Grundbildung ist Voraussetzung für Teilhabe und eine demokratische Gesellschaft.
Offener Brief zur AlphaDekade an Bundesbildungsministerin Karin Prien
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In Deutschland können über 6 Millionen Deutsch sprechende Erwachsene nicht ausreichend lesen und schreiben. Der Weltalphabetisierungstag am 8. September 2025 hat die Dringlichkeit dieses Problems erneut verdeutlicht. Zahlreiche Medien haben auf Grundlage der Studien PIAAC und LEO über die alarmierend hohe Zahl der Erwachsenen mit Grundbildungsbedarf berichtet. Mangelnde Grundbildung bei so vielen Menschen hat weitreichende Folgen für die Arbeitswelt, für unsere Demokratie und für die gesellschaftliche Teilhabe. Angesichts der steigenden Zahl junger Menschen mit nicht ausreichenden grundlegenden Kompetenzen ist zudem nicht damit zu rechnen, dass sich die Situation künftig verbessert.
Nicht nur PIAAC und LEO, sondern auch weitere Befunde der empirischen Bildungsforschung bestätigen die zentrale Bedeutung von Grundbildung und Sprachförderung für die Integration in den Arbeitsmarkt. Diese Förderung ist ein wichtiger Baustein, um den Arbeits- und Fachkräftemangel zu reduzieren, soziale Sicherungssysteme zu entlasten und den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.
Darüber hinaus gefährden geringe Literalität und unzureichende Grundkompetenzen Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Menschen mit ausreichender Grundbildung sind eher in der Lage, Informationen kritisch zu prüfen, sich politisch einzubringen und ihr Wahlrecht wahrzunehmen. Grundbildung ist damit eine unverzichtbare Voraussetzung für Teilhabe und eine widerstandsfähige demokratische Gesellschaft.
Die AlphaDekade (2016-2026) hat eindrücklich gezeigt, dass diesen Herausforderungen professionell begegnet werden kann. In den vergangenen Jahren wurden durch Forschung und Öffentlichkeitsarbeit, durch den Aufbau von Kooperationsstrukturen und die Entwicklung innovativer Angebote bereits viel bewirkt. Gemeinsam mit Weiterbildungsträgern, Unternehmen, KiTas, Mehrgenerationenhäusern und anderen lokalen Einrichtungen konnten Menschen mit Grundbildungsbedarf erreicht und zum Lernen motiviert werden. Lehr- und Beratungsfachkräfte wurden professionalisiert, die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern gestärkt sowie der Dialog mit der Arbeitsverwaltung intensiviert.
Diese Erfolge machen deutlich, dass eine konsequente und koordinierte Weiterentwicklung dieser kooperativen Zusammenarbeit notwendig ist. Angesichts der Transformation der Arbeitswelt durch Digitalisierung, demografischen Wandel und Dekarbonisierung steigt dabei der Handlungsdruck weiter an.
Alphabetisierung und Grundbildung sind Investitionen in individuelle Chancen, in die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland und die Stabilität unserer Demokratie. Deshalb bitten wir Sie eindringlich, eine Fortführung der bisherigen Bemühungen ab 2027 zu beschließen und so ein starkes Signal für Teilhabe und Zukunftsfähigkeit zu setzen. Wir stehen Ihnen gerne für einen vertieften Austausch zur Verfügung, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln.
Mit freundlichen Grüßen,
- Deutscher Volkshochschul-Verband e.V.
- Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben
- Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V.
- Lernende Region-Netzwerk Köln e.V.
- GFFB gGmbH und Zentrum für Weiterbildung gGmbH
- Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH
- Stiftung Grundbildung Berlin
- Technische Akademie Schwäbisch Gmünd e.V.
- Prof. Dr. Simone C. Ehmig, FU Berlin und Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- Prof. Dr. Anke Grotlüschen, Universität Hamburg
- Prof. Dr. Ilka Koppel, Pädagogische Hochschule Weingarten
- Prof. Dr. Axel Plünnecke, Institut der deutschen Wirtschaft
- Prof. Dr. Josef Schrader, Wissenschaftlicher Direktor, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V.
Ansprechperson: Prof. Dr. Ilka Koppel, 0751/501-8516, koppel@ph-weingarten.de
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