KI für lebenslanges Lernen

In seiner Keynote spricht Prof. Marcus Specht darüber, wie Künstliche Intelligenz (KI) heute schon in Bildungsprozesse einfließt (AIED – Artificial Intelligence in Education) – und welche Chancen und Schwierigkeiten dabei entstehen. KI ist bereits allgegenwärtig und hat Konsequenzen für menschliches Lernen und Lehren; Marcus Specht will skizzieren, wie sie sinnvoll, nachhaltig, und menschzentriert integriert werden kann. Anhand des Beispiels eines KI-Reallabors stellt er konkrete Ideen und Empfehlungen vor – von der Bildungspolitik bis hin zur praktischen Arbeit im Kursraum. Themen wie Ethik, Datenhoheit, Fairness, Pädagogik und Lernpsychologie stehen dabei im Mittelpunkt.

Künstliche Intelligenz (KI) eröffnet neue Perspektiven für nahezu alle Lebensbereiche – auch für die Erwachsenen- und Weiterbildung. Mit dem wachsenden Einsatz von KI steigen zugleich die Anforderungen an die Praxis. Die Anwendung erfordert neue Kompetenzen, einen reflektierten Umgang mit Technologie sowie die Berücksichtigung ethischer und datenschutzrechtlicher Aspekte.

Michael Brendel (Ludwig-Windthorst-Haus)
Verantwortungsvolle Nutzung angesichts ethischer Herausforderungen 

Die aktuelle KI-Welle bringt soziale und ethische Fragen mit sich, die jede einzelne Person betrifft: Wieviel Kontrolle übergebe ich der KI? Wie beeinflussen KI-Algorithmen meine Wahrnehmung? Wer trägt die Verantwortung für KI-Ergebnisse? Der Kurzvortrag stellt sich diesen Fragen und skizziert Wege, wie jede und jeder Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll nutzen kann.

Arved Steinhauer (Arbeit und Leben)
Deepfakes, Desinformation und Bias: Bildung und Regulierung im Spannungsfeld der KI

Im Zeitalter Künstlicher Intelligenz steht die Demokratie vor neuen Herausforderungen. KI-generierte Desinformation und Deepfakes ermöglichen es, manipulative Inhalte mit geringem Aufwand massenhaft zu erzeugen und zu verbreiten. Besonders rund um demokratische Wahlen und gesellschaftliche Krisen kann dies die gemeinsame Faktenbasis des öffentlichen Diskurses untergraben und gesellschaftliche Polarisierung verstärken. KI-Tools zur Erstellung solcher Inhalte sind leicht verfügbar und soziale Plattformen verbreiten diese schnell und weit durch ihre Empfehlungsalgorithmen. Hinzu kommt, dass KI-Systeme selbst Ungleichheiten reproduzieren können und damit Teilhabe und Chancengleichheit beeinträchtigen.

Wie können wir diesen Risiken begegnen? Welche Rolle kann Regulierung tatsächlich spielen, etwa durch den EU AI Act? Wo sind zusätzliche Leitlinien oder Kontrollmechanismen notwendig? Und wie kann politische Bildung bzw. Erwachsenenbildung dazu beitragen, Medienkompetenz und demokratische Resilienz zu stärken? Der Vortrag beleuchtet diese Fragen und lädt im Anschluss zur gemeinsamen Diskussion ein.

Moderator: Prof. Dr. Andreas Martin (DIE)

Auch in Organisationen der Erwachsenen- und Weiterbildung kommt KI vermehrt zum Einsatz und bietet zahlreiche Möglichkeiten und Chancen, aber auch Herausforderungen für Akteurinnen und Akteure. Unter welchen Vorrausetzungen kann KI in Bildungsorganisationen sinnvoll eingesetzt werden und wie können gute Bedingungen dafür geschaffen werden? Wir schauen auf Erfahrungen und Probleme in der Bildungspraxis.

