Juni 2017 bis Dezember 2019

Fragestellung

Mit welchen Intentionen besuchen Menschen wiederkehrend Angebote im Rahmen von Bildungs-freistellungen? Welche langfristigen, subjektiven, (bildungs-)biographischen Wirkungen und Effekte hat die Mehrfachteilnahme an Veranstaltungen im Rahmen von Bildungsfreistellungsgesetzen?

Im Fokus der Studie stehen die individuellen Intentionen und Bedeutungen, die zu einer wieder-kehrenden Teilnahme an Angeboten der politischen und/oder beruflichen Bildung im Rahmen von Bildungsfreistellungen führen. Es wird angenommen, dass wiederkehrende Teilnahme an Veran-staltungen im Rahmen von Bildungsfreistellungen (bildungs-)biographische Wirkungen zeitigen. Im Zentrum stehen damit Menschen, die wiederkehrend Bildungsfreistellungen in Anspruch nehmen.

Projektziel

Seit dem Jahr 1970 existieren in Deutschland Gesetze für bezahlte Bildungsfreistellungen. Sie sind im Allgemeinen als Bildungsurlaub bekannt und schaffen für Arbeitnehmer_innen einen Anspruch auf individuelle Lern- und Bildungszeiten. Der Bildungsurlaub beinhaltet in der Regel fünf bezahlte Arbeitstage pro Jahr für den Besuch eines anerkannten Bildungsangebots. Dies kann je nach gesetzlicher Regelung politische, kulturelle, allgemeine oder berufliche Bildung, Gesundheitsbildung oder auch Qualifizierungen für ein Ehrenamt umfassen. Heute gibt es den Bildungsurlaub in 14 Bundesländern. Die jüngsten Gesetze wurden im Jahr 2015 in Baden-Württemberg und in Thüringen verabschiedet. Ziel ist es, Menschen angesichts des stetigen gesellschaftlichen und ökonomischen Wandels im Rahmen des  lebenslangen Lernens (Bildungs-)zeit zur Verfügung zu stellen. Dadurch werden auch weitergehende Möglichkeiten für  die Teilnahme an organisierter Weiterbildung  eröffnet. Auf diese Weise können sie ihre persönlichen und beruflichen Fähigkeiten und Kompetenzen entfalten und vertiefen.

Untersuchungen zum Bildungsurlaub, zu Teilnahmeaspekten und zu Lernerfolgen der Teilnehmenden wurden vor allem in den 1970er und 1980er Jahren durchgeführt. Später gab es lediglich punktuell und sporadisch Untersuchen. Zum Beispiel zu Wirkungen des politischen Bildungsurlaubs in den Ländern Bremen und Niedersachsen oder allgemeiner zur grundsätzlichen Wahrnehmung von Bildungsurlaubsangeboten. Einige Bundesländer führen regelmäßig statistische Erhebungen oder Evaluationen zum Bildungsurlaub durch und veröffentlichen diese, wie Rheinland-Pfalz und Hessen. Auch für das Land Bremen existiert eine aktuelle Evaluation, die aufgrund der letzten Gesetzesänderung zu organisatorischen und strukturellen Aspekten der Bildungsangebote durchgeführt wurde. In diesem Rahmen wurden auch Teilnehmende zu ihren Lernverwertungsinteressen befragt. In der Gesamtschau ist jedoch die Daten- und Forschungslage zum Bildungsurlaub defizitär. Es existieren keine Daten, die eine Gesamteinschätzung der Bildungsangebote, Inanspruchnahme und Zusammensetzung der Teilnehmenden sowie Erkenntnisse zu Lernerfolgen und -wirkungen im Rahmen der Bildungsfreistellungen ermöglicht.

Einerseits werden Bildungsfreistellungen bisher in geringem Maße in Anspruch genommen. Andererseits existieren Hinweise, dass Teilnehmende an diesen Angeboten vielfältigen individuellen Bildungsinteressen nachgehen: sie erhalten Anregungen zum Weiterlernen; sie integrieren Gelerntes in ihren Arbeitsalltag; sie erweitern ihre Reflexionsmöglichkeiten oder sie stellen sich neuen persönlichen und beruflichen Herausforderungen. Einige Teilnehmende nutzen dabei Bildungsfreistellungen regelmäßig und über längere Zeiträume. Auf diesen Aspekt  zielt das Forschungsinteresse des Projekts: Von besonderem Interesse sind die individuellen Intentionen und Bedeutungen, die zu einer wiederkehrenden Teilnahme an Bildungsurlaubsangeboten führen und möglicherweise (bildungs-)biographische Wirkungen haben.

Da die Teilnahme an Bildungsurlaubsangeboten in einen organisationalen Rahmen eingebunden ist, der von der gesetzlichen Ebene über die Anerkennungsverfahren bis hin zum konkreten Bildungsangebot reicht, wird dieser Kontext forschungsmethodisch berücksichtigt. Demgemäß umfasst die Analyse eine Betrachtung der gesetzlichen Rahmen und Anerkennungsverfahren (Makroebene), der Umsetzungsbedingungen auf der Träger und Anbieterebene (Mesoebene) sowie der subjektiven Bedeutungen und Begründungen (Mikroebene). Die Ergebnisse bieten: Legitima-tionsargumente für die Bildungsfreistellung trotz relativ niedriger Teilnahmezahlen; Erkenntnisse über langfristige Effekte und Wirkungen der Teilnahme nicht nur auf die lernenden Subjekte selbst, sondern auch auf ihr Umfeld; Erkenntnisse für die professionelle Weiterentwicklung von Angeboten im Rahmen von Bildungsfreistellungen.

Beteiligte Personen

  • Klüver, Thea (Mitarbeit)
  • Pabst, Antje, Dr. (Wissenschaftliche Bearbeitung)
  • Zeuner, Christine, Prof. Dr. (wiss. Leitung)
    • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg

Beteiligte Institutionen

  • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg - Professur für Erwachsenenbildung
    https://www.hsu-hh.de/eb/

Publikationen

Design

Empirisch, einschließlich historische Arbeit

Geographischer Raum, auf den sich das Projekt bezieht

Das Projekt wird in den Bundesländern Hamburg und Rheinland-Pfalz durchgeführt.

Datenerhebung

  • Akten- und Dokumentenanalyse (standardisiert/offen)
  • Gruppendiskussion
  • Qualitatives Interview

Datenauswertung

  • analytisch
  • rekonstruktiv

Forschungsart

  • Auftragsforschung

Förderung

  • Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur Rheinland-Pfalz
  • Hamburger Institut für Berufliche Bildung