Horst Heidbrink
Dr. Horst Heidbrink ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Fernuniversität Hagen.
Virtuelle Studiengänge werden im Bereich Fernstudium bereits seit einigen Jahren angeboten - und von den meisten Studierenden angenommen. Läßt sich auch die Frage von Leistungsnachweisen online regeln? - Horst Heidbrink zeigt auf, daß und wie solche Leistungsweise per Internet organisiert werden können. Er verweist aber auch auf problematische Aspekte dieses Verfahrens.
"Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie würden an einem 'Schweigeseminar' mit ganz besonderen Regeln teilnehmen: Das Schweigeseminar findet nicht zu einer festen wöchentlichen Zeit statt, sondern läuft permanent während des ganzen Semesters. Die anderen Seminarteilnehmer bekommen Sie allerdings gar nicht zu sehen. Sie dürfen auch nicht mit ihnen oder dem Dozenten sprechen. Sie können allerdings jederzeit in den Seminarraum gehen, auch nachts oder am Wochenende. Hier finden Sie einige schwarze Bretter mit Mitteilungen. Diese können Sie sich durchlesen oder auch kopieren. Einige stammen vom Dozenten, andere von Teilnehmer/innen.
Wenn Sie es möchten, können Sie eigene Mitteilungen schreiben
und an eines der schwarzen Bretter hängen. Nach einiger Zeit sind Sie
neugierig, ob jemand geantwortet hat. Ist dies der Fall, finden Sie die
Antwort (oder gleich mehrere) unter Ihrem Schreiben angeheftet. Natürlich
hat das Seminar ein bestimmtes Thema, und Sie müssen einiges tun, um
das Seminar erfolgreich abschließen zu können. Sie können
allein arbeiten oder auch mit anderen zusammen eine Arbeitsgruppe bilden.
Die Bildung von Arbeitsgruppen ist nicht ganz einfach, aber auch nicht unmöglich:
Jeder Teilnehmer besitzt einen Postkorb, in den man Nachrichten legen kann,
die nur für ihn bestimmt sind. So finden Sie in Ihrem Postkorb eine
Anfrage von jemandem, der mit Ihnen zusammenarbeiten möchte. Ihren
Antwortzettel legen Sie in seinen Postkorb. Auch der Dozent hat einen eigenen
Postkorb für Fragen, die die Teilnehmer/innen nicht gern öffentlich
im Seminarraum aushängen wollen.
Interessanterweise wird nicht kontrolliert, wer den Seminarraum betritt.
Auch Personen, die an dem Seminar nicht teilnehmen, dürfen den Raum
betreten und die ausgehängten Informationen lesen. Es wird allerdings
nicht gern gesehen, daß 'Nichtteilnehmer' Informationen an die schwarzen
Bretter hängen.
Da direkte Kontaktmöglichkeiten nicht möglich sind, wird die gesamte
Kommunikation auf schriftlichem Wege abgewickelt. Als Teilnehmer stellen
Sie bald fest, daß diese Organisationsform auch einige Vorteile bietet.
Beispielsweise sind Sie nur an wenige zeitliche Vorgaben gebunden. Wann
immer es Ihnen paßt, können Sie den Seminarraum besuchen und
sich umfassend über den Fortgang des Seminars informieren. Falls Sie
etwas vergessen haben, können Sie es nachlesen. Falls Sie Fragen haben,
können Sie sie jederzeit stellen. Auf die Antworten müssen Sie
allerdings immer warten. Manchmal kommen sie schnell, manchmal dauert es
einige Tage, in seltenen Fällen kommt nie eine Antwort.
Einige Male im Semester werden Sie allerdings gebeten, sich zu einer bestimmten
Zeit in der Universität einzufinden. Im Seminarraum ist eine große
Papierrolle ausgelegt, und jeder der Anwesenden bekommt einen dicken Schreibstift.
Auch jetzt herrscht absolutes Schweigegebot. Jeder darf allerdings Fragen,
Antworten und Kommentare auf die Papierrolle schreiben. Dies ist nicht ganz
einfach, da manchmal mehrere Personen gleichzeitig schreiben oder direkt
unter einer Frage kein Platz mehr ist, so daß eine Antwort erst weiter
unten auf das Papier geschrieben werden kann" (Heidbrink 1997, S. 395f).
