August 2008 bis Dezember 2011

Fragestellung

Worauf zielt das Projekt ab?

Das Projekt KLASSIK ist im Rahmen der Altersforschung angesiedelt. Es verfolgt vorab die grundlagentheoretische Frage, ob Strategien und Techniken zur Optimierung von Informationsverarbeitungskompetenz im Alter zu steigern oder sogar neu erlernbar sind.

Die Strategien werden in Form eine metakognitiv fundierten Denktrainings vermittelt. Es findet nur in den Versuchsgruppen statt. Dort wird die Arbeit am Kursthema eng verzahnt mit dem metakognitivem Training (Schmidt, Ford 2003). Diese Teilnehmenden lernen, metakognitive Techniken, wie etwa Selbstbefragung, paarweises Problemlösen, Lerntagebuch, Portfolio (Pretz 2008; Kaiser, Kaiser 2006), gezielt und explizit bei der Bearbeitung problemhaltiger Kursthemen und Aufgaben einzusetzen. Metakognitive Techniken werden deshalb vermittelt, weil sie, theoretisch gut abgesichert, Zugriffe ermöglichen, die von zentraler Bedeutung und hoher Effizienz für die Optimierung der Problemlösefähigkeit eines Menschen sind.

Die Vergleichsgruppen erhalten kein metakognitives Training.

Projektziel

Damit sind als Teilziele impliziert:

- Älteren Menschen die Aneignung kognitiver wie metakognitiver Strategien zu ermöglichen und sie anzuregen, sie vielseitig und flexibel anzuwenden.

- Die Anwendung auf alltagsnahe Problemsituationen zu beziehen, um so die Relevanz, die Wirksamkeit des kognitiven Zugriffs konkret erfahrbar werden zu lassen und die Transferschwelle möglichst niedrig zu halten.

- Mit Hilfe eines Diagnose- und Beratungsinstruments Zugriffe erarbeiten, die dem Einzelnen helfen, seine Informationsverarbeitungskompetenz zu stabilisieren oder optimieren.

- Mit Blick auf die Einrichtungen: Nutzung des Diagnose- und Beratungsinstruments zur didaktischen Planung entsprechender Bildungsangeboten für ältere Menschen.

Ergebnisse der ersten Erhebungsphase:

- Vor dem Training zeigte sich im Eingangstest einheitlich bei beiden Gruppen, dass ein Großteil Älterer kaum in der Lage ist, schwierigere Probleme des Alltags zu lösen. 50,3% von ihnen kommen über die einfachen Leistungsniveaus 1 und 2 nicht hinaus. Sie erreichen also nicht Niveau 3 oder sogar 4 (s. Abb. 1). Diese beiden Niveaus sind aber Voraussetzung dafür, dass komplexere Informationen erfasst, verarbeitet und somit nutzbringend zur Lösung von Alltagsproblemen eingesetzt werden können.

- Nach dem Training sieht es in der Versuchsgruppe deutlich besser aus: Die Trainierten erreichen im Durchschnitt das Dritte von den vier Leistungsniveaus. Sie haben also den entscheidenden Sprung von den beiden einfachen zum ersten der oberen, komplexeren Niveaus geschafft. Die nicht Trainierten dagegen schaffen diesen Sprung nicht, sie bleiben mit ihrer Leistung im Bereich der einfacheren Niveaus (s. Abb 2).

- Und es ergab sich ein hochinteressantes Nebenergebnis:

Ein Nutzen des oft so hoch angepriesenen Gehirnjoggings mit dem Training zum Behalten von Zahlen und Wörtern konnte für die Denkanforderung bei Alltagsproblemen nicht nachgewiesen werden. Diejenigen unter den Getesteten, die schon an einem Gehirnjogging teilgenommen hatten, schnitten nicht besser ab, als diejenigen ohne Gehirnjogging. Diese Ergebnisse werden in einer zweiten Projektphase nochmals überprüft. Aber wir wagen die Vermutung: Gehirnjogging verspricht viel, hält aber wenig.

Beteiligte Personen

  • Hohensteint, Kerstin, Dr. (Mitarbeit)
  • Ibrahim, Sami, Dr. (Mitarbeit)
  • John, Elsbeth, Dipl.-Psych. (Mitarbeit)
  • Kaiser, Arnim, Prof. Dr. (Leitung)
  • Kaiser, Ruth (Mitarbeit)
  • Lambert, Astrid, Dipl.-Psych. (Mitarbeit)

Beteiligte Institutionen

Publikationen

Forschungsparadigma

Theorieentwicklung mit Einbindung von Umsetzungsinteressen der Bildungspraxis in das Forschungsprojektdesign

Design

Empirisch, einschließlich historische Arbeit

Datenerhebung

  • (Quasi-) Experiment
  • Psychologischer Test
  • Qualitatives Interview
  • Standardisierte Befragung (face to face, telefonisch, schriftlich, online)

Datenauswertung

  • analytisch
  • rekonstruktiv

Forschungsart

  • Geförderte Forschung

Förderung

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
  • Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KBE)

Kooperationspartner

  • Dr. Isabelle Fort; Université de Provence; Aix-en-Provence