Einführung:

Städtische Lesegesellschaften waren Ende des 18. Jahrhundert ein internationales Massenphänomen.  Das zeitgenössische Dokument zum Zweck, Inhalt und Organisationsform einer geplanten Lesegesellschaft in Koblenz 1793 gibt einen guten Einblick über die Reichweite und Rahmenbedingungen dieses Konzeptes.

Quelle:

„Lehrreicher gesellschaftlicher Umgang und das stete Lesen jener Schriften, welche der Welt die Veränderungen, Abwechselungen und Merkwürdigkeiten aller Reiche und Staaten und das Fortrücken der menschlichen Kenntnisse in allen Gattungen von Wissenschaften vor Augen legen, sind die Mittel, wodurch Aufklärung und Licht verbreitet und jedem zugleich die Gelegenheit geboten wird, die von seinen Berufsarbeiten erübrigte Erholungsstunden mit reinem Vergnügen zu benutzen.

Dieses erwünschte Ziel wird unmöglich anders erreicht als durch eine Verbindung mehrerer Personen, welche mittels eines gemeinsamen Beitrags sich die besten politischen und gelehrten Zeitungen, Journale, periodischen Schriften und andere gemeinnützige Werke, womit die literarische Welt nach und nach bereichert wird, anschaffen, an einem schicklichen Ort niederlegen, solche daselbst zu jeder beliebigen Stunde des Tages lesen und sich das Gelesene durch Unterhaltung und wechselseitige ihrer Begriffe und Kenntnisse nützlich und angenehm zu machen versuchen.

Diese herrlichen Aussichten und der gute Erfolg, den dieses glückliche Institut schon in mehreren Städten gehabt hat, müssen jedem edel und patriotisch denkenden Manne den Wunsch ablocken, eine ähnliche gesellschaftliche Verbindung in hiesiger Residenzstadt Koblenz zusammen gesetzt zu sehen.

Wirklich sind schon alle diejenigen Vorbereitungen geschehen, welche eine allernächste Erfüllung dieses Wunsches hoffen lassen, insofern sich durch eine eigenhändige Subskription so viele Teilhaber zu diesem Zwecke vereinigen, als der Aufwand an Unkosten unumgänglich notwendig macht. Vielleicht ist die vorläufige Versicherung, daß man auf den gnädigsten Beifall unseres teuersten Landesfürsten und folglich auf desselben höchste Bestätigung zählen können, ein doppelter Beweggrund, den Beitritt zu diesem Institute zu vergrößern und dasselbe zu seinem Gedeihen zu bringen.“ (zitiert nach: Dräger 1979, S.35f.)

Literatur:

Dräger, Horst (1979): Geschichte der Volksbildung in Deutschland im 19. Jahrhundert. Bd. 1. Braunschweig, S.73f, zuerst: Hansen, Joseph (1931): Quellen zur Geschichte des Rheinlandes im Zeitalter der französischen Revolution. 1781-1801. In vier Bänden. Bd. 1. Bonn, S.35-36

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Klaus Heuer