zur Eingangsseite pixel pixel Kontakt Impressum English Sitemap Suche Neu
pixel Termine, Veranstaltungen, Mitteilungen aus dem DIE Presse Datenbank für Weiterbildner/innen Online-Dokumente zur Erwachsenenbildung Bibliothek – Literaturdokumentation – Archive Interessante Links zur Erwachsenenbildung
 
pixel
Pixel

nach oben

Veränderte Auffassungen vom Lernen machen veränderte Organisationsformen des Lernens notwendig
G.Dohmen

1.Veränderungen der Vorstellungen vom Lernen

Bevor man neue Organisationsformen des Lernens entwickelt, sollte man sich darüber zu verständigen suchen, was man eigentlich organisieren will, auf welches Verständnis menschlichen Lernens man sich bei Veränderungen der Lernorganisation bezieht.

Die Vorstellungen vom Lernen verändern sich nämlich im Zusammenhang mit dem Wandel gesellschaftlicher Anforderungen an die lernenden Menschen.

Aktuell zeichnet sich z.Zt. so etwas wie eine internationale Wende zu mehr Lernen in direktem Anwendungsbezug (sh. die englische Learndirect-Bewegung) und zu mehr lebensnahem Problemlösungslernen (sh. Pisa und Forum Bildung) ab.

„Wende" bedeutet ja sowohl eine Neuausrichtung der Abwendung wie der Zuwendung.

Die derzeitige Wende manifestiert sich vor allem in einer Abwendung

-von der Dominanz eines theoretischen Auf-Vorrat-Lernens und einer fachsystematischen Wissensspeicherung ohne kritische Prüfung des Nutzens für das Weltverständnis und die Lebensführung der Lernenden und

-vom Überhäufen der Schüler mit Antworten auf Fragen, die sie nie gestellt haben und die ihnen auch nicht als sinnvoll und notwendig plausibel und erfahrbar gemacht werden können.

Und sie zeigt sich in der Zuwendung

-zu einem lebensunmittelbareren Lernen für ein besseres Verstehen der drängenden Wirkungszusammenhänge, in denen man lebt und wirkt, und 
-zu einem Problemlösungs- und Lebenshilfe-Lernen für ein besseres Zurechtkommen und Mitwirken in der realen Lebens- und Arbeitswelt.

Diese Akzentverlagerung hängt zusammen mit der Verbreitung des „lebenslangen Lernens" und des Bewußtseins,

-dass in einer Welt schneller Veränderungen die künftigen Anforderungen immer weniger vorhersehbar sind und auf sie deshalb immer weniger vorweg durch Lernen vorbereitet werden kann,

-dass wir alle deshalb unser Leben lang weiterlernen müssen und

-dass die organisatorische Grundvorstellung von zwei aufeinander folgenden Phasen des vorwiegenden Lernens in der Jugend und der vorwiegenden Anwendung im Erwachsenenalter obsolet geworden ist.

Je mehr das LLL sich als Leitvorstellung und als Lebenspraxis durchsetzt, desto mehr wird das Lernen zum lebenslang immer neuen ad-hoc-Lernen in jeweils aktuellen Anforderungssituationen – allerdings auf der Basis einer notwendigen Grundbildung.

Insgesamt verschieben sich in der internationalen Diskussion die Aufmerksamkeitsakzente vom systematischen Lernen als Reaktion auf planmäßiges lehrplanbestimmtes Belehrtwerden mehr auf ein selbständiges situatives kooperatives Lernen in der Konfrontation und Auseinandersetzung mit akuten Aufgaben, authentischen Anforderungen und offenen Problemen in der jeweiligen Lebenswirklichkeit.

Diese pragmatische Wendung ist eng verbunden mit einer Wende von der sog. Input-Orientierung zur Output-Orientierung, oder, wie es die OECD-Bildungsexperten schon 1997 proklamiert haben, zu den „Non Curriculum-bound Outcomes". (OECD:1997)

Der Maßstab erfolgreichen Lernens ist danach nicht mehr einseitig der Umfang des unterrichtsmäßig vermittelten, gedächtnismäßig gespeicherten und in Prüfungen reproduzierbaren Wissens, sondern die in entsprechenden Anforderungssituationen demonstrierbare Kompetenz zur konstruktiven Erschließung, Nutzung und sinnvollen Anwendung des verfügbaren einschlägigen Wissens für die Lösung lebensrelevanter Aufgaben und Probleme.

