Zeitschrift solle weniger die Volkshochschulen und vielmehr die gesamte Trägerlandschaft abbilden.

Aus studentischer Sicht liefert die DIE Zeitschrift allerdings zu wenig Informationen über und zum Studium der Erwachsenenbildung.

Im gewerkschaftlichen Bereich sind kritischere Beiträge speziell zur aktuellen Entwicklung der öffentlichen Förderung für berufliche Weiterbildung erwünscht.

Die formale Darbietung der Inhalte wird als schlicht wahrgenommen, wobei die ästhetischen Elemente durchaus Anerkennung finden. Die kurzen, knappen Artikel, durch Grafiken aufgelockert, bieten einen schnellen Überblick. Vom Stil her betrachtet, ist die DIE Zeitschrift einem Magazin ähnlich und wirkt zum Teil feuilletonistisch und populär.

Was den Nutzwert angeht, so unterscheiden sich die Anmerkungen der Interviewpartner:

Die Interviewpartner äußerten sich allgemeiner zur Funktion von Zeitschriften: Nach Meinung der Abonnenten ist die Lektüre von Fachzeitschriften durchaus als informelle Weiterbildung und damit als ein die Professionalität beförderndes Moment anzusehen. Zeitschriften nehmen ihrer Auffassung nach in dem Zusammenhang eine wichtigere Funktion ein als Fachbücher. Beispielsweise wurde in den Interviews auf die wichtige Funktion von Fachzeitschriften für Erwachsenenbildung bei der Etablierung eines Fachjargons hingewiesen.

Als zentrales, der professionalisierenden Wirkung widerstrebendes Problem wird der Zeitmangel in der Berufspraxis angesehen, der es allenfalls leitendem Personal ermöglicht, die eigene Professionalität durch Fachzeitschriftenlektüre zu erhöhen. Zum Teil ist die Unkenntnis in Bezug auf die Zeitschriften hemmender Faktor.

Betrachtet man den Lernprozess selbst, an dem Fachzeitschriften beteiligt sind, wird von einem Gesprächspartner auf den Umstand hingewiesen, dass die individuelle Selektion bei der Lektüre stark den Fokus der Aufmerksamkeit bestimmt. Um dafür Abhilfe zu schaffen bedürfe es der Auseinandersetzung mit mehreren verschiedenen Zeitschriften zum jeweiligen Thema, um tatsächlich Bildung zu ermöglichen.

3 Einschätzung der Ergebnisse für die redaktionelle Arbeit

Der Rücklauf der Befragung ist (erwartungsgemäß) niedrig und konnte auch durch eine nachgeschobene Online-Befragungsrunde nicht erhöht werden. Die Ergebnisse sind daher nur begrenzt belastbar. Trotzdem konnten einige für die redaktionelle Arbeit wichtige Erkenntnisse gewonnen werden.

Alterstruktur: Die verhältnismäßig kleine – und gegenüber der Befragung 2001 kleinere – Gruppe der 31- bis 40-Jährigen gibt zu denken: Sie ist v.a. deshalb brisant, weil die Kundenbefragung der Konkurrenzzeitschrift GdWZ für das Jahr 2004 ergab, dass diese Altersgruppe mit einem Anteil von 24 Prozent dort doppelt so stark vertreten ist wie bei der DIE Zeitschrift. Eine vorsichtige Deutung könnte dahin gehen, dass „diese Generation“ in Arbeitsfeldern tätig ist, in denen die GdWZ einen höheren Stellenwert hat.

Der gegenüber 2001 deutliche Zuwachs in den Randkategorien ‚bis 30’ und ‚über 60’ wird von der Redaktion positiv bewertet. Offenbar ist es in den vergangenen Jahren gelungen, zunehmend Studierende und andere jüngere Abonnenten zu gewinnen. Der Trend kann sicher noch unterstützt werden, wenn das redaktionelle Profil weiter auf Verjüngung setzt. Die Zeitschrift will in Zukunft stärker studienrelevante und berufswahlbezogene Themen bedienen (z.B. Weiterbildung als Arbeitsmarkt).

Kundengruppen: Die offenen Fragen aus der Kundengruppenanalyse des Verlags (vgl. o. Einleitung) konnten beantwortet werden: Die Aufteilung nach Kundengruppen entspricht der Erwartung (mehr Weiterbildungseinrichtungen als Hochschulen, mehr Organisationen als Privatkunden, geringe Reichweite in der Wirtschaft und angemessene Wahrnehmung in der Bildungspolitik).

Regionale Verteilung: Hier sieht die Redaktion ein Problem in der geringen Reichweite in den neuen Bundesländern. Inhaltlich könnten Themen der Neuen Bundesländer stärker Berücksichtigung finden. Mit dem Verlag wird über spezielle Marketingstrategien für die Region nachgedacht.

Allein- und Mitleser: Die Aufstellung über Mitleser je Abonnent erlaubt eine vorsichtige Hochrechung, wieviel Leser die DIE Zeitschrift über die Abonnements erreicht. Eine einfache Multiplikation der prozentualen Anteile aus Abb. 4 und den Lesern je Anteil[3] ergibt: mit jedem Abo erreichen wir 4,95 Leser..

Lesedauer: Die Angaben zur Lesedauer werden von der Redaktion positiv eingeschätzt, sowohl im Vergleich mit 2001 als auch im Vergleich zur GdWZ: Während dort 63 Prozent der Befragten antworten, maximal eine Stunde für die Lektüre aufzuwenden, tun dies bei der DIE Zeitschrift nur 28 Prozent. Und bei der Leserumfrage 2001 gaben 68 Prozent der Antwortenden an, nach maximal einer Stunde mit der Lektüre der DIE Zeitschrift fertig zu sein. Offenbar vermag die DIE Zeitschrift ihre Leser inzwischen besser zu beschäftigen /zu unterhalten – gerade im Hinblick auf die allgemein beklagte Verdichtung von Arbeitsprozessen ein erfreulicher Gegentrend.

