GER war eine freiwillige Organisation, die im 2. Weltkrieg in Großbritannien einen Beitrag zum Zusammenhalt deutscher Emigranten aus den Sozial- und Bildungsberufen leistete. Nach dem Kriegsende initiierte sie zudem Initiativen für eine demokratische Neubegründung des Bildungssystems, insbesondere im Bereich der Erwachsenenbildung. 

GER wurde 1942 gegründet und löste sich 1958 wieder auf. Von englischer Seite wurde GER, insbesondere von der deutschen Kirche in England und den Gewerkschaften unterstützt. Wichtige deutsche Mitglieder waren: Fritz Borinski (1903-1988), Werner Milch und Minna Specht (1879-1961). Außerdem wirkte auch der in Großbritannien eingebürgerte Soziologe Karl Mannheim mit. Ihr Hauptaugenmerk lag darauf, die demokratische Nachkriegsentwicklung des Bildungssystems in Deutschland, in dem die Erwachsenenbildung eine besondere Rolle spielen sollte, mit auszugestalten. Sie bauten für diese Neubegründung vor allem auf fortschrittliche Mitarbeitende aus der Erwachsenenbildung aus der Weimarer Republik.

Spenden der Quäker erlaubten es, Fritz Borinski und Werner Milch für die Organisationsbelange von GER einzustellen. Sie organisierten Konferenzen und Publikationen. Ungefähr 60 Emigrantinnen und Emigranten aus Deutschland waren in die Arbeit eingebunden. GER war als Erwachsenenbildungseinrichtung in Großbritannien aktiv. Organisiert wurden sog. Study Groups, Konferenzen, Fortbildungsangebote für Emigranten und Vortragsangebote über die Arbeit von GER. Aktiv war GER auch in der pädagogischen Betreuung von Kriegsgefangenenlagern für Deutsche in Großbritannien. GER entwickelte Empfehlungen zum Wiederaufbau des Bildungssystems und bemühte sich Einfluss auf die britische Öffentlichkeit zu gewinnen, die stärker auf das Modell der Re-Education setzte. Ihr offizieller Einfluss auf die Planungen der britischen Außenpolitik nach Kriegsende war allerdings eher gering (Marriott 1995, 144). Nach Kriegsende lag der Schwerpunkt der Arbeit auf den englisch-deutschen Beziehungen und GER diente als Informationsbüro, Kommunikations- und Austauschstelle für deutsche und britische Bildungsexperten- und expertinnen.

Archive:

London Institute of Education, Archive: Bestand GER, u.a. Nachlassteile von Fritz Borinski; Werner Burmeister; Karl Mannheim, Beständeübersicht unter: http://archive.ioe.ac.uk/DServe/dserve.exe?dsqIni=Dserve.ini&dsqApp=Archive&dsqCmd=overview.tcl&dsqDb=Catalog&dsqSearch=%28RefNo=%27ger%27%29

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Archiv für Erwachsenenbildung in Niedersachsen: Nachlassteile Fritz Borinski, unter: http://www.ibe.uni-oldenburg.de/archiv/archivbestaende/abstracts/nachlass_borinski.pdf

Institut für Zeitgeschichte, München, Archiv: Nachlassteil von Fritz Borinski

Literatur:

Friedenthal-Haase, Martha/Zellhuber-Vogel, Petra (1993): Deutsch-britische Beziehungen auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung: Bibliographie der in Deutschland erschienenen Publikation in der Zeit von 1880 bis 1980. Köln

Friedenthal-Haase, Martha (Hg.) (2014): Fritz Borinski: The German Volkshochschule. An Experiment in Democratic Adult Education under the Weimarer Republic. Bad Heilbrunn

Marriott, Stuart (1995): English-German Relations in Adult Education 1875-1955. A commentary and selected bibliography. Leeds

Wilson, Ronald (1986): Erwachsenenbildung als Re-Education?; in: Otto, Volker (Hg.): Von Hohenrodt zur Gegenwart. Rückblick und Zukunftsperspektive. 40 Jahre Hessischer Volkshochschulverband. Frankfurt a.M., S.111-120

Internetquellen:

Kurzbeschreibung GER, unter: http://www.ioe.ac.uk/services/990.html

Geschichte von GER; Austausche: Resources for Anglo-German educational history 1942-1958, unter: http://austausche.ioe.ac.uk/History%20of%20the%20GER.htm

Kurzbiografie von Minna Specht, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Minna_Specht

 

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