Als „Kompetenzen " verstehen wir dabei jeweils Komplexe von persönlichen Kenntnissen, Erfahrungen, Fertigkeiten, Strategien und Dispositionen, die es ermöglichen, bestimmte Aufgaben und Anforderungen erfolgreich zu bewältigen.

Bei der stärkeren Konzentration auf Kompetenzentwicklung als Hauptziel des Lernens spielt die Lernkompetenz als Schlüsselkompetenz zum offenen lernenden Aufnehmen, Ordnen, Gewichten, Integrieren und sinnvollen Anwenden von Informationen und Wissen in der eigenen Lebenspraxis, (in der Arbeitswelt, im sozialen Umfeld, vor allem vor neuen Situationen, Entwicklungen, Anforderungen etc.) eine entscheidende Rolle.

Lernen wird damit wieder mehr als eine natürliche Lebensfunktion bewußt, ohne die wir im täglichen Handeln und Verhalten orientierungs- und steuerungslos von äusseren Einflüssen hin und her geworfen werden.

D.h. dieses Lernen steht auch in einem existenziellen Selbstbehauptungszusammenhang: Durch das lernende Bemühen um Verstehen, Sich Orientieren, Deuten für ein verständiges Zurechtkommen und verantwortungsbewußtes Mitwirken in der eigenen Lebenswelt versuchen wir, uns in einer unübersichtlicher und z.T. auch bedrohlicher werdenden Welt als Personen mit eigenem Denken und eigenem Gewissen zu behaupten.

Neben der pragmatischenAusrichtung auf eine Art Alltagstauglichkeit bzw. Lebenstüchtigkeit manifestiert sich hier ein neuer Bildungsbezug des Lernens:

„Bildung" als Entwicklung humaner Kompetenzen zur personalen Selbstwerdung, persönlichen Selbstbestimmung und humanen Selbstbehauptung im Denken, Urteilen und Handeln wird zum existenziellen Ziel des lebenslangen Lernens.

Es geht also

-um einen ganzheitlicheren Bildungsbezug des Lernens,

-um die Ausrichtung auf eine lebensführungs-relevante Kompetenzentwicklung und wertbezogene Orientierungsfähigkeit,

-um die gezielte Entwicklung eigenständigen Denkens, Lernens, Handelns und Mitwirkens bei der Lösung gemeinsamer Aufgaben und Probleme und 

-um die gezielte Förderung der Fähigkeit zur kreativen Neukonstruktion des Wissens, das jeweils für neue Problemlösungen, notwendige Veränderungen routinierter Praktiken und effektive Innovations-Umsetzungen und Überlebensstrategien wichtig und hilfreich ist.

Diese aktuelle Umorientierung und Neuakzentuierung unserer Vorstellungen vom menschlichen Lernen entwickelt sich nicht zufällig. Sie ist eine notwendige Antwort auf die kritische Umbruchsituation, die uns zunehmend zu schaffen macht. Sie darf nicht eine der vielen theoretischen Wendungen in der Pädagogik bleiben, die immer wieder von neuen Wendungen abgelöst wurden, ohne dass sie in der Wirklichkeit viel bewirkt haben.

Wir befinden uns offenbar in einer geistigen, gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Situation, in der ein jahrelang entwickeltes System des Ausgleichs der Interessen und der Begrenzung einseitiger Egoismen durch ein dichtes Geflecht gesetzlicher Regelungen, öffentlicher Ordnungen, Zuständigkeitsabgrenzungen und bürokratischer Vorschriften immer dichter geworden ist und damit auch immer weniger offen und flexibel wurde für neue Herausforderungen.

Die Grundlagen dieses perfektionierten und überregulierten Systems werden z.Zt. vor allem durch die Auswirkungen einer wachsenden globalen Interdependenz und gravierender demographischer Verschiebungen im Altersaufbau unserer Gesellschaft zunehmend ausgehöhlt und untergraben.