Dieses wie ein sozialpsychologisches Experiment anmutende Schweigeseminar
soll die Grundstruktur eines virtuellen Seminars verdeutlichen. Derartige
Seminare führen wir seit einigen Jahren für Studierende der FernUniversität
Hagen mit Hilfe des Internet durch.
Allerdings ist im Internet der fiktive Seminarraum durch "virtuelle"
schwarze Bretter (Newsgruppen) und elektronische Postkörbe (E-Mail)
ersetzt. Hierdurch wird für die Teilnehmer/innen der Weg zur Universität
überflüssig, da alle Informationen zu Hause am PC abrufbar sind.
Auch die große Papierrolle der Präsenzzeiten ist praktischerweise
in Form eines speziellen Chat-Programms (IRC-Client) auf dem PC vorhanden.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt einen Bedarf
gibt, innerhalb der Lehre "reale" durch "virtuelle"
Kommunikation zu ersetzen. Die Nachteile scheinen zunächst auf der
Hand zu liegen: Die direkte Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden
im Seminarraum wird durch ein technisches Medium eingeengt, kanalisiert
und im wesentlichen auf den Austausch schriftlicher Nachrichten beschränkt.
Die bislang noch komplizierte Technik erschwert vor allem "Newbies"
den Zugang zur virtuellen Kommunikation, in einigen Fällen verhindern
technische Probleme die Teilnahme gänzlich.
Insgesamt war die Bereitschaft der Teilnehmer/innen jedoch erstaunlich hoch,
sich mit den oft frustrierenden Problemen des Internetzugangs auseinanderzusetzen
und zusätzliche Zeit in ihre Bewältigung zu investieren. Viele
betonten zum Schluß der Seminare ausdrücklich, daß sie
es als persönlichen Gewinn ansehen, nicht nur etwas über die Thematik
des Seminars gelernt, sondern auch einen Einblick in das ihnen vorher unbekannte
Internet bekommen zu haben.
Tatsächlich gibt es ja mittlerweile viele, die sich eine beträchtliche
"Internetkompetenz" angeeignet haben - meist mit nicht unerheblichen
privaten Investitionen in die erforderliche Technik (Multimedia-PC, Internetanschluß).
Bei unseren virtuellen Seminaren zeigte sich, daß das Internet durchaus
nicht die häufig vermutete rein männliche Domäne ist: Beispielsweise
waren unter den insgesamt mehr als 80 Teilnehmer/innen unserer drei "virtuellen
Methodenseminare" ca. 75% Studentinnen.
Einige konnten allerdings auf männliche Hilfe zurückgreifen: die
jeweiligen Ehemänner hatten für eine Internet-Ausrüstung
bereits gesorgt, sich in Technik und Bedienung prophylaktisch "eingearbeitet".
"Ohne meinen Mann wäre es mir sehr schwer gefallen" (eine
Teilnehmerin im Online-Chat zu der Frage nach der Bewältigung technischer
Probleme). Manchmal drängte sich der Eindruck auf, daß die Teilnahme
am virtuellen Seminar latent konfliktträchtige familiäre Situationen
entschärfte: Die studierende Ehefrau konnte den internetkundigen Ehemann
als "technischen Experten" einsetzen, dessen Internetkompetenz
erfuhr durch den Kontext "Studium" eine erhebliche Aufwertung.
Virtuelle und reale Seminare
So wie es ganz unterschiedliche Organisationsformen für reale Seminare
gibt, lassen sich auch Online-Seminare auf sehr unterschiedliche Art und
Weise organisieren. Ob eine Organisationsform günstig oder ungünstig
ist, kann man in beiden Fällen nicht generell entscheiden, da die Wahl
der optimalen Form von sehr vielen Bedingungen abhängt. Bei virtuellen
Seminaren spielen nicht nur die jeweiligen technischen Voraussetzungen eine
wichtige Rolle, sondern der gesamte institutionelle, strukturelle und soziale
Kontext, in dem das Seminar ablaufen soll.
