Dezember 2000 bis August 2006

Fragestellung

Welche ‚Temporalen Grundbezüge’ sind Ausdruck temporaler Eigenheiten bzw. kennzeichnen unser Umgehen mit und Bewusstsein von Zeit in der Pädagogik? Wie drücken erwachsenenpädagogisch spezifische ‚Selbstverhältnisse zu Zeit’ die subjektive Sicht und das subjektive Erleben obiger Grundbezüge in Bildungs- und Lernzusammenhängen aus?

Projektziel

Zeit spielt im Prozess des Lernens und der Bildung eine entscheidende Rolle, weil sie bedingender Faktor für diese Prozesse ist und weil wir uns im und durch Lernen zu ihr in verschiedenster Art und Weise verhalten. Gleichzeitig wird Zeit unter gesellschaftlichen Leittendenzen wie Beschleunigung, Flexibilität etc. zu einem immer stärker wirkenden Selektions- und Entscheidungskriterium über Bildungsteilhabe im Erwachsenenalter. Ohne von einer generellen ‚Zeitvergessenheit’ zu sprechen, war doch bislang davon auszugehen, dass Zeit als pädagogischer Grundbegriff und pädagogisches Prinzip kaum behandelt und in grundlagentheore-tischen Analysen bzw. empirischen Studien für die Erwachsenenbil-dung nicht aufgearbeitet war. Für die Spezifik der Erwachsenenbil-dung zeigt sich zudem, dass Zeit zumeist in einer instrumentellen Engführung simplifizierend einseitig aufgegriffen wird. In der Forschungsarbeit sind anhand zweier umfangreicher Studien durch eine Verschränkung qualitativer Ergebnisse (die eine erste Generierung spezifisch pädagogischer Zeitaspekte erbracht hatten; z.B. explizite und implizite Zeitanteile für Lernen; strukturelle Zeitkonkurrenzen; biographische Lernzeitqualitäten) mit quantitativ ermittelten Gewichtungen über Merkmalsausprägung oder Häufigkeitsverteilung (z.B. zeitliche Positionierung von Weiterbildung; Hindernisse und unterstützende Faktoren und temporale Rahmungen) zeittheoretische Implikationen für die Erwachsenenbildung entwickelt worden. Diese beschreiben sieben ‚Temporale Grundbezüge’ (Geschichtlichkeit, Zeitverläufe, Zeitverbrauch, Biographizität, Zeit als Inhaltlichkeit, Trias der Zeitdimensionalität, Flüchtigkeit von Zeit) und unterscheiden darin acht ‚Selbstverhältnisse zu Zeit’ (Zeit als Fluchtkategorie, temporale Dimensionsverschränkungen, explizite Zeitanteile, flexible Kontinuität, temporale Formalisierung, strukturelle und biographische Zeitkonkurrenzen, Ökonomisierung von Lernzeit, temporal divergente Strukturen). Anhand dieses zeittheoretischen Ansatzes lassen sich temporal bedeutsame Implikationen für die Erwachsenenbildung und zeitliche Phänomene des Lernens Erwachsener analysieren und verstehen.

Beteiligte Personen

  • Gieseke, Wiltrud, Prof. Dr. (Betreuung)
    • Humboldt-Universität zu Berlin
  • Schmidt-Lauff, Sabine, Dr. (Leitung, Qualifikant/in)
    • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg

Beteiligte Institutionen

  • Humboldt-Universität zu Berlin - Abteilung Erwachsenenbildung/Weiterbildung - Philosophische Fakultät IV - Humboldt-Universität zu Berlin
    http://ebwb.hu-berlin.de/

Publikationen

Zuordnung zum Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung

Das Forschungsmemorandum für die Erwachsenen- und Weiterbildung ist ein Koordinatensystem um Schwerpunkte der Bildungsforschung zu identifizieren.

Forschungsart

  • Habilitation