Notwendige Reformen als Antworten auf die neuen Herausforderungen werden aber weitgehend verhindert bzw. behindert durch bürokratische Vorschriften und Bedingungen und vielfältige Sach- und Systemzwänge.

Und weitergehende Innovationsansätze drohen immer wieder im Gestrüpp der Regelungen, Vorschriften, ideologischen Verfestigungen und verbandspolitischen Macht- und Besitzstandswahrungsinteressen hängen zu bleiben.

Diese Unbeweglichkeit hängt auch damit zusammen, dass die Mentalität der Menschen sich an ein relativ verlässliches geregeltes Leben angepasst hat und sich nicht leicht auf Innovationen, Kreativität und Risikobereitschaft umstellen kann und will.

Diese Anpassungsmentalität wird besonders gefördert durch einen lehrerdominanten Belehrungs-, Nachlern- und Benotungsunterricht.

Die PISA-Erhebungen haben uns jetzt besonders aufrüttelnd klar gemacht, wie rückständig unser Schulwesen in einem internationalen Vergleich erscheint, der schwerpunktmäßig die schulische Vorbereitung auf ein selbständiges kreatives Problemlösungslernen in lebensnahen Herausforderungsituationen untersucht.(PISA:14,18,97, 98).

Bei dem gemeinsamen Pisa-Projekt haben sich die führenden Experten und die Regierungen der 32 beteiligten Industrieländer bewußt darauf geeinigt, „zukunftsgerichtet" (Pisa:14) die Wende zu einem stärker anwendungs-, problemlösungs- und lebensbewährungsbezogenen Lernen aufzugreifen und sie zum Hauptkriterium der gemeinsamen Untersuchungen zu machen.

D.h. „PISA", das Program for International Student Assessment,
„konzentriert sich weniger auf die Frage, inwieweit die Jugendlichen bestimmte schulische Curricula beherrschen, als vielmehr auf deren Fähigkeit, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten zur Bewältigung realitätsnaher Herausforderungen einzusetzen" (PISA14).

Damit geht PISA noch einen Schritt weiter als die TIMSS-Studie (Third International Mathematics and Science Study), die sich noch mehr auf die gegebenen Curricula bezog, aber doch schon, besonders in den Oberstufentests, die Nutzung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung für die Bewältigung lebenspraktischer Probleme als ein wesentliches Kriterium einbezog.

Gerade in einer Umbruchsituation, in der kreative Problemlösungen notwendig sind, fordern uns die PISA-Ergebnisse zu der auch vom „Forum Bildung" geforderten „tiefgreifenden Reform" (FB: 6) unseres Bildungssystems heraus.

Auch in den Forumsempfehlungen wird eine Wendung zur Kompetenzentwicklung durch ein über die Zukunft entscheidendes Anwendungs- und Problemlösungslernen vorgeschlagen (FB: 6,7,24,26,29).

Und als für die Zukunftsmeisterung entscheidend werden dabei hervorgehoben:

-„die Fähigkeit, Wissen aufzufinden, auszuwählen, zu bewerten und anzuwenden für die jeweils beste Lösung einer aktuellen Aufgabe"und

-die „Fähigkeit zum selbständigen Lernen" (FB:6,7).

Das entspricht weitgehend den Hauptkriterien der Pisa-Befragungen: Die zielen auch primär auf

-„die für das Leben relevanten Kompetenzen" (PISA:3) und dabei besonders auf -die Fähigkeit zu verstehendem selbstdenkend-kreativem Umgang mit sprachlichen Aussagen,

-zur Bewertung ihrer Relevanz für Alltagssituationen und

-zur konstruktiven Nutzung des dabei erarbeiteten Wissens für die „Bewältigung realitätsnaher Herausforderungen" (PISA:14).

D.h. es geht bei PISA wie bei den Empfehlungen des Forum Bildung nicht primär um eine systematische Wissensspeicherung sondern mehr darum, was die Menschen mit ihrem Wissen im Alltag anfangen können (PISA 14) und wie effektiv sie „von der Schule auf ihr späteres Leben vorbereitet werden" (PISA:31).