Natán Azabal (FU Hagen/Zukunftszentrum KI in NRW)
KI erfolgreich in Bildungsorganisationen einführen 

Der Vortrag beleuchtet die Bedeutung von AI Literacy als Ausgangspunkt für den kompetenten Umgang mit Künstlicher Intelligenz in Bildungsorganisationen.  Anhand eines konkreten Beratungsfalls wird aufgezeigt, welche technischen, strukturellen und kulturellen Herausforderungen bei der Einführung von KI entstehen – und wie sich die unterschiedlichen Perspektiven von Leitungsebene, Mitarbeitenden und externen Beratenden konstruktiv zusammenbringen lassen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Organisationen Rahmenbedingungen schaffen können, um KI strategisch, nachhaltig und menschengerecht zu integrieren.

Isabell Grundschober, BEd BSc MA (Universität für Weiterbildung Krems)
Innovative Work Behaviour in Zeiten von KI: Was Führung tun kann – und was nicht  

Künstliche Intelligenz verändert Routinen, Rollen und Lernprozesse in Bildungsorganisationen und erfordert, dass Teams Bekanntes verlernen. Der Beitrag zeigt, wie Führung Rahmenbedingungen schaffen kann, damit dieses Unlearning gelingt und Mitarbeitende neue Wege im Umgang mit KI entwickeln. Im Fokus stehen typische Neutralisierungsstrategien, die Innovation blockieren („Das geht bei uns nicht“, „Dafür haben wir keine Zeit“) und wie Führung eine Kultur fördert, in der solche Hürden in Lernchancen verwandelt werden. Ziel ist es zu zeigen, wie Unlearning und arbeitsbasiertes Lernen in Organisationen zu stabilen Praktiken führen können und damit die Basis für eine reflektierte Standardisierung des KI-Einsatzes bilden.

Joachim Giese (WBS Training)
Drei Ebenen des Wandels: Strategische Perspektiven auf KI in der Weiterbildung

Künstliche Intelligenz verändert die Weiterbildung auf mehreren Ebenen: Sie prägt die internen Wertschöpfungsprozesse – Vertrieb, Beratung, Betreuung Vermittlung - , transformiert Lernprozesse von Grund auf und eröffnet neue Themen- und Geschäftsfelder. Der Beitrag zeigt am Beispiel der WBS Training AG, wie diese drei Ebenen strategisch zusammengedacht werden können und welche Voraussetzungen für einen verantwortungsvollen und nachhaltigen KI-Einsatz in Bildungsorganisationen notwendig sind.

Moderatorin: Dr. Lisa de Vries (DIE)

KI eröffnet zahlreiche neue Möglichkeiten für das Lehren in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Lehrende können durch KI-gestützte Anwendungen wie Chatbots, adaptive Lernsysteme oder automatisiertes Feedback in ihrer Arbeit unterstützt werden. Diese Technologien versprechen unter anderem einen verbesserten Zugang zu Bildungsangeboten sowie erweiterte Teilhabechancen. Gleichzeitig wirft der Einsatz von KI neue didaktische Fragestellungen auf. Die Session nimmt konkrete Einsatzszenarien in den Blick: wir diskutieren, wie eine sinnvolle Mensch-Maschine-Interaktion im Lehralltag gestaltet werden kann und wie hoch der pädagogische Nutzen ist. Im Fokus stehen Ansätze, die Lehrende entlasten, die Qualität des Lernens verbessern und neue Teilhabemöglichkeiten eröffnen.

Susanne Lattke (DIE)
Zwischen Hype und Alltag: KI in der Weiterbildung im DACH-Raum

Rund um KI gibt es viele große Versprechen - von personalisierten Lernwegen bis zu automatisierten Aufgaben. Doch wie sieht die Realität in der Weiterbildung heute aus? Eine Umfrage macht sichtbar, wie Praktikerinnen und Praktiker in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Einsatz erleben und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Prof. Dr.-Ing. Torsten Zesch (FernUniversität in Hagen)
One Tool to Rule Them All? – Die Rolle der Lehrkraft im Zeitalter KI-gestützter Bildung

KI hält Einzug in die Bildung – doch wie gestaltet sich das Zusammenspiel zwischen Lehrkraft und KI-System sinnvoll? Der Vortrag beleuchtet, welche Rollen Lehrende in KI-gestützten Lehr-Lern-Settings einnehmen können: vom „Babysitter“ über den Coach bis hin zum Partner auf Augenhöhe. Wir diskutieren, welche Aufgaben vertrauensvoll an eine KI übertragen werden können und wo menschliche Expertise unverzichtbar bleibt. Anhand verschiedener Einsatz-Szenarien aus der Praxis am Forschungszentrum CATALPA werden Chancen und Herausforderungen illustriert. Ziel ist es, Wege aufzuzeigen, wie Lehrkräfte durch KI nicht ersetzt, sondern unterstützt werden.

Philipp Appel (DIE)
Kann KI die Arbeit von Lehrkräften erleichtern? Ergebnisse aus einem Experiment der TAEPS-Studie

In einem Online-Experiment wurde untersucht, ob generative KI (ChatGPT) Lehrkräfte bei der Unterrichtsvorbereitung effizient und qualitativ unterstützen kann und ob eine Schulung zum gezielten Einsatz von KI (Prompting) die Ergebnisse im Vergleich zur Nutzung ohne Training verbessert.

Dr. Mareike Kholin (DIE)

(Intelligente) Learning Analytics: Auf dem Weg zu personalisiertem Lehren und Lernen in der Erwachsenenbildung

Digitale Lernumgebungen erzeugen heute eine Fülle von Daten über Lernprozesse. Mit Learning Analytics lassen sich diese Informationen nutzen, um Lernpfade individueller zu gestalten und Lehrende gezielt zu unterstützen. Mareike Kholin zeigt, wie intelligente Analysen Lernende in der Erwachsenenbildung stärken und Wege zu einem adaptiveren, persönlicheren Lernen eröffnen.

Moderatorin: PD Dr. Carolin Bonnes (DIE)

Lernende in der Erwachsenen- und Weiterbildung nutzen zunehmend KI-gestützte Tools wie ChatGPT oder digitale Lernplattformen. Diese Werkzeuge verändern das selbstgesteuerte Lernen grundlegend. Doch welche Lerngewinne lassen sich durch KI tatsächlich erzielen? Wie kann ein reflektierter und transparenter Umgang mit KI unterstützt werden? Im Fokus dieser Session stehen die Perspektiven der Lernenden, der didaktische Nutzen von KI-Anwendungen sowie deren Auswirkungen auf nachhaltiges und kompetenzorientiertes Lernen. Es geht um die Frage, wie KI nicht nur effizient, sondern auch pädagogisch sinnvoll eingesetzt werden kann.

Stefanie Lotz und Dr. Saniye Al-Baghdadi (beide IHK Frankfurt am Main)
Conversational AI in der beruflichen Weiterbildung

Zertifikatslehrgänge sind ein zentraler Bestandteil der beruflichen Weiterbildung; sie fördern lebenslanges Lernen und vermitteln praxisnahe, kompetenzorientierte Inhalte. Der Lehrgang „Wirtschaftsmediator/in (IHK)“ steht exemplarisch für diese Ausrichtung. Hier wird erstmals Conversational AI auf Basis moderner Large Language Models (LLMs) wie GPT-5 integriert. Es entstehen realistische, dynamische Dialogsimulationen, die sich in Echtzeit an das Verhalten der Lernenden anpassen. Das KI-System analysiert das Gespräch, gibt kontextsensitives Feedback und ermöglicht eine personalisierte Lernkurve – ein innovativer Ansatz, der die Weiterbildung grundlegend transformiert.

Daniel Autenrieth (Next Step Culture und RWTH Aachen)
KI als Katalysator transformativer Bildungsprozesse

KI kann mehr sein als Werkzeug zur Wissensaneignung. Als relationaler Partner kann sie geschützte Reflexionsräume (Safe Enough Spaces) eröffnen, die über instrumentelles Lernen hinausgehen und transformative Bildungsprozesse ermöglichen. Entscheidend ist die Unterscheidung:

Während mit dem Begriff des Lernens oft auf Wissenserwerb fokussiert wird, zielen Bildungsprozesse auf die Transformation von Habitusstrukturen. Durch non-direktive Gesprächsführung, simulierte Perspektivwechsel und bewertungsfreie Interaktion ermöglichen KI-Systeme Lernenden, tief verwurzelte Deutungsmuster ohne soziale Bewertungsängste kritisch zu reflektieren.