Gesamtbewertung und Relevanz: Die Ergebnisse in diesem Teil der Befragung bestärken die Redaktion, den eingeschlagenen Weg beizubehalten. Lediglich die relativ häufige Zustimmung zum Adjektiv „umständlich“ veranlasst uns, die  Texte noch klarer zum Punkt kommen zu lassen.

Artikellänge: Insgesamt erscheint die Kombination von kurzen und langen Artikeln als gelungen, im Zweifelsfall geht die Tendenz aber stärker in Richtung ‚mehr kurze Artikel’. Da dies – so die Erfahrung der Redaktion – meistens den Interessen der Autoren zuwiderläuft, dürfte an der gegenwärtigen Artikellänge nicht mehr viel nach unten zu korrigieren sein.

Ort zwischen Theorie und Praxis: Die Abonnenten goutieren die Positionierung der Zeitschrift zwischen Theorie und Praxis, entscheiden sich aber in Zweifelsfällen eher für eine leichte Verschiebung zur Praxis hin. Hier müsste noch genauer ermittelt werden, worin dieser erwünschte Praxisbezug bestehen könnte. Sind eher Berichte „aus der Praxis für die Praxis“ gewünscht oder eher auf die Praxis hin gewendete Erkenntnisse aus den wissenschaftlichen (Bezugs-)Disziplinen? Letzteres entspräche dem Selbstverständnis der herausgebenden Institution mehr.

Grafische Gestaltung: Der überwiegende Teil der Leser ist mit dem grafischen Konzept zufrieden, das sich in Cover, Innenlayout und besonders gestalteten Seiten wie Stichwort und Blickpunkten auslegt. Dies wird in den Telefoninterviews bestätigt, wenn sich zwei von drei Interviewpartnern hierzu positiv äußern: In einem Telefoninterview wird das grafische Konzept „wirklich ausgezeichnet“ genannt und „hervorragend“ benotet. Eine zweite Interviewpartnerin würde zwar nichts am Inhalt, aber sehr wohl „am Äußeren“ etwas ändern. In einem dritten Interview wird das grafische Konzept als „nicht schlecht gelöst mit diesen künstlerischen Aspekten zwischen drin“ gekennzeichnet.

Im Blick auf die Anforderungen aus der Leserbefragung 2001 (vgl. o. unter 1.) kann der Relaunch als gelungen bezeichnet werden. Die Redaktion sieht beim grafischen Konzept derzeit keinen Handlungsbedarf. Insbesondere wird sie die Zusammenarbeit mit dem Grafiker, der die Titel mit der Redaktion entwirft, fortführen. Mit der Covergestaltung hat die Zeitschrift ein zentrales Alleinstellungsmerkmal.

Bewertung der Rubriken: Der Vergleich von Wichtigkeit und Zufriedenheit zeigt, dass diejenigen Rubriken, die für wichtig gehalten werden, eine entsprechende Zufriedenheit beim Leser bewirken. Eine nennenswerte negative Abweichung hat sich bei ‚Berichten aus der Szene’ ergeben. In der zugehörigen Rubrik „Magazin/Szene“ scheint Handlungsbedarf zu bestehen. Die Redaktion prüft, wie sich die Rubrik, in der Mehrzahl mit Tagungsberichten bestückt, verbessern lässt. Tagungsberichte haben ihre eigenen Schwierigkeiten: Die Kunst der Tagungsberichterstattung besteht darin, die Einzelteile der Tagung aus einer gewissen Distanz unter einer gemeinsamen Perspektive zu betrachten und zugleich eine Verbindung zu Vorgängen außerhalb der Tagung herzustellen. Gelingt das nicht, verbleibt der Text im Nachvollzug der einzelnen Tagungsbestandteile. Die Redaktion muss Autoren für Tagungsberichte ggf. sorgfältiger als bisher aussuchen und die Rubrik evtl. stärker anreichern mit Texten über (tagungsunabhängige) Vorgänge.

Mit den feuilletonistischen Rubriken Blickpunkte und Nachwörter sind die Abonnenten absolut betrachtet am unzufriedensten – wenn auch zufriedener, als es die zugeschriebene Bedeutung der Rubrik nahelegt. Ein Interviewpartner hat zu den Blickpunkten explizit Stellung bezogen: „ganz nett, aber auch nicht gerade das, was man unbedingt braucht“. Die feuilletonistischen Elemente werden von einigen als hervorstechendes Merkmal, von anderen eher als unerwünscht bezeichnet.

Insgesamt sieht sich die Redaktion in ihrer Arbeit durch die Abonnentenbefragung 2005 bestätigt. Bei einer Vielzahl divergierender Interessen, die zu bedienen sind, ist es nachvollziehbar, dass nicht alle Wünsche umgesetzt werden können. Trotzdem gehen von der Befragung wichtige Signale für die mittelfristige Planung aus.


[1] Die ‚GdWZ’ wurde in der Zwischenzeit in ‚Weiterbildung’ umbenannt.

[2] Die Differenzen sind für sich genommen wertfrei, obwohl sie ein Vorzeichen haben, denn ein positiver Wert bedeutet nicht, dass die jeweilige Rubrik gelungener ist, sonder nur, dass die Abonnenten zufriedener damit sind, als ihre Wichtigkeit es erfordern würde.

[3] Die Gruppe ‚3-5 Mitleser’ wurde mit 5 multipliziert (Mittelwert 4 plus der Abonnent), die Gruppe ‚6-10 Mitleser’ mit 9, die Gruppe ‚> 10 Mitleser’ mit 12.