Veränderungen der Organisationsformen des Lernens

Wenn wir diese Wende des Lernens

-zum stärker projekt- und anwendungsorientierten Lösen konkreter Probleme und Aufgaben,

-zum selbständig denkenden Erkunden, Recherchieren, Verstehen, Interpretieren und reflektierenden Bewerten von Informationen, Situationen, Texten und Sachverhalten (PISA 56,62)

-für die fachübergreifende Bewältigung lebensnaher Orientierungs-, Entscheidungs- und Handlungsanforderungen

ernstnehmen, dann impliziert das einige wesentliche Änderungen der Organisation des Lernens:

1)Wir müssen mehr direkte Konfrontationen der Lerner/innen mit gemeinsam zu lösenden Aufgaben, Lebensanforderungen und Problemen organisieren.

2)Wir müssen dazu vor allem für die Lernenden Situationen präsentieren, „die die Art von Problemen repräsentieren, mit denen sie im wirklichen Leben konfrontiert werden" (FB:25,26).

3)Wir müssen mehr für die Lernenden interessante Aufklärungsfälle und Projektaufgaben entwickeln, die so spannend wie Krimis sein können und zum engagierten Problemlösen herausfordern. (FB:6,20,26,27,37).

4)Wir müssen

-mehr erkundendes Hinausgehen in die außerschulische Welt und

-mehr Hereinholen von Experten/Praktikern/Lernpartnern aus verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen in die Unterrichtsräume (FB: 36,37) organisieren.

5)Wir müssen zur Erweiterung und Popularisierung des lebenslangen Lernens

-mehr reflektierendes Aufgreifen der Alltagserfahrungen und Lebensprobleme der Lernenden (FB:12,19) und

-eine stärkere Einbeziehung der Alltagskenntnisse (PISA:54) in die lernende Beziehungsorientierung in der Welt ermöglichen.

6)Wir brauchen eine stärkere Ausrichtung des Lernens auf Beschäftigungsfähigkeit und müssen dazu eine engere Zusammenarbeit mit der Arbeitswelt (FB 25) organisieren zur gemeinsamen Klärung

-der Praxisanforderungen,

-der dazu notwendigen Kompetenzen und Kompetenzentwicklungsmöglichkeiten und

-der Ermöglichung einer offenen unabhängigen Feststellung und Anerkennung dieser Kompetenzen (FB:12,13).

7)Wir müssen gezielter Möglichkeiten zu exemplarisch-praktischem Lernen durch Anschauung, Nachahmung, Erkundung, Mittun, Kommunikation im jeweiligen eigenen Umfeld (FB:19,26) organisieren – besonders auch für Menschen, die mit theoretisch-verbalem Lernen nicht zurechtkommen.

8)Wir müssen auch dadurch mehr zur Förderung bildungsbenachteiligter Menschen aus ungünstigem sozialem Milieu, aus anderen Sprach- und Kulturkreisen, mit lernabschreckenden Schulversagenserfahrungen, in abgelegenen Gemeinden etc.(FB:7,8,12) tun, dass wir das allen Menschen schon vertraute informelle Lernen (FB:31,36) bewußtmachen, aufgreifen, anerkennen und weiterentwickeln– auch zur Ablösung der Lernvorstellungen von abschreckenden Schulerinnerungen.

9)Wir müssem neue Lernmaterialien entwickeln und erproben, vor allem themen- und problembezogene Lernmodule, die von den Lernenden selbst nach ihren Bedürfnissen und Voraussetzungen ausgewählt und kombiniert werden können ( FB:15,16,17,32).

10)Wir müssen die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien gezielter zur Erleichterung eines von den Lernenden stärker selbstbestimmten situativen Problemlösungslernens und weniger zum medialen Transport traditioneller Belehrungen einsetzen (FB:28,29).

11)Wir brauchen

-neue Formen der Prüfung und Zertifizierung der auf unterschiedlichen Lernwegen erworbenen Kompetenzen,

-ihre Anerkennung für weitere Bildungswege und

-die Dokumentation persönlicher Bildungsprofile in Bildungsbüchern und Lernpässen (FB:16,17,25,27,28,32).

