November 2010 bis April 2013

Fragestellung

Wie können moderne Technologien für die Weiterbildung des zur See fahrenden Personals genutzt werden?

Ein ständig zunehmendes Verkehrsaufkommen im Seetransport sowie veränderte Sicherheitslagen in der Seefahrt haben die Anforderungen an die Sicherheitsausbildung von Crew-mitgliedern deutlich erhöht. Entsprechend werden ab 2010 neue internationale Anforderungen für die Ausbildung bei der Tank- und Fahrgastschifffahrt gelten. In Auswertung zahlreicher Fallbeispiele ist deutlich geworden, dass neben der fachlichen auch die soziale und psycho-logische Kompetenz von Besatzungen entscheidend ist. Daraus leiten sich komplexe Weiterbildungsaufgaben für die Gebiete Risikoermittlung und -analyse, Gefahrenerkennung und –bewertung sowie zum Entscheidungsverhalten in Notsituationen (z.B. Brand, Terrorangriff) unter Berücksichtigung psychologischer Aspekte ab.

Im Rahmen des Projektes sollen auf Basis vorhandener Lehrgänge neuartige Qualifikationsmöglichkeiten entwickelt werden, die diesen Anforderungen Rechnung tragen: Computerbasiertes Lernen soll mit realen Handlungsabläufen (z.B. Notfallübungen an Bord) gekoppelt werden. Psychologische Aspekte werden dabei sowohl in der Konzeption und Durchführung der realen Szenarien als auch beim Einsatz moderner Kommunikationstechnologien eine wesentliche Rolle spielen.

Projektziel

Bisher gängige Praxis in der Sicherheitsausbildung ist der Bezug auf ein sicherheitsrelevantes Thema, wie z.B. Brandschutz oder Rettung aus Seenot, wobei technische Aspekte (z.B. Bedienung von Löschtechnik) im Vordergrund stehen. Nach Berichten der Teilnehmer in einer Vielzahl von Präsenzlehrgängen und infolge der Auswertung von Fallbeispielen erscheint die Einbindung psychologischer Faktoren in die Ausbildung jedoch als unbedingte Notwendigkeit. Die beste Technikkenntnis ist nutzlos, wenn die betreffende Person vor Angst oder Schreck handlungsunfähig ist! Die Kombination von technischem und psychologischem Notfall-Management würde daher einen deutlichen Mehrwert im Vergleich zur bisherigen Ausbildung darstellen! Erste Ansätze solcher Übungen in Präsenzveranstaltungen an unserem Institut haben diese Notwendigkeit unterstrichen, aber auch gezeigt, dass bei direktem Kontakt zwischen den Lehrgangsteilnehmern Hemmungen bestehen (z.B. laut zu schreien oder Kollegen zu kritisieren). Daher erscheint die Einbeziehung von Web 2.0-Technologien in die Ausbildung bei dieser Thematik als besonders geeignet und würde den angestrebten Mehrwert deutlich verstärken. Die Kopplung der Wissensvermittlung, verbunden mit realen Sicherheitsübungen im Arbeitsprozess unter Nutzung der Web-2.0-Technologien ermöglichen außerdem:

- die Integration von gerade nicht an der realen Übung beteiligten Personen (z.B. bei Gruppeneinteilungen bei Schulung größerer Teilnehmerzahlen als Vorbereitung auf ihren Einsatz bei der realen Übung)

- die bessere Durchführung von realen Übungen in Bereichen mit beschränktem Zugang

(Beobachter müssen nicht zwingend vor Ort sein)

- das Eingreifen von Koordinatoren, die über einen Gesamtüberblick des Ausbildungs- und Trainingsgeschehens mittels verschiedener Datenübertragungen verfügen

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- das virtuelle Wiederholen der praktischen Sequenzen zu Auswertungs- und Übungszwecken

Die Neugestaltung der Sicherheitsausbildung als blended-Learning-Angebot hätte für die Zielgruppe (Reedereien, Terminalbetreiber, Besatzungen) eine Vielzahl weiterer Vorteile, die einen Mehrwert ausmachen, z.B.:

- ein Großteil der Ausbildung könnte ortsunabhängig- und zeitflexibel durchgeführt werden,

- durch eine mögliche Sprachwahl könnten auch nicht deutsch-sprechende Kursteil-nehmer die Kurse nutzen

- die Kurse könnten durch einen modularen Aufbau an verschiedene Teilnehmer-gruppen angepasst werden (Seebetrieb, Hafenbetrieb sowie Unterteilung nach Entscheidungsebenen)

- Erhöhung der Nachhaltigkeit der Wissensvermittlung sowie der Handlungssicherheit durch die Einbindung der Aus- und Weiterbildung in den Arbeitsprozess

- Verbesserung der Vor- und Nachbereitung des praktischen Trainings, das dem theoretischen Teil der Wissensvermittlung folgen sollen

Beteiligte Personen

  • Knopp, Julia, Dipl. Ing. (Wissenschaftliche Bearbeitung)
  • Meißner, Dana, Dr. (Leitung)

Beteiligte Institutionen

Forschungsparadigma

Interventionsforschung als kooperative Theorieproduktion und Praxisgestaltung

Geographischer Raum, auf den sich das Projekt bezieht

Deutschland- Küste

Datenerhebung

  • Akten- und Dokumentenanalyse (standardisiert/offen)
  • Beobachtung (teilnehmend, nicht teilnehmend, videogestützt)
  • Gruppendiskussion
  • Qualitatives Interview
  • Standardisierte Befragung (face to face, telefonisch, schriftlich, online)

Datenauswertung

  • deskriptiv
  • analytisch

Forschungsart

  • Geförderte Forschung

Förderung

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Kooperationspartner

  • Universität Rostock