Beispielsweise wird die Sinnhaftigkeit von virtuellen Seminaren innerhalb
eines Fernstudiums sehr viel schneller deutlich als die Ersetzung herkömmlicher
Präsenzseminare durch virtuelle Veranstaltungen. Demgegenüber
dürfte eine Ergänzung traditioneller Seminare durch virtuelle
Elemente durchaus Sinn machen. So kann das Internet für die Verteilung
von Seminarpapieren und Literatur, aber auch für einzelne Online-Konferenzen
mit externen Expert/innen oder zum internen Informationsaustausch von Arbeitsgruppen
genutzt werden. Die Nutzung elektronischer Medien für die Lehre dürfte
immer dann sinnvoll sein, wenn die Kommunikation hierdurch erleichtert wird
oder Informationen verfügbar werden, die auf anderen Wegen nur schwer
oder gar nicht beschafft werden können.
In den USA hat sich gezeigt, daß internet-gestützte Fernstudienprogramme
auch bei Campus-Student/innen erstaunlich beliebt sind. Guernsey (1998)
berichtet, daß viele virtuelle Studienangebote amerikanischer Universitäten
hauptsächlich von den eigenen Student/innen (und nicht - wie eigentlich
geplant - von tatsächlichen "Fernstudent/innen") genutzt
werden. Beispielsweise sind 80% der Teilnehmenden des Online-Programms der
State University of New York (http://www.suny.edu) gleichzeitig Voll- oder
Teilzeitstudent/innen an dieser Universität. Über die Gründe
für solche überraschenden Entwicklungen kann man bislang nur spekulieren.
Zwei mögliche Ursachen sollen hier kurz erwähnt werden: Zum einen
kann sich die bereits angesprochene Motivation auswirken, einer mehr aus
technischem Interesse erworbenen Internetkompetenz ein sinnvolles Anwendungsgebiet
zu erschließen. Zum anderen ist vermutet worden, daß Online-Programme
einigen Studierenden als eine "einfachere" Möglichkeit des
Erwerbs notwendiger Studiennachweise erscheinen könnten. Möglicherweise
sind Online-Programme auch didaktisch und methodisch sorgfältiger und
aufwendiger gestaltet als ihre "realen" Alternativen, so daß
eine Teilnahme sich für die Studierenden auch unter rein fachlichen
Gesichtspunkten lohnt.
Bei unseren bisherigen Seminaren erwies sich die jeweilige "Online-Version"
gegenüber herkömmlichen Präsenzseminaren als deutlich zeit-
und arbeitsaufwendiger. Dies liegt zum einen an dem Umstand, daß Präsenzseminare
an der FernUniversität in der Regel als Wochenendseminare durchgeführt
werden, virtuelle Seminare während eines ganzen Semesters (ca. 3 Monate)
laufen. Aber selbst im Vergleich zu Präsenzveranstaltungen, die über
einen vergleichbaren Zeitraum zu regelmäßigen Zeiten stattfinden,
führt die "pausenlose" Öffnungszeit bei virtuellen Seminaren
paradoxerweise zu einem deutlich höheren "Präsenzdruck":
in den Newsgruppen des virtuellen Seminars können jederzeit neue Artikel
erscheinen, außerdem kann ich als Teilnehmer jederzeit per E-Mail
von anderen Teilnehmern oder der Seminarleitung angeschrieben werden.
In unserem letzten virtuellen Seminar erschienen beispielsweise im Durchschnitt
täglich drei neue Artikel in den seminareigenen Newsgruppen. Man kann
sich leicht ausrechnen, mit welchen Informationsmengen Teilnehmer/innen
nach längerer virtueller Abstinenz konfrontiert wurden.
Leistungsnachweise per Internet?
In unseren virtuellen Seminaren haben wir die Frage der Leistungsnachweise
in direkter Analogie zu traditionellen Lehrveranstaltungen geregelt. Bei
letzteren ist in der Regel eine schriftliche Hausarbeit oder ein Referat
obligatorisch. Hausarbeiten können meist auch als Gruppenarbeiten durchgeführt
werden - diese Möglichkeit empfehlen wir auch in den virtuellen Seminaren.
Zur Vorbereitung wird die Bildung virtueller Arbeitsgruppen von der Seminarleitung
unterstützt. Die Arbeitsgruppenmitglieder können hierbei weit
entfernt voneinander wohnen, da die Binnenkommunikation der Gruppe in der
Regel per E-Mail und über Online-Chats (IRC) läuft.
