Einführung:

Ziele der von C. Fr. H. Klenze geplanten Einrichtung waren Politische Bildung als gezielte Unterstützung der Interessenvertretung der Bauern in der neu geschaffenen Ständeversammlung in Schleswig-Holstein und berufliche Fortbildung in den allgemeinen Naturwissenschaften sowie im Ackerbau.

C.Fr.H. Klenze beschrieb im Nachfolgenden „Offenen Brief an die Ständedeputierte“, welcher im Itzehoer Wochenblatt vom 11.09.1840 abgedruckt wurde, Aufbau, Organisationsweise und Unterrichtsinhalte.

Quelle:

 „Der Bauernstand, welchen Sie auf der Ständeversammlung vertreten, ist für den Staat von höchster Wichtigkeit, mithin auch seine Vertretung. Es ist daher nothwendig, sowohl für den Staat, als für den Bauernstand selbst, daß alle diejenigen Kenntnisse in demselben verbreitet werden, welche zur richtigen Beurtheilung des Staats und seiner Verhältnisse dienen können. Dieses kann aber nur geschehen, durch die Errichtung einer höheren Bauernschule für Schleswig-Holstein, welche in dem Verlaufe mehrerer Jahre eine Pflanzschule für tüchtige Commünevorsteher und Ständedeputierte abgeben könnte, und durch welche sich überhaupt richtige Ansichten vom Staat und Staatssachen verbreiten könnten. Die Grundsätze, welche dabei zu beachten wären, möchten im Allgemeinen folgende sein. Die Schule würde für etwa 50 Schüler durch 2 Lehrer geleitet, für junge Bauersöhne, welche sich freiwillig auf ihre Kosten meldeten, von 20 bis 30 Jahr; sie müßte in einem Ort errichtet sein, welcher die jungen Leuten nicht  zu Weitläufigkeiten verleiten könnte und woselbst ein nicht kostspieliger Aufenthalt zu verschaffen wäre, die Dauer des Unterrichts würde 2 Jahre sein, Lehrgegenstände wären: Mathematik, namentlich auch Feldmessen, Naturkunde, namentlich Physik, allgemeine Staatswissenschaft und Geschichte nebst Geographie, genaue Kenntniß unseres Staats und aller seiner Verhältnisse in der Verfassung und Verwaltung, so wie endlich praktische Übungen und Arbeiten. Die Anleitung zur weiteren Ausbildung in den Mußestunden wäre dadurch von selbst gegeben.

Dieses ist meine rohe Idee über diese Sache; in wie fern ein landwirtschaftliches Lehrinstitut damit zu verbinden, will ich dahin gestellt sein lassen. Wenn aber Einige der Meinung sind, daß durch die hiermittelst entstehende höhere Ausbildung des Bauernstandes dem Staate Gefahr drohe, so möchte dadurch eben so sehr der Ehre unseres Bauernstandes zu nahe getreten sein, als diese Ansicht auf einem Irrthum beruht; denn wahre Ausbildung und Erkenntniß der Wahrheit kann immer nur das Gute befördern. Nichts ist gefährlicher in politischen Dingen als Mangel an eigenem Urtheil aus Unkenntniß. Daß aber die Wahl der Lehrer die Hauptsache bleibt, ist natürlich.“ (Dräger 1979, S. 196/197)

Literatur:

Dräger, Horst (1979): Volksbildung in Deutschland im 19. Jahrhundert. Bd. 1. Braunschweig

Laack, Fritz (1960): Auftakt freier Erwachsenenbildung. Geschichte u. Bedeutung d. "Pflanzschule für tüchtige Communevorsteher und Ständedeputierte" in Rendsburg 1842 - 1848. Stuttgart

 

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Klaus Heuer