März 2021 bis Februar 2024

Abstract

In its leading research interest, the project relates to the relationship between time and learning. The aim is to investigate the role time plays in adult learning, as there are – in contrast to childhood and adolescence – no solid temporal institutions for education (in contrast to compulsory school education). If learning is not simply seen as a lifelong event ‚en passant‘, time for continuing education must be negotiated, structured, and integrated into everyday life. At the same time, empirical research on participation in adult learning and education reveals that time conflicts (e.g. with family or professional obligations), but also missing legal entitlements (e.g. paid educational leave) form decisive barriers for participation. It is therefore of central interest, how and with which effects learning time is realized in practice and conceived individually, and, which different qualities of time are observable. The project examines the configuration of time-related structures and practices in courses (collective temporalities) and experiences and formation of time in the learning of the course participants (individual time modalities). This aims at analyzing relational interplays between collective temporalities and individual time modalities from a practice-theoretical perspective, instead of assuming time as a merely technological-operational entity.

As fundamental as time is for pedagogical issues, it eludes immediate observation. Therefore, the empirical investigation deploys a qualitative-reconstructive, multi-method and multi-perspective research design: Participant observation of courses aim at a (re)construction of the temporalities by systematically comparing courses from different learning settings (intensive ‘block week’, ‘day or evening course’ as well as the increasingly important ‘online course’). Through narrative interviews with course participants, individual time experiences and different shapes of qualities in learning time come into view (time modalities). Finally, an integrating analysis focuses on the multi-level analysis of the interplay between the collective temporalities in courses and the individual time modalities of learning. For this purpose, the documentary method offers an appropriate methodological framework and methodical approaches to meet the specific challenges of the research object by means of reconstructing implicit knowledge.

The results of the research project not only contribute to fundamental research in the field of time and learning (which offers insights not only for adult education but also for educational sciences in general), they can also help to clarify the phenomenon of (non-) participation in continuing education beyond sociographic and economic characteristics.

Fragestellung

Das Forschungsprojekt „Zeit und Lernen im Erwachsenenalter. Zur Rekonstruktion von Zeitlichkeiten und Zeitmodalitäten in differenten Lernsettings der Weiterbildung“ untersucht , welche Rolle Zeit für Lernen im Erwachsenenalter spielt, wenn dort – anders als in Kindheit und Jugend – keine festgelegten Zeitinstitutionen für Bildung (z.B. Schulpflicht) greifen. Wird Lernen nicht lediglich als lebensbegleitendes Geschehnis en passant angenommen, muss Zeit für Weiterbildung immer wieder ausgehandelt, strukturiert und in den Alltag integriert werden. Zugleich zeigt die empirische Forschung zum Weiterbildungsverhalten, dass Zeitkonflikte (z.B. mit familiären oder beruflichen Verpflichtungen), aber auch fehlende rechtliche Anspruchsmöglichkeiten (wie in Bildungszeitgesetzen) entscheidende Barrieren der Teilnahme bilden. Wie und mit welchen Wirkungen wird Lernzeit praktisch realisiert und individuell erfahren und welche unterschiedlichen Zeitqualitäten eröffnen sich?

Das Forschungsvorhaben untersucht dazu die Konfiguration zeitbezogener Strukturen und Praktiken in Kursen (kollektive Zeitlichkeiten) und Zeiterfahrung und -gestaltung im Lernen ihrer TeilnehmerInnen (individuelle Zeitmodalitäten). Ziel ist es, das Zusammenspiel zwischen kollektiven Zeitlichkeiten und individuellen Zeitmodalitäten aus einer relationalen, praxistheoretischen Perspektive zu analysieren, statt Zeit als lediglich technologisch-operative Entität anzunehmen.

Projektziel

So grundlegend Zeit für pädagogische Bezüge ist, so sehr entzieht sie sich der unmittelbaren Anschauung: Die empirische Untersuchung bringt daher ein qualitativ-rekonstruktives, multimethodisches und multiperspektivisches Forschungsdesign zum Einsatz: Teilnehmende Kursbeobachtungen richten sich auf die Rekonstruktion der Zeitlichkeiten, indem Kurse aus drei, hinsichtlich ihrer Zeitstrukturen grundsätzlich differenten Lernsettings systematisch verglichen werden (intensive ‚Blockwoche‘, ‚Tages- bzw. Abendkurs‘ sowie der zunehmend an Bedeutung gewinnende ‚Onlinekurs‘). Durch narrative Interviews mit Kursteilnehmenden kommen individuelle Zeiterfahrungen und unterschiedliche Qualitäten im Lernzeiterleben in den Blick (Zeitmodalitäten). Eine integrierende Analyse fokussiert schließlich mehrebenenanalytisch das Zusammenspiel zwischen den kollektiven Zeitlichkeiten in Kursen und den individuellen Zeitmodalitäten des Lernens. Die dokumentarische Methode bietet hierfür den geeigneten methodologischen Rahmen und methodische Vorgehensweisen, mittels Rekonstruktion impliziter Wissensbestände den spezifischen Herausforderungen des Forschungsgegenstands methodisch angemessen zu begegnen.

Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens tragen nicht nur zur Grundlagenforschung im Bereich Zeit und Lernen bei (die jenseits der Erwachsenenbildung auch Anregungen für die Bildungs- und Erziehungswissenschaft insgesamt bietet), sie können zudem an der Klärung des Phänomens der (Nicht-)Teilnahme an Weiterbildung jenseits soziographischer und -ökonomischer Merkmale mitwirken.

Kontakt

  • Schmidt-Lauff, Sabine, Prof. Dr. (Projektkoordination, wiss. Leitung)
    • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg

Beteiligte Personen

  • Hassinger, Hannah (Mitarbeit)
  • Schmidt-Lauff, Sabine, Prof. Dr. (Projektkoordination, wiss. Leitung)
    • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg
  • Schwarz, Jörg, Dr. (Mitarbeit)

Beteiligte Institutionen

  • Helmut-Schmidt-Universität. Universität der Bundeswehr Hamburg - Professur für Weiterbildung und lebenslanges Lernen
    https://www.hsu-hh.de/wb/

Sonstiges

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – 448214507

Forschungsparadigma

Theorieentwicklung ohne Einbindung von Praxisinteressen in das Forschungsprojektdesign

Design

Empirisch, einschließlich historische Arbeit

Datenerhebung

  • Akten- und Dokumentenanalyse (standardisiert/offen)
  • Beobachtung (teilnehmend, nicht teilnehmend, videogestützt)
  • Qualitatives Interview

Datenauswertung

  • rekonstruktiv