Trotz verbreiteter Skepsis gegenüber dieser "unpersönlichen"
Art der Kommunikation hat sich gezeigt, daß die virtuellen Arbeitsgruppen
überwiegend gut zusammenarbeiten. In Nachbefragungen zeigten sich die
Teilnehmer/innen meist sehr zufrieden mit dieser Art der virtuellen Kommunikation
innerhalb ihrer Arbeitsgruppe. Auffällig ist, daß sich Konflikte
- wenn überhaupt - vor allem in bezug auf die in der Gruppe vereinbarte
"Arbeitsverteilung" ergeben können: Gruppenmitglieder, die
einmal übernommene Arbeitsaufträge nicht (rechtzeitig) erfüllten
und auf "Mahnungen" nicht reagierten, wurden von den anderen in
einigen Fällen prompt aus der Arbeitsgruppe ausgeschlossen.
Die für die Leistungsnachweise notwendigen schriftlichen Ausarbeitungen
werden in unseren Seminaren in den Newsgruppen des Seminars veröffentlicht
und dann gemeinsam diskutiert. Da diese Newsgruppen nicht nur für die
Seminarteilnehmer, sondern prinzipiell "internetweit" lesbar sind,
bedeutet das Posten einer Seminararbeit gleichzeitig auch deren "weltweite"
Veröffentlichung. Dies bewirkt naturgemäß einen gewissen
Druck auf die jeweiligen Autor/innen: Niemand möchte sich in der Öffentlichkeit
als inkompetent darstellen.
Neben der von uns bislang praktizierten Form der Vergabe von Leistungsnachweisen
sind natürlich auch andere Formen denkbar und teilweise bereits erprobt.
Beispielsweise eignet sich das WWW sehr gut für Klausuren bzw. Tests
in Form von "Multiple Choice"-Aufgaben. Diese können auf
einer eigenen WWW-Seite so gestaltet werden, daß zum Beantworten nur
noch die entsprechenden Kästchen angeklickt werden müssen. Die
Ergebnisse können dann automatisch per E-Mail an den Dozenten zur Korrektur
geschickt werden. Mittlerweile sind auch automatische Korrektursysteme entwickelt
worden, bei denen die Antworten von einem Auswertungsprogramm automatisch
bewertet werden.
Ein derartiges System zur automatischen Korrektur von Einsendeaufgaben über
das WWW wird an der FernUniversität zur Zeit erprobt (Internet-basierter
Übungsbetrieb, WebAssign '98, URL: http://www-pi3.fernuni-hagen.de/iiop/WebAssign).
Aus studentischer Sicht sieht dieses System folgendermaßen aus (aus
den Online-Informationen von WebAssign):
Ablauf bei automatischer Korrektur:
* Der Student ruft mit seinem Web-Browser ein Aufgabenblatt ab, füllt
es aus und sendet es per Knopfdruck ein.
* Variante A:
* Das System bestätigt den Eingang über die HTML-Antwortseite.
* Das WebAssign-System läßt die Einsendung durch die automatische
Korrektur laufen.
* Nach Einsendeschluß kann sich der Student seine korrigierte Einsendung
sowie die vorbereitete Musterlösung mit dem Web-Browser ansehen.
* Variante B:
* Das WebAssign-System läßt die Einsendung durch die automatische
Korrektur laufen.
* Der Student bekommt seine korrigierte Einsendung und die Musterlösung
über die Antwortseite sofort zurückgesendet.
Ablauf bei manueller Korrektur:
* Der Student ruft mit seinem Web-Browser ein Aufgabenblatt ab, füllt
es aus und sendet es per Knopfdruck ein.
* Das WebAssign-System bestätigt den Eingang über die Antwortseite.
* Der Korrektor korrigiert die Einsendung durch direkte Annotationen in
der Einsendung.
* Das System schickt dem Studenten (nach Einsendeschluß) eine E-Mail-Notiz,
daß die Korrektur abgeschlossen ist.
* Der Student sieht sich seine korrigierte Einsendung und die Musterlösung
mit dem Web-Browser an.
Ablauf bei automatischer Vorkorrektur und manueller Korrektur:
* Der Student ruft mit seinem Web-Browser ein Aufgabenblatt ab, füllt
es aus und sendet es per Knopfdruck ein.
* Das WebAssign-System läßt die Einsendung durch die Vorkorrektur
laufen.