-Und wir müssen dazu auch gezielt einschlägige Erfahrungen im Ausland (APEL) auswerten.

12)Für dieses direktere, anwendungsbezogenere, selbständigere, offenere, lebensrelevantere, natürlichere, stärker situations- und problemlösungsbezogene und mehr auf persönliche Kompetenzentwicklung und Beschäftigungsfähigkeit bezogene Lernen brauchen wir vor allem auch neue offenere Formen der Lernunterstützung.

Denn dieses Lernen wird ja nicht im einzelnen pädagogisch geleitet, es ist ein mehr von den Lernenden selbst gesteuertes ad-hoc-Lernen, das sich immer wieder auf neue Anforderungssituationen bezieht und für das jeweils ein „just in time"-Beratungsbedarf entsteht.

Zu dieser neuen Lernunterstützung gehören vor allem:

-die konstruktive Kooperation aller im Bildungsbereich aktiven Institutionen, Personen, einschließlich der Arbeitgeber (FB: 8,18,21,32,35,37),

-der gemeinsame Ausbau eines transparenten, für alle leicht zugänglichen flächendeckenden Netzwerks aller wichtigen (möglichst modularisierten) organisierten Lernangebote und offenen Lernmöglichkeiten (FB: 17,25,34,37) und

-ein integrierter Lernservice mit örtlich verschieden akzentuierten aber für alle offenen Service-Zentren, Vermittlungsagenturen für Experten, Lernberater, Bildungslotsen, Lernpartner, Lernmaterialien etc.(FB: 8,10,12,21), mit kommunikativen Treffpunkten, Lernateliers für themenbezogene Lernanregungen, Lernläden, Wissenschaftsparks, Motivations- und Lernfitnessstudios etc. und besonders auch

-eine individuelle Lernberatung (FB:9,12,15,21,31) und Kompetenzentwicklungsberatung.

13)Wir müssen auch die Sammlung von „best-practice"-Beispielen für praktische Umsetzungen der notwendigen Lernveränderungen, die Vermittlung von Studien- und Teilnahmemöglichkeiten an interessanten Modellprojekten, die anregende, kommunikative und auf wechselseitige Motivation und Unterstützung ausgerichtete Vernetzung der verschiedenen Reformprojekte und Innovationsinseln und die Verbreitung anregender Beispiele über Medien (FB:8,19,31) organisieren.

14)Gleichzeitig müssen wir die Lehrer mehr zu Anregern, Anleitern, Moderatoren und motivierend-beratenden Begleitern eines stärker von den Lernenden und Lernerteams selbständig gestalteten aufgabenbezogenen Lernens ausbilden (FB:13,20,21).

15)Und schließlich müssen wir uns auch Maßnahmen ausdenken, wie wir

-die natürliche Neugierde und Lernfreude an den verschiedensten Lernorten in der gesamten Lebens-, Arbeits-, Freizeit- und Medienwelt der Menschen (FB:7) wiederbeleben und insgesamt

-die Verdichtung einer lernanregenden und lernfördernden Atmosphäre in dem gesellschaftlichen Umfeld einer „ lernenden Kommune" oder „lernenden Region" und die Entwicklung einer neuen Lernkultur (FB:7) und bürgerschaftlichen Lernersolidarität wirksam fördern können.

16) Im Zusammenhang mit dem zentralen didaktisch-methodischen Anliegen der Veränderung der Art, wie in Zukunft gelernt werden soll, müssen wir uns aber wahrscheinlich ganz besonders auf die Organisation neuer Formen des erkundenden, recherchierenden, explorierenden, forschenden Problemlösungslernens konzentrieren.

Denn

-dieses praktisch erkundende Lernen im Lebensumfeld der Lernenden ist wesentlich ein anwendungs-, problem- und projektbezogenes Lernen, das auf konkrete Lebensbereiche und Aufgaben, ihr Verständnis und ihre Mitgestaltung ausgerichtet ist.

