Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff bedeutet übersetzt die Redekunst, und zwar in der doppelten Bedeutung von Überredungskunst und als Wissenschaft vom wirksamen Reden. Sie spielte insbesondere in den politisch-konstitutionellen Vollversammlungen der „freien Bürger“ Athens und in Gerichtsverhandlungen eine wichtige Rolle. Es gab viele Rhetoriklehrer und Handbücher. Die erste systematische Darstellung lieferte Aristoteles (384-328 v.Chr.). Er definierte die Rhetorik:

  • als die Fähigkeit, bei jeder Sache das möglicherweise Überzeugende zu betrachten
  • als Gegenstück zur Argumentationstheorie der Dialektik
  • durch drei Formen der Überzeugung: der Glaubwürdigkeit des Redners, den emotionalen Zustand des Hörers und dem Argument.

Dem Argument kam in den Überlegungen von Aristoteles der höchste Stellenwert zu. Somit grenzt er sich vom Sophismus ab, der die Überredungskraft über die Forderungen des Wahrheitsgehalts stellte.

Die Rhetorik unterscheidet verschiedene Redegattungen und Textsorten:

  • die Gerichtsrede
  • die Beratungsrede
  • die Lob- und Festrede
  • den Lehrvortrag
  • die Predigt

Zudem sind die einzelnen gedanklichen Abschnitte der Rede sowie ihre Abfolge geregelt. Für den Schlussteil gilt, dass hier im Besonderen an die Emotionen des Publikums appelliert wird.

Des Weiteren hatte die Rhetorik ihren festen Platz innerhalb des Bildungskanons der sogenannten „sieben artes liberales“, den klassischen Studienfächern.

Die Rhetorik spielt bis heute eine wichtige Rolle und wird als eigenständiger Studiengang in Stuttgart und Tübingen und als Teilgebiet im Fach Sprechwissenschaft –und erziehung an anderen Universitäten angeboten.

Literatur:

Aristoteles: Rhetorik; in der englischen Übersetzung von W. Rhyse Roberts; unter: http://ebooks.adelaide.edu.au/a/aristotle/a8rh/ (12.11.2014)

Stifter, Christian H. (2006): Die Sophisten der griechischen Antike – die vergessenen ersten Volksbildner Europas? Intellektuelle Reflexion zwischen Tugend, Rhetorik und fundamentaler Gesellschaftskritik; in: Spurensuche, Heft 1-4, S. 7–33

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Klaus Heuer