* Der Student bekommt das Ergebnis der Vorkorrektur als Antwortseite sofort
zurückgesendet. Er kann nun aufgrund der Rückmeldung seine Einsendung
verbessern und erneut einsenden oder auf die endgültige Korrektur warten.
* Nach Einsendeschluß bearbeitet der Korrektor die vorkorrigierte
Einsendung (die zuletzt eingegangene Version) durch direkte Annotationen
in der Einsendung.
* Das System schickt dem Studenten eine E-Mail-Notiz, daß die Korrektur
abgeschlossen ist.
* Der Student sieht sich seine korrigierte Einsendung und die Musterlösung
mit dem Web-Browser an.
(URL: http://circe.fernuni-hagen.de/WebAssign/Docs/produkttd.htm, Josef Voss)
Im Bereich der Psychologie gibt es bereits vielfältige Erfahrungen mit Fragebogenerhebungen und Tests im Internet (vgl. z.B. Batinic & Bosnjak 1997; Funke & Krüger 1998). Technisch sind selbst aufwendige Testverfahren "online" realisierbar. Dies gilt sogar für die Durchführung psychologischer Experimente, die sich im WWW simulieren lassen (vgl. Reips 1997).
Allerdings soll auch die Problematik von "Online-Leistungsnachweisen" nicht verschwiegen werden. Beispielsweise ist das Internet kein sonderlich sicheres Datennetz, wie die aktuelle Diskussion um bestehende und mögliche Sicherheitslücken beim elektronischen Zahlungsverkehr zeigt. In bezug auf die Zertifizierung individueller Leistungen liegen die Probleme allerdings weniger in der Herstellung "sicherer" Datenübertragungen - hier dürften die gegenwärtig verfügbaren Techniken durchaus ausreichend sein. Weitaus weniger sicher ist allerdings, wer die geforderte Online-Leistung wirklich erbracht hat, da kaum festgestellt werden kann, wer die Antworten am häuslichen PC eingegeben hat. Legt man also - wie bei Klausuren meist gefordert - Wert darauf, daß ein Test selbständig und ohne fremde Hilfen absolviert wird, muß dies auch direkt am jeweiligen PC kontrolliert werden. In derartigen Fällen kommen also nur lokale PC-Pools für die Durchführung von Online-Leistungsnachweisen in Frage.
Ideal sind Online-Tests vor allem für die Selbstkontrolle des Lernenden, da hier Täuschungsversuche wenig Sinn machen. Online-Prüfungen als Ersatz für Zwischen- oder Abschlußprüfungen in Studiengängen werden beispielsweise an der FernUniversität nicht durchgeführt. Allerdings gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, Prüfungen per Videokonferenz abzulegen. Einige Studienzentren verfügen über geeignete technische Ausstattungen, die es erlauben, daß der Prüfer in Hagen sitzt und der Prüfling z.B. im Videostudio eines österreichischen Studienzentrums. Die Prüfungsordnung schreibt allerdings vor, daß der Beisitzer am Prüfungsort anwesend ist, also neben den Prüfling sitzt.
Derartige Videoübertragungen sind prinzipiell auch über das Internet möglich, wobei momentan ihre technische Qualität allerdings noch zu gering ist. Bei der derzeitigen Ausbaugeschwindigkeit der weltweiten Datennetze ist jedoch absehbar, daß in nicht allzu ferner Zukunft Videoübertragungen per Internet auch für die Durchführung von Online-Prüfungen genutzt werden können.
Literatur
Batinic, B. & Bosnjak, M.: Fragebogenuntersuchungen im Internet. In B. Batinic (Hrsg.), Internet für Psychologen. Hogrefe, Göttingen, 1997
Funke, J. & Krüger, T.: Let’s test! Psychologische Datenerhebungen im Netz. In T. Krüger & J. Funke (Hrsg.), Psychologie im Internet. Weinheim/Basel, 1998
Heidbrink, H.: Ein virtuelles Methodenseminar an der FernUniversität. In B. Batinic (Hrsg.), Internet für Psychologen. Hogrefe, Göttingen, 1997
Reips, U. D. (1997). Das psychologische Experimentieren im Internet. In B. Batinic (Hrsg.), Internet für Psychologen. Hogrefe, Göttingen, 1997