-Es kann die Klärung persönlicher Kompetenzen und die Lernmotivation durch Nutzung vielfältiger Möglichkeiten der Beteiligung wesentlich fördern.

-Zur Lösung von Erkundungsaufgaben können jeweils auch gezielt (modulare) schriftliche Informationstexte über die jeweils zu erkundenden Einrichtungen und Lebensbereiche ausgewertet und genutzt werden - wodurch die von PISA besonders bemängelte anwendungsbezogene Lesefähigkeit gefördert werden kann.

-Dieses erkundende Lernen kann in verschiedenen Lebensbereichen, besonders auch zur Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrundlagen eingesetzt und erprobt werden.

-Das erkundende Lernen kann auch gezielt zur Erforschung der Arbeitswelt und der Beschäftigungsmöglichkeiten eingesetzt werden.

-Es bietet viele Möglichkeiten, soziale und kommunikative Schlüsselkompetenzen zu entwickeln.

-In Betrieben können in diesem Zusammenhang das lernende Arbeiten und das arbeitende Lernen verstärkt angeregt und entwickelt werden.

-Bei der Einbeziehung des Tele-Lernens kann besonders ein gezieltes selbständiges Recherchieren geübt werden.

-Das Erkundungslernen kann auch generell als eine besondere Form des von den Lernenden (individuell oder in Teams) stärker selbstgesteuerten Lernens praktiziert werden.

-Es ist ein mehr praktisches, anschauungsbezogenes Lernen, in das sich auch Bildungsbenachteiligte und „Schulversager" mit ihren außerschulischen Fähigkeiten einbringen können. Dadurch kann es helfen Bildungsausgrenzungen zu vermeiden und abzubauen.

-Das erkundende Lernen wird vom Europarat als hervorragender didaktischer Ansatz für die notwendige „education for democratic citizenship" propagiert.

3, Zusammenfassung

Beim zusammenfassenden Überblick über diese vielfältigen Ansätze zur organisatorischen Umsetzung der veränderten Konzeption des Lernens schälen sich vor allem 6 Handlungsschwerpunkte heraus:

Die didaktisch-methodische Umstellung in allen Bildungsinstitutionen und an allen Lernorten auf ein stärker von den Lernenden selbst gesteuertes, erkundendes, situatives, wissensanwendungs- und problemlösungsbezogenes Lernen.

Die motivierend-unterstützende Förderung dieser Umstellung durch eine kooperative Vernetzung der verschiedenen einschlägigen „Best-Practice-Ansätze und ihrer Träger.

Der Aufbau eines Netzwerks von modularisierten Lernangeboten und vielfältigen lokalen, mobilen und virtuellen Lernservice-Anlaufstellen und Vermittlungsagenturen , besonders auch für individuelle Lern- und Kompetenzentwicklungsberatung (besonders auch der bisher Bildungsbenachteiligten).

Die Schaffung von offenen Kompetenzermittlungs- und Prüfungsmöglichkeiten für die Anerkennung und Zertifizierung von demonstrierbaren Fähigkeiten, unabhängig davon, wie und wo sie erworben wurden.

Die Initiierung einer von Bildungsträgern, Arbeitsämtern und Arbeitgebern gemeinsam getragenen „Konzertierten Aktion Kompetenzentwicklung" zur effektiveren Förderung einer arbeitsplatzerschließenden Beschäftigungfähigkeit.

Eine gezielte Nutzung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien für die praktische Umsetzung der o.g. Schwerpunkte 1-5.

Das Ganze ist aber eine in sich zusammenhängende Bewegung, die das Lernen wieder stärker in seiner existenziellen Lebens- und Überlebensfunktion bewußt macht und die Menschen gezielter in ihrer Fähigkeit zu persönlicher Orientierung, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung für ein gelingendes Leben stärkt.

 

Literaturnachweise

Ergebnisse des Forum Bildung I(2001): Empfehlungen des Forum Bildung. Bonn (Abkürzung FB)

OECD (1997): Prepared for life ? Paris

OECD (2001): Lernen für das Leben. Erste Ergebnisse von PISA 2000. Ausbildung und Kompetenzen. Paris 2001 (Abkürzung Pisa)