Der Vortrag verbindet bildungstheoretische Perspektiven mit empirischen Befunden aus der wissenschaftlichen Weiterbildung und diskutiert, unter welchen Bedingungen Lernumgebungen mit KI Resonanzmomente erzeugen und Perspektivtransformationen fördern können.

Moderator: Prof. Dr. Hannes Schröter (DIE)

KI ist längst mehr als ein technisches Schlagwort – sie verändert unsere Arbeit, unser Lernen und unsere Gesellschaft. Doch wie reagieren wir darauf? Der Vortrag verknüpft Befunde zu Einstellungen mit einem Blick zurück bzw. nach vorne und wagt einen Blick in die Glaskugel: Welche Möglichkeiten haben wir ganz konkret in unseren Wirkungskreisen? Mit Zuversicht und Neugier können Mensch und KI gemeinsam neue Wege eröffnen.

In diesem Workshop erleben Sie, wie KI dabei helfen kann, ihre eigene Kreativität und Gestaltungskompetenz zu stimulieren. Dabei wird die Methode des Impro-Theaters mit der des LEGO Serious Play kombiniert. Die Teilnehmenden lernen, wie sich Themen und Aufgabenstellung szenisch und gestalterisch umsetzen lassen. Am Ende steht der Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz: Sie verarbeitet die erstellten LEGO-Modelle und erzeugt passende Regie-Anweisungen zur szenischen Darstellung des Gebauten, die es per Impro-Theater umzusetzen gilt. Durchgängig werden die Methoden immer wieder reflektiert und eine Anwendung in anderen Kontexten erläutert. Ein eigenes internetfähiges Endgerät (idealerweise ein Laptop) wird benötigt.

In dieser Praxis-Session erkunden sie, wie Künstliche Intelligenz zur Content-Generierung eingesetzt werden kann. Sie erhalten Einblick in den aktuellen Stand der KI-Integration in die Redaktionsprozesse von WirLernenOnline und lernen die vielfältigen Möglichkeiten KI-gestützter Lerninhalte. Gemeinsam generieren sie exemplarischen Content – etwa Themenbäume und Themenseiten – und diskutieren, wie sich dieser in verschiedenen Lehr-Lern-Settings nutzen lässt. 

René Foidl zeigt Ihnen praxisnah, wie mithilfe von GPTs (Generative Pre-Trained Transformer) ein personalisiertes Lernerlebnis erreicht werden kann. Und Sie erfahren, wie Prompts gestaltet werden müssen, um einen persönlichen KI-Tutor zu erstellen und probieren dies direkt aus. Der digitale Assistent soll eine individuelle Unterstützung beim Lernen und Planen bieten und eigene Lehr-Lern-Szenarien begleiten. Ein eigenes internetfähiges Endgerät (idealerweise ein Laptop) wird benötigt.

In diesem Workshop können Sie Ihre eigene KI-Kompetenz reflektieren. Sie machen Erfahrungen mit Tools, die Ihnen KI-gestützt (!) eine präzise Rückmeldung geben, wo Sie im Hinblick auf Ihre Anwendungs- und Reflexionskompetenz in Sachen KI stehen. Hierzu füttern Sie die KI mit eigenen beruflichen oder privaten Anforderungs- oder Nutzungssituationen. Ulf-Daniel Ehlers gibt Ihnen einen Erprobungs- und Reflexionsraum, moderiert den Erfahrungsaustausch und erläutert die konzeptionellen Hintergründe der von ihm und seinem Team entwickelten Tools.

In seiner Abschluss-Keynote widmet sich Prof. Dr. Ulf-Daniel Ehlers drängenden bildungstheoretischen Fragen nach Zukunftskompetenzen, dem Proprium des Menschen und den Aufgaben von Bildungseinrichtungen. Was bedeutet Bildung, wenn KI viele Aufgaben übernimmt? In seinem Vortrag zeigt er Chancen, reflektiert kritisch – und macht zugleich Mut: Pädagoginnen und Pädagogen bleiben unverzichtbar.