Januar 2005 bis Juli 2007

Fragestellung

Wie realisieren sich Prozesse des Planens, Lehrens und Lernens in Institutionen der Evangelischen Erwachsenenbildung als spezifisch öffentlich-evangelische Lernkulturen, und wie werden sie professionell gestaltet?

Wie können Lernkulturen als institutionengebundene Kulturformen des Lehrens und Lernens theoretisch und empirisch beschrieben und analysiert werden?

Projektziel

Mit dieser Arbeit werden theorieentwickelnde und empirische Analysen auf Lernkulturen in Institutionen der öffentlichen Erwachsenenbildung vorgelegt. Untersuchungsgegenstand ist die Evangelische Erwachsenenbildung als Beispiel für partikular-gemeinnützige Institutionen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie im Rahmen der gesetzlichen Förderung in das öffentliche Erwachsenenbildungssystem eingeordnet sind und als allgemeine Erwachsenenbildung wahrgenommen werden. Zugleich sind sie dem Werte- und Normenkontext einer NPO, in diesem Fall der Evangelischen Kirche, verbunden.

Wie sich vor diesem Hintergrund Prozesse des Planens, Lehrens und Lernens in Institutionen als spezifisch öffentlich-evangelische Lernkulturen realisieren und gestaltet werden, ist die erste leitende Fragestellung der Arbeit.

Die zweite leitende Fragestellung ist, wie ein Modell entwickelt werden kann, dass die Kulturformen des Lehrens und Lernens in einer bestimmten Institution oder Einrichtung der Erwachsenenbildung beschreibbar macht. Lernkulturen werden daher in erwachsenenpädagogischer und kulturtheoretischer Perspektive anhand eines mehrperspektivischen Kategoriensystems verschränkt. Im Fokus stehen

1. Ebenen bzw. Handlungsakte des Planens, Lehrens und Lernen in Institutionen,

2. Modi, in denen sich diese als Kulturen realisieren (Praktiken, Werte, Rituale usw.) sowie

3. Kontext- und Bedeutungsfaktoren, die zu kulturformbeschreibenden Theoremen verdichtet werden (Trägerkulturen, Zivilkulturen, Partizipationskulturen, Verbandskulturen). Mit dem so gestaffelten theoretischen Modell werden zunächst Lernkulturen in der Evangelischen Erwachsenenbildung auf der Grundlage der zur Verfügung stehenden Forschungsliteratur und veröffentlichter Quellen beschrieben. Anschließend werden im Rahmen einer empirischen Studie Fallanalysen in der Evangelischen Erwachsenenbildung in Berlin und Brandenburg durchgeführt. Eine wichtige Forschungsperspektive ist dabei, wie sich die Lernkulturen in der unter derzeitigen Organisationslernprozessen der Träger entwickeln. Zu den wichtigen Ergebnissen der Untersuchung zählt in dieser Hinsicht, dass die Evangelische Erwachsenenbildung zwar empfänglich für diese Trägerkulturen ist, aber besonders aufgrund der stark entwickelten Zivilkulturen an ihren Standorten in den Regionen die für sie charakteristische Vielfalt an Angeboten und Lernkulturen vorhalten kann. Fortbildungskulturen als Partizipationskulturen sind hierin eingeschlossen. Der Verband vermittelt zwischen unterschiedlichen Interessen der Kulturentwicklung.

Die Vielfalt wird im Rahmen von Falltypisierungen als Vielfalt von Kulturformen charakterisiert, z.B.:

- protestantische Bildungskulturen mit politischem und transregionalem Bezug“

- Gemeindebildungskulturen in der mittelstädtischen Lebenswelt

- Frauenbildungskulturen in vernetzten Regional- und Wissensbezügen.

Die Befunde liefern eine Begründung dafür, dass – gerade auch im Anbetracht neuer Steuerungsinstrumente - das zivilgesellschaftliche, allgemeine Element von Erwachsenenbildung gestärkt werden muss, wenn Bildungsbeteiligung dauerhaft erhalten und Nachfrage aktiviert werden soll. Wo Lernkulturen zu Monokulturen werden, ist eine solche Lebendigkeit nicht zu erwarten. Wie Wirkungszusammenhänge der Lernkulturbildung noch näher erfasst werden können, bleibt dabei anderen Studien vorbehalten.

Beteiligte Personen

  • Fleige, Marion (Qualifikant/in)
  • Gieseke, Wiltrud, Prof. Dr. (Leitung, Betreuung)
    • Humboldt-Universität zu Berlin

Beteiligte Institutionen

  • Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung in Berlin-Brandenburg e.V

Publikationen

Forschungsparadigma

Theorieentwicklung ohne Einbindung von Praxisinteressen in das Forschungsprojektdesign

Design

Empirisch, einschließlich historische Arbeit

Geographischer Raum, auf den sich das Projekt bezieht

Berlin und Land Brandenburg

Zeitraum, auf den sich das Projekt bezieht

1997-2007

Datenerhebung

  • Akten- und Dokumentenanalyse (standardisiert/offen)
  • Beobachtung (teilnehmend, nicht teilnehmend, videogestützt)
  • Qualitatives Interview

Forschungsart

  • Dissertation

Förderung

  • Evangelisches Studienwerk e.V. Villigst