Die Forschungsstrategie basiert auf dem Konzept der anwendungsorientierten Grundlagenforschung. Dabei werden entsprechend der Zielsetzungen und der damit verbundenen Forschungsfragen unterschiedliche Forschungsansätze gewählt.

Evaluationsforschung zur Nutzung und Akzeptanz der Plattform

Ziel des Projekts ist es, ein Angebot zu entwickeln, welches für einen möglichst großen Anteil der anvisierten Zielgruppe der Lehrenden in der Erwachsenen- und Weiterbildung attraktiv und nutzenstiftend ist. Aufbauend auf die Bedarfserhebungen als Grundlage für die konzeptionellen Vorarbeiten sollen im weiteren Projektverlauf durch eine formative Evaluationsforschung kontinuierlich Nutzungsdaten erhoben werden, die in den Aufbau und die Differenzierung des Lernangebots einfließen. Die Daten bieten Informationen zu Umfang und Charakter der erreichten Nutzenden, zu Nutzungsform und -dauer sowie zur Akzeptanz der Angebote.

Durch die begleitende Nutzungsevaluation kann die Steuerung des Projekts zusätzlich unterstützt werden, indem gezielt nach den Motiven für bzw. gegen eine Nutzung einzelner Angebotskomponenten gefragt wird und darüber die Erfolgsfaktoren für das Bestehen und den Wachstum des Lernbereichs abgeleitet werden. So können die Entwicklungsressourcen im Anschluss an die Evaluationsergebnisse zielgerichtet in besonders förderungswürdige Teilzielgruppen bzw. nachgefragte Bereiche investiert werden. Gleichzeitig können erkannte Hürden und Problembereiche durch gezielte Maßnahmen bearbeitet werden. Indem die Nutzenden aktiv in die Weiterentwicklung einbezogen werden, kann gleichzeitig deren Motivation zur Mitwirkung an der Gestaltung des Lernbereichs (über die Einbringung von Erfahrungsberichten etc.) und darüber wiederum die Akzeptanz des Lernangebots er- höht werden. Die Forschung in diesem Bereich lässt sich unterteilen in:

  1. Nutzendenforschung: Im Rahmen der Nutzendenforschung werden Zugänge, Motivlagen u.a. bezogen auf Subpopulationen erforscht. Mögliche Forschungsfragen sind: Welche Personengruppen (z.B. Segmente der Erwachsenen-/Weiterbildung) nutzen das Angebot? Wie lassen sich diese (in Bezug auf sozio-demographische Merkmale, Beschäftigungssituation, Voraussetzungen, Problemlagen und Bedarfe) beschreiben? Welche Teilzielgruppen werden nicht erreicht? Wodurch lassen sich diese charakterisieren? Was sind mögliche Hemmnisse? Wie ist die Akzeptanz und Zufriedenheit?

  2. Mediennutzungsforschung: Im Rahmen der Mediennutzungsforschung werden die Nutzung von Inhalten, Features, Strukturen und Unterstützungsmechanismen untersucht und auf individuelle Dispositionen zurückgeführt. Mögliche Fragestellungen wären: Welche Zugänge und Inhalte werden wann/in welchen Situationen/von wem/mit welchem Ziel genutzt? Welche Lernaufgaben und Assessments werden mit welchem Content bearbeitet? Welche Lernwege werden auf Basis welcher Empfehlungen eingeschlagen? Wie ist die Aktivität (Partizipation/Kommunikation) der Nutzenden? Was sind hemmende/fördernde Faktoren?

Zur Klärung der Fragen dieses Forschungsbereichs können in einem transparenten und datenschutzrechtlich geprüften Verfahren Profile der Nutzenden auf der Plattform ausge- wertet werden. Ergänzend sollen in diesem Bereich Befragungen umgesetzt werden, bei denen gezielt Vertreter/innen unterschiedlicher Subpopulationen bzw. Nutzertypen in den Blick genommen werden.

Interventionsforschung zur Gestaltung des Lernangebots und zur Kompetenzentwicklung

Die Zielgruppe der Plattform ist in hohem Maße heterogen. Daher muss das Angebot für unterschiedliche Voraussetzungen, Lernmotive und Rahmenbedingungen passend und attraktiv sein. Für eine begleitende Evaluation ist von Interesse, wie die unterschiedlichen Lernangebote (im Zusammenwirken) den Wissensaufbau und die Kompetenzentwicklung der Lernenden beeinflussen. Dazu werden verschiedene lerntheoretisch und mediendidaktisch fundierte Zugänge zum Lernangebot sowie Formen und Schwierigkeitsgrade der Bearbeitung angeboten, die eine individuelle Adaptierbarbeit einzelner Aufgaben sowie der gesamten Lernwege ermöglichen. Dazu ist das Lernmaterial in Lernobjekte sequenziert, die angelehnt an Expertisemodelle der Kompetenzentwicklung und zur Bewältigung von bestimmten Handlungssituationen in unterschiedliche Lernpfade münden. Die Frage der Lerninhaltssequenzierung wird aktuell unter dem Aspekt der Sensitivität von Inhalten neu akzentuiert; es liegen kaum wissenschaftliche Grundlagen - auch nicht im Bereich der empirischen Schulforschung - vor, so dass das Projekt hier wesentliche Akzente mit Blick auf die Lehr-/Lerntheorien Erwachsener liefern kann.

Folgende Forschungsfragen stehen dabei im Mittelpunkt: Welche Lernaufgaben führen zur Entwicklung welcher Kompetenzen? Welche Sequenzierung führt bei den Nutzenden zu einer effektiven Wissensaneignung? Gibt es Unterschiede zwischen einzelnen Nutzertypen? Welche Abhängigkeiten zeigen sich von den Inhalten?

Zur Beantwortung dieser Frage soll anhand von Interventionsstudien ein quasi-experimentelles Design mit einer systematischen Variation der Sequenzierung von Inhaltsbausteinen genutzt werden und dessen Lernwirkung bei unterschiedlichen Lernervoraussetzungen erprobt werden.

Transferforschung zur Lernwirkung und Implementation in die Praxis

Die Zielsetzung des Projekts ist auf eine Optimierung der Qualität der Weiterbildungspraxis gerichtet. Die Entwicklung des pädagogisch-psychologischen Wissens und der didaktischen Kompetenzen der Lehrenden wird dabei als wesentlicher Schlüssel für eine situationsangemessene Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen betrachtet. Die Plattform soll dabei unterstützen, entsprechendes Wissen zu erlangen und solche Kompetenzen aufzubauen, die in der Praxis auch wirksam werden.

Darüber hinaus können die Inhalte der Plattform als Bestandteil von Train-the-Trainer-Angeboten für Lehrende genutzt und im Rahmen von E-Learning-, Blended-Learning- oder auch Präsenz-Formaten eingesetzt werden. Dadurch soll eine Integration der Angebote in die Praxis und Multiplikation der Nutzung erreicht werden.

Mit Blick auf den Transfers des Gelernten in die Kurspraxis der Lehrenden und die Implementation des Lernangebots in das Weiterbildungsangebot für Lehrende sind folgende Forschungsbereiche von Bedeutung:

  1. Transfer des Gelernten in die Praxis: Gegenstand dieses Forschungsfeldes ist die Frage, inwiefern sich das Lehrhandeln der Nutzenden auf Basis des Gelernten verändert und somit das Lernangebot über die Kompetenzentwicklung hinaus tatsächlich auch zur Verbesserung des Unterrichts beiträgt. Mögliche Forschungsfragen lauten: Wie ändert sich das Lehrverhalten der Nutzenden? Gelingt es den Nutzenden das Wissen erfolgreich in der Praxis anzuwenden? Unter welchen Bedingungen gelingt der Transfer in die Praxis.

    Zur Beantwortung dieser Fragen wird anhand eines Pre-Post-Test-Follow-up-Designs das Lehrverhalten der Nutzenden vor bzw. nach dem Absolvieren eines ausgewählten Lernangebots auf Basis der Kriterien qualitativ guten Unterrichts, wie diese aus der Lehrerbildungs- und Expertiseforschung bekannt sind, untersucht.

  2. Implementation des Lernangebots in der Weiterbildungspraxis: Hier stehen die Möglichkeiten und Erfolgsfaktoren der Nachnutzung einzelner Inhalte der Plattform in Form von Train-the-Trainer-Angeboten im Mittelpunkt des Untersuchungsinteresses. Mögliche Forschungsfragen lauten: Wie können die Angebote in Weiterbildungsangebote für Lehrende integriert werden? Wie kann eine Integration der Angebote in die Praxis unterstützt werden? Wie müssen die Inhalte und Zugänge gestaltet sein, damit eine Integration variabel gestaltet werden kann?

    Zur Beantwortung dieser Fragen werden einzelne Fallstudien mit Weiterbildungsanbietern unterschiedlicher institutioneller Kontexte durchgeführt, die zunächst dazu dienen, rele- vante Kriterien zu analysieren, die für eine erfolgreiche Implementation von Bedeutung sind.

Insgesamt betrachtet lassen sich aus der entwicklungsbegleitenden Evaluation nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung/Nachnutzung des Lernangebots gewinnen. Vielmehr werden zusätzlich Erkenntnisse zu einer zielgruppenorientierten, lerntheoretisch begründeten inhaltlichen Gestaltung von online-gestützten Angeboten zur Kompetenzentwicklung von Lehrenden erlangt. Indem unterschiedliche Subpopulationen betrachtet werden, können gezielte Aussagen in Abhängigkeit von der sozialen und beruflichen Lage sowie den Voraussetzungen und Bedarfen der Lehrenden getroffen und darauf aufbauend Modelle zur Nachnutzung in der Praxis abgeleitet werden.

Wenn Sie spezifische Fragen zu unseren Forschungsdesigns und -themen haben, wenden Sie sich bitte an Dr. Sabine Schöb (sabine.schoeb@uni-tuebingen.de).

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