Projekt CiLL
Begleitstudie zur deutschen PIAAC-Erhebung inklusive Erweiterung der Stichprobe auf Personen bis zum 80. Lebensjahr
Projektskizze
Das Projekt CiLL wird seit dem 01. Dezember 2009 gemeinsam vom Deutschen Institut
für Erwachsenenbildung in Bonn (DIE) und dem Institut für allgemeine Pädagogik und
Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) realisiert.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Es begleitet den Untersuchungsprozess von PIAAC für die Alterskohorte
der 66 bis 80-Jährigen und ergänzt die Studie mit eigenen
wissenschaftlichen Aktivitäten. Das Projekt hat folgende Ziele:
- Ermittlung des Forschungsstandes zur Bildung und Kompetenz älterer Menschen
- Vorbereitung der nationalen PIAAC-Erweiterungsstudie für ältere
Erwachsene "PIAAC-Ältere"
- Begleitung und Auswertung der Studie "PIAAC-Ältere"
- Erstellung qualitativer Fallstudien zur Lebenssituation und
Kompetenz der Untersuchungsgruppe
- Interpretation und Präsentation erster Ergebnisse der Studien in der
Öffentlichkeit
Verlauf
Im ersten Projekt (CiLL 1) wurde zunächst der Forschungsstand zur
Bildung und Kompetenz älterer Menschen recherchiert. Es konnten Daten
aus dem Projekt „EdAge“ (vgl. Tippelt et al. 2009) zum Bildungsverhalten
Älterer im aktuellen Forschungsprojekt CiLL erneut für eine fokussierte
Auswertung herangezogen werden. Danach stand die Begleitung des PIAAC
Feldtests für die Gruppe der älteren Menschen (PIAAC-Ältere) im
Mittelpunkt der Arbeit. Die Projektgruppe CiLL unterstützte den Feldtest
durch Sichtung der Erhebungsinstrumente, Vorbereitung des Samplings und
Erarbeitung einer Informationsbroschüre. Der Feldtest wurde dann
erfolgreich durch Infratest München durchgeführt und in Kooperation mit
GESIS ausgewertet.
Gleichzeitig wurden im Projekt CiLL qualitative Fallstudien erstellt.
Die Projektgruppe hat einen Leitfaden für die Interviews mit Älteren
sowie einen Hintergrundfragebogen zur Erfassung der individuellen
Lebenssituation erarbeitet. Die Auswahl der Probanden für die
Fallstudien erfolgte nach dem Prinzip der Kontrastierung und
berücksichtigte soziodemographische und bildungsbezogene Merkmale, d.h.
es wurden Personen befragt, deren Lebenslagen einerseits
charakteristisch für bestimmte Gruppen Älterer ist und andererseits
markante Differenzen zu anderen Gruppen erwarten lässt. Die Daten wurden
mithilfe des Programms MAXQDA aufbereitet und mittels qualitativer
Inhaltsanalyse ausgewertet.
Der zweite Teil des Projekts (CiLL 2) hat Ende 2011 begonnen und umfasst
vor allem die Vorbereitung, Begleitung und Auswertung der
PIAAC-Erweiterungsstudie für die 66 bis 80-Jährigen sowie die
Fortsetzung der qualitativen Forschungsarbeit. Der Erhebungszeitraum der
Studie PIAAC-Ältere wurde auf die Zeit von Mai bis September 2012
festgelegt. Das Untersuchungs-Sample wurde in Absprache mit Infratest
und GESIS gebildet und bestand aus 120 Samplepoints in 111 Gemeinden aus
denen die Adressen der Bruttostichprobe gezogen werden konnten. Um den
Zugang zum Haushalt älterer Menschen zu erleichtern, wurden die
Interviewer mit der vom Projekt erstellten Informationsbroschüre, mit
einem Begleitschreiben des zuständigen Bundesministeriums sowie mit
einem Incentive ausgestattet. Das Projekt CiLL startete außerdem eine
Informationskampagne in der Tagespresse der Gemeinden aus der
Stichprobe.
Die Interviews wurden erneut durch TNS Infratest durchgeführt. Dabei
konnten hauptsächlich Interviewer gewonnen werden, die bereits an der
PIAAC-Hauptstudie teilgenommen haben. In der Feldzeit vom 07.05. bis
10.09.2012 konnten insgesamt 1.339 gültige Interviews realisiert werden.
Die finale Ausschöpfung wurde anhand der Vorgaben der „PIAAC Technical
Standards and Guidelines“ berechnet und die Quote betrug 39,8 Prozent.
Während der Feldzeit und der anschließenden Bereinigung der Daten wurden
verschiedene Maßnahmen durchgeführt, die die Qualität der Datengewinnung
sicherstellten. So wurden Daten in Bezug auf mögliche Inkonsistenzen
oder Verzerrungen geprüft und anschließend einem Strukturvergleich mit
Daten des Mikrozensus unterzogen. Insbesondere wurden Abbrüche und
Ausfälle von Interviews kontrolliert. Der aufbereitete Datensatz wird im
ersten Halbjahr 2013 beim internationalen PIAAC-Koordinator ETS
ausgewertet und durch Testergebnisse und Gewichtungen ergänzt.
Die qualitative Forschung in der zweiten Projektphase von CiLL basiert
auf einem erweiterten Ansatz, der ältere Menschen und ihre Kompetenzen
in bestimmten Lebenskonstellationen untersucht. Die Fallstudien haben
nun jeweils einen speziellen Fokus:
- Migration und Altern
- Ältere Menschen im Ehrenamt und zivilen Engagement
- Ältere Menschen in der Erwerbsarbeit
- Pflegende An- und Zugehörige
Auf der Grundlage von gemeinsamen Interviewleitfäden werden Gespräche
mit Expert/inn/en und mit älteren Menschen in Einzel- und
Gruppendiskussionen geführt.
Ergebnisse
Die Gesamtergebnisse der Untersuchungen der Studie PIAAC-Ältere werden
2014 vorliegen. Bisher zeigten sich folgende Einzelergebnisse:
- Das PIAAC Erhebungsverfahren ist grundsätzlich auch bei der Gruppe
der über 66-Jährigen anwendbar. Die Interviews erbrachten Ergebnisse,
die mit denen der jüngeren Altersgruppen vergleichbar sind.
- Die Teilnahmequote lag in der erweiterten Stichprobe bei 39%.
- Der Hintergrundfragebogen lieferte zahlreiche soziodemografische
Daten.
- Die Kompetenztests wurden von den Älteren zu 70% mithilfe der
Testhefte (Paper-and-Pencil) und zu 30% am Computer absolviert.
- Die qualitativen Interviews erbringen eine Fülle von Informationen,
die Auskunft über Bildungsbiografie, das Bildungsverhalten und die
Lebenssituation der Alterskohorte geben.
- Die qualitativen Fallstudien zeigen, dass die Alterskohorte 66-80
Jahre biografisch stark durch die Kriegs- und Nachkriegszeit geprägt
ist.
- Schulabschlüsse haben in dieser Altersgruppe einen relativ geringen
Einfluss auf die Berufslaufbahn.
Mitarbeitende
Friebe,
Jens, Dr. (Leitung)
Gebrande, Johanna
(Wissenschaftliche Bearbeitung)
Knauber, Carolin (Wissenschaftliche
Bearbeitung)
Setzer, Bettina (Wissenschaftliche Bearbeitung)
Schmidt-Hertha, Bernhard, Prof. Dr. (Leitung)
Tippelt, Rudolf, Prof. Dr. (Leitung)
Weiß, Christina (Wissenschaftliche Bearbeitung)
Weitere Informationen
- Friebe, Gebrande, Schmidt-Hertha (2013): What research will show us – and what we need to understand about Competencies in Later Life, In: DVV international Adult Education and Development, No. 80, 2013
-
Forschungslandkarte
-
Gnahs, D. (2010): Kompetenzen, Erwerb, Erfassung, Instrumente
- Strobel; Schmidt-Hertha; Gnahs
(2011): Magazin Erwachsenenbildung.at, Nr. 13 2011 (PDF)
- Weitere Informationen zu CiLL
(PDF)
- Projekt CiLL: Information 2012
(PDF)
- Workshop Competencies in Later Life (PDF)
- Abschlussbericht USA (PDF)