Fragestellung

Wie verhält sich die Sinnperspektive der Teilnehmenden eines Modellversuchsprojektes im Rahmen des Seniorenstudiums zu den fachdidaktischen bzw. bildungspolitischen Zwecken, die am Beispiel "innovativer" Konzepte der Erwachsenenpädagogik unter dem Stichwort "Neue Lernkulturen" diskutiert werden?

Projektziel

Im bundesweiten Modellversuchsprojekt Lebenslanges Lernen erprobten Carmen Stadelhofer und das ZAWiW-Team der Uni-versität Ulm von 2000-2005 mit Seniorstudierenden verschie-dene netzbasierte Lernformen. Das Konzept "Räumlich und zeitlich entkoppeltes 'Forschendes Lernen' als Motor einer neu-en Lernkultur" wurde u. a. in zwei Online-Selbstlerngruppen im Zeitraum 2000-2002 in den Projekten "Geschlechterrollen im Wandel" und "Heimat und Fremde" umgesetzt. (vgl. Schluss-bericht, Stadelhofer 2005).

Als Moderatorin der Projektgruppe "Geschlechterrollen" habe ich mich nicht nur an den Aktivitäten der Gruppenmitglieder von Projektbeginn bis zum Projektabschluss in Form von schriftlichen Themenbeiträgen, Projektberichten und Konzepti-onsleistungen lernend beteiligt, sondern habe die Gruppe auch pädagogisch beratend begleitet und schriftliche Protokollauf-zeichnungen über Online-Kommunikationsprozesse erhoben.

Unter drei Prämissen, 1. dass Bildungsteilnahme im dritten Le-bensalter sowohl zu individuellen Prozessen der Selbstbildung als auch zu sozialen Lernprozessen führt, dass 2. Lernprozesse durch schriftliche Kommunikation unterstützt werden können, und 3. dass eine Untersuchung von Interaktionsphänomenen latente (d. h. im Projektverlauf von den Teilnehmenden nicht thematisierte) Lernmotive offenlegt, werden die Online-Protokolle und Dokumente des gemeinsamen Lernens aus der Sicht der Teilnehmenden mit Methoden der qualitativen Sozial-forschung in Anlehnung an das Verfahren der gegenstandsver-ankerten Theoriebildung von Strauss/Corbin (1996) ausgewer-tet.

Die hierdurch ermittelte Eigenlogik der Subjekte im Lernpro-zess ist sodann Befunden des Schlussberichtes gegenüber zu stellen, wodurch ein genaueres Bild der zugrunde liegenden Lernmotivationen entsteht.

Da die nachberufliche Teilnahme an Weiterbildung grundsätz-lich freiwillig ist, haben Überlegungen, inwiefern ein selbstor-ganisiertes Online-Seniorenstudium sinnvoll und für die Teil-nehmenden akzeptabel sein kann, von den biographischen Inte-ressen und Perspektiven der lernenden Subjekte auszugehen. Deshalb steht im Hintergrund die erwachsenenpädagogische bzw. geragogische und damit zunächst skeptische Frage nach dem Bildungswert eines selbstorganisierten Online-Seniorenstudiums. Die leitende Fragestellung für die Auswer-tung des Materials lautet:

1. Welche Lernkonzepte entwickeln Angehörige der Generation 50plus als Teilnehmer/-innen eines virtuellen Modellprojektes im Rahmen des Seniorenstudiums?

2. Welche objektive Bedeutung des Modellprojektes (an)erkennen die Teilnehmenden, welchen subjektiven Sinn entdecken sie darin, worin besteht und wie entsteht der kollekti-ve Sinn, den die Gruppe ihrer Projektarbeit beimisst?

Die Antworten auf diese Fragen ergänzen die Fragestellung und Befunde des von der Projektleitung veröffentlichten Schlussbe-richtes, wodurch sich für die Idee des Online-Projektlernens von Seniorstudierenden interessante Aspekte, veränderte Beur-teilungen und – neben den aktuell propagierten – genuin päda-gogische Wege (Methoden) und Ziele ergeben dürften.

Beteiligte Personen

  • Funiok, Rüdiger, Prof. Dr. (Leitung)
    • Hochschule für Philosophie München
  • Huber, Margit (Qualifikant/in, Wissenschaftliche Bearbeitung)

Beteiligte Institutionen

  • Hochschule für Philosophie München - Institut für Kommunikationswissenschaft und Erwachsenenpädagogik

Zuordnung zum Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung

Das Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung ist ein Koordinatensystem um Schwerpunkte der Bildungsforschung zu identifizieren.

Forschungsart